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noch Vortheile, hervorgehend ans einer besseren Ausnützung der Wärme der aufstei- genden Gase; es steht im Gegentheil zu befürchten, dafs ein gröfserer Ofenraum pro Tonne Roheisen bei einem kalkreichen Möller Nachtheile mit sich bringt 1 Nachdem somit die häufig gehörte Behaup tung, dafs die nordenglischen Hochofenanlagen zur Erzeugung von Giefserei-Roheisen den ent sprechenden deutschen durch ihre bedeutend gröfseren Oefen überlegen seien, als durchaus falsch zurückgewiesen ist, bleibt uns übrig zu untersuchen: Was sind denn die Vortheile, welche dem englischen Ofen erlauben, die 1000 kg Roheisen Nr. III mit einem um 495 kg geringeren Koks aufwand, oder mit einem um 373 kg geringeren Kohlenstoffaufwand darzustellen ? Wir finden bei näherer Betrachtung folgende vier Vortheile der nordenglischen Verhältnisse gegenüber den meisten deutschen und insbeson dere gegenüber den im Vorhergehenden betrach teten Harzer Oefen : 1. Geringerer Eisengehalt des deutschen Erzes ; 2. Gröfserer Kalkgehalt der deutschen Schlacke; 3. Verwendung gerösteter Erze in England; 4. Höhere Windtemperatur des englischen Ofens. Betrachten wir nun im einzelnen die relative Bedeutung dieser vier Vortheile in bezug auf Kohlenstoff-Ersparnifs. 1. Die Nachtheile des armen Eisensteins. Der sofort in die Augen springende Nach theil des deutschen dem englischen Ofen gegen über ist der geringere Eisengehalt der Erze oder genauer gesprochen der gröfsere Gehalt der Harzer Erze an schlackengebenden Bestandiheilen. Wenn wir diesen Nachtheil genau in Zahlen ausdrücken wollen, so müssen wir denselben von den zu fällig begleitenden Umständen getrennt betrachten. Wir müssen daher, um für beide Oefen im übrigen gleiche Verhältnisse zu haben, für einen Augenblick annehmen, dafs die Röstung der eng lischen Erze nur die an Eisenoxydul gebundene Kohlensäure verjagt hatte, dafs dagegen der in den Erzen enthaltene Kalkstein seine Kohlensäure unversehrt behalten hätte; wir müssen ferner annehmen, dafs das Product der Schmelzung der Harzer Erze ebenso wie das der Cleveländer Erze eine Schlacke von 40 % Kalk incl. Mag nesia wäre. Unter diesen Voraussetzungen berechnet sich der Wärmeverbrauch zum Zweck der Schlacken bildung in beiden Fällen wie folgt: Schlackenmenge pro 1000 kg Roh- Cleveland Garz eisen 1475 kg 1783 kg wovon 40% CaO + MgO .... 590 » 792 » und CO: 463 » 622 » Also der Wärmeverbrauch pro Kilogramm Roheisen: Cleveland W. E. für Schlackenschmelzung . . 811 für Austreibung der Kohlen ¬ säure 451 für Reduction von 75% die ¬ ser CO: 527 Harz Differenz w. E. W. E. 981 170 528 77 712 185 432 Es würden also unter sonst gleichen Ver hältnissen wegen der gröfseren Menge von schlackengebenden Bestandtheilen der Erze im Harzer Ofen 432 W.E. mehr verbraucht wer den. Da nun dieser Wärmeverbrauch nur durch die Verbrennung einer entsprechenden Menge Kohlenstoff vor den Formen zu Kohlenoxyd aus geglichen werden kann, so erfordert derselbe einen Mehrverbrauch von 432 2473 ’ 1000 = 175 kg Kohlenstoff auf 1000 kg Roheisen. Man sieht, wie falsch es wäre, den gröfseren Brennmaterialverbrauch des deutschen Ofens 1 e- diglich auf die ärmeren Erze zu schieben. 2. Die Nachtheile der kalkreicheren Schlacke. Unsere Beispiele zeigen die auffällige That- Sache, dafs die englischen Oefen bei Erzeugung derselben Qualität Roheisen mit einer Schlacke von 40% Kalkgehalt auskommen, wo die deut schen mindestens 50% gebrauchen. Es scheint dieser Unterschied bei Giefserei-Roheisen ganz allgemein zu bestehen. Soviel dem Verfasser bekannt, arbeiten sämmtliche in Deutschland auf grobkörniges Giefserei-Roheisen gehende Hoch öfen mit einer einzigen Ausnahme mit einer Schlacke, welche mindestens 50% Kalk (Mag nesia als Kalk gerechnet) enthält, während aller dings die auf Bessemer-Roheisen ähnlicher Koh lungsstufe arbeitenden deutschen Oefen mit 40 % und weniger Kalkgehalt auskommen, Man hört hie und da die Meinung aussprechen, dafs dieser Unterschied eine willkürliche Sitte der deutschen Hochöfner sei, oder dafs wenigstens nur das Bestreben, ein dem schottischen ähnliches Grob korn zu erzeugen, zu dieser überkalkreichen Schlacke geführt habe. Der Verfasser versichert daher ausdrücklich, dafs dem nicht so ist, dafs es vielmehr bei fast allgemein in Deutschland herrschenden Verhältnissen, wo der Thonerde gehalt der Schlacke nur 8 bis 11% beträgt, und wo dieselbe keinen nennenswerthen Gehalt von Mangan hat, eine absolute Unmöglichkeit ist, aüch nur ein Korn ähnlich dem Englischen Nr. III zu erzeugen, wenn die Schlacke weniger als 50% Kalk enthält. Da nun die einzige deutsche Hütte, wo dies nicht zutrifft, zugleich analog den Cleveländer Verhältnissen, einen sehr viel gröfseren Thonerdegehalt der Schlacke zeigt, so steht der Verfasser nicht an, zu behaupten, dafs dieser Thonerdegehalt der Erze vor dem