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December 1883. STAHL UND EISEN. Nr. 12. 647 gründet wurde, bei welcher die Cleveländer Ver hältnisse der zweiten Periode zum Muster ge nommen wurden, und dafs diese Hütte, was die Erniedrigung des Koksverbrauchs betrifft, Fiasko gemacht hat. Die Hochöfen dieser Hütte haben nämlich bei einem Ofenraum von 7 bis 9 cm auf 1000 kg Roheisen trotz Whitwells keine besseren Resultate erzielt als andere bei 4,5 cm Ofenraum ohne steinerne Apparate. Was sagt nun die Theorie zu solchen Ueber- raschungen? Diese Frage zu beantworten, scheint dem Verfasser jedenfalls der Mühe einer ein- I gehenden Untersuchung werth zu sein. Wenden , wir uns daher zu den Wärmerechnungen nach Bellscher Grundlage. Der Verfasser giebt gerne j zu, dafs die absolute Genauigkeit fast jeder ein- | zelnen Grundzahl derselben bestritten werden kann, aber er beansprucht für diese Grundzahlen i eine genügende Genauigkeit, um einen Vergleich verschiedener Betriebe unter Benutzung derselben Grundzahlen und genau derselben Rechnungs methode äufserst lehrreich zu machen. Wärmeverbrauch des Hochofens. Wir nehmen als Repräsentanten des englischen Betriebs den Cleveländer Hochofen von 80' Höhe, 18'Kohlensackweite und 11 578 engl. Cubikfufs Rauminhalt, über welchen Bell in seinen Vor- trägen vom September und Qctober 1869 aus führliche Angaben machte, und welchen auch der französische Metallurge M. L. Gruner in seinen Etudes sur les Hauts-Fourneaux seinen Unter suchungen mit zu Grunde legt. Auf diesen Ofen beziehen sich auch die in dem eingangs erwähnten Bellsehen Aufsatz S. 609 und 610 Jahrg. 1882 dieser Zeitschrift gemachten Angaben, während merkwürdigerweise die Berechnung S. 607 u. 608 sich auf einen andern Ofen bezieht, von welchem vollständige Angaben nicht vorliegen und der daher hier nicht weiter berücksichtigt werden kann. Als Repräsentant des deutschen Betriebs wählen wir einen jener kleineren Oefen von 16 m Höhe und 5 m Kohlensackweite aus dem Harzgebiet, welche mit einem Möllerausbringen von 23— 26 % arbeiten und einen Koksverbrauch von 1600 —1900 kg aufweisen. In beiden Fällen betrachten wir zunächst den Vorgang bei Erzeugung von feinkörnigem Giefserei- Roheisen, in Deutschland als Nr. III und Fein korn, in England als Nr. III und IV bezeichnet. Es ist dabei zu bemerken, dafs bei dieser Art des Betriebs wohl auch Grobkorn fällt, dafs aber die Absicht auf möglichste Koksersparnifs und dem- gemäfs auf geringes Korn und geringen Silicium gehalt gerichtet ist. Die Grundlagen der Berechnung und der Be- urtheilung der Leistung beider Hochöfen bilden | nachstehende Angaben der Betriebsverhältnisse: — Cleve- — Harz land 1 Inhalt des Ofens in cm . . 330 160 2 Tägliche Production in Ions 38,6 34,5 3 Koksverbrauch per ton Roh- eisen 1125 kg 1620 kg 4 Wassergehalt des Koks . . 21/2 % 5 % 5 Aschengehalt des Koks . . 7 % 9 % 6 Eisengehalt des Möllers . . 32,2 % 23,7 % 7 Wassergehalt des Möllers . 21/2 % 5 % 8 Kohlensäuregehalt d. Möllers per ton Eisen .... 306 kg 770 kg 9 Kalkgehalt d. Schlacke (incl. Magnesia) 40 % 50 % 10 Temperatur des Windes . . 485» G. 400» G. 11 Temperatur der Gichtgase . 332» C. 240" G. 12 Verhältnifs von 0 der Gichtgase 0,686 0,480 13 Eisengehalt des Roheisens (incl. Mangan) .... 93,2 % 94 14 Siliciumgehalt des Roheisens 1,5 % 1,5 % 15 Phosphorgehalt 1,5 % 0,7 % 16 Kohlenstoffgehalt .... 3,8 % 3,8 % Es verstellt sich, dafs sämmtliche Angaben von 2 bis 16 durchschnittliche Werthe einer und derselben Betriebsperiode und nicht aus einmaliger Ablesung hergeleitet sind. Unter »Möller« ist die Summe von Erzmischung und Kalkstein verstanden. Die Zahl unter 8 kann in allen den Fällen, wo, wie es beim Harzer Ofen der Fall ist, keine gerösteten Erze und kein gebrannter Kalk gebraucht wird, und wo die Kohlensäure des Erzes nicht an Eisenoxydul, sondern an Kalk oder Magnesia gebunden ist, aus dem Kalkgehalt der Schlacke berechnet werden. Wo dagegen geröstete Erze zur Ver wendung kommen wie in Cleveland, ist eine directe Bestimmung der Kohlensäure noth wendig. Besonders hervorzuheben dürfte ferner sein, dafs die Zahl unter 9., der Wassergehalt der Beschickung in unseren beiden Beispielen ganz aufsergewöhnlich klein ist. Im Cleveländer Ofen kommen die Erze fast noch heifs vom Röstofen in den Hochofen, die Verhältnisse des Harzer Ofens dagegen beziehen sich auf eine sehr trockene Witterungsperiode, und es ist aufserdem dabei zu berücksichtigen, dafs nur etwa 10% des Möllers aus Brauneisenstein, das Uebrige aus stückigem Rotheisenstein und Kalkstein besteht. Die Anordnung der Wärmetabellen wird von den verschiedenen Schriftstellern verschieden ge wählt. Die von Bell in dem angeführten Aufsatz benutzte Form hat, abgesehen von der uns Deutschen unbequemen Berechnung nach englischen Pfunden, den Uebelstand, dafs eine unbewiesene und, wie nachher bewiesen werden soll, unrichtige Annahme darin enthalten ist, nämlich die Hypothese von der Reducirung der ganzen Kohlensäure des Kalk steins zu Kohlenoxyd. Aufserdem wird in den