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suchungen, welche zur Feststellung der Wirkung angestellt hat, eine grofse Unterlassungssünde begangen hat. Habe ich Unrecht, so bin ich bereit, richtig gestellt zu werden. Es würde sogar unmöglich sein, hier alle der Theorieen nur Erwähnung zu thun, welche über die Wirkung des warmen Windes und deren Grenzen aufgestellt worden sind. Ich will mich nur auf einen der wichtigsten Punkte derselben beziehen, nämlich auf die Nothwendigkeit der Erwärmung des eintretenden Stickstoffs, um den selben zu verhindern, die Verbrennung durch Wärmeabsorbtion hintenanzuhalten. Es ist dies ein Umstand zu Gunsten der Winderwärmung, welcher alle übrigen zu überwiegen scheint; es ist damit aber ein weiterer verbunden, der, wenn auch von untergeordneter Bedeutung, nicht die nothwendige Beachtung gefunden hat, soviel mir bekannt ist. Bei einem gewöhnlichen Glevelander Hochofen kommen in der Beschickung auf die Tonne Koks etwa 21/2 t Eisenerz und roher Kalk stein, so dafs an den Formen ungefähr 21/4 mal mehr unverbrennbares als brennbares Material sich befindet. Was würde aus diesen Bedingungen resultiren, wenn der Wind kalt wäre? Wir würden, kurz gesagt, das zur Niederschmelzung der Materialien bestimmte Feuer anfachen und gleichzeitig das Material selbst abkühlen. Wenn nun auch bekanntlich die gleiche Kohlemenge stets die gleiche Zahl Wärmeeinheiten erzeugt, gleichviel, ob die Verbrennung rasch oder langsam vor sich geht, so macht sich in der Wirkung derselben im Hochofen ein sehr grofser Unter schied bemerkbar, da der Fall eintreten kann, dafs diese gesammte Kohlemenge verbrennen und ihre Wärme unnütz abgegeben haben kann, ohne dafs dabei der Schmelzpunkt des Eisens erreicht worden ist. Wenn man daher die im Gestell '.errichtete Arbeit nur als eine Wärmefrage be handelt, ohne dabei die damit erreichte Tempe ratur in Betracht zu ziehen, so ist dies ein Irr thum der weitgehendsten Art. Hohe Temperatur gegenüber den Formen ist vielleicht das wichtigste Element in der Ersparnifs bei der Verhüttung. Wenn demzufolge der unbrennbare Theil der Beschickung im Verhältnifs zu dem brenn baren so grofs ist, dafs er die Erzeugung der erforderlichen Temperaturhöhe unmöglich macht, so ist die natürliche Schlufsfolgerung die, dafs der Wind bis zur selben Temperatur erhitzt werden müfste, als solche Eisenerz in der Schmelz zone besitzt. Wenn diese Temperatur daher etwa 1700° G. betragen mag, so sollte der Wind ebenfalls womöglich auf 1700° G. erhitzt werden; hier würde, soweit dieser Theil des Problems in Betracht kommt, die wirkliche Grenze der Ersparnifs liegen. Von Seiten der praktischen Hochofenleute wird mir nun entgegnet .werden, dafs in der Schmelzzone das Eisenerz und der Kalkstein that- sächlich nicht mit dem Koks vermischt sind, sondern dafs in einem gutgehenden Ofen das Gestell nur voll Koks ist und an den Düsen nur Schlacke und reducirtes Eisen vorhanden ist. Wohlan, das ist schon gut, aber wie ist es denn in einem Hochofen, der nicht geeignet arbeitet? Dies bringt uns auf den Kern der Frage, da dies ein oft vorkommender Fall ist. Aufser der ge schmolzenen Masse, welche beständig in grofser Menge vor den Formen heruntergeht, wird auch oft noch sowohl Eisenerz wie Kalkstein in erheb licher Menge vorgefunden. Es ist dies eine Folge von unregelmälsigem Gang, und letzterer ist eine Folge von Versetzungen. Es geht dies aus dem Profil eines alten, vor zwei Jahren niedergeblasenen Hochofens hervor, das uns einen Ansatz an der Rast von sehr aufsergewöhnlicher Art zeigt. * Ich habe diesen Fall gewählt, der wohl das Extrem vor stellt, nichtsdestoweniger indefs der Wirklicheit ent nommen ist. Was wird nun unter solchen Ver hältnissen eintreten? Die Beschickungssäule wird unvermeidlich über der in der Mitte befindlichen Oeffnung hängen bleiben, das Gestell wird leer werden und die Verbrennung des über der Oeff nung befindlichen Koks beginnen. Zunächst werden dann voraussichtlich die schwereren Theile der Beschickung, d. h. die nicht brennbaren niedersinken und ein Erfrieren des Ofens herbei führen. Vorkommnisse dieser Art sind durchaus nicht ungewöhnlich in älteren Oefen, wenngleich sie mitunter in milderer Form verlaufen mögen. Die Beschickung wird durch die Auswüchse zurück- und von regelmäfsigem Niedersinken ab gehalten; sie bildet eine Wölbung, in deren unterem Theile der Koks verbrennt; Massen un geschmolzenen Materials fallen vor die Formen, wo weder kalter noch warmer Wind sie schmelzen wird, falls nicht gleichzeitig durch glücklichen Zufall eine Partie Koks mit niedergellt. Dies ist die gefährliche Wirkung der Ver setzungen, wir gelangen nun zu der Frage: Wie kann man dieselben vermeiden? Es ist bekannt, dafs man ihre Bildung bis zu einem gewissen Grad durch gute Materialien und richtige Wärme- führung, sowie auch durch richtige Beaufsichti gung verhüten kann; es kann indessen ein un glücklicher Zufall den Anfang zu ihrer Bildung veranlassen, so dafs sie sich unumgänglicher weise früher oder später bemerkbar machen. Die Stellung der Frage ist leichter als ihre Be antwortung, und ich kann dabei nichts Besseres thun, als ein eingehenderes Studium als bisher über die beste Form des Ofens empfehlen. Die erste Frage bei der Untersuchung ist die:' Wo nehmen diese Versetzungen ihren Anfang? Die diesbezügliche Erfahrung scheint zu lehren, dafs sie an irgend einer Stelle der Rast beginnen, * Wir werden in einer späteren Ausgabe Gelegen heit nehmen, die diesbezüglichen Zeichnungen mitzu- theilen.