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GIO Nr. 11. STAHL UND EISEN.“ November 1383. Ein Verlust an Calorien ist dabei natürlich nicht zu vermeiden. Ziehen wir die Gesammt- menge der mitgebrachten und entwickelten und der im Fuchs verlorenen Calorien in Betracht, so erhalten wir folgendes: Die 101,05 Gewichtstheile Gichtgas von 15 0 C. bringen mit 101,05 X 0,237 X 15 = 358 Gal. und entwickeln 53370 Cal. in Summa . . 53728 Cal. Bei einer Temperatur der abziehenden Gase V im Fuchs von 200 0 C.ist 200 = also ist der 36,72 Verlust im Fuchs V. = 7344 Calorien. Folglich werden an Calorien gewonnen 53728 — 7344 = 46384 Cal. Nehmen wir dagegen an, die nicht abge- kühlten Gichtgase gelangen an die Verbrauchs stelle mit 150° C., so bringen sie an Cal. mit 112 X 0,237 X150 = 3981 Gal. sie entwickeln 53370 Cal. in Summa . . 57351 Gal. Hier ist bei einer Temperatur im Fuchs von - V. 200° C., 200 = —, also V = 8400 Gal. 42 Folglich werden an . Gal. gewonnen 57351 — 8400 = 48951 Cal. Dies ist eine Mehr ausnutzung von 48951 —46384=2567 Cal. oder circa 5 % der vorhandenen Wärmemenge. Gegenüber diesem Verlust von 5 % an Calorien hat man den Vorlheil ganz reiner staubfreier Gase, während wie gezeigt die Verbrennungs temperatur eher höher als niedriger ist. Aus vorstehender Rechnung geht aber auch ganz deutlich hervor, dafs man mit halben Mafs- regeln nur ungünstige Resultate erzielen kann. Ob man nun mit Wasserdampf-Einspritzung oder Trockenreiniger die Temperatur der Gase erniedrigt, ist beides gleich schädlich, so lange man nicht bis auf ganz niedrige Temperaturen heruntergeht. Erstere Einrichtungen, wie z. B. auch die in »Stahl und Eisen«, Sept.-Heft 1883, S. 500 be schriebene, werden nur zur Folge haben, dafs, wie dort angegeben, die Temperatur der Gase sich infolge der Berieselung von 120° C. auf 70° C. erniedrigt, welches einen schädlichen Ver lust an Calorien zur Folge hat; dabei werden aber die Gase noch mehr Wasserdampf auf nehmen, sich bis zu circa 15% sättigen und sehr niedrige Verbrennungstemperaturen ergeben. Dazu wird die angegebene ein- oder zweimalige Berieselung in anbetracht der grofsen Geschwindig keit der Gase nur eine sehr geringe Staubaus scheidung erzielen. Was die verschiedenen vor geschlagenen Trockenreiniger betrifft, so werden dieselben desto wirksamer sein, je gröfser sie sind, welches aber auch nur eine um so gröfsere Abkühlung bis zu mittleren Temperaturen ohne Condensation des mitgeführten Wasserdampfes zur Folge haben wird; die Staubausscheidung wird dabei in Anlage und Betrieb sehr kost spielig. Macht man die Trockenreiniger endlich so grofs wie wirklich nothwendig zur vollständigen Staubreinigung und kühlt dadurch zugleich die Gase bis zur Condensation des Wasserdampfes ab, so ist auch kein Grund mehr vorhanden, das viel einfachere Waschen mit kaltem Wasser zu vermeiden. Zum Schlüsse gelangen wir also zu zwei Forderungen. Entweder, man bringe die Gicht gase so heifs wie möglich zu den Verbrennungs stellen (und mauere dann auch, wie in England und Amerika mit gutem Grund geschieht, die Gasleitungen aus) oder man kühle die Gase zuerst mittelst Luft- oder anderer Condensationsein- richtungen vollständig bis auf circa 15° G. ab und wasche sie dann mit kaltem Wasser gründ lich von allem Staub frei. Wenn man wie in Cleveland wenig Staub und infolge der heifs in den Ofen gelangenden gerösteten Erze nur geringen Wasserdampfgehalt der Gase und hohe Gichttemperaturen hat, wird man ersteres vorziehen. Solche Verhältnisse haben auch in Rheinland-Westfalen annähernd diejenigen Hochöfen, welche spanische und algierische Erze verarbeiten und weder Koks noch Möller mit Wasser bespritzen. Wenn man dagegen wie auf den meisten anderen deutschen Hochofen-Werken, besonders in Schlesien, viel Staub, nasse Gase und geringe Gichttemperaturen hat, so wird man letzteres Verfahren einführen sollen. In Oberschlesien besonders hat jedes nasse Verfahren vor einem trockenen den grofsen Vorzug, den werthvollen Gasstaub an einer Stelle auf billigste Weise abzuscheiden. Aufserdem kann das nicht zum Kühlen, sondern nur zum Waschen benutzte Wasser immer wieder über gepumpt werden und an etwa vorhandenen werth vollen Verbindungen von Cyan und Ammoniak angereichert werden, ähnlich wie in den Gas anstalten das Ammoniakwasser gewonnen wird. Es wird sich also auch aus diesem Grunde empfehlen, die Gase mit Wasser erst nach erfolgter Abkühlung in directe Berührung zu bringen. Es ist selbstverständlich, dafs sich gute, .gründ liche Einrichtungen zur Bewältigung der grofsen Gasquantitäten eines Hochofens nicht mit ein paar Mark herstellen lassen; der zu erzielende Vortheil: Anwendung von steinernen Winderhitzern, wo dies bisher nicht möglich schien, besseres Arbeiten vorhandener Winderhitzer, Ersparung der Reinigungen und der Reserveapparale und besonders auch stärkeres Verdampfen der Kessel und Wegfall der äufseren Reinigung derselben, berechnet sich aber auch nach Tausenden jährlich. H. S.