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Nr. 4. .STAHL UND EISEN.' April 1883. fürchte ich nicht allzusehr mehr, seitdem ich mehr und mehr durchschaut habe, auf welchen Fundamenten die dortige Gröfse beruht. Denn die Verhältnisse dort spitzen sich in einer so sonderbaren Weise zu, dafs die hohe Staffel der industriellen Entwicklung dort innerhalb weniger Jahrzehnte verschwunden sein wird, theils durch unsere Fortschritte, theils durch englische Rück schritte, deren Eintreten aus dem socialen Zu schnitt des heutigen Englands in Aussicht steht und bereits begonnen hat. Dafs Amerika in ge fährlicher Weise uns und Europa gegenübertritt, wie dies Herr Dr. Siemens ausführte, darüber bin ich insoweit mit ihm einverstanden, als die Vereinigten Staaten in sich ein Freihandels gebiet sondergleichen bilden. Dieser amerika nische Zollverband ist im Grofsen das, was wir hier in Deutschland im Zollverein gehabt haben. Die Segnungen desselben haben wir in Deutsch land alle empfunden, besonders zu der Zeit, als die Zollvereinseinrichtung mit mäfsigen Schutz zöllen bei uns wirksam war, — eine Zeit und Wirkung, die unsere deutsche Industrie in ihren Grundfesten aufgerichtet und befestigt hat. Ame rika empfindet diese Segnungen noch in höherem Mafse! Denken wir ferner an die Annäherung, die zwischen Amerika und Mexiko und auch mit Ganada jetzt statthat! Es ist da in der That gar nicht abzusehen, wie Europa einem so mächtigen grofsen Gebiet später concurrenz- kräftig entgegentreten soll, es sei denn auch mittelst einer Coalition, mittelst eines euro päischen Zollvereins. Wer wird aber glauben, dafs dieser Zollverein in Europa zu Stande zu bringen sei? Denken Sie an die grofse Un gleichheit der industriellen Entwicklung in den Einzelstaaten Europas. Der Zollverein würde sofort eine Reihe minder entwickelter Staaten in die übelste Lage bringen. Bei dieser Betrachtung schon, betreffend einen Vorschlag, der uns allen sympathisch erscheint, stofsen wir auf Schwierig keiten, welche sofort auch die Bedeutung der Zölle zwischen Völkern auf ungleicher Ent wicklungsstufe in das hellste Licht stellen. Ich bin auch nicht der Ansicht, dafs Amerika sich mit seinen Zöllen einen Luxus erlaubt hat, son dern ich habe mich dort drüben selbst über zeugt, dafs die Zölle dort absolute Noth wendigkeit waren und nur nebenbei eine Einnahmequelle bei der colossalsten Prosperität des Landes geboten haben, wie sie in keinem Lande jemals vorher existift hat. Für uns frei lich wäre es vielleicht besser gewesen, Amerika hätte keine Zölle gehabt, um so mehr dorthin zu exportiren. Ich sehe zunächst nicht ein, wie der Wunsch nach einem europäischen Zollbund sich realisiren kann. Bis jetzt hat es sich in Europa immer nur darum gehandelt, dafs die einzelnen Staaten verschiedene Industrie- und Wirthschaftssyteme verfolgen, und dafs jede Nation die eigenen Verhältnisse zur Abwägung und Herstellung ihrer national - ökonomischen Grundsätze in betracht gezogen hat — und bei dieser Art der Wirthschaft ist jede Nation sich selbst die nächste und nicht geneigt, sich einem Ideal zu opfern. Heber die Ersetzung des Kohlenstoffs durch Silicium im Ferromangan. Von C. Stöckmann, Hochofen-Ingenieur und Chemiker. Zu dem Artikel mit der Ueberschrift: „Ueber die Beziehungen des Mangans zum Kohlenstoff in Eisen und Stahl“ in Nr. 2 Seite 76 dieses Jahrgangs dieser Zeitschrift möchte ich mir einige Berichtigungen erlauben. Zunächst bemerke ich, dafs es für den mit der Ferromanganfabrication vertrauten Hochofentechniker wohl keine besondere Schwierigkeiten bietet, ein graues Roheisen mit hohem Mangangehalt zu erblasen. Schon im April 1877, als ich die Ferroman ganfabrication in Deutschland einführte, erhielt ich ein Roheisen mit- Graphitausscheidungen in der Mitte des Bruches, wobei der Mangangehalt desselben 17,4 °lo betrug. Es würde nun ein leichtes gewesen sein, ein vollständig graues Product zu erblasen, da dieses aber meinem In teresse entgegen war, so führte ich den Ofen auf weifses Spiegeleisen. Der Siliciumgehalt dieses melirten Productes betrug ca. 1 %. Dieses Eisen wurde im Spiegeleisen-Gupolofen der Bessemerei umgeschmolzen, nachdem das Eisen abgestochen und der Ofen erkaltet war, zeigte sich die innere Wand desselben vollständig mit Graphitblättchen überzogen. Herr Pourcel sagt weiter in seinem Schreiben: „Weil das erzeugte graue Roheisen sehr viel Silicium enthalten, so habe ihn dieses zu dem Schlüsse geführt, das Silicium habe dem Man gan die Fähigkeit genommen, Kohlenstoff aufzu nehmen, weil derselbe in graphitischer und nicht in chemisch gebundener Form auftrete.“ Diese Schlufsfolgerung ist nicht zulässig, weil die Gra-