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April 1883. STAHL UND EISEN.“ Nr. 4. 237 Bremszäume. Der Vorstand der Düsseldorfer Gewerbe-Ausstellung von 1880 hat s. Z. dem niederrheinischen Bezirks- Vereine der Ingenieure zu Düsseldorf die beiden, bei den Maschinen-Untersuchungen benutzten Bremszäume zum Geschenk gemacht. Um diese Apparate bei den sich mehrenden Untersuchungen von Dampfmaschinen jedem Interessenten zugänglich zu machen, hat oben genannter Verein beschlossen, dieselben in betriebs fähigem Zustande jederzeit zur Abgabe bereit zu halten, und ertheil Herr Ingenieur Ign. Diepgen in Düs seldorf jede, die Verleihung betreffende Auskunft. Die beiden Bremszäume, deren einer für Maschinen bis zu 30, der andere für solche von über 30 bis 100 Pferdekräften bestimmt ist, bestehen je aus einer zweitheiligen Bremsscheibe von 1,00 resp. 1,500 m Durchmesser, dem Bremsband mit Holzfutter und Zug bolzen mit Gummifedern, dem Bremshebel mit Cata- ractpumpe und complettem Stellzeug und Druckstange, sind also zum Gebrauche soweit vollständig, als nur noch zu dem jedesmaligen Versuche eine Büchse her zustellen ist, welche auf die Maschinenwelle und in die Ausbohrung der Bremsscheiben von ca. 250 resp. 380 mm auf- bezw. einzupassen ist. Für eine Ge brauchszeit von je 14 Tagen und jeden angefangenen, folgenden 14 Tagen wird eine Verleihungsgebühr von 20 , für Verladen etc. 12 « bezahlt. Die Bahn transportkosten trägt der Entleiher, der auch für die richtige Behandlung der Apparate und, bei etwaiger Beschädigung, für die Reparaturkosten aufzukommen hat. Bei der Kostspieligkeit der Beschaffung derartiger Einrichtungen zu einzelnen Versuchen darf das Vor gehen des niederrh. Bezirksvereines gewifs als ein zeitgemäfses angesehen werden, und dürfen wir wohl mit Recht die Benutzung dieser Apparate unseren Ver einsmitgliedern vorkommenden Falles empfehlen. Nn. Die Warrants. Bei dem Präsidium des Deutschen Handelstages war von der Handelskammer Mannheim der Antrag gestellt worden, Warrants in Deutschland einzuführen. Mit der gesammten Tagesordnung für die XI. Ple nar-Versammlung des Deutschen Handelstags war auch dieser Antrag den Mitgliedern des Deutschen Handels tages, zu denen bekanntlich auch die Nordwestliche Gruppe des Vereins Deutscher Eisen- und Stahl-In dustrieller gehört, zur Begutachtung zugegangen. Der Vorstand der Gruppe hatte sich diesem Antrag gegen über ablehnend verhalten, indem er von der Ansicht ausging, dafs die Warrants in der Hauptsache nur Papiere sind, welche zu einem ungerechtfertigten Spiel Veranlassung geben, dafs Deutschland derartige Papiere zur Genüge besitze und dafs demnach zur Vermehrung derselben keine Veranlassung vorliege. Wie richtig die Ansicht des Vorstandes gewesen ist, mag aus den interessanten Darlegungen über die weltbekannten Warrants in Glasgow ersehen werden, welche wir dem »Iron« vom 9. Februar entnehmen: „Vor ungefähr einem Jahr machten wir auf die Vorkommnisse auf dem Glasgower Roheisen-Markt, auf dessen Entartung zu einer reinen Speculations- Börse und auf die grofsen Uebelstände, die hieraus entstehen, aufmerksam (s. den Artikel in Nr. 4 von »Stahl und Eisen« 1882, S. 155). Es wurde dargelegt, dafs, so viel Gutes auch die Idee bezweckt haben mag, welche den Anlafs zur Errichtung der »Stores« gab, dasselbe durch deren directe Einmischung in die natürlichen Gesetze von Angebot und Nachfrage aufgehoben wurde, wodurch jene, welche den Wettkampf zu be stehen nicht fähig waren, in demselben sammt und sonders zu Boden geworfen wurden. Ferner wurde hervorgehoben, dafs der fortgesetzte Bestand solcher »Stores« aus keinem Grunde länger zu rechtfertigen sei, seitdem die ungeheuren Hülfsmittel, welche jetzt zur Vermehrung der Production bestehen, so rasch zur Anwendung gelangen können, dafs wenig oder gar keine Wahrscheinlichkeit vorliege, die Nachfrage könnte jemals in hohem Mafse das Angebot übersteigen. Da diese »stores« jedoch vorhanden seien, obwohl kein nützlicher Zweck durch sie erreicht werde, so wer den sie nichtsdestoweniger zu irgend etwas benutzt werden. Dieses Etwas sei die Speculation, und es sei wohl zu beachten, dafs die reine und unverfälschte Speculation jetzt die einzige »raison d’etre« für die Schottischen Warrants bilde. Dieselben seien in die Hände von Leuten gelangt, welche die Thatsache er kannt. hätten, dafs der Spieltrieb — der Wunsch, Wohlstand ohne Arbeit zu erwerben—, (der überdies in seiner Aeufserung einen eigenartigen Reiz gewähre), tief das Herz des Menschen zu erfassen vermöge und, obwohl er eins der Hauptkennzeichen der Wilden und der Halbcivilisirten sei, mit grofser Macht selbst unter den höchstentwickelten und am meisten civili- sirten Schichten der menschlichen Gesellschaft sich geltend mache. Den Maklern und Händlern in Glas gow müsse das Zeugnifs ausgestellt werden, dafs sie die geschilderten Verhältnisse auszunützen verstehen. Ihre Stellung sei freilich nichts weniger als eine nor male. Den meisten Menschen sei irgend ein nütz licher Antheil an der Arbeit der Welt zugewiesen. Der Handwerker habe seine besondere Thätigkeit, der Landwirth und der Fabricant producire, der Kaufmann und der Rheder vermitteln und befördern die Producte ihres eigenen Landes und die fremder Länder, und die gewöhnlichen Handels - Agenten und Makler füllen ihren bescheidenen Platz aus. Aber mit Ausnahme der Bummler und Nichtsthuer, welche sich in jedem Stande und in jeder Beschäftigung finden, gebe es keine Klasse Menschen, von der ge sagt werden könne, dafs durch deren Anstrengungen das Leben nicht reicher, sondern nur ärmer gemacht werde, mit Ausnahme von Jenen, welche, wie oben erwähnt, ihr Leben dazu benutzen, in geschickter Weise mit den Leidenschaften ihrer Mitmenschen zu spielen. Der Verlauf der letzten zwölf Monate hat bewiesen, dafs Gedanken, -wie die oben dargelegten, allmählich im Handelsstand Eingang finden, und es kann mit Sicherheit einer Zeit entgegengesehen werden, in wel cher diese »stores« der Vergangenheit angehören wer den , oder wenigstens auf einen solchen Umfang zurückgeführt sein werden, dafs sie keinen Schaden mehr verursachen können. Ein Anzeichen hierfür liegt in den laut geäufserten Klagen des »Ringes« selbst, dafs im Jahre 1882 das Publikum sich fern gehalten habe; infolgedessen seien diePreisfluctuationen geringer als in manchen der früheren Jahre gewesen. Der Preis der Warrants schwankt nur von 46 sh. 9 d. bis 53 sh. 11/2 d. per Tonne während des ganzen Jahres; im Laufe desselben hat jedoch das gröfste Fallen oder Steigen des Preises nie mehr als 2 bis 3 sh betragen. Es hat sich auch ergeben, dafs im Gegensatz zu dem alten Sprichwort »Keine Krähe hackt der andern die Augen aus«, die »bulls« und »bears« (die Hausse- und die Baisse-Partei) einander in einem Mafse berauben, dafs in der letzten Zeit im »Ring« verschiedene Bankerotte und Ver luste vorgekommen sind. Den Hauptbeweis für den Verfall findet man jedoch, wenn man einen Vergleich mit einem andern Roheisen producirenden District, mit dem in Cleveland, zieht. Den Eisen- producenten von Middlesborough mufs Anerkennung dafür gezollt werden, dafs, als vor einigen Jahren Gonnals dort eine Niederlage gründeten, sie es stand haft ablehnten, die Einführung eines täglichen Marktes zum Speculations-Handel in Warrants nach dem Glas gower System zu unterstützen. Ihre Voraussicht hat sie seitdem in gutem Stand erhalten, wodurch sie im letzten Jahr ausgezeichnet befähigt waren, den ver-