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Der neue Zolltarif der Vereinigten Staaten. Dem »Ironmonger« vom 10. März entnehmen wir die nachstehenden Mittheilungen über den neuen Zolltarif der Vereinigten Staaten: Das vom Senate und dem Hause der Reprä sentanten ernannte Conferenz-Committee kam am letzten Freitag zu einer Verständigung. Seine Vorschläge beruhten, im Gegensatz zu den Vor schlägen der Tarifcommission und der Budget commission des Hauses der Repräsentanten, haupt sächlich auf der Classification und den Sätzen, die früher vom Finanz-Committee des Senats festgestellt waren. Das Conferenz-Committee empfahl auf Stahl, der einen Werth von 4 c. per Pfund oder we niger besitzt, einen Zoll von 45 % ad valorem; auf Stahl, der einen Werth von nicht weniger als 7 c. und nicht mehr als 11c. per Pfund hat, einen Zoll von 23/4 c.; auf Stahl, der mehr als 11 c. werth ist, einen Zoll von 31/4 c. Für Stahlschienen schlug das Committee einen Zoll von 17 8 per Tonne, für Eisenerze einen Zoll von 75 c. per Tonne und für Roheisen einen solchen von 3/10 c. per Pfund vor. Das nachfolgende, genaue Verzeichnifs weist nach, dafs diese Sätze in der Hauptsache adop- tirt wurden. Mr. Carlisle, Demokrat aus Kentucky, wich von den, von den anderen Mitgliedern des Com- mittees gefafsten Beschlüssen ab, da auf Grund derselben die Eisenzölle im allgemeinen erhöht würden. Der Bericht des Gonferenz-Committees wurde im Hause am Samstag zur Discussion gestellt, und Herr Kelly, der Vorsitzende der Budgetcom- mission, theilte mit, dafs der Gesetzentwurf die Einnahmen um rund 67 000 000 8 verringern würde. Herr Carlisle widersprach und behauptete, dafs die Zollermäfsigungen 25 000 000 8 betragen würden, von denen 11 000 000 8 auf den Zucker kämen. Er sagte, dafs die Zölle auf Stabeisen, ausgenommen für die geringsten Sorten, selbst über den Satz erhöht wären, der vom Hause festgesetzt worden sei. Auch für Bleche würden die Zölle durch den Gesetzentwurf des Gonferenz- Committees noch über die Sätze, welche sowohl der Senat als das Haus der Repräsentanten fest gesetzt hatte, erhöht werden. Zum Schlufs wurde der Gesetzentwurf, wie vorgeschlagen, vom Senat mit 32 gegen 31 Stim men und vom Hause mit 152 gegen 115 Stim men angenommen. Die Opposition der demo kratischen Freihandels-Partei war ohne Erfolg gegen den Entwurf, für den nur 19 Demokraten stimmten. Der sofort vom Präsidenten Arthur unter zeichnete Entwurf wurde hierdurch Gesetz, das am 1. Juli in Kraft treten wird. (Für Zucker tritt der Tarif bereits mit dem 1. Juni in Kraft.) Das Resultat befriedigt niemand, und die Demokraten erklären schon jetzt, dafs sie einen durchgreifenden Gesetzentwurf in der nächsten Session einbringen werden, um die Einfuhrzölle noch mehr zu reduciren. Sämmtliche Industrielle erklären sich mit dem Gesetz sehr unzufrieden und behaupten, dafs es sie ruiniren werde. Die Bandeisen- und Eisendrahl - von Pittsburg erklären, ihr Geschäft würde durch das neue Tarif-Gesetz vollständig vernichtet werden, und die Producenten' von Roheisen, Blechen und Stahl behaupten auch, dafs ihr Geschäft in hohem Mafse leiden werde. Bei der Umrechnung in englisches Geld ist der Dollar zu seinem Nominal-Werth von 4 sh. 2 c. angenommen und die Tonne von 2240 T zu Grunde gelegt. Es ist auch versucht worden, den neuen mit dem alten Tarif zu vergleichen; die Vergleichung mufs jedoch cum grano salis genommen werden, da man in Erwägung ziehen mufs, dafs die neue Classification in vielen Fällen vollständig verändert ist, so dafs jetzt eine genaue Vergleichung gar nicht vorgenommen werden kann.