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210 Nr. 4. 1» STAHL UND EISEN/ April 1883. züglich Amortisation und Verzinsung vollständig | gedeckt wäre. Da diese Aufstellung auf den Erfahrungen von Werken beruht, welche unter anderen Ver hältnissen als die oberschlesische Hochofen-Indu strie arbeiten, so kann dieselbe auch einen An spruch auf absolute Sicherheit nicht machen. Da jedoch bei diesen Berechnungen in allen Theilen sehr niedrig gegriffene Zahlen angesetzt worden sind, so dürften dieselben doch eine ge nügende Garantie bieten, um auch für die ober schlesischen schwierigeren Verhältnisse die erfor derliche Grundlage für die Berechnung bei der Anlage steinerner Apparate geben zu können. — Aufser diesen von Herrn Mac co auf der Ver sammlung vom 15. Januar gegenüber den fünf an geführten Bedenken geäufserten Ansichten, brachte Herr Bergrath Jüngst auch die seitens des Herrn Givilingenieurs Gari Goedecke zu Düsseldorf an ihn über die in Rede stehenden fünf Punkte schriftlich gerichteten Aeufserungen zur Verlesung und theilen wir dieselben nachstehend mit: ad 1. Bei einem auf Concordia-Hütte in Esch- weiler vorgenommenen Versuche, bei welchem ein feuerfester Stein in einem Wasseralfinger Winderhitzer der (dort ebenfalls viel Zinkoxyd mitführenden) Flammen längere Zeit (einige Wo chen) ausgesetzt wurde, war der Beschlag nicht stärker, als er bei Gasen ohne Zinkoxyd zu sein pflegt. Selbst wenn der Beschlag in den stei nernen Winderhitzern stärker sein sollte, nament lich in den hinteren, kälteren Kammern, so würde derselbe doch geraume Zeit gebrauchen, um schäd lich zu werden, wenn die Kammern grofs genug sind. Es ist jedoch anzunehmen, dafs der Haupt theil des Zinkstaubes sich in den Bodenkammern absetzt; je gröfser diese sind, desto mehr würde sich niederschlagen. Dafs die Winde durch einen Anflug von Zink staub, überhaupt von Gichtstaub, weniger leistungs fähig werden sollten, bezweifle ich, wenigstens spricht dagegen bis jetzt die Erfahrung von Ap paraten, die jahrelang im Betrieb sind und noch keiner senkrechten Reinigung bedurften. Ich glaube auch nicht, dafs Gichtstaub, glühend gemacht, weniger leicht die Wärme abgiebt, als die in dieser Beziehung wenig günstigen feuerfesten Steine. (Anders liegt natürlich die Sache bei eisernen Röhren, bei denen die Hitze durch den Anflug hindurch soll.) Es würde jedoch sofort eine ge ringere Leistungsfähigkeit eintreten, wenn der Gichtstaub zum Schmelzen käme und die Ziegel verglasen würde. Dieses ist aber nicht zu be sorgen, da Zinkoxyd ein sehr schwer schmelz barer Körper ist und metallisches Zink nicht in den Winderhitzern Vorkommen kann, selbst wenn es mit den Gasen bei hoher Temperatur der selben bis in den Apparat mitgeführt würde. ad 2. Dieses Bedenken ist mir das schwer wiegendste, da ohne diesbezügliche Erfahrungen ich theoretisch nichts dagegen zu sagen weifs, wenn ich auch glaube, dafs die Sache sich so verhalten wird in der Praxis, wie bei gewöhn lichem Gichtstaub, d. h. dafs in Wirklichkeit nur minimale Staubmengen mit in den Ofen ge rissen werden, dank der geringen Geschwindigkeit des Windstromes und dank der Adhäsion, welche der einmal abgelagerte Gichtstaub zu seiner Un terlage hat. Dieses selbe Bedenken war ja auch eins der gewichtigsten gegen Einführung von stei nernen Winderhitzern überhaupt; und was stellte sich heraus? Nur eine ganz kleine Menge Staub wurde wirklich mitgerissen, wie man sich durch den Augenschein bei abgenommenen Düsen über zeugen konnte und dieses nur während einer ganz kurzen Zeit. Wahrscheinlich wird es bei zin- kischem Gichtstaub ebenso sein, doch wage ich keine bestimmte Meinung darüber auszusprechen. ad 3. Nach den vorliegenden Erfahrungen ist dieses Bedenken kein solches, da inan durchweg sehr gut mit den Hochofengasen auskommt, auch dort, wo keine Koksöfen vorhanden sind. Stei nerne Winderhitzer brauchen nach meinen Er fahrungen weniger Gas als eiserne; die Aus nutzung des Gases ist eine weit bessere. ad 4. Nach mir kürzlich in Ostrau gemachten zuverlässigen Angaben schwankt die Windhitze für gewöhnlich bei zweistündigem Betriebe eines Winderhitzers auf Wind von 750° G. auf 700° (man hat dort schon 850° G. erreicht, ich gebe aber absichtlich die geringere Temperatur); als man einen Winderhitzer bei sehr gaarem Ofen gange absichtlich ununterbrochen 12 Stunden auf Wind hatte stehen lassen, war die Windhitze nur um 100 0 G. gesunken. Die dortigen Winder hitzer (nach meinem Patente veränderte Whitwell mit je ca. 3200 qm Heizfläche und etwa 630 000 kg feuerfesten Steinen) bieten eben eine grofse, durchweg benutzte Heizfläche bei grofser Masse des Materials, so dafs eine gehörige Wärmeauf speicherung stattfindet. Man würde also, falls ein Heruntergehen von Zinkschwamm stattfindet, für reichlich 24 Stunden Wärme aufgespeichert haben, ohne den Zuwachs durch die doch immer vorhandenen Gase zu rechnen. Aufserdem würde es vielleicht möglich sein, durch ein genügend tief eintauchendes Rohr bei geschlossener Gicht und ohne seitliche Gas entziehung den Zinkschwamm im Hochofen gar nicht zur Geburt gelangen zu lassen. ad 5. Gegen dieses Bedenken läfst sich nichts sagen, ebensowenig wie dagegen, dafs heute die Privatindustrie mehr Veranlassung hat als die Königlichen Werke, die einschlägigen Versuche zu unternehmen. Herr Goedecke hat sich schliefslich noch bereit erklärt, bei einem diesbezüglichen Versuche ein Drittel des Risicos zu übernehmen, falls ihm