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336 Nr. G. «STAHL UND EISEN.“ Juni 1883. Zeitverlust beim Auswalzen von Blechen, nament lich für Reversir- oder Trio-Walzwerke, von grofser Wichtigkeit. Es ist unter allen Umständen zweck- mäfsig, einen besonderen Zeiger mit Scala in einer Weise anzubringen, dafs der Arbeiter, wel cher das Anstellen der Oberwalze bewirkt, die Stellung derselben direct ablesen kann. Der Hub der Oberwalze von Blechwalzen, welche zur Fabrication von Panzerblechen einge richtet sind, beträgt bis zu 800 mm, und bietet hierbei die Ausgleichung des Gewichtes derselben vermittelst Gegengewichte und Hebel grofse Schwie rigkeit, weshalb jetzt vielfach durch zwei direct wirkende Kolben M Fig. 5 übertragener Dampf oder Wasserdruck zur Anwendung kommt, der beständig in dem Rohre N steht und nur durch Condensation oder Undichtigkeit des Kolbens ge ringen Verlust erleidet. Durch die Stangen 0 und P wird derselbe auf das Unterlager der Ober walze übertragen, um indessen bei zeitweise ein tretendem, zu starkem Ueberdruck ein Bremsen der Walzenzapfen zu vermeiden, können diese Stangen auch bis unter das Oberlager geführt und zwischen diesen und dem Unterlager Federn eingeschaltet werden. Iron and Steel Institute. Wie bereits in voriger Nummer von uns an gekündigt, fand das diesjährige Frühjahrs-Meeting des Iron and Steel Institute am 9., 10. und 11 Mai in London statt. Zunächst wurde der Geschäftsbericht des Vor standes verlesen ; es ging daraus hervor, dafs die Ver einigung gegenwärtig 1277 Mitglieder besitzt; der Zuwachs des letzten Jahres betrug 122, der Verlust durch Tod und Austritt 26. Nachdem sodann noch die derzeitige Vermögenslage mitgetheilt worden war und die Aufnahme einet Reihe neuer Mit glieder stattgefunden hatte, übergab der seitherige Präsident Mr. Josiah Smith dem in dieser Eigenschaft für die rächsten zwei Jahre gewählten Mr. B. Sa muelson den Vorsitz. Letzterer leitete denselben durch die übliche Antrittsrede ein, welche einen gedrängten Ueberblick über die Lage und tech nischen Fortschritte der Eisen- und Stahlindustrie der Welt gab, ohne dabei indessen neue Gesichts punkte aufzudecken. Die Roheisenproduction der Welt, sagte er im wesentlichen, ist seit 1869, dem Gründungs jahre des Institute, von 10500000 t auf 20 500 000 t im Jahre 1882 gestiegen. Im Jahre 1869 erbliesen die Hochöfen wöchentlich durchschnittlich 180 t mit einer Windtemperatur von 427° C. bei einem Koksverbrauch von 11/4 bis 11/2 t pro Tonne Eisen, während die wö chentliche Production zur Zeit bis auf 300 t durch schnittlich, in Gonsett bis auf 850 t und in Ame rika sogar bis auf 1128 t gestiegen ist. Die Ersparnifs an Brennmaterial kann man auf circa 1/3 schätzen. Bei dem Verkokungsprocefs selbst ist der Gontinent, England gegenüber, im Vor sprung; die Koksöfen, nach Appoldschem und Cop- peschem System, liefern 70 bis 75°/0 Koks aus derselben Kohle, welche bei der Verkokung in gewöhnlichen Oefen nicht mehr als 55 bis 60% ergiebt, aufserdem ist die dabei fallende Qualität eine gleich gute. Eine weitere Ersparnifs ist durch die Wiedergewinnung der Kohlenwasserstoffe und Stickstoff-Verbindungen erzielt worden. Diesbe zügliche Versuche sind in Gartsherrie angestellt worden, wo die Gichtgase zweier Hochöfen, welche mit roher Kohle beschickt werden, so zufrieden stellende Resultate ergaben, dafs man dort im Begriff ist, die Erfindung auf zehn Hochöfen aus zudehnen, welche in 24 Stunden zusammen über 2 Millionen Gubikmeter an Gichtgasen produciren. Es schien auf den ersten Anblick, als ob die Ge winnung dieser Nebenproducte bei den Koksöfen ein Leichtes sei; es stellten sich jedoch besondere Schwierigkeiten heraus, welche namentlich in der Verringerung der Koksqualität bestanden. In Terre-Noire hat man Oefen nach Carves System schon vor längerer Zeit angelegt; dieselben sind dort und auch in Besseges heute noch in Betrieb, Sonst will indessen auch in Frankreich und Bel gien das Garvesche System nicht recht in Auf nahme kommen; einige von Lowth. Bell und J. Lancaster gebaute Versuchsöfen haben zu keinem Resultat geführt. Neuerdings scheint dies der Firma Pease & Go. in Crook besser geglückt zu sein; es sind dort 25 Oefen in Betrieb, welche Nebenproducte im Werthe von ca. 4 M. 25 Pf. pro Tonne Kohle liefern. Die Mehrausgaben dafür betragen 1 •6 35 8, dazu kommen noch die Zinsen für die höheren Anlagekosten. Die von Dr. Otto in Westfalen angestellten Versuche scheinen zwar vielversprechend, bedürfen jedoch noch weiterer Bestätigung. In gleicher Richtung hat auch Jameson * gearbeitet und nicht zu leug nende Erfolge erzielt. Die Erhöhung des Roh eisenverbrauchs um 9 Mill. Tonnen findet ihre Erklärung durch die mittlerweile erfolgte Ausdeh nung des Eisenbahnnetzes, durch den Ersatz von Holz durch Eisen und Stahl im Schiffsbau (vor aussichtlich allein 1 000 000 l im vergangenen Jahr) durch die Ausdehnung der Gas- und Wasser werke und anderer ähnlicher Anlagen. Die Stahl- production des letzten Jahres betrug 5 000 000 t; sie hat sich überall, mit Ausnahme Frankreichs, * Vergl. das Referat Seite 349 dieser Nummer.