STAHL UND EISEN. 208 Nr. 4. April 1883. temperaturen beim Hochofenbetrieb unp deren Vortheil, so hat sich trotz vieler Voreinge nommenheit gegen dieselbe, im rheinisch - west fälischen Bezirk, bei allen besser geleiteten Werken die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit der selben Bahn gebrochen, wenn überhaupt die Goncurrenzfähigkeit der Werke aufrecht erhalten werden soll. Gegen die ersten hohen Anlagekosten der steinernen Apparate sträubt man sich allerdings noch vielfach und versucht bei vielen Anlagen die Temperatur durch den Bau grofser oder zahl reicher eiserner Apparate zu erreichen. Es ist dies theilweise so weit gelungen, dafs Tempera turen von 450 bis 500 0 mit eisernen Apparaten erreicht werden. — Höhere Temperaturen können dauernd nicht erzielt werden. Aber auch die angegebenen Temperaturen bedingen schon die Anlage von eisernen Apparaten in solcher Gröfse und Ausdehnung, dafs ihre Kosten bei Neuan lagen nicht wesentlich unter denen steinerner Apparate Zurückbleiben. Die verhältnifsmäfsig grofse Ausdehnung der eisernen Apparate ist eben dadurch verursacht, dafs auf fast allen Werken eiserne Apparate vorhanden waren und man sich eher dazu entschliefsen konnte, die selben zu vermehren, als die vorhandenen abzu brechen und ganz neue Constructionen aufzu führen. Im Bezirk meiner engeren Heimath wurden bei den älteren Einrichtungen bei der Fabrication von Puddeleisen und bei ca. 350° Windtempe ratur im allgemeinen ein Koksverbrauch von 14- bis 1500 kg Koks per Tonne Eisen gerechnet. Bei gut ausgeführten eisernen Apparaten und derselben Beschickung ist dieser Koksverbrauch neuerdings auf ca. 1200 kg herabgesunken. Bei Anwendung der älteren Construction von Whit- wells ist der Gonsum unter den gleichen Ver hältnissen auf ca. 1000 kg Koks per Tonne Eisen gefallen. Diese älteren Constructionen der Whitwell- Apparate mit nur 900 qm Heizfläche per Apparat ergaben eine Temperatur von 550 bis 600°. Nach einem mir vorliegenden Berichte des Herrn A. Phillipart von der Societe Cockerill zu Seraing wurden bei einer durchschnittlichen Be rechnung einer längeren Betriebszeit auf den dortigen Hochöfen, welche mit ca. 600 0 Wind temperatur aus Whitwell-Apparaten älterer Con struction arbeiten, bei der Fabrication von tief grauem Bessemereisen 1080 kg Koks per Tonne Eisen verbraucht. Dabei enthält der Koks 12 °/0 Asche. Auf einer der bedeutenderen westfälischen Hütten wurden bei den früheren Verhältnissen bei ca. 350 0 Windtemperatur für die Fabrication ähnlichen Eisens bei einer allerdings etwas ge ringhaltigeren Beschickung 1700 bis 1800 kg Koks per Tonne Eisen verbraucht. Wenn diese Zahlen auch nicht bestimmt gegenübergestellt werden können, da die Betriebsverhältnisse überall ver schieden sind, so giebt der überaus grofse Unter schied im Brennmaterialverbrauch doch einen ziemlich sicheren Anhaltspunkt über die Vortheile des Betriebs mit stark erhitzter Luft. Die Königin Maria-Hütte zu Cainsdorf hat vor 2 Jahren Whitwell - Apparate mittlerer Gröfse angelegt. Nach den mir mündlich gewordenen Mit- theilungen soll der Unterschied in den Betriebs verhältnissen früher und jetzt für die heutigen Verhältnisse ein aufserordentlich günstiger sein. Genauere Zahlen über die bei dieser Hütte ge wonnenen Resultate werden bald an die Oeffent- lichkeit gelangen. Die thatsächlichen Ersparnisse können bei Erhöhung der Windtemperatur von ca. 400 auf 700° nach den Erfahrungen, sowohl in Deutsch land als auch in anderen Ländern auf ca. 12 bis 15°/0 an Koks per 100° Temperatur - Er höhung angenommen werden. Rechnen wir, um eine ganz sichere Grund lage zu erhalten, nur 10 °/o Koksersparnifs per 100 0 Temperatur-Erhöhung, so würde, wenn für die oberschlesischen Verhältnisse eine verhältnifs mäfsig geringe Temperaturerhöhung von 250 0 angenommen würde, eine Ersparnifs von 25 °/o des jetzigen Koksverbrauchs eintreten. Der mittlere Koksverbrauch in Oberschlesien ist ca. 1800 kg per Tonne Eisen. Es würde also per Tonne Eisen eine Koksersparnifs ein treten von 450 kg. Bei einer durchschnittlichen täglichen Production eines Ofens von 35 t würde diese Ersparnifs betragen per Tag 15 750 kg, also Koksersparnifs per Jahr 5 748 750 kg. Der Verkaufspreis des Koks wird heute wohl nicht zu hoch auf •46 1 per 100 kg berechnet sein und würde sich die Ersparnifs an Koks im Jahr belaufen auf •6 57 487,50. Der zu er sparende Koks von 5748,75 t enthält durch schnittlich 10 °/o Asche. Es sind demnach weniger zu schmelzen an Asche 575 t. Dies Quantum an Asche erfordert an Kalkzuschlag 1 kg Asche = 1 kg Kalk. Es tritt demnach ein geringerer Kalkzuschlag ein von im Jahre 574 875 kg oder 100 kg Kalk ä 24 Pfg. — •6 1380 per Jahr Ersparnifs. Die obigen Ersparnisse an Materialien äufsern sich auch im Transport auf der Hütte, und sind demnach weniger Massen zu bewegen: Koks . kg 5 748 750 Kalk . . B 574 875 in Summa kg 6 323 625. Bei einem geringeren Koksverbrauch tritt auch eine entsprechende Vermindernng des verbrauchten Windes ein und kann deswegen, wenn die Pro duction der heutigen gleich bleiben soll, mit klei neren Maschinen oder einer geringeren Umdre-