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Dresdner Journal : 20.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188407206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-07
- Tag 1884-07-20
-
Monat
1884-07
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 20.07.1884
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V15^ NÜtrllvbr.... 18 ^M»rliok: 4 H»rk KO kt. Li»«Ios : 10 KL ä«, ll«ot»eb»v 8«ioh« tritt ko«t- u»ä 8t«wp«I,a»vU»b iÜL,». l»s»n»1«i»pr«t^r kür äm» L»om »ioor js»»p»It«>«i» ?»tit»«ils SO ?L Vater „Lias««wät- äi« L«l« »0 kk. 6ei ^dellea- aaä 21Fsra>at» KO ^h Aulvobl»^. Lrsebstn«,« ^i^Uck mit ^aiaakm» ä« 8oua- aaü kaierta^» Xdsuä» kür 6an folßvväea 1'»^. Sonntag, den 2V. Auli. L884 DresdnerÄmmal. la»<»rat«uttaaattu»«- LotpM,: F>. Lrancirtetter, vommisiioaLr 6«, l)r«äa«r lorrrmü»; A»»ldarU >«rlt» Visa >»»«> ?r»a^et «. N.: ^aa»«t6e>a <t ko-ier, lorlw -Vt-o S»»kur^- kr»U-I^ip«tx rr«»ktar1 ». N.-Uüoek«»: L«rlto: /«,vat»<ten<iant, Lr«w«ll: üc/i/otte," >r««I»u: 7. .'itaaAea'i L-eeau A'adatt»-,' »r»»kkarr » » i L Fa,Ae^»vd« Luedtuuiäluog; SsrUt«: <r. ^/i«//er; S»a»ov«r: 6 8ekü«i«r, ?»>t» Norltv-rnwktorr »- N.- ItottUart: />a»tk« <s 6o, L»»darU: ^Ict. Lt«n«r. Verantwortliche Redactton: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ller»a»r«d«r: Lüvisl Lxpoäitioo 6«» Vr^6vsr Journal», I)r«»ci«o, /vio^rotr«»»« Xo. SO. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Lommerzienrath, Stadtrath Franz Wagner zu Leipzig den von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ihm verliehenen St. StaniSlauS- orden II. Ll. annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Hamburgischer Correspondent.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Karlsruhe. Weimar. Wien. Patts. Madrid. London. Thristiania. St. Petersburg.) Dresdner Nachrichten. Lermischte-. Statistik und volk-wirthschaft. Eivgesaudte-. Feuilleton. Tage-kalender. Inserate. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichteu. (Leipzig. Chemnitz.) Unglück-fälle iu der Provinz. Sächsische Bäder. Telegraphische Witteruvgsberichte. BSrseuvachrichtev. Juserate. Telegraphische Nachrichten. Pari-, Freitag, 18. Juli, Abend-. (W.T.B.) Die Deputirtenkammer hat da- von dem Deputir- ren Cirier eingrbrachte Amendement, die nicht rückvergütbare ZuschlagSsteuer auf importirten Roh zucker für die Dauer von 2 Jahren von 3 auf 7 ArcS. zu erhöhen,mitL75 gegen LOOStimmen angenom men. Ein Amendement, welche- die ZuschlagSsteuer auch auf fremden Colonialzucker ausdrhnen wollte, lebnte sie ab und nabm sodann da- Zuckersteuer- gesetz im Ganzen mit 275 gegen 198 Stimmen au. In der Revisionskommission de- Senat- er klärte der Conseilspräsident Ferry, falls der Revisions entwurf aus dem Senat in einer andern Fassung her vorgehen würde, als in der Deputirtenkammer, würde die Regierung die Kammer ersuchen, diese Fassung an zunehmen. Es sei nöthig, daß die Beschlüsse der Kammer und des Senats identisch seien, andernfalls wäre der Congreß unmöglich. Was die Garantien betreffe, so glaube er, daß die Kammer nicht die ihr bestimmten Grenzen überschritten habe; bei einem der artigen Versuche würde er die Cabinetsfrage stellen müssen. Zum Schluffe ersuchte Redner die Commission, die Revision nicht abzulehnen; denn früher oder später würde sie doch nöthig werden und jetzt würde sie weniger gefährlich, als später sein. Die Commission vertagte hierauf den Beschluß bi- morgen. Haag, Freitag, 18. Juli. (W. T.B.) Gutem Leruehmen nach hat der StaatSrath den Ent wurf eiueS RegeutschaftSgrsetzr« genehmigt; wie eS heißt, würden zur Berathung deSseldeu die Kammern für den W. d. einberufen «erden. Bern, Freitag, 18. Juli. (W. T. B.) Der BundrSrath hat zu Delegirten für die Verhand lungen mit der päpstlichen Curie über die Diö- cesauverhältnisse der Cantone Basel und Tessin den schweizerischen Gesandten in Wien, Aepli, und den Ständerath Petrelli aus Graubünden ernannt. Die Verhandlungen werden in Bern geführt. Dem Vertrage über gewerbliche- Eigenthum find Großbritauuie«, Tunis und Ecuador beige treten. Zu der Confereuz, betreffend die internationale Convention über da» literarische und künstlerische Eigenthum, find von Seiten de- Bunde- die BuvdeSräthe Droz and Ruchonnet, sowie der Prof. Orelli au- Zürich abgeordnet worden. Madrid, Sonnabend, 19. Jnli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ja der gestrigen Sitzung de- Sevat- interpellirte Mazo die Regierung betreffs des Zwischenfalls mit Italien wegen der Aeußerungen des Ministers Pidal über die weltliche Herrschaft des Papstes und wünschte directe Erklärungen der Regierung, welche geeignet seien, die befreundete italienische Nation zu befriedigen. — Der Ministerpräsident LanovaS de Castillo erwidette, der Zwischenfall sei durch unttch. tige Wiedergabe der Aeußerungen des Ministers Pidal hervorgerufen worden. Der stenographische amtliche Bericht ergebe, daß die italienische Regierung die spanische zu dem Gesammtinhalt der Botschaft beglück wünscht, die spanische Regierung habe niemals daran gedacht, die Frage der weltlichen Herrschaft des Papste» zu diScutiren. Der Minister Pidal habe sich bei der Besprechung seiner politischen Vergangenheit über seine religiösen und politischen Ansichten geäußert, wobei eS sich um eine rein interne politische Frage gehandelt habe. Canovas schloß mit der Versicherung der freund schaftlichen Gefühle, welche die spanische Regierung Italien gegenüber hege. — Mazo erklärte sich durch die Auskunft und die Versicherungen des Minister präsidenten zufriedengestellt. — Der Erzbischof von Santjago dagegen protestirte. Der Senat im Ganzen schloß sich Mazo'» Er klärungen an. London, Freitag, 18. Juli, Abend-. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte der Premier Gladstone, wahrscheinlich werde am Dienstag eine Conserenzsitzung stattfinden. — Der Unterstaatssecretär des Auswärtigen, Lord Fitzmau rice theilte mit, daß Pilger, welche am 12. Juni aus Chartum in Suakin eingetroffen seien, berichtet hätten, daß dieser Platz gesichert sei; Lebensmittel eie» reich lich vorhanden und nur wenige Araber be änden. sich in der Nähe. Nack anderen Nachrichten beunruhige Gordon die Aufständischen durch mehrere mit Kanonen armirte Dampfer. Dresden, 19. Juli. Wenn wir die Aufgabe, deren Lösung das Cabi- net Gladstone übernehmen soll, in ihrer Gesammt- heit überblicken, so muß uns dieselbe im gegenwärtigen Feuilleton. Redigier von Otto Bane». May Crocker. Roman von E Lameron. Deutsch von A Frenzel (Fortsetzung.) ES genügte dieser unangenehme Verdacht, um das Gemüth Derjenigen, die ihn hegten, mit Unruhe zu erfüllen, aber ein so gefährliches Thema zu berühren getrauten sich weder Harold noch May. Nur Alic- nahm später, als das Frühstück vorüber war, ihre Schwester bei Seite und suchte sie auszufragen: „Gustchen", meinte sie, „Du wirst doch nicht etwa ein Mädchen aus dem Dorfe in unsere Gesellschaft bringen I" „Kind, wer sagte denn davon etwas?" „Ich versichere Dich, wenn Du das thätest, es würde großen Anstoß erregen und die Anderen im Dorfe nur neidisch und eifersüchtig machen. Also, thue mir den Gefallen und lasse da»!" „Aber liebe Alice, Du nimmst Deine Voraussetzung als ganz erwiesen an." „Ja, Gustchen", bestand Alice, „ich bin fest über zeugt, Die, welche Du im Sinne hast, ist ein Mädchen aus dem Dorfe, und wenn dem fo ist, fo ist eS sicher niemand Andere», als Rosie Wood. Da» wäre höchst unpassend, und ich bitte Dich, umS Himmels Willen, fange mit diesem Mädchen nichts an. Ich bin über zeugt", fügte sie ernst und zögernd hinzu, „daß sonst irgend etwa» Schlimme- passirt." Augusta öffnete erstaunt, aber etwas ungläubig ihre blauen Augen. „Alice, Du scheinst Dich in einer außergewöhn lichen Gemüthsstimmung zu befinden;" sagte sie ironisch, und dann fügte sie lachend hinzu: „habe ich auch nur eine Silbe davon gesagt, Rosie Wood oder irgend eine Andere in unsere Gesellschaft zu bringen? Ich glaube, Das, was passend oder nicht passend ist, werde ich wohl ebenso gut zu beurtheilen verstehen, als meine jüngste Schwester. Sei überzeugt, ich werde Nichts thun, was Papa mißbilligen würde; und das mag Dich beruhigen." Damit wendete sie sich in beleidigter Würde ab, und Alice wagte nicht weiter in sie zu dringen, obwohl ihre Zweifel und Befürchtungen durch das Verhalten ihrer Schwester eher zu- als abgenommen hatten. Der ereignißvolle Abend kam. Der Festordnung nach sollte die Gesellschaft um 9 Uhr erscheinen. Es waren die Sitze im Ballsaale reihenweise arrangirt und die Estrade am Ende desselben, welche die Bühne bildete, war durch einen reichen faltigen Vorhang ab geschlossen. Man beabsichtigte die Bilder in Pausen von 10 Minuten darzustellen, die Pausen durch Musik zu ver kürzen und mit dem Ganzen eine Stunde auszufüllen; dann sollte in der Galerie Thee und Eis servirt, der Saal unterdessen rasch von den Sitzen geräumt und den Mitwirkenden zugleich Zett gegeben werden, sich umzukleiden. Nachher sollte das Tanzvergnügen be- ginnen und die Kapelle de» 103. Regiment», welche da» Officiercorp» bereitwillig zur Verfügung gestellt hatte, dazu auf der Büh.ie Platz nehmen. Alles gestaltete sich nach Wunsch. Die Gäste trafen Augenblicke al» eine ungewöhnlich verwickelte und schwierige erscheinen. Wie bereit» in der gestrigen Nummer unter den an der Spitze de» Blatte» befind lichen Telegrammen gemeldet wurde, hat das Ober haus dem Labinet abermals eine Niederlage bereitet und der BermittlungSantrag des Lord Wemyß wurde, wider alle- Ermatten, mit 182 gegen 132 Stimmen abgelehnt, dagegen das von Lord Lardogan beantragte Amendement angenommen, welches die Einberufung de» Parlaments za einer Herbstsession behufs Be rathung einer neuen Bill über die Wahlreform und die Neueintheilung der Wahlbezirke verlangt. Damit wäre dem von der Regierung angebotenen Compromiß seine Unterlage entzogen, und der Krieg zwischen beiden Häusern der Parlaments erscheint somit er- klärt. Es werden nunmehr auch außerparlamenta rische Feindseligkeiten gegen die Pairs eröffnet. Letztere bewahren dem Lärm gegenüber ihren Gleich- muth, ja sie scheinen die radicalen Sturmcolon- nen mit Verachtung zu begrüßen. „Mit 1000 Pfund Sterling", rief Lord Salisbury, „bringe ich im Hyde park jede Kundgebung zu Stande". Lord Salisbury wurde dafür jüngst auf einem Meeting unter ohrzer- reißendem Gebrüll in verbrannt. Man muß abwarten, ob eS gelingen wird, das Oberhaus, jenen ehrwürdigen Bau der britischen Verfassung, in Trüm mer zu stürzen; einstweilen darf man dieses noch be zweifeln, aber sicher vermehrt der innere Lonflict die Schwierigkeiten erheblich, mit welchen das Labinet Gladstone bereits zu kämpfen hat. Selbst die „Pall Mall Gazette" blickt angesichts der äußeren Verwicke lung mit Besorgniß auf die Weiterentwickelung der Angelegenheit. Ueber die Wiedereröffnung der Plenarverhand lungen der ägyptischen Conferenz lauten die Nach richten nichts weniger als zuversichtlich. Französische Meldungen wollen wissen, daß die finanziellen Be- rathunaen nur sehr langsam fortschreiten und daß die Dlscussion der britischen Vorschläge nicht einmal be gonnen hat, — eine Darstellung, die keineswegs un wahrscheinlich klingt und durch den Hinweis der „Nordd. Allg. Ztg." auf Deutschlands Interesse an der Regulirung der ägyptischen Schulden wenigstens indirect unterstützt wird. Von der eigentlichen Lon- ferenzarbeit heißt es, sie werde auch im günstigsten Falle nicht vor Ende des nächsten Monats zum Ab- ichluß kommen und dem Londoner Parlament zur Kenntnißnahme nur gebracht werden können, wenn dasselbe sich entschließen sollte, seine bereits gegen wärtig erlahmte Thättgkeit noch 4 Wochen lang fortzusetzen. Trotz des außerordentlichen Interesses, welches Gladstone daran hat, der Volksvertretung ein günstiges Conferenzresultat in die Ferien mitzugeben, wird an eine solche Verlängerung der Session nicht wohl zu denken sein; denn die seit 5 Monaten unaus gesetzt in Anspruch genommenen Mitglieder des Unter hauses sehnen sich nach Ruhe und werden bereits gegenwärtig so ungeduldig, daß die Regierung alle Mühe hat, sie bei Laune zu erhalten. Die bisher aus dem Sudan eingetroffenen schlim men Meldungen dürften sich zwar in der Folge als übertrieben herausstellen, die Nachricht vom Falle Chartums wird neuerdings bezweifelt, es wird sogar von einem allerdings gleichfalls nicht hinreichend be stätigten Erfolge des Generals Gordon berichtet, allein wenn auch die Dinge in Aegypten nach dieser Rich tung für die britische Politik scheinbar sich günstiger gestalten, so bleibt doch die Hauptgefahr für die Ruhe Oberägyptens, der Mahdi, immer noch der britischen Gewalt entrückt. „Am 24. Juli,"schreibt man dem „Ham burgischen Correspondenten", „dem Donnerstag der nächsten Woche, geht der muhamedanische Fasten monat Ramadan zu Ende; unmittelbar darauf beginnt die 3tägige Feier des „großen Bairam", und wenn bei Zeiten und vollzählig ein, waren in der besten Stimmung und fanden sich schnell im Zuschauer raume zurecht. Der Vorhang ging auf über Romeo und Julia — Mr. Bevan stellte den Romeo, May die Julia und Louifa deren Amme dar. Die nächsten drei Tableaux wurden in richtiger Aufeinanderfolge gebracht, stark applaudirt und ge bührend „äa 0Lpc>" verlangt. Die Scene aus Hamlet sollte bekanntlich zuletzt dargestellt werden und das dreifache Tableaux aus dem Kaufmann von Venedig derselben vorangehen. Es gab bei diesem jedoch un verkennbar ein Hinderniß; denn die Pause vor dem selben währte länger, als bei den anderen Bildern. Eine der Damen hatte e» übernommen, während der Pausen Shakespeare'sche Lieder vorzutragen, da ihr nun aber die Zeit zu lang wurde, begann sie einen Strauß'schen Walzer zu spielen, der, so hübsch er war, zu dem „Kaufmann von Venedig", wie Jeder lachend meinte, aber doch nicht recht paßte. Man plauderte über die Musik hinweg und amü- sitte sich nach Möglichkeit und wartete mit unerschütter licher Geduld, dir endlich der Vorhang wieder auf ging — über Portia in der Robe, von Louisa als Nerissa begleitet, über Lieutenant Graham als An tonio, Bevan als Bassanio, dem Dogen von Venedig, den Senatoren, Shylock und Anderen; links, in der Straßenscene, über Lanzelot Gobbo und den alten Gobbo; und dann rechts, in der Mondscheinscene, — über Harold, der einen so vortrefflichen Lorenzo ab gab, wie man ihn sich nur wünschen konnte und — über der schönsten Jessica, von der Shakespeare jrmalS geträumt haben mochte. diese vorüber ist, soll die 4 Wochen lang unterbrochen gewesene kriegerische Thättgkeit der um den Mahdi ge- schaarten Jnsurreetton aufs Neue begonnen werden. Dann sind die Tage vorüber, an denen dem recht gläubigen Muhamedaner jede Beschäftigung, ja selbst der Genuß von Trank und Speise untersagt ist, so lange die Sonne am Himmel steht; die stundenlangen TageSgebete und die nächtlichen Feste hören alsdann auf, und das wirkliche Leben tritt wieder in seine Rechte, um während der folgenden beiden Monate Schenwal und Dsulkade nicht mehr unterbrochen zu werden. — Bon dem Mahdi und seinen Getreuen heißt eS, daß sie dieser Zeit ungeduldig entgegensetzen und alle Vorbereitungen auf dieselbe getroffen haben. Man gedenkt nach Norden zu marschiren, mit Hilse einer zu diesem Zwecke gesammelten Ruderflottille nil- aufwärtS zu rücken und das Banner des Ausstandes an der Südgrenze des eigentlichen Aegyptens aufzu pflanzen. Hat der Prophet seinen Getreuen doch die Vertreibung aller auf ägyptischem Boden weilenden Ungläubigen und die Ausrichtung eines Reiches ver sprochen, das bis an da« mittelländische Meer reichen und schließlich auch die asiatischen und europäischen Besitzungen des der altmuhamedarzischen Tradition un treu gewordenen PadischahS umfassen soll! — Damit wird es natürlich noch gute Wege haben — die Ge fahr einer Jnfurgirung und zeitweisen Besetzung des südlichen Aegyptens aber ist unleugbar vorhanden und wird fortdauern, so lange das Geschick dieses Landes in den Händen der bankrott gewordenen vicekönigl. Regierung ruht, und England mit seinen^definitiven Entschließungen zurückhält." „Es müßte wunderbar zugehen, wenn diese immer näher heranrückende Veränderung der politischen Scene nicht auch auf den Gang der Conferenzverhandlungen Einfluß gewänne. Einen Sinn behalten die ausstehen den Beschlüsse über die Verzinsung der einzelnen Titel der ägyptischen Staatsschuld doch nur, so lange über haupt irgend welche Zinsen eingehen, und die Landes bevölkerung in der Lage ist, die ihr aufgebürdete Steuer last wenigstens theilweise zu tragen. Was soll werden, wenn die aufständische Bewegung die südlichen Pro vinzen ergreift, wenn der Mahdi auch hier Anhänger findet, die sein Regiment dem Jammer der vicekönig lichen Verwaltung vorziehen und die Kriegssorge alle ErwerbSthättgkeit und Steuererhebung ins Stocken bringt? Die finanzielle Zukunft Aegyptens steht mit dec potiNschen im engsten Zusammenhänge, und diese letztere hängt davon ab, daß das Land eine verant wortliche und leistungsfähige Regierung erhält. Was immer beschlossen werden mag, es muß Jemand da sein, der diese Beschlüsse aussührt. Die Pforte ist nur dem Namen nach Herrin Aegyptens, der Vicekönig ein bloser Figurant, die Armee eine Meutererschaar, die nur des Signals zum Abfall harrt, die englischen Machthaber aber haben sich ihres von vornherein nicht unbedingten Verfügungsrechts wiederholt begeben, seit die Londoner Regierung die Beihilfe des übrigen Europas angerufen und Frankreich gegenüber Verpflich tungen übernommen hat, die ein einseitiges Vorgehen ausgeschlossen erscheinen lassen. Auf eine definitive Entschei dung der Zukunft Aegyptens ist zur Zeit Niemand einge richtet, und doch können wenige Wochen dazu hinreichen, eine Krisis herbeizuführen, welche die Aufrechterhaltung des bisherigen unklaren Zustandes unmöglich macht. Unter solchen Umständen von einem bevorstehenden be friedigenden Schluß der Conferenzberathungen zu reden, verräth eine optimistische Leichtfertigkeit, die selbst beim Premier Gladstone auffallend erscheint. In Wahrheit steht die Welt vor einem Problem der ernstesten und bedenklichsten Art, ohne daß zu einer Lösung desselben irgendwelche Vorbereitungen getroffen worden wären. Je enger die Grenzen sind, in denen die Conferenz- deschlüsse sich bewegen, desto weniger Aussicht haben Es war jene Mondscheinscene dargestellt, in der Lorenzo mit den Worten beginnt: »Der Mond scheint hell: in solcher Nacht wie diese, Da linde Lust die Bäume schmeichelnd küßte Und sie nicht rauschen ließ, in solcher Nacht Erstieg wohl TroiluS die Mauern Trojas Und seufzte seine Seele zu den Zelten Der Griechen hin, wo seine Cressida Die Nacht im Schlummer lag." Augusta hatte besondere Ehre mit dieser Scene einlegen wollen und dieselbe deshalb durch Blatt- und Blüthenschmuck überaus reizend ausgestattet. Man hatte den Moment gewählt, in welchem Jessica neckend an Lorenzo sich schmiegt und sagt: .In solcher Nacht Schwor ihr Lorenzo, jung und zärtlich Liebe Und stahl ihr Herz mit manchem Treugelübd', Wovon nicht eines echt war." Und das stellten Harold und Rosie dar —, seine Rosie, deren Antlitz der Lichtreflex, welcher den Mond schein imititte, zu einer wunverbaren Schönheit erhob! „Wer ist die Jessica?" — ihr Antlitz und ihr Name war Allen unbekannt. Auf dem gedruckten Programm standen statt der Namens der Darstellerin drei Sterne und auf alle Fragen, die eifrig rundum liefen, konnte Niemand Auskunft geben. Als der Vorhang sich schloß, ging ein Murmeln des Staunens und der Bewunderung durch die Ver sammlung und laut schallte es von allen Seiten: „0» eupo! c!» espo!" Aber die Regie blieb unerbittlich; der Vorhang erhob sich nicht noch einmal. Offenbar sollte die Ver sammlung sich mit einem Blicke auf diefe» Bild, auf
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