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Dresdner Journal : 08.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188406088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-08
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 08.06.1884
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74V ruhen zu lassen und an jenen konservativen Auf fassungen festzuhalten, welche der Berliner Congreß Sätzen der öffentlichen Rechte erhoben hat. Insofern muß auch die Haltung Rußlands in dieser Episode wenn nicht als unmittelbare Frucht seiner Annäherung an daS Zwei-Kaiser-Bündniß, so doch als ein pral- tischeS Ergebniß jener conservativen Wendung betrach tet werden, die in seiner Orientpolitik, insbesondere seit dem Regierungsantritte des Kaisers Alexander II. eingetreten tst. Immerhin liegt darin eine gewisse Bürgschaft für die Zukunft; denn die politischen Ver wickelungen, welche noch durch geraume Zeit mit dec politischen Entwickelung der Balkanstaaten verknüpft sein werden, sind nicht an sich gefährlich, sondern nnr durch die Auffassungen, welche man in sie hineinträgt, und die Consequenzen, weiche man von ihnen ab hängig macht." Layesgeschichte. Dresden, 6. Juni. Innerhalb der Flur Wein böhla ist das Auftreten der Reblaus coustatirt wor den. Sobald die im Zuge befindlichen sachverständige c Ermittelungen Näheres ergeben, werden wir weitete Mittheilungen über den Sachstand ertheilen. Dresden, 7. Juni. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das l6. Stück des Jahres 1884 heute eingetroffen. Dasselbe enthält: Nr. 1515) Gesetz vom 28. Mai d. I., die Verlängerung der Giltigkeitsdauer des Ge setzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen dec Socialdemokratie vom 2>. October l878 betreffend; Nr. 1546) Gesetz vom 1. Juni d. I., die Abänderung des Gesetzes über die eingeschriebenen Hilfscassen vom 7. April 1876 betreffend. * Berlin, 6. Juni. Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Sieuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sitzung zusammen. — Die diesjährige Reise des großen Generalstabes unter Führung seines Chefs, des Generalseldmarschalls Grasen Moltke, wird Ende August beginnen und sich auf einige süd deutsche Staaten, vermuthlich Württemberg und Baden, erstrecken. Die Theilnehmer werden übrigens doch auch den großen Kaisermanövern des VII. und VIII. Armeecorps beiwohnen können. Se. Majestät der Kaiser wünscht bei den letzteren jedenfalls die Beglei tung Moltke's.— Wie ein Privattelegramm der „Voss. Ztg." meldet, trifft die Transvaaldeputation, deren Ankunft hier zum Abschlusse eines HandelSverirags bereits vor längerer Zeit signalisirt worden ist, mor gen aus Amsterdam hier ein und wird Mittags von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen werden. — Be züglich der Auftritte vor dem Schloßparke zu Fried- richsruh am Pfingstmontage hat, wie die„Nat -Zlg " vernimmt, die Untersuchung ergeben, daß es sich ledig lich um einen Skandal von Trunkenen ohne jede weitere Bedeutung handelte. München, 6. Juni. (Allg. Ztg.) Ihre Majestät die Königin von Sachsen traf heute früh H9 Uhr vom Bade Ems hier ein. Zur ehrfurchtsvollen Be grüßung waren bei Ihrer Ankunft im Bahnhofe der königl. sächsische Gesandte, wirkt. Geh. Rath Frhr. v. Fabrice, der Attache Graf v. Rex, der Polizei director Frhr. v. Pechmann und der sächsische General- consul Wilmersdörffer anwesend. Ihre Majestät die Königin wohnt im „ bayerschen Hof" und begiebt Sich Nachmittags 4 Uhr nach Possenhofen. Weimar, 5. Juni. Man schreibt der „N. Preuß. Ztg.": Ein „allgemeiner evangelisch-protestan tischer Missionsverein" ist gestern hier begründet worden. Seine Mitgliedschaft besitzt er hauptsächlich in der Schweiz, sowie in den badischen und thürin gischen Protestantenvereinskreisen. Zunächst ist der Verein nicht in der Lage, seinen Plan, „durch Ideen austausch mit den gebildeten Leuten diese für das Christenthum zu gewinnen", activ zu fördern. Die gestrige Versammlung beschloß, aus Mangel an Mit teln sowohl von der Dotirung eines Lehrstuhles für Missionskunde, wie auch von der Entsendung eines Missionärs nach Japan und Indien, auf welche Län der die Thätigkeit des Vereins beschränkt werden soll, noch Abstand zu nehmen und überhaupt dem Vor stande die Wahl der geeigneten Mittel zur Eröffnung der Thätigkeit des Vereins anheim zu geben. Gotha, 5. Juni. Ueber den Verlauf des gestrigen Hauptfesttages der Feier des 10<'jährigen Be stehens der Erziehungsanstalt Schnepfenthal schreibt man der „Post": Nach der Feier in der Fest halle, bei welcher der Pfarrer Beck, Anstaltslehrer, und der Anstaltsdirector W. Ausfeld das Wort er- dazu, sank sie zurück; dennoch wehrte sie Otto's Hände, die sie unterstützen wollten, scheu und ängst lich ab. — Dann wandten sich ihre Blicke wieder auf Hedwig. „Du hattest einen Bruder, Hedwig, ich weiß auch, daß Du ihn liebtest!" „Ja," sagte das junge Mädchen einfach; „aber warum jetzt von ihm? Er ist lange todt." „Er ist todt — jawohl todt!" rief Pauline, und die wilde Erregung, die in ihrem Tone lag, machte eS, daß ihre Stimme fast die volle Kraft zu haben schien. „Und weißt Du auch, wie er starb?" „Pauline!" mahnte Otto erschrocken. „Laß mich!" sagte sie, „und Du, Hedwig, sieh mich an! So sieht ein Weib aus, das zur Mörderin ge worden ist!" „Sie redet im Fieber — im Wahnsinn!" rief Otto außer sich. „O, meine Pulse sind ruhig," sagte sie; „so ruhig fast wie damals, wo sie auch nicht klopften, obgleich es Jemand gab, der um mich verzweifelte! — Und der es that — merk jetzt auf, Hedwig — es war der Mann, der sich Erich Astrong nannte und der in da- Haus kam, wo die Sirene die Menschen verlockte!" „Um GotteSwillen, Pauline, laß das jetzt!" rief Otto. Sie schien nicht auf ihn zu hören. „Die Sirene", wiederholte sie, „ja, Du hattest recht, Otto — ohne sie wären die wenigsten zu Opfern an den Spieltischen meines Bruders geworden! Einen aber gab es, der blieb von dem Spiele fern, weil er sich nicht loSreißen konnte aus meiner Nähe — so schüchtern er auch zuerst im Winkel stand. Mein griffen, begaben sich die Festtheilnehtner in feierlichem Zuge nach dem festlich geschmückten Rödichen, woselbst sich die Gräber der Schnepfenthaler AnstaltSange» hörigen aus früherer Zeit befinden. Hier sprach dec Superintendent Rudloff ein Gebet, während der Prof. Tubbecke aus Heidelberg durch eine ergreifende An sprache die Schmückung jener Gräber mit Kränzen einleitete. Zurückgekehrt von da, begaben sich d o Festgäste dann noch em Mal in die Festhalle zur Beiwohnung der Gratulationsfeier. ES eröffnete die selbe der Staatsrath Gebhardt im Namen und Auf trage Sr. Hoheit des Herzogs und des Ministeriums und überraschte den Director durch die Ernennung zum Schulrath und die Anstalt durch das Geschenk einer nahen Wiese, welche ihr seiten des Landesfürsten zu einem Spielplätze übereignet wurde. Ferner über mittelte Hr. Brockhaus aus Leipzig Gruß und Glück wunsch des Fürsten von Bulgarien, der ehedem auch Schnepfenthaler Zögling gewesen, und überreichte als Vertreter des Festcomitös eine Schenkungsurkunde über ein Capital von 30000 M. zu einem Pensivus- fond für die Schnepsenthaler Lehrer, sowie eine ander weite über die Wiese, aus welcher die herrliche Quelle entspringt, welche Schnepfenthal niit Wasser versorgt, und endlich ein Schriftwerk „Schnepsenthaler Lebens bilder". Zu dem Festmahle in der Reitbahn war auch Se. Hoheit der Herzog erschienen und verweilte bis zum Schlüsse des Mahles. Dem abendlichen Commers wohnte auch der Herzog Nikolaus von Win - temberg, gleichfalls ehemaliger Anstaltszögling, bei. * Braunschweig, 6. Juni. Der frühere Justiz minister, wirkt. Geh. Rath vc. Triebs, ist gestorben. * Bückeburg, 5. Juni. Das heute Vormittags 1 l Uhr ausgegebeue Bulletin über das Befinden des Fürsten von Schaumburg-Lippe lautet: Se. Durchlaucht der Fürst hat die Nacht nur in den Mor- gcnstunden zeitweise geschlummert. Die Herzthäligkeil ist noch immer eine unregelmäßige Der Puls ausfetzend und d e Spannung der Ar:erienwelle zeitweise eine schwache, dann wie der eine mittlere. Das Athmen ist schnell und etwas mühsam. Lie Nahrungsaufnahme sand in regelmäßigen Zeiträumen Statt. Das Schlucken geschieht ohne Beschwerden. Die Tem peratur betrug heute Morgens 3S,r" 0. Bensen. Ridder. * Wien, 6 Juni. Se.Majestät der Kön ig Georg von Griechenland ist heute Vormittags mit seinen Kindern, dem Kronprinzen Konstantin, den Prinzen Georg und Nikolaus und den Prinzessinnen Alexandra und Marie, aus Athen hier eingetroffen. Der König nahm die Begrüßung des erschienenen hiesigen grie chischen Gesandten Fürsten Apsilanti und der an wesenden Mitglieder der Gesandtschaft entgegen, wo rauf er sich in den Hofwartesalon begab Nach kurzem Aufenthalte daselbst fuhr König Georg in das „Hotel Imperial". Die Prinzen und Prinzessinnen nahmen im griechischen Gesandtschaftshoiel Absteigequartier.— Der Bürgermeister Uhl hat aus Anlaß des Zustandes des letzten Wiener Viehmarktes neuerdings en e Audienz beim Ministerpräsidenten genommen und so dann sehr eingehend auch mit dem Ackerbaunrinister Grafen Falkenhayn über die Zukunft des Marktes confenrt. Beiden Ministern gegenüber betonte dec Bürgermeister in sehr nachdrücklicher Weise den trau rigen Rückgang des Wiener Marktes, der in kürzester Zeit von seinem Preßburger Concurrenten vollständig überflügelt worden sei. Der Bürgermeister brachte den Ministern weiter zur Kenntniß, daß zuversichtlich vom Herbste ab auch der Schweinemarkl nach Preßbnrg werde verlegt werden und daß, wie die Dinge heute stehen, der Wiener Markt vollständig verloren sei. Der Bürgermeister gab insbesondere dem Ackerbau- Minister gegenüber seiner Ueberzcugung Ausdruck, daß die seit dem Juslebentreten der neuen Marktordnung gemachten Beobachtungen keineswegs dafür sprechen, daß diese traurigen Zustände sich bessern werden. Gleich zeitig übergab der Bürgermeister den Ministern ein Pro- memoria, in welchem die Verhältnisse des Wiener Marktes, belegt mit statistischen Daten, des Ausführlichen ausein- andergesetzt sind und der Nachweis erbracht wird, daß der Wiener Markt seit dem Bestände der neuen Markt ordnung seinem Verfalle zugeeilt ist Das Prome- moria enthält u. A. auch die Mittheilung, daß der Schade, den die Commune seit dem Bestände des Preßburger Marktes erleidet, essectiv 10000 Gulden betrage. Der Bürgermeister erhielte keine positive Antwort Der Ministerpräsident Graf Taaffe er- theilte die Versicherung, daß er die Marktfrage mit dem größten Interesse verfolge und daß er bereit sei, alle Vorkehrungen zu treffen, die dem Wiener Markte förderlich sein könnten. In ähnlicher Weife äußerte sich der Ackerbauminister, welcher nur noch hinzufetzte, Bruder sah es — auch dieser eine mußte ihm dienen. Er selbst machte mich aufmerksam auf den blöden Schäfer — durch List, durch Scherz brachte er mich dazu, ihm meine Blicke, mein Lächeln zuzu wenden, um das der Arme warb, wie um seine Seligkeit. Es war ja eine Unterhaltung für die anderen, oder konnte sie auch reizen zur Eifer sucht — zur Tollheit! — Mir war der eine Verehrer wie der andere — seine Anbetung blieb mein Spott! — Dann aber fesselte mich etwas in seinem Wesen, seiner Schwärmerei — ein Weniges nur, aber nm dies Wenige mindestens gab ich ihm wirklich einen Vorzug. Es machte ihn schwindlig — er glaubte niein Herz gewonnen zu haben — er war außer sich. Das brachte mich zu mir — ich ward wieder eiskalt — und ich sagte ihm die Wahrheit —: daß ich ihn nicht liebte — ihn nicht lieben würde! — Soll ich Dir nun noch sagen, was das Ende war, Hedwig?!" setzte sie mit versagender Stimme hinzu. Starr, mit weitaufgerissenen Augen hatte das junge Mädchen den furchtbaren Enthüllungen gelauscht; jetzt, als sie ihren Namen angerufen hörte, zuckte sie zu sammen. „Kein Herzschlag nein, nein: seine eigene Hand 1 stammelte sie, während Pauline, die sich nun doch aufgerichtet hatte, stöhnend in ihre Kissen zurücksank. Otto war rasch an Hedwig herangetreten, todtbleich zwar, aber mit mühsam behaupteter Fassung. „ES ist, so, wie Du ahnst, Hedwig —: er war nicht männlich genug, sein Geschick zu tragen. Die Vergebung für seine That wird er längst gefunden daß die Meldungen über die hohen Fleischpreife auf Uebertreibung beruhen, man spreche immer nur davon, daß daS Kilo Fleisch 85 bis 90 Kr. koste, unterlasse aber hinzuzusetzen, daß daS Rindfleisch auch um 40, -50 und 60 Kr. per Kilo zu haben sei. — Der Bürgermeister hat den derzeitigen Leiter des städtischen Marktdepartements beauftragt, mit Zuziehung deS Marktdireclors eine Zusammenstellung der Detailpreise des Rindfleisches in sämmtlichen Bezirken Wiens zu verfassen. Diese Zusammenstellung soll in den Jour nalen zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden. DaS städtische Marktdepartement hat sich in einer Eingabe an das Handelsministerium gewendet, um dessen Inter vention zur Ermäßigung der Tarife, welche derzeit von der Kaiser FerdinandSnordbahn und der mährisch- schlesischen Grenzbahn für Viehtransporte eingehoben werden, zu erlangen. Agram, 6. Juni. (Tel.) In der heutigen Sitzung des Landtags ergriff bei der Adreßdebatte der Abg. Mafien (Fraktion Vojnovic) das Wort und erging sich in heftigen Ausfällen gegen Ungarn und die unga rische Regierung. Er erklärte den Adreßentwnrf Vojnovic' für einen Staatsact und nahm denselben in allen Theilen an. Josipovic erklärt sich gegen den Antrag des Elferausschusfes und jeden der eingebrach ten 3 Adreßentwürfe; er ist für den Uebergang zur Tagesordnung und würde blos eine solche Adresse acceptiren, in welcher dem Könige für die rasche Her stellung der Ruhe und Ordnung gedankt wird. Nach ihm sprach in seiner bekannten Weise David Starce- vic, ohne daß er vom Präsidenten oder der Majorität auch nur ein Mal unterbrochen worden wäre. Da Derencin und Mlskatovic auf das Wort verzichteten, wurde die Debatte geschlossen, und wird morgen Vojnovic als Antragsteller sein Schlußwort sprechen. Paris, 5. Jnni. Die Deputirtenkammer nahm heute unter großer Spannung die Debatte über die corsischen Zustände wieder auf. Der Justizminister Martin-Feuillöe kam auf einige Behauptungen des Interpellanten Laguerre zurück und bestritt namentlich, daß sich Saint-Cline wahrend seiner Untersuchung in Einzrlhast bekunden und am Verkehre mit seinem Berthe,diger verhindert worden sei. Laguerre habe am Dienstage die Kam mer getäuscht. (Beifall im Centrum.) Laguerre hielt seine Behauptungen aufrecht: rechtlich wöge die Einzelh.:st nicht ausgesprochen worden sein; aber thalsächlich se, jeder Verkehr deS Angeklagten mit seinem Ver- iheidiger unmöglich gemacht worden, weshalb der Verthcidiger prolestirt habe. Die corsischen Richler hätten die Actenhefte gefälscht. (Widerspruch seiten des Juslizminislers) Das komme in Corsica häufig vor und sei lein Wunder, da Richter wie Casabianca den Staatsstreich einst als einen Act der Vorsehung bezeichnet habe. (Paul de Cassagnac: „Und er hatte Recht!") Laguerre bemerkt, er habe noch andere Handlungen des ehren- wcrihen Hrn. Bissaud zu brandmarken (Bewegung. Laguerre erklärt, er nehme das ihm entschlüpfte Won „ehrenwerth" zurück. Großer Lärm.) Es stehe fest, daß Actenstucke aus dem Dossier verschwunden seien. (Stimme im Cenlrum: „Das ist nicht wahr!") Laguerre: „Wer hat gesagt, das sei nicht wahr?" «Ruf nn Centrum: „Das ist nicht gejagt worden!" Einige Mitglieder links: „Wir haben es gehört!") Laguerre: Ich constatirc, daß man es nicht wiederholt. Man hat Vie Zeugen aussagen der ersten Verhandlungen be, Seite geschaßt. Justizminister: Es wurden am l4. September vor. I. Zeugen vernommen, dann wurde die Sache bis zum so No vember vertagt; die Noten über die ersten Zeugenaussagen wurden nicht auslewahrt. Auf die deshalb gewachten Bemer kungen wurde erwidert, diese Lücke biete keinerlei Schwierig keiten, da die schon gehörten Zeugen von Neuem gehört weiden müßten. (Bewegung.) JoliboiS: Das ist ein Justizminister, der Derartiges sagt. Laguerre: Ich wünsche, daß die Gerichtsschreiber die Ralhschläge deS Hrn. JustizmmisterS nicht befolgen! Justizminlster: Ich rathe nichts, sondern constatire nur. Andrieux: Sie constatiren aus so nachsichtige Weise, daß Ihre Worte nicht im Amtsblatle figuriren sollten! Laguerre: Und ich constatire, daß das Haupt des Richter standes die entsetzlichen Skandale und die abscheulichsten Un gesetzlichkeiten gutheißt. Die thalsächlichc Unmöglichkeit für einen Angeklagten, mit seinem Vcrtheldiger zu beraihen, bildet die Gcheliuhast im schroffsten Widerspruche zur persönlichen Freiheit; (Beifall auf der äußersten Linken.) Der Redner betont, daß Bissaud, diese „traurige Persönlichkeit", welche der Justizminister vertheidige, auch noch vor l» Tagen Aeußerungen, die er gelhan hatte, leugnete, und legt Berufung an das Ur theil der Kammer ein Andrieux «der frühere Pariser PolizeiprLfect) verbreitet sich im Allgemeinen über die corsischen Zustände. Man irre, wenn man Corsica für eineu Herd des Bonapartikmus halte. Dort sei der Prinz Napoleon gegen Rvuher und Haußmann gewählt worden, der l876 unter den 36S ans der äußersten Linken saß, und von allen jetzigen Vertretern CorsicaS in der Kammer sei nur einer, Hr. Gavini, ein Anhänger des Kaiser reichs Die Bevölkerung sei sehr solgsam und werde leicht von der Verwaltung beeinflußt. Diesen Umstand habe der Präfect de Tremontels allzu eisrig dazu benutzt, um im Dienste einer Clique alle Gegner derselben niederzutreten. So habe er ans seinen Rundreisen, welche stets vor den Wahlen statt- sänden, für einen ehemaligen Bonapartisten Mourati, den der Justizminister abgcseyt und der Minister de» Innern wieder ausgelesen hatte, Wahlpropaganda gemacht und erklärt, alle Gunstbewtise der Behörde seien denjenigen Lantonen vorbe- haben, Du aber — frage Dein Herz, was Dir übrig bleibt!" Er wies nach der Gestalt auf dem Lager. Mit ineinandergcfchlungenen Händen starrte Pauline vor sich hin. „Seit jener Stunde kein Frieden! Den Brief, den er vor feinem Tode geschrieben hatte und der mich anklagte, entriß mir der Bruder und vernichtete ihn; aber den Wurm in meinem Herzen tödtete das nicht, und der blutige Schatten blieb, als ich nun in die Welt ging, und er folgte mir auf jedem meiner Pfade. Und auch jetzt sehe ich ihn — er stellt sich zwischen mich und euch und —!" „Hedwig!" sagte Otto, leise wohl, aber mit einem unaussprechlichen Flehen. DaS junge Mädchen blickte auf; zuerst hefteten sich ihre Augen auf Otto, dann auf die unglückliche Frau — und dann war sie vor dem Lager der Letztern niedergesunken. „Höre es, Pauline; so wie ich es von Gott be gehren will, daß er mir selbst einst gnädig sei, so bitte ich ihn jetzt, daß er die Erinnerungen von Dir nehme! Was Menschen verzeihen können, das wird auch er verzeihen!" Ueber das Gesicht der Kranken flog ein fast seliges Lächeln. „Hedwig!" rief sie, indem sie ihre schwachen Arme öffnete, um dieselben über dem Nacken des jungen Mädchens, dessen thränenüberflossenes Gesicht sich gegen ihre Brust geneigt hatte, wieder zu schließen. Eine Weile hindurch redete und bewegte sich Nie mand. Dan« drängte Pauline leise und sanft die jugendliche Gestalt von ihrem Herzen fort. Mit chräne Todtei mngSki in Bez, für du eme C vi D neuert wir si wir de Meinun Tagen jkriegsni des Aei sich dar; rung a Sammer theilen letzter L arger I des So! lich 5 -ine An Tode d oberste daS in DerFa Aufsehei rathe z legte de in den Berbreö Berbrec nommer Quartal knüpfte Jnteress auf bei müsse, j Meinur sein Pc Diese ! nicht g Mancir «bschaf widrrsef urtheilS mit ter pretiS haben, ist ent Ueberm len in Aadicale Ständer alr er i sidenten herige ü «von, zum Bi Deputirt Stimme! Licepräs mit 39 Bicepräs litten B Ron Sei der der heul rührten oorgefall Hinweise: liche Ge cret zurr Minister« Sen »atistische aamentliä Las Urie daien Mi durch die welche ihi wngen ir die DiSci Ganzen si lä»ne aus Der »ag weg Lezug a gegen di, drechen a dein au» «tt zurück!« MN, deuten neben regung! wig'S Brust Schluck Sterbe stand e hindert sagte e zurück, konnte. Di auch d live z> „Und nun zu Dir, Otto!" sagte sie. „Wirst auch Du Deinen Groll opfern können?" Mit der alten Liebe ruhten feine Augen auf ihren Zügen. „Ich habe nur noch den einen Gedanken, Pauline, daß Du mein bist!" Ein Schimmer von Roth glitt über ihre Wangen. „Dein?!" — Sie schloß für einen Moment die Augen. — „Du lockst mich zurück, und ich weiß doch, daß ich sterben muß!" „Nicht so, Geliebte, nicht das!" flehte er. „Wir werden Beide noch glücklich sein!" Sie lächelte schmerzlich. „Mein Glück bleibt, Otto, daß der Tod kommen wird, ehe die Erinne rungen wiederkehren. Laß sie mit mir verlöschen!" Ihre Kraft verließ sie, daß das letzte Wort nm noch wie ein Hauch aus ihrem Munde kam. „Pauline — großer Gott!" rief Otto erschrocken, während Hedwig rasch hinauSeilte, um ein Stärkunas mittel hervetjuholen. In dem Augenblick aber hoben sich die gesunkenen Lider noch ein Mal wieder. Mit ihrer schwachen Hand zog sie den Gatten näher, daß er die Worte, welche nur noch flüsternd aus ihrem Munde kamen, verstehen könne. „Du sollst glücklich werden, Otto — und auch Hedwig —! mein Geist ist klar — ich sehe in d>e Zukunft! — Eins noch höre — ich war selbstisch mein Leben hindurch — auch als ich mit der Reue kämpfte und Deine Hand annahm — daun erst lernte ich die Liebe kennen — zu Dir — und sie hat «ich - erlöst!" DaS Wort war ihr letzter — da eS verhallt war, hielt Otto eine Tobte in seinen Armen. — halten, welche durch der Regierung ergehen« Männer vertreten seien. (Au»ruse) Und d« Tremontels habe Wort gehalten: » Cantone de« Arrondissement» Ajaccio hätten sür sich allein mehr Entschädigung für seucheogesallene» Vieh erhalten, al» irgend rin französische» Depancment, ja der ganzen für diesen Zweck dem ganzen französischen Ackerbau ausgesetzten Summe (Au»ruse der Entrüstung ) Arsne, der Vertreter Ajaccio«, unterbricht. Andrieux: Lasten wir da» Vieh bei Seite, wenn Se wollen, Hr. «rsne (Heiterkeit) Redner ging hieraus auf die Subvention von »08 ovo Frc». über, welch» der Unterrichts- Minister dem Lyceum von Ajaccio bewilligt hat, und hob so dann hervor, daß der Präsect Niemanden zu irgend eine« Posten, selbst dem eine» Lehrer» oder Flurschützen ernenne oder eine Unterstützung bewillige, ohne gleichzeitig einem der republi- kanischen Abgeordneten eine» der für diesen Zweck bestimmten Formulare zuzusenden, welche» ausgesüllt lautet: „Hrn. L .. Abgeordneten Mein Herr! Ich habe Ihre dringliche Empfeh lung bezüglich de» Gesuch» de» Hrn N . berücksichtigt und Hrn N... zum Lehrer in ... ernannt rcsp. .Hrn. N... die erbetene Beihilfe gewährt).' Auf diese Weise seien alle Leute, welche mit der Behörde zu thun hätten, wider ihr Wißen und Willen zu Günstlingen der Abgg Aröne, Peraldi gemacht worden. Für die Gegner der Clique hab« e» weder Sunft- bewcise, noch auch nur Justiz gegeben Die politische Se sinnung war der Coterie ganz Nebensache; sie verfolgte alle alten Republikaner und setzte Bonapartisten in ihre Aemier ein. Redner sührte zahlreiche Belege an unter heftigen Unter brechungen seiten des Abg. Aröne und seiner Freunde. Es sei bedauerlich, daß ein so rechtloser Zustand gerade unter einem Ministerium herrsche, welches Anspruch daraus erhebe, eine starte Regierung bilden zu wollen. Die Blutrache sei in Cor sica erst eingeristen, als die Genueser dort eine Willkürherr schaft errichtet hatten Gerade fo beförderten die Ausschrei tungen der jetzt dort herrschenden Partei die GewaMhälig- keiten ES sei Zeit, in Corsica die großen Grundsätze der Gleichheit vor dem Gesetz und der persönlichen Freiheit zur Geltung zu bringen- (Lebhafter Beifall auf der äußersten Linken und auf der Rechten) Der Minister de« Innern, Waldeck-Rousseau, welcher Andrieux auf der Tribüne folgte, warf demselben vor. lediglich aus Zeitungsberichte seine Kritik betzründet zu haben Die Regierung habe die bonapartistische Partei nicht wieder hergestcllt, sondern nur erklärte Republikaner ernannt. Gunstbcweise habe die Regie rung allerdings zu vergeben, da bisweilen 2 ganz Gleichberech tigte sich um etwas bewürben und der eine vorzuziehen sei; da sei eS aber doch natürlich, daß die Regierung ihren Gegner» leine Gunst erweise, sondern ihre Anhänger begünstige Wenn zahlreiche Bürgermeister keine Gemeinderathswahlen vorge- nommeu haben, so geschah die«, weil sie nicht die Ordnung verbürgen zu können glaubten. Gewiße Republikaner schlossen für die Wahlen eine Allianz mit den Reactionärcn. Der „Sampiero" Saint-Elme's wirkte sür diese Allianz. Auch dec Abg. Laisant arbeitete am „Sampiero" mit. Laisant bestreitet dies und erklärt, der „Sampiero" habe lediglich einen von ihm geschriebenen Artikel aus einein an dern Blatte abgedruckt. Die Bemerkungen des Ministers über die Rund reifen der Abgg. Laisant und Laguerre rufen heftige Unterbrechungen auf der Linken und Rechten hervor. Die Abgg. Douville-Maillefeu und Paul de Cassagnac werden zur Ordnung gerufen' Der Minister schließt: Mau fragt un», welche Politik wir in Corsica befolge» wollen? Dieselbe wie in Frank^-ich In Bezug euf die Ver waltung darf kein Unterschied fischen den Parteien gemacht werden; in politischer Hinsicht aber wird sich die Regierung stets bemühen, mit der republikanischen Partei zu gehen. Nach einigen persönlichen Bemerkungen wird die Fortsetzung der Interpellation auf Sonnabend an beraumt. * Bern, 5. Juni. Die Sommersession der eidgenössischen Räthe, welche namentlich Gegen stände von großer volkswirthschaftlicher Bedeutung zu verhandeln haben wird, ist gestern eröffnet worden. Die Präsidenten der beiden Räthe haben in ihren Eröffnungsreden Rückschau gehalten und die politische Situation einer kurzen Betrachtung unterworfen. In der Rede des Ständerathspräsidenten Hauser wurde auch die Referendumscampagne erwähnt. Derselbe sagte nämlich: Zum ersten Male, seit das sacultative Referendum auf tidgeuöjsischcn Boden verpflanzt worden, ist dasselbe gegen Vorlagen ergriffen worden, deren Annahme in der Bundesver sammlung theilS in beinahe vollständiger Uebereinstimmung aller Parteien erfolgte, theilS aus beiden Lagern wenigstens warme Unterstützung gefunden hatte Einzig in der Erweite rung deS Bundesstrafrechte» waren die Parteien in der Bun desversammlung scharf ausgeschieden. Und als eine noch be denklichere Erscheinung wage ich e» zu bezeichnen, dast die Leiter der Bewegung - sie haben weder vor, noch nach ihrem Siege ein Hehl daraus gemacht -, mit einziger Ausnahme des „Stabioartikels", weniger gegen die Vorlagen an und für sich, als sür einen momentanen Erfolg ihrer politischen Partei gekämpft haben. Eine solche Politik und Taktik kann vorüber gehende Siege ausweisen; aber eS würde schwerlich zum Segev des Vaterlandes gereichen, noch das Ansehen der Schweiz und ihrer demokratischen Institutionen fördern, wenn wir ferner hin ans parteipolitischen Motiven uns etwa hinreißen lasse» würden, Vorlagen dem Volke verwerfen zu Helsen, für deren Annahme in der Bundesversammlung wir eingeslanden sind. Zur bessern „Kühlung mit dem Volke", zur politischen Schulung derselben, als einer Grundbedingung demokratifck er Institutio nen, wird ein solche- vorgehen sicherlich nicht führen. Per gegen wir nie, daß über den Parteien das Wohl des Batn- lande» steht und daß wir zur Bewältigung der vielen noch vor uns liegenden Ausgaben aus socialem Gebiete daS Zufam-
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