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Dresdner Journal : 08.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188406088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-08
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 08.06.1884
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132. Sonntag, dai 8. JwL I88L X ^b«uuei«vut^prvt»r M L»ioL«: Lt>rlict>: .... 18 k»rk. ^MtrUok: 4 80 kk. itioLvto« Humn»«ri»: 10 kL L«««rIuUd äs» <i»ut»cl»«p L«iol»«, tritt?o»t- uo6 Ltvwpelruscl»!»^ tunra l»»vr»tevprel»e r klr ä«v kLiiw «io«r ^e«p»It«QSll ?etitreil« 20 ?s O»t«r „Lia^essnät" 6i« 2eilv 80 kl ö« 1'»k«U«o- uvä 2i^srr»stttr 80 1b Xuf»ckl»x Lrseketaen r T^licti mit Fun>»kms üer 8nnn- onä kvivrt»xa Fdend, kür äen kolx«>n<l»n Dtts-mrIMmal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1o«vr»tl0tlnoutline »u»«krt»r LolpttU: F>. LroMtt-trtter, Ooo»wi«jollLr ü», Vrvxioor ^ourv»I»; Lu»dor» Lortto Vt«o L«tp»t^ L»»«l 3r«,I»o Vruotllvrt ». ».: //aa»en»t«n -2 ko-ler, 8«rU»-Vt«o Luiodor^ rr»U-L»lv»tx rrookkort ». ». NLock«»: Lk^»>r/ 3«rUo: /neoi/lkirnciant, Srvwso: L. §c/üott«, Sr««I»o F Lnrean sLmit L'abat^),' kr»o^t»rl »N: />. ^afArr'scks liuekkuoljlun^; OvrUt»: v. A/Mrr; N»m»ov«r: <7. 8c^ü«oter, kort» L»rlto-rr»Lktort ». H. 8tott^»rr: Daub« <2 6o.,- llowdor^: FL Lt«n«r. « Uvr»u»xed»r, Lövist- Lipeäitioo äs« vrssäoer FoarotU», Dreien, X«in^r»tr»«s lio. 20. tlichtamtlichcr Theil. Uederslcht: Kele-raphische Nachrichten. ZcitungSschau. (Fremdenblatt.) TageSgeschichte. OreSdaer Nachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. LiogesaudteS. TagrSkaleuder. -euilleton. Zaserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 7. Juni, Vormittag». (Tel. d.DreSdn. Journ.*) Die TranSvaaldeputation, tt-ehend au» S Mitgliedern, dem Präsidenten Krüger, dem Krieg-minister, General JacobnS kmit und einem Mitgliede der TrauSvaalregie- nag, Dutoit, ist heute Morgen» hier eingetroffrn lad auf dem Bahnhofe von dem geh. LegatiouS- nth v. Kusserow empfangen worden, welcher sie kraus iu einer königl. Hofequipage nach dem Hotel „Kaiserhof" geleitete. Wien, Freitag, 6. Juni, Abend». (W. T. B.) Oer Kaiser machte heute Mittag» dem Könige von Krircheulaud einen di stündigen Besuch, den der K-aig bald darauf erwiderte. Die Abreise de» König» von Griechenland nach St. Petersburg iß auf morgen Vormittag» festgesetzt. Wien, Freitag, 6. Juni, Abend». (Tel. d. voh.) Der Statthalter von Böhmen, Frld- »arschalllieutenant Baron Krau» erhielt den Orden der eisernen Krone I. Claffe. Iu der heutigen Gemrinderathöfitzuvg bean tragte Mandl unter scharfen Ausfällen auf die Negierung wegen deren Haltung in der Vieh- »arktfrage, eS seien die seitens der Commune »f dem Biehmarktr der Kleischcasse vermiethrten Lokalitäten derselben zu kündigen; ferner sei eine eommunlich« Kleischcasse zu errichte». Die An träge wurden an die betreffenden Sektionen ge- leitet. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Haag, Freitag, 6. Juni, AbeudS. (W.T.B.) Lie Regierung hat deu Geueralstaaten riue Vor lage wegen einer 4procentigen Anleihe von 6V Mil- lioueu Al. zur Deckung des DeficitS gemacht. Barcelona, Freitag, 6. Juni, AbendS. (Corr.- Bur.) Die gestrige Dynamiterplofion scheint daS Werk einer Privatrache zu sein. Loudon, Freitag, 6. Juni, Abend-. (W. T. B) Ja der heutigen Sitzung drS Unterhauses erfolgte zunächst die Beantwortung von Inter pellationen. Auf eine Anfrage erklärte der Parlamentssecretär des Schatzamtes, Courtney, das Gerücht, wonach der englische Resident im Zululande eine Niederlage er litten haben solle, sei dis jetzt ohne alle Bestätigung. - Der UnterstaatSsecretär des Auswärtigen, Lord Fitzmaurice, erwiderte auf mehrere an ihn gerichtete Anfragen, eine Bestätigung des Gerüchtes vom Marsche des Mahdi auf Chartum sei der Regierung nicht zu- aegangen; die Aufständischen sollten sich in ziemlich beträchtlicher Stärke in der Nähe von Abuhamed, aber immer noch östlich von Murad befinden. Der Major Kitchener behaupte, Grund zu der Annahme zu haben, daß die Wüste bald frei von den Aufständischen sein werde. Die Stadt Berber anlangend, so sei dieselbe nach einigen Berichten von den Aufständischen eng eingeschlossen; in anderen Berichten werde deren bal- *) Nachdruck verboten. D. Red. dige Befreiung in Aussicht gestellt. Die von dem Admiral Hewett eingegangenen Nachrichten seien be friedigend; derfelbe habe am 18. vor. MtS. aus Adaua gemeldet, seine Mission an den König von Abessynien sei gut ausgenommen worden, die Ankunft des Königs habe sich durch ein Unwohlsein desselben verzögert, stehe aber am 20. Mai zu erwarten; er habe gute Hoffnung auf einen Erfolg der von ihm zu führenden Verhandlungen und glaube, er werde im Stande sein, eine Vereinbarung über die Entsetzung KassalaS her- beizuführen. Davon, daß der General Gordon Char tum verlassen haben solle, sei der Negierung keinerlei Nachricht zugegangen. Im Fortgänge der Sitzung wurde die Bill über die Convertiruug der ConsolS iu zweiter Lesung mit 117 gegen 34 Stimmen augeuommru. Christiauia, Freitag, 6. Juni, AbeudS. (W. T. B.) DaS Journal „Aftenposten" erfährt, daS gesammte Ministerium habe dem König seine Portefeuilles zur Verfügung gestellt St. Petersburg, Freitag, 6. Juni, AbendS. (W. T. B.) Die Kaiserin ist heute Nachmittags kur» nach 5 Uhr von ihrer Reise nach Deutschland in Gatschiua wieder eingetrvffen und vom Kaiser und von den Großfürsten am Bahnhöfe empfangen worden. Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich vom Bahnhofe auS alSbald nach Petrrhof. Der Großfürst SergiuS ist heute Nachmittags H2 Uhr seiner Braut, der Prinzessin Elisabeth von Hessen, bis zur Grenze rntgegengeretst. Risch, Freitag, 6. Juni, AbendS. (Lorr.-Bur.*) In der Skupschtiva wurde der Ministerpräsident Garaschauiu von den Abgeordneten des Timok- grbirteS wegen der Einfälle der serbischen Emigranten an» Bulgarien (vgl. die Rubrik „Zeitungsschau") interpellirt und gefragt, ob die Regierung daS Nöthige veranlaßt habe, um die Sicherheit der Grenze herzustellen. Der Minister Garaschanin legt die Angelegen heit dar, verliest die diesbezügliche Correspondenz, so wie das von Serbien gestellte Ultimatum und sagt, die serbische Regierung habe Alles gethan, was die Ehre des Landes erheische. Serbien sei gegenüber Bulgarien, dem es immer seine Sympathien entgegen gebracht, schonend vorgegangen; allein die unqualificir- bare Rechtsverletzung durch die Besitznahme des Grenz- punkteS Brezowa ohne vorherige diplomatische Ver handlung, im Augenblicke, wo die serbische Regierung Aufklärung über die Duldung der Einfälle von Emi grantenbanden an der Grenze gesucht habe, fordere ein energisches Vorgehen. Wenn bis Sonntag nicht Satisfaction geleistet wird, so werden die Ver handlungen abgebrochen, und der serbische Ver treter verläßt Sofia. Mehrere Abgeordnete, selbst der radikale Pope Gjuric, sprechen der Regierung Dank für ihr energisches Vorgehen auS. Die Skupschtiva nimmt hierauf einstimmig eine Tagesordnung folgenden Inhalt- an: Die Nationalverttetung nimmt die Erklärungen des Ministers des Aeußern zur Kenntniß und er klärt, daß sie die aufrichtige und würdige Haltung der Regierung vollständig billige und namens de- Volkes es ausspreche, mit Wort und That wie ein Mann der Regierung beizustehen, insolange die selbe auf diesem Wege Alles aufbietet, um Serbien vor äußeren revolutionären Jntriguen zu bewahren. *) Da „Wolff'S Tel.-Bur." eine tendenziöse, den Inhalt der Erklärung des Ministers unterdrückende Fassung dieser Depesche verbreitet, geben wir dieselbe nach dem Wiener „Corr.-Bur.". D. R. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Dre-den, 7. Juni. Unser Mitbürger Prof. vr. Ludwig Richter ist „in Anerkennung seiner hohen Verdienste um deutsche Kunst und Künstlerschaft" von der am 5. d. Mts in Düsseldorf abgehaltenen Dele- girtenversammlung rum Ehrenmitgliede der allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft ernannt worden. Er darf sich diefer Auszeichnung um fo mehr freuen, als die selbe bisher nur wenigen hervorragenden Künstlern zu Theil geworden ist und der Anerkennung einer ab geschlossen vorliegenden reichen Künstlerthätigkeit gilt. Eine Schauspielerin. Novell« vo« F. L. Reimar. (Fortsetzung und Schluß zu Rr. 181.) Und in diesem Fieber nun blieb sie den Tag, die Nacht, alle kommenden Tage und Nächte hindurch, ohne daß mehr als ein halb dämmerndes Bewußt- M — und dies nur in seltenen Augenblicken — die wirren und wilden Phantasien unterbrochen hatte, welche sie erscheinen ließen, wie von der Nacht des Wahnsinns umfangen. — ES waren fast immer Bilder au» der Vergangenheit, welche sie be- schasiigten, sie quälten und peinigten; und mochten ihre Neben auch manchmal unverständlich bleiben, manch mal wieder erschütterten sie ihm nicht nur da» Herz, sondern sie zwangen ihn nebenbei zu der Sorge, daß sie auch von Anderen gehört und verstanden werden könnten. Und wenn es mehr als ein Mal geschehen war, daß er Josefen entschieden den Befehl ertheilt hatte, ihn jetzt allein bei seiner Frau zu lassen — die gute Alte harrte dann wie ein Hund vor der Schwelle, bis man ihr erlauben würde, zu der Herrin zurück zukehren — so fühlte er Hedwig gegenüber endlich, daß es keinen anderen Ausgang mehr gab, als ihr den Schlüssel zu jenen unheimlichen Reden der Kranken selbst in die Hand zu geben. Als der Schlaf einst Paulinen's Lippen für einen Augenblick stumm gemacht hatte und er sie darum so lange Josefen überlassen konnte, verriethen die Seinen, wenn auch bebend, dem jungen Mädchen daS unselige Geheimniß, welches ihr Leben vergiftet hatte. Hedwig'S Antwort war, daß sie ihm, nach einem Moment des Stockens nur, voll ins Gesicht sah und sagte: „Wer sich über seine Schuld erhoben hat, der ist entsündigt, Otto!" Er nahm ihre Hände, preßte sie in den seinen und entgegnete warm: „Ich danke Dir, Hedwig! Du verstehst es, daß mir jetzt alles Andere wie begraben und vergessen erscheint, wenn ich Pauline anblicke I" Ein einziges Mal nur wurden Otto'» Gedanken, für einen kurzen Augenblick wenigsten», von der Kranken abgelenkt. ES war, als ihm an einem Tage ein Brief von einem ehemaligen Kameraden zuging, dessen Inhalt einen leichten Farbenwechsel in seinen Zügen hervorrief. „Ich glaube Ihnen die Meldung schuldig zu sein, lieber Mellingen," schrieb der Freund, „daß die Mit- theilung, welche Ihnen neulich ein halber Zufall in meiner Gegenwart entlockte: der bewußte Herr v. Born Koustautiuopel, Freitag, 6. Juni, Abend-. (W. T. B.) Die Pforte beschloß, mit denjenigen Mächten, deren Handelsverträge abgelaufra find, die bestehenden Tarife bis dahin beizvbehalten, wo neue Vereinbarungen getroffen find. Chicago, Freitag, 6. Juni, AbendS. (W. T. B.) Die heute Vormittags von der republikanischen Nativualconvention über die Präsidentschaftskandi daten vorgevommrnr erste Abstimmung blieb, da sich keine absolute Majorität ergab, ohne Resultat. ES wurden für Blaine 332h Stimmen, für Ar thur 278, für EdmundS V3, für Logan 63, für John Sherman 30, für den KriegSsecretär Robert Lincoln 4, für den General Sherman 2 Stimmen abgegeben. Auch die zweite und dritte Abstim mung über die Präsidentschaftskandidaten ergab kein Resultat; bei der dritten Abstimmung erhielt Blaiue 375, Arthur 275 Stimmen. Bei dem vierten Wahlgange wurde Blaine zum Präsident schaftskandidaten ernannt. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Chicago, Sonnabend, 7. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Die Ballotage der republika nischen Natiovalconvention dauerte gestern den ganzen Tag. Bei der vierten Abstimmung rr- bielten Blaine 574, Arthur 207, EdmundS 4l, Hawley 15, Logan 7 und Robert Lincoln 2 Stim- men. Die Ernennung Blaine'» zum Präsident- schaftScandidaten erfolgte hierauf einstimmig; zum BicepräfidentschaftScandidaten wurde Logan er nannt. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 7. Juni. Zwischen Serbien und Bulgarien besteht seit einiger Zeit ein diplomatischer Conflict, welcher sich neuerdings wesentlich verschärft hat und auch in der gestrigen Sitzung der serbischen Skupschtina in Nisch zur Erörterung gelangte. Serbien geht katego risch vor; es stellte der bulgarischen Regierung die kurze Frist von 3 Tagen, innerhalb welcher es Satis faction in Bettest der beiden Conflictpunkte, der Emi grantenfrage an der serbisch - bulgarischen Grenze und der serbischen Grenzwachpostenastaire, verlangt. Von St. Petersburg soll, wie bereits vorgestern bekannt wurde, der Fürst Alexander unzweideutige Winke er halten haben, sich den berechtigten Wünschen Serbiens gegenüber entgegenkommend zu zeigen Er wird dieselben wohl zu beherzigen wissen, wenn er auch gerade in diesem Augenblicke, wo sich die Parteien in Sofia zu den Wahlen rüsten, die Situation doppelt peinlich empfinden dürfte. Ohne Zweifel wird es aber der Autorität, der Gewandtheit und dem versöhnlichen Charakter des Fürsten gelingen, die Verhältnisse der beiden Nachbarstaaten wieder dem normalen Zustande zuzuführen. Die Veranlassung zu dem Conflicte gab der Einbruch von serbischen Emigrantenbanden auf serbisches Gebiet und die Haltung, welche bisher, wäh rend der Abwesenheit des Fürsten, die bulgarische Re gierung unter dem Einflüsse des Ministerpräsidenten Zankow gegenüber den deshalb von Serbien erhobenen Vorstellungen beobachtete, indem bulgarischerseits unter Androhung von Waffengewalt die Zurückziehung eines Grenzwachpostens verlangt wird, zu dessen Aufstellung Serbien berechtigt ist und auf dessen Belassung es auch besteht. Neuerdings soll es, einem Telegramm der „N. fr. Pr." aus Belgrad vom 6. d. zufolge, an diesem bei Brezowa errichteten Grenzwachposten sogar zu einem Zusammenstöße zwischen Bulgaren und Ser ben gekommen sein und die serbische Regierung die Verstärkung des Grenzcordons und eine Truppen- concentrirung im Timokgebiete angeordnet haben. Auch dieser Zusammenstoß, wenn sich die Nachricht bestätigen sollte, wird die Sachlage nicht wesentlich verschlimmern. Es genügt zunächst, wenn der Fürst Alexander die von seinem Minister Zankow, der eine völlige Unwissenheit im Völkerreclüe bekundet hat, er griffenen Maßregeln zurücknimmt und Serbien für die Vorgänge der jüngsten Zeit Genugthung giebt. Im Uebrigen werden bulgarischerseits die Bestrebungen darauf gerichtet sein müssen, die von dem Spätherbste vorigen Jahres datirende Verstimmung zwischen beiden Regierungen zu begleichen. Als damals die serbische Regierung gegen den in den östlichen Grenzdistticten des Königreichs ausgebrochenen, von den Radicalen angezettelten Bauernaufstand mit Waffengewalt ein schritt und denselben, Dank der angewandten Energie, in kurzer Zeit erstickte, war es verschiedenen bewaff neten Bauernbanden und mit ihnen einigen der Haupt rädelsführer des Aufstandes gelungen, auf der Flucht vor den verfolgenden königl. Truppen sich auf bul garisches Gebiet zu retten. Die bulgarischen Behörden entwaffneten zwar damals die übergetretenen Insur genten, gestatteten ihnen jedoch, nahe der serbischen Grenze, in der während des serbisch-türkischen Krieges schwer heimgesuchten und beinahe entvölkerten Um- gegend der Festung Widdin, sich anzusiedeln. Gegen diese Maßregel hat schon im December vor. I. die ser bische Regierung, allerdings vergeblich, in Sofia Protest eingelegt. Diese ehemaligen Insurgenten haben nun dzx Verlockung nicht widerstehen können, ihrer frühern Heimath Massenbesuche abzustatten, und diese Gelegenheit zur Ver vollständigung ihres lebenden und todten Inventars benutzt. Was den Protest Bulgariens wegen Auf stellung eines serbischen Grenzwachpostens bei Bre zowa betrifft, so liegt dieser Ort auf bulgarischem Ge biete am Timok, welcher in seinem untern Laufe die Grenze zwischen Bulgarien und Serbien bildet. Der Timok ist bei Brezowa massiv überbrückt, und wahr scheinlich haben die Jnsurgentenbanden diese Brücke zu ihren Einfällen in das serbische Gebiet benutzt Wenn die serbische Regierung diesen und vielleicht auch die benachbarten Uebergangspunkte über den Timok mili tärisch besetzt hat, so ist sie dazu jedenfalls berechtigt gewesen. Mit eben so gutem Rechte stellt sie aber auch an die bulgarische Regierung das Verlangen, jene ehemaligen serbischen Unterthanen, denen dieselbe so bereitwillig das Gastrecht eingeräumt hat, zu über wachen und von Einfällen mit bewaffneter Hand aus das serbische Gebiet abzuhalten Die trotzige Haltung der bulgarischen Regierungsmänner erklärt sich wohl schon ans dem Mangel an praktischer Erfahrung, an welchem der derzeitige bulgarische Ministerpräsident Zankow und seine College» leiden: ein Fehler, welcher am wenigsten durch das Uebermaß von Selbstbewußt- fein ausgeglichen wird, mit dem sich diefe Herren nicht nur früher gegen die Bevormundung des bulgarischen Elements durch die russischen Functionäre, sondern jeder Zeit auch gegen die „Einmischung" des Fürsten Alexander in die Regierungsangelegenheiten aufgelehnt haben. An der friedlichen Beilegung des Streitfalls ist angesichts der zwischen den in diesem Falle maßgeben den Großmächten, Oesterreich-Ungarn und Rußland, bestehenden friedlichen und freundschaftlichen Bezieh ungen erfreulicherweise nicht im Mindesten zu zweifeln. „Fragen dieser Art", sagt das Wiener „Fremden blatt", „hätten vor noch nicht allzu langer Zeit die im europäischen Orient zunächst interessirten Mächte ernsthast beschäftigen müssen. Daß man sie heute von vorneher localisirt, daß man ihnen keinerlei Einfluß aus allgemeine europäische Fragen und die individuellen Beziehungen und Interessen der Mächte gestattet, muß wesentlich auf einen gemeinsamen Entschluß der letzte ren zurückgeführt werden, die Probleme des Orients fei wieder in unsrer Gegend aufgetaucht, ihre Folgen gehabt hat. — Durften Sie, der Sie jener unsauberen Geschichte ferner standen, die unglaubliche Frechheit dieses Menschen halbwegs ignoriren — ich durfte das nicht, und fo erlaube ich mir denn, den unbewußt ge gebenen Fingerzeig zu benutzen und mich Born in den Weg zu stellen. „Daß er nicht satisfactionsfähig war, wußte er gut genug; so brauchte ich ihm nur zu sagen, daß ich ihm verböte, seinen Platz in demselben Welttheile, wo ich wäre, zu suchen; entweder liefere er mir innerhalb heute und acht Tagen den unzweifelhaften Beweis ein, daß er Europa wieder verlassen habe, oder es würde ihm nach einer Woche vor der Welt ein Brandmal aufgedrückt sein, das ihn jeden beliebigen Strolch um seine Ehre und Reputation beneiden lassen dürfte." „Von der Art und Weise unser- Abschieds hier weiter kein Wort; nur soviel, daß ich heute ein von dem Capitän de» nach Amerika gehenden Dampfers „MomoS" ausgestelltes Attest in Händen halte, welches besagt, daß Hr Franz v. Born sich als Passagier auf feinem Fahrzeuge befände. — Ein Glück, daß wir nie wieder dieselbe Luft mit dem Lumpen werden athmen müssen!" „Jawohl — ein Glück!" sagte Otto vor sich hin, indem sich seine Brust hob. „Und doch ist mir jetzt, als ob ich auch sonst seine Frechheit nicht zu fürchten gehabt hätte, da ich schon die Kraft gefunden haben würde, Pauline vor ihm zu schützen!" Dann letzte er den Brief bei Seite. Born'» Schick sal hatte kein weiteres Interesse für ihn und konnte ihn zu keinem längern Nachdenken bewegen. — Am neunten Tage erlosch das Fieber der Kranken; Pauline war ruhig und hatte ihr volles Bewußtsein. Otto und Hedwig sahen es und verkündeten einander mit leuchtenden Blicken: „Sie wild genest.i!" Dasselbe sagte das junge Mädchen auch frohlockend dem Arzte, als dieser kam, und sie bemerkte es nicht, daß dessen Angesicht ernst war, ernster fast noch, als an einem der vorhergegangenen Tage. Nur Otto war aufmerksam geworden, daher schickte er sich an, dem Hinausgehenden auf dem Fuße zu folgen, um draußen die Bedeutung jenes Blickes und jener Mienen zu erforschen, ward aber durch einen Wink Hedwig'S, die an dem Lager der Kranken gestanden hatte, zurück gehalten. „Pauline will mit Dir sprechen!" erklärte daS junge Mädchen, als er näher kam. „Ja", ertönte Paulinen's eigene Stimme leise, aber klar; „mit Dir und mit Hedwig — der Augen blick ist da." „Rege Dich nicht auf!" bat Otto, der Warnung des Arztes sowohl, als der in der eigenen Brust ge horchend. „Warte noch — bis morgen wenigstens!" Ein trauriges Lächeln flog über ihr Gesicht. „Meinst Du, ich wüßte nicht, daß eS kein Warten mehr giebt, und daß ich den Arzt nicht erst wieder iu fragen brauche? Und es ist gut so," fügte sie schwerathmend hinzu — „länger hätte ich's doch nicht getragen!" „Soll ich Dir nicht zuvor einen Trank geben?" fragte Hedwig besorgt und verwirrt zugleich. Die Kranke schüttelte den Kopf. „Ich habe ja Dir selbst einen Trank zu reichen, Hedwig, und einen bittern!" Sie suchte sich enipor zu richten, aber zu schwach
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