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Dresdner Journal : 25.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188404256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-04
- Tag 1884-04-25
-
Monat
1884-04
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 25.04.1884
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Erste Beilage zu ^'96 des D?esiMN* JvUNtÄA. Freitag, den 25. April 1884. 1tz. Plenarsitzung des Reichstags. * KenU^, 23. April. Präsident v. Levetzow eröffnete die Sitzung um 12 Uhr 20 Minuten. Es waren wieder eine große Anzahl von ^Urlaubsgesuchen tingegangen, welche den Präsidenten v. Levetzow zu der Mittheilung veran laßten, daß er künftig nur solche Urlaubsgesuche bewilligen werde, bei denen die angegebenen Gründe ihm ganz unabweis bar erscheinen. (Betsall) Er bittet da» Hau», bei Bewilli gung längerer Urlaubsgesuche in gleicher Weise zu versahren. In Folge dessen werden vom Hause die Urlaubs gesuche der Abg. Sonnemann, Stoppel und Köhl ab gelehnt und nur dar Gesuch de- Abg. Jansen, der sich in Reconvalescenz nach seiner soeben überstan denen Lungenentzündung befindet, genehmigt. Dann tritt das HauS in die Berathung der Anträge- der «bgg. Büchtemann und Eberth bezüglich der Vor legung eines Gesetzentwurfs noch in dieser Session, betreffend die Pension irung der im Reichsdienste beschäftigten Livilpersonen bez. Entschädigung der Hinterbliebenen für den Fall, daß diese Personen durch Unfälle oder andere Beschädigungen im Dienste des Reichs in ihrer Erwerbsfähigkeit beeinträchtigt werden oder das Leben verlieren. Abg. Büchtemann begründet diesen Antrag unter der Hinweisung daraus, daß die bestehenden PensionSbestimmungen nicht au-reichen, um den Beamten und den im ReichSdienst beschäftigten Arbeiter diejenige Entschädigung zu gewähren, die nach der Unfallversicherung bei Unfällen den am Leben und Gesundheit geschädigten Arbeitern gewährt werden sollen. Der Antrag solle gleiche- Recht schaffen, und wenn man den Privat unternehmern für ihre Arbeiter eine solche Last auferlege, müsse der Staat eine gleiche Last tragen. Er hoffe deshalb, daß alle Parteien dem Anträge zustimmen werden. Abg v. Köller kann nicht begreifen, wa- die Antrag steller mit ihren» Anträge bezwecken: die Unfallversicherung wolle den in feinem Berufe verunglückten Arbeiter nicht der Armenpflege anheimsallen lassen. Ander- sei e» mit dem An ttage: Die Eisenbahnbeamten und Arbeiter stehen nicht im Reichsdienst, der Lage der Postbeamten sei erst im vorigen Jahre eine Verbesserung zugedacht gewesen, aber durch die Linke verhindert worden, weil sie da-Militärpension-gesetz ver warf. Ein großer Theil der im Reichsdienst beschäftigten Ar beiter falle unter da- Krankencassengefetz Gewisse innere Ge danken des Antrags Büchtemann erkennen die Lonservativen vollkommen an; wenn man aber die Vorlage de- Reichskanz lers stets in abfälliger Weise bekrittle, dann könne man ihn doch nicht auffordern, noch weitere Gesetze vorzulegen. Möge die Linke ein solche» Gesetz selbst vorlegen, dann werden die Lonservativen e- kritisiren, aber dem Anträge zuzustimmen, der lediglich Parteiintereffen der Linken verfolge, dazu haben die Lonservativen keine Veranlassung. (Beifall rechts.) Auf eine Bemerkung des Abg. Richter (Hagen), welche sich auf den bekannten Fall mit dem in der Hasenhaide erschossenen Arbeiter bezieht, erklärt der Kriegsminister v. Bronsart berichtigend, daß der Wittwe jene- Arbeiters unmittelbar nach dem Unfälle von den Offizieren des betreffenden Regiment- eine ausreichende Geld summe gezahlt fei, um von ihr die Noth fernzuhalten. Die Verspätung der Sache sei dadurch herbeigesührt, daß erst fest gestellt werden mußte, ob der Soldat, der den Arbeiter er- ichosfcn, nicht regreßpflichtig sei, wa- im negativen Sinne ent schieden ward, woraus von ihm die dauernde Unterstützung der Wittwe sofort verfügt worden. Der Antrag geht an eine besondere Commission von 2l Mitgliedern. Von den Abgg. v. Czarlinski und Gen. von der polnischen Fraktion ist ein Gesetzentwurf beantragt, nach welchem dem tz 186 des Gerichtsverfassungs gesetzes folgender Zusatz gegeben werden soll: .In den der Krone Preußen seit 1772 fzugefallenen polnischen LandeStheilen ist die polnische Sprache neben der deutschen gleichberechtigt." Ferner soll im tz 187 1 e an Stelle des ersten Absatzes gesetzt werden: .Wo sonst im Reichsgebiete unter Parteien verhandelt wird, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ist ein Dolmetscher znzuziehen und ist in diesem Falle ein Neben protokoll in der Sprache der Parteien auszunehmen.' Abg. v. CzarlinSki begründete seinen Antrag und erging sich namentlich in scharsen Ausdrücken gegen die preußische Regie rung, so daß er vom Präsidenten um Mäßigung ersucht wurde. Der ß 18« des GerichtSversaffung-gesetze- - so führt der Red ner aus widerspricht dem vom Monarchen ratificirten Ver trage des Jahres I8iü und den damaligen Verordnungen, ebenso der CabinetSordre vom Jahre 18SS und der Verordnung von 1817. Gerade im Justizwesen mußten die angeborenen Rechte gewahrt werden. Redner führt einzelne Fälle au- Ge richtsverhandlungen an, welche beweisen sollen, daß da» In stitut der Dolmetscher unzureichend ist, weil dieselben einzelne Ausdrücke gar nicht oder nur falsch zu übersetzen verstehen. Redner beklagt sich ferner auch über den bei den meisten Rich tern und Staatsanwälten, sowie auch bei den Rechtsanwälten und Notaren obwaltenden Mangel der Kenntniß des Polnischen, wa» für die Bevölkerung große Nachtheile namentlich auch dabei im Gefolge habe, daß sich daS BolkSanwaltSunwesen in wahrhaft erschreckender Weise dort habe auSbreiten können. Die Unterdrückung der polnischen Sprache bei den Gerichts behörden geht so weit, daß polnische Firmen gar nicht mehr eingetragen, ja daß sogar die Eide nur in deutscher Sprache abgenommen werden. Wenn, wie e» vorkommt, vom Richter collegium Keiner ein Wort Polnisch versteht, ja, wenn die» sogar auch bei dem GerichiSschreiber der Fall ist, dann kann die schreiendste Ungerechtigkeit durchgehen, indem nämlich die Entscheidung thatsachlich in der Hand de» oft auch g nz un fähigen Dolmctschcr» gelegt ist. Man muß das ganze Unrecht, welches in diefer Weise der polnischen Bevölkerung angethan wird, kennen, um es würdigen zu können, ein so schreiende» Unrecht, daß ich kaum glauben kann, der Reichstag werde das selbe stützen wollen. Nehmen Sie deshalb, meine Herren, meinen Antrag an. Abg. Witt. Greisen Sie, meine Herren Polen an ihre eigene Brust; gedenken Sie der Zeit, als 1807 die preußische Herrschaft gestürzt und daS Grokhcrzoathum Warfchau gegrün det wurde Damals wurde von den Polen sofort die deutsche Sprache abgeschafft und die polnische eingeführt. WaS die ebenfalls so sehr betonte mangelnde Kenntniß der polnischen Sprache bei den Richtercollegien und die darau» angeblich er wachsenden schlimmen Conjequenzen betrifft, so muß ich bemerken, daß hier Uebertreibungen vorliegen. DaS Plaidiren in polnischer Sprache, welche» den Reichtcmwälte« mitunter oblag, hat sogar öster» zu recht komischen Folgen geführt. So hatte ein Anwalt in seiner polnischen Rede da« Wort .Kapaun" anzuführen. Er wußte sich nicht ander» zu Helsen, al» daß er datselbe mit .Hühnerwallach" übersetzte. (Heiterkeit.) Redner erklär« sich gegen den Antrag Abg. v. Urchtritz-Steinkirch empfiehlt den Antrag an eine Commission von 1t Mitgliedern zu verweisen, und zwar an dieselbe die den Antrag Reichen»perger, welcher ebenfalls die Abänderung de» Gericht»verfaffung»gefetze» betrifft, zu be handeln haben wird Abg Johannsen (Däne) erklärt zugleich im Ramen seine» Freundt», de» Abg. Lassen, sich der Abstimmung über den Antrag Czarlin»ki enthalten zu wollen, namentlich de»halb, »eil der Antrag über da» nothwrndig zu Erstrebende hin- au-gebe Abg vr. Windthorst. Dem Antrag de» Hrn v Uechtritz trete ich gern bei, habe nur da» Wort verlangt, um meine ^vmpailne au»zudrücken, und glaube, die Regierung thäte gut, erwägen ob der Weg, den sie in der Behandlung der prachenfrage ringeschlagen hat, der richtige ist Ganz von selbst versteht e» sich, daß die Polen gerade so gut Preußen wie Deutsche sind! (Beifall im Centrum ) Abg. Rittinghausen: Au« meiner eigenen Erfahrung kann ich Ihnen bestätigen, daß die Einführung einer fremden Gerichtssprache häufig zu ganz ungerechten Verunholungkn führt. Ich hatte Gelegenheit, die« in Belgien zu studlren In den Provinzen mit vlamlnndncher Bevölkerung war die Ber- brecherzahl eine fast » Mal größere, al» in denen mit wallo nischer. In beiden war die französische Sprache Gerichttsprachc. E« stellte sich nun heran», daß dieselbe in den vlamländischen Provinzen in mehreren Fällen, da sie nicht verstanden worden war, zu Hinrichtungen Unschuldiger geführt hat. E» entstand in der Bevölkerung großer Unwille und die Folye war, daß in den vlamländischen Provinzen die vlamlandrsche, in den wallonischen die französische Sprache al» Gerichtssprache einge- führt wurde, in den Provinzen mit gemischter Bevölkerung aber die Wahl der Sprache dem Anßeklagten sreigestellt wurde. Da- halsl In Blamland wurde die Berbrecherzahl gleich ge ringer. Aehnlich war e« in Frankreich. In Pari» kamen auf 100 000 Einwohner 820 Berurtheilungrn, im Departement Lyon etwa b00, im Departement Colmar aber 82b; auch die» hatte feinen Grund in der fremden Gerichtssprache. Ich glaubt deswegen, daß man in Posen ähnlich vorgehen könnte, wie in Belgien, um eben schreiende Uebrlstände zu beseitigen. Abg. v Unruhe-Bomst: Die Uebelftände, die der Abg. v. Czarlinski hier vorgesührt hat, haben alle ihren Grund in der einseitigen Vorbildung der Dolmetscher Ich hatte »3 Jahre einen vorzüglichen Dolmetscher zur Seite und wenn ich zu Ge bildeten sagte, daß sie doch keine Klage führen könnten, da ihnen Dolmetscher zur Verfügung ständen. so wurde mir ge antwortet: .Ihr Dolmetscher hat eine klassische Bildung gen offen und versteht sich nur in Ihrer Sprechweise auszudrücken." Da» ist eben der Uebelstand, daß die Dolmetscher nicht dem Gedan- keü, sondern dem Worte nach übersetzen. Ich erkläre mich also mit Art. 2 mit Ausnahme de» letzten Satzes einverstanden und bitte, in die Commission, welcher der Antrag überwiesen wird, auch einige Landsleute polnischer Zunge zu wählen. (Beifall rechts.) Abg Grad (Elfäffer) erklärt namens feiner Landsleute für den Antrag, wie er vorliegt, stimmen zu wollen Das Schlußwort erhält der Mitantragsteller Aba. vr. v. Komierowski. Derselbe erinnert zunächst an tie Beschlüsse von 1848 betreff- des Schutze» der Nationa litäten, andererseits sei e« n.cht conservativ, wenn ein Parla ment ein gegebenes Königswort beseitigen molle. Der Antrag wird au eine Commission von 14 Mitgliedern verwiesen; gegen diesen Antrag stimmen nur die Nationalliberalen und die deutsch-freisinnige Partei. Der Antrag Frhr. Schenk v. Stauffenberg-Hoff- mann, welcher nunmehr zur Verhandlung kommt, geht dahin, den Hrn. Reichskanzler zu ersuchen: in Veranlassung der betreffenden in der letzten Session ein gegangenen Petitionen Erhebungen darüber anzuordnen, ob und bez. unter welchen Voraussetzungen e» sich empfiehlt, auch solchen ehemaligen Militärpersonen einen Pen- sion-anspruch zu gewähren, bei denen im Kriege erlittene innere Dienstbeschädigungen erst nach dem Präclusiv- termin für Pensionsansprüche hervorgetreten sind. König!, preußischer Kriegsminister Generallieutenant Bronsart v. Schellendorff: Ich habe vor dem Hrn. An tragsteller um daS Wort gebeten, um eine Erklärung abzu geben, welche möglicherweise geeignet ist, die Besprechung des Antrag» abzukürzen. Die Frage, um die e» sich handelt, ist unausgesetzt seit Emanirung der Gesetze seilen der preußischen Militärverwaltung im Auge behalten worden Wir haben dazu Veranlassung gehabt, in verschiedenen Specialanträgen, die an die höchste Militärverwaltung gerichtet waren und wir sind bemüht, in allen denjenigen Fällen, wo eine Bedürftigkeit nachgewiesen und hohe Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, daß nach Ablauf der Präklusivfrist doch noch eine innere Dienst beschädigung anzunehmcn ist, im Wege der Unterstützung durch Verweisung auf Dispositionsfonds u. s. w. den thatfächlichen Bedürfnisfen zu entsprechen. In den Sitzungen des vorigen Jahres ist dieser Gegenstand zwei Mal behandelt worden, von den Herren Abgg Buhl und Groß, unter dem Gesichtspunkte, ob nicht generell die Frage geregelt werden könnte Dies hat der preußischen Militärverwaltung Veranlassung gegeben, von Neuem die Frage zu erörtern, inwieweit generelle An ordnungen getroffen werden könnten um den Bedürfnissen gerecht zu werden. Die. Frage ist ungemein schwierig, und Alle, die sich der Erörterungen besinnen, welche 1871 und 1874 zur Feststellung d"r Präklusivfrist sür innere Beschädigungen im Dienste geführt sind, werden nicht verkennen, daß die Fest setzung einer neuen Präklusivfrist erheblichen Schwierigkeiten unterliegt Die Verhandlungen im KrregSministerium, um eine Form zu finden, durch welche den thatsächlichen Verhältnissen überall genügt wird, sind ihrem Abschluffe nahe. (Hört! rechts.) Ferner ist durch ein in die Oeffentlichkeit gelangte» Schreiben des Hrn Reichskanzler» an den deutschen Kriegerbund klar- gestellt , daß auch der Hr. Reichskanzler dieser Angelegenheit volles Interesse entgegenbringt, und ich spreche es aus, daß wohl auch die übrigen verbündeten Regierungen dasselbe Wohl wollen für die Männer haben werden, die ihre Gesundheit für daS Vaterland geopfert haben, und ich hoffe auch, daß eine Lösung der Frage wird gefunden werden können, die allen Interessen entspricht. Unter diesem Gesichtspunkte könnte ich den Antrag für gegenstandslos bezeichnen; ich thue eS aber nicht, da eS der preußischen Militärverwaltung und den ver bündeten Regierungen nur erwünscht sein kann, wenn sie in diesem Streben auch eine Unterstützung in der Stimmung des Reichstages finden; die entsprechende Form dafür zu finden, glaube ich dem Reichstage anheimstellen zu können. (Lebhafter Beifall.) Abg Hoffmann sieht sich trotz der entgegenkommenden Erklärungen des Hrn. KriegSminister- nicht in der Lage, feinen Antrag heute zurückzuziehen. Sr sei weit davon entfernt, den Militärbehörden aus der Innehaltung der Präklusivfrist einen Vorwurf zu machen; die vielen Petitonen jedoch machten den Antrag zum Bedürfniß. Dieselben haben den Präclusivtermin zum Theil als große Härte erwiesen. In der bayerschen Kam mer sei übrigens vor einigen Jahren schon ein gleicher An trag angenommen worden, der darauf abzielte, die bayersche Regierung auszusordern, beim BundeSrathe in dem Sinne des vorliegenden Antrages zu wirken. Nächstdem habe sich die Annahme des Gesetzgeber», daß sich innerhalb dreier Jahre nach dem Feldzuge eine innere Krankheit zeigen müsse, al» irrig erwiesen, namentlich bei den Geisteskranken. Allerdings fei die Schwierigkeit, zu untersuchen, ob die einzelnen Fälle berechtigt sind, nicht zu verkennen, ebenso wenig wie die Be reitwilligkeit der Militärbehörden, in dringenden Fällen zu Helsen. Wir wollen aber keine provisorische, sondern eine dauernde. Redner bittet im Hinblicke aus das allseitig aner kannte Bedürsniß um Annahme des Antrags. König!, preußischer KriegSminister Bronsart v. Schellendorss: Wir sind bei unsern aus diese Materie be züglichen Maßnahmen an die Zustimmung anderer Faktoren gebunden, und e» ist mir deshalb, ehe ich mit meinen Vor schlägen an den Reichstag herantrete, eine gewisse Diskretion auserlegt. Das kann ich aber slhon jetzt aus die Ausführungen vom Abg. Hoffmann erklären, daß bei Geistesgestörtheit die Ansprüche, auch wenn sie später austraten, berücksichtigt worden sind, daß also die Präklusion immer ausgeschlossen war, weil man annahm, daß der Zustand schon längere Zeit bestanden habe und die Ansprüche aus verschiedenen Erwägungen nicht erhoben wurden. Zu dieser Maßnahme sah ßch die Militär verwaltung stet- ermächtigt, trotz des Ge rbet. (Beifall rechl».) Abg. Vr. Buhl: In meiner langen Praxis sind mir viele Fälle vorgekommen daß Leute den Präclusivtermin versäumt haben, obwohl sie bereits vorher an inneren Krankheiten ge litten hatten. ES lag die« ost meist an der Unkrnntniß der Betreffenden, die meist zu spät zu mir um Rath gekommen waren E« würde mir nach der Kenntniß de« thaiiächlich viel fach vorhandenen Nothstande» al» eine Härte rrichrinen, wenn wir dem Anträge nicht entsprechen würden Abg Frhr. v. Minnigerode: Bei der vorgerückten Zeit beschränlt sich meine Partei angesicht» der lebhaften Thrilnahme, welche der vorliegende Antrag im Lande findet, darauf, eine kurze Erklärung abzugeben. Die Situation ist klar Die Kund gebungen de» preußischen Hrn. Krieg»ministrr», sowie de« Hrn. Reich«kanzler« sichern der Angelegenheit einen befriedigenden Abschluß. Demgemäß kann man sie wohl sür gegenstandslos erklären Wir nehmen aber keinen Anstand, auch unsererseits unsere Zustimmung zu dem Anträge auSzudrücken, sowie zu erklären, daß wir mit dem Grundgedanken einverstanden sind und ihm lebhaften Erfolg wünschen. Abg Reindl: Auch mir ist in meiner Eigenschaft al» Mitglied de« Abgeordnetenhauses und der PetitionScommisston eine ganze Menge von Petitionen zu Gesicht gekommen, auS denen hervorging, daß die Meisten nur au» Unkeuntniß den Präclusivtermin versäumt hatten. Wenn wir auch die Bereit willigkeit der Krieg»verwaltung gegenüber einzelnen großen Mißständen anerkennen, so erscheint e« doch geboten, im All gemeinen Abhilfe de« vorhandtuen NothstandeS zu schiffen, und in Würdigung de» letztern bin ich gegen eine Einschränkung und vielmehr für eine Ausdehnung de- Gesetzentwurf». Abg. vr. Windtborst: AuS den Erklärungen deS Hrn. KriegSminister« habe ich die Ansicht geschöpft, daß die Regie rung sich nicht der Abhilfe vorhandener Nolhsiaude verschlossen hat und wohl noch weiter gehen möchte, al- der Antrag Der vr KriegSminister hat auch gewissermaßen die Aeußerung de- Hause- über den vorliegenden Gegenstand provoeirt, und ich beeile mich, um nicht etwa al- ein Gegner deS Antrags zu erscheinen, meine volle Sympathie für denselben autzusprcchen. Der Antrag wird mit großer Majorität ange nommen. Das Haus vertagt sich bis Donnerstag 1 Uhr: Schluß 5 Uhr. Provinnalnachrichttn. Leipzig, 23. April. Der Geburtstag Sr. Majestät des Königs ist auch hier in festlicher und patriotischer Weise gefeiert worden. Die Thürme der Stadt, sämmtliche öffentliche und zahlreiche Privat gebäude hatten Flaggenschmuck angelegt und m der Frühe des Morgens fand durch die Militärkapellen Reveille, später in den Schulen FestactuS und vom Rathhaussöller aus eine Musikaufführung Statt. In der akademischen Aula sand ein Redeact Statt, welcher das Professoren- und Docentencollegium, die Stu dentenschaft, die Ehrengäste aus den Kreisen der hie sigen königl. und Reichsbehörden als auserlesene Co rona versammelte und mit Gesangvorträgen des Universitätssängervereins zu St. Pauli eröffnete und schloß. Vor der Büste Sr. Majestät des Königs, welche in einem künstlichen Haine von Orangerie auf gestellt war, saßen die 4 Decane mit dem Ilseta« und dem königl. Regierungscommissar bei der Hochschule. Aus ihrer Mitte trat als Festredner heraus und sprach vom großen Katheder der Pro rector Prof. l)r. m«6. W. HiS. Sein Thema war ein specifisch medicinisches, bez. historisch-embryolo gisches: „die Anfänge unser- körperlichen Dasein-". In der II. Stunde marschirten die 3 hier garnisonirenben Regimenter der 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48 nach dem Paradeplatze bei Gohlis, woselbst um 11 Uhr Se. Excellenz der Generallieutenant v. Montb« mit Suite erschien. Der die Parade befehlende Brigadecomman- deur Generalmajor v. Tschirschky brachte ein drei maliges Hoch auf Se. Majestät aus, in welches die Truppen begeistert einstimmten. Die Regimentskapellen intonirten die Sachsenhymne. Nachdem Se. Excellenz hierauf die Front der in einem Treffen in Compagnie- frontcolonnen ausgestellten Truppen abgeritten und dieselben begrüßt hatte, erfolgte ein zweimaliger Vor beimarsch der Regimenter Nr. 106, 107 und 134, zuerst in Zügen und dann in Compagniefronten. Dem imposanten militärischen Schauspiele wohnte eine gewaltige Menschenmenge bei. Nachmittags vereinigte sich eine hochansehnliche Versammlung zu einem vom Rathe der Stadt veranstalteten IHtmahle, bei welchem der Oberbürgermeister I)r. Georg! den Toast auf Se. Majestät ausbrachte. Chemnitz, 23. April (CH. Tgbl.) Nachdem der conservative Verein in Chemnitz bereits gestern Abcnd zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kö nigs eine Mitgliederversammlung abgehalten hatte, in welcher Pastor Gutzschebauch die Festrede hielt, und der Verein „Allgemeine Kriegervereinigung" sich eben falls bereits am Vorabende des Festes zu einer wür digen Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät deS Königs sehr zahlreich versammelt, prangten heute früh die Straßen der Stadt in festlichem Schmucke. Von den öffentlichen Gebäuden, Rathhaus, Caserne, Schu len u. s. w., wie von vielen Privathäusern herab wehten Flaggen, vorwiegend in den Sachsenfarben ge halten, und Alles trug ein festliches Gepräge. Die Feier des Tages wurde eingeleitet durch eine Reveille, auSgeführt durch die Kapelle und den Tambourzug des hier garnisonirenben 5. Infanterieregiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104, welche von 6 Uhr ab mehrere Straßen der Stadt durchzog. Die Offiziere trugen bis Abends 7 Uhr den großen Dienstanzug ohne Schärpe, Unteroffiziere und Mannschaften den Ordonnanzanzug. Mittags I2 Uhr fand Paroleaus gabe auf dem Casernenhofe Statt. Die Offiziere er schienen hierzu im Paradeanzug; das Hautbofftencorps contertirte. Unteroffiziere und Mannschaften erhielten besfere Beköstigung. Nachmittags 3 Uhr fand Diner der Offiziere, Aerzte und oberen Militärbeamten im Offi- zierScasino und Abends von H8 Uhr ab Ball der Unteroffiziere im Saale des „Elysiums" Statt. In den königl. technischen Staatslehranstalten hielt I>r. Leesekamp die Festrede. Nachmittags 5 Uhr begann in dem mit einer von frischem Grün reich umrahmten Büste Sr. Majestät des Königs und sonst festlich ge schmückten Saale des Casinos das Festmahl, zu wel chem die städtischen Collegien Einladung hatten er gehen lassen. Es nahmen an demselben die Spitzen der städtischen, der königl. und kaiserl. Behörden und Bürger aller BernfSclassen Theil. Den einzigen Toast aus Se. Majestät den König brachte der Oberbürger meister l)r. Andrä aus. Außerdem begingen verschie dene Vereine in engerm Kreise da- Geburtsfest Se. Majestät deS Königs in seierlicher Weise, und überall zeigte eS sich, wie großer Liebe Derselbe sich erstellt. Zwickau, 23. April. (Zw Wchbl.) Der Ge burtstag Sr. Majestät deS König» wurde auch heute in unserer Stadt wieder unter allgemeiner Thrilnahme gefeiert. Frühzeitig schon legten alle öffentlichen und viele Privatgebäude Flapyenschmuck an. Von H7 Uhr an executirte die Militärkapelle mit sämmtlichen Spielleuten de- Regiment- eine so- lenne Morgenmusik, der um 7 Uhr die des Stadt- musikcorpS mit dem Tambourzug der steiwilligen Feuerwehr folgte. DaS in Feststimmung versetzte Pu- blicum nahm allenthalben an den im Lause de» Vor mittags veranstalteten Schulfeierlichkeiten Theil und vereinigte sich Mittags Hl Uhr zu der auf dem Kaiser Wilhelmplatze stattgefundenen großen Parade der hiesigen Garnison, zu welcher sämmtliche Offiziere der Garnison und de- Beurlaubtenstandes erschienen waren. Nachmittags 2 Uhr vereinigten sich zahlreiche patriotisch gesinnte Einwohner auf dem reich decorirten Gewandhaussaale zu dem von der Stadtvertretung arrangirten Festmahle, während die Offiziere der Gar nison im Offiziercasino, die des Beurlaubtenstandes hiesigen BezirkScommandoS im Hotel „zur Post" dinirten. Die Unteroffiziere und Mannschaften der Garnison wurden theils gestern Abends durch Tanz vergnügen, theils heute durch andere Ergötzlichkeiten erstellt. Wie gestern Abends bereits geschehen, so finden auch heute Abends vielfache Festlichkeiten von Vereinen Statt; außerdem finden heute Abend die GaSeffecte bei der öffentlichen Straßenbeleuchtung Verwendung. Den Armen hiesiger Stadt wurde aber im Stillen eine Feststeude bereitet, indem 500 M. aus Mitteln der Stadtgemeinde unter ihnen zur Ber- theilung kamen. Glauchau, 23. April. (Gl. Tgbl.) Schon am frühen Morgen leitete heute eine vom hiesigen Militär vereine gestellte Reveille das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs ein; gleichzeitig erschallten auf Veran lassung der Schützengesellschaft vom Schützenplatz her Böllerschüsse und bald darauf tönten vom Thurme Vie feierlichen Klänge des Chorals „Sei Lob und Ehr'" und der Sachsenhymne. Die öffentlichen und zahl reiche Privatgebäude sind mit Flaggen geschmückt. In sämmtlichen Schulanstalten hat eine würdige Festfeier stattgefunden. Im Casino wird ein Festdiner abge halten, an welchem die Spitzen der königl. und städti schen Behörden, die Offiziere, sowie zahlreiche Bürger theilnehmen. Die hiesigen Militärvereine haben zur Geburtstagsfeier Sr. Majestät Ballfestlichkeiten ar- rangirt. Plauen, 23. April. (Vogtl. Anz?> Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs tragen heute die öffentlichen, sowie eine Anzahl Privatgebäude Flaggenschmuck. Am Morgen fand eine Reveille deS Stadtmusikcorps unter Begleitung der beiden Schützen- züge des „Vereins ehemaliger Militärs der Land wehr und der Reserve" sowie des „Vereins ehrenvoll gedienter Militärs" Statt und um 11 Uhr Festmusik auf dem Altmaxkte. Die vereinigten Gymnasialan stalten, das königl. Schullehrerseminar, die höhere Fortbildungsschule für Mädchen in Gemeinschaft mit der 1. Bürgerschule, ingleichen die übrigen hiesigen Bürgerschulen hielten am Vormittage FestactuS ab. Nachmittags 2 Uhr wurden in den mit der Büste Sr. Majestät des Königs und schönen Pflanzen fest lich geschmückten Räumen der Gesellschaft „Erholung" ein Festmahl abgehalten, an welchem 54 Personen auS Stadt und Land theilnahmen, darunter die Spitzen der hiesigen königl., kaiserl. und städtischen Behörden, daS OsfizierScorpS des Beurlaubtenstandes u. s. w. Der Landgerichtspräsident Neumann brachte hierbei den Toast auf Se. Majestät aus. Nachmittags von 4 Uhr an hielten ferner die vereinigten Gymnasial anstalten in den Räumen der „Gesellschaft der Freund schaft" ein Concert ab, zu welchem die Behörden, Gönner und Freunde der Schule, insbesondere auch die Angehörigen der Schüler öffentlich eingeladen worden sind. Abends wird das Rath- und bei. Stadt haus mittelst geschmackvoller und sinnreicher GaSdeco- rationen illuminirt werden, und die Militärvereine haben in mehreren größeren Sälen für ihre Mitglie der besondere Festlichkeiten veranstaltet. Freiberg, 23. April. (Fr. Anz.) Zu Ehren des heutigen Geburtstages Sr. Majestät des König- und zur Bekundung ihres durch und durch patrio tischen Sinnes hatte unsere altehrwürdige Bergstadt reiches Festgewand angelegt; aber dichter Nebel hüllte dasselbe bis gegen Mittag in undurchdringliches Dunkel. Glockengeläute und die Klänge der städtischen Kapelle verkündeten am stützen Morgen den Anbruch des Fest tages. Am Vormittage fanden Schulfeierlichkeiten Statt. Nachmittags 1 Uhr vereinigte das übliche Fest mahl eine große Anzahl Herren im Saale von Debus, wobei der Bürgermeister Clauß den Toast auf Se. Majestät ausbrachte. Am Abende begehen die Militär vereine »Kameradschaft" und „Müitärverem I" die Feier des Tages im Schillerschl ößchen und in der „Union". Meißen, 23. April. (M. Tgl.) Zur heutigen Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Königs er tönte am frühe» Morgen die Reveille unserer Stadt kapelle und der Bürgerschützentamboure in den Straßen der Stadt. Die öffentlichen, sowie mehrere Privat gebäude waren mit Flaggen geschmückt. Den Armen wurde seiten der Stadtbehörde die übliche Speisung zu Theil; in den Schulen war ActuS, und verschiedene Vereine hielten ihre besonderen Königsgeburtstagsfest lichkeiten ab. Das übliche Königsbanket, an welchem sich ca. 70 Herren der besten Stände betheiligten, fand Mittags in der „Sonne" Statt. Bei demselben brachte den officiellen Toast der Oberamtsrichter Cas pari ans. Bautzen, 23. April. (B. N.) Der Geburtstag Sr.Majestät deS Königs, für dessen Vorfeier bereit- gestern Abend ein solenner Zapfenstreich stattfand, wurde heute durch 1 stündiges festliches Glockengeläute und eine Reveille der Regimentskapelle eingeleitet. Alle StaatS- und städtischen Gebäude, sowie die Stadt- thürme prangten in buntfarbigem Fahnenschmücke, den auch viele Privathäuser in gleicher Weise trugen. Gymnasium, Handelsschule, landwirthschaftliche Lehr anstalt, Realschule und Bürgerschule hatten im Laufe deS Vormittags FestactuS veranstaltet. Gegen Mittag fand an Stelle der wegen ungünstiger Witterung unter bliebenen Parade der Garnison vor der Hauptwache Platzmusik deS MilitärmusikcorpS Statt. In der „So- cietät" vereiniaten sich Mittags die Spitzen der Be hörden, da- Offiziercorps, die Reserve- und Landwehr-
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