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Dresdner Journal : 18.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188404181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-04
- Tag 1884-04-18
-
Monat
1884-04
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 18.04.1884
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OSO. Freitag, den 18. April. 1884. LdooueEvtvprvt»» I» x»»«» N»tod«: iLöriick: .... 18 Icktcrtl. A jLyrtictl: 4 U»rti kW kk. iüiuiolo« 10 kf. La,»,rd»Ii> 6e, clsut»c:li«k> ksicy«, tritt kost- uu6 8t»wpel,u»eyl»8 la»«r»t«»prvl»e r k^ir äs» k»um «wer ^8»p»Itenon ?,titr«ii« 20 ?s vntsr „Linbv^nat" äiv 2eilv LV ?f. ö«i T»bsUell- uuä ^iffsravittr SO «jtz Foksoltlajx Lrsokelaen r l-ßlicli mit ^uünakms ctsr 8oon- unck keierta^v Ftrvock» kür clsn koljr«n<>sn Dres-nerHourml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1»8orLl«n»o»adm« »uxvrLrl»: LstpitU: F>. Lra^tirtetter, Oommu»iollLr äe» vresäosr ^onrvitl»; S»mdorx L«rN» Vj«n L»»«i r^»QickvN ». H : <2 VvA/er,' S«rUL-Vi«L kr»x-l.»ip»ix kr»ulllurt ». N.-Ilülled«»: Ztuck. 8«rUn: />»r«tttien<ian1,' Lr«w«n: Lck/otte,' vr»»I»»: F ÄiiArn » Lttreau (Fmit Laöatfi),' krLLkkurt . H : L. Uuckt»»Qaiui>8; VLrUi«: 6. L/Ä/er; 8»»nov»r: t7. §e/iü»>ier, ?»rt» SsrUs -rrLL^tarr ». N.- 8t»Ux»rt. Da uL« F (Ä.,' SEdurx: F<i. Lteiner. ll « r » u 8 x e k » r r Türüel. Lrpvckitton 6ss Vrvsäovr 1ourv»1», Drvsäso, 2«io^«r»tr»»»s Ho. 20. Äintlicher Theil. Dresden, 10. April. Se. Majestät der König haben den ordentlichen Professor an der Universität zu Bonn vr. Wilhelm Maurenbrecher zum ordent lichen Professor der Geschichte in der philosophischen Facultät der Universität Leipzig Allcrgnädigst zu er nennen geruht. Dresden, l6. April. Se. Majestät der König haben den Rector des Gymnasiums in Zittau, Pro fessor vr. nd. Schnelle, zum Rector der Fürsten- und Landesschule in Grimma zu ernennen Allergnädigst geruht. Dresden, 8. April. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Johann Christian Gotthold Bret schneider in Zschocken das Verdienstkreuz Allergnä digst zu verleihen geruht. nichtamtlicher Theil. Utberslcht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungssldau. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Buda-Pest. Paris. Christiani«. St. Petersburg. Riga. Phila delphia. Lima.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. DienSe. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Freiberg.) UaglückSfälle in der Provinz. LermischteS. Beilage. Statistik und LolkSwirthschaft. Inserate. Telegraphische Witterungsberichte. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. BreSlau, Donnerstag, 17. April, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Jouru.*) Die „Schlesische Volks zeitung" berichtigt ihre über die Resignation deS Cardinals LedochowSki gebrachte Meldung dahin, daß die Resignation eiugrreicht, vom Papste jedoch nicht angenommen worden sei. (Vergl. die „Tages geschichte" unter Berlin.) Darmstadt, Donnerstag, 17. April, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Ihre Majestät die Königin von England und Ihre königl. Hoheit die Prin zessin Beatrice find heute Vormittags k 1V Uhr hier eingetroffen und von Sr. königl. Hoheit dem Groß- Herzoge nebst der großherzoglichen Familie am Baknhofr empfangen und in das großherzogl. Palai» geleitet worden, in welchem die hohen britischen Gäste Wohnung genommen haben. Konstantin opel,Mittwoch 16. April, Abends. (W.T.B.) Der Minister deS Aeußern, Arifi Pascha, bat seine Entlassung erhalten und ist durch den Justizminister Assym Pascha ersetzt worden. Kairo, Mittwoch, 16. April, Abends. (W. T.B.) Der Generalkonsul Baring empfing eine Depesche deS Generals Gordon vom 8. d. MtS., nach welcher ein Spion von Saleh Pascha, der sich am Blauen Nil befinde, von dort angekommen sei und auS- sage, daß daselbst Alles gut stehe und daß Saleh 560 Reiter um sich habe und über 57 Schiffs ladungen Getreide verfüge. Infolge von inneren Uneinigkeiten in Kordofan sei die von dem Mahdi organifirte Erpedition gegen Chartum aufgegeben worden, und eS befänden sich anscheinend zwei Parteien in Auflehnung gegen den Mahdi. Der *) Nachdruck verboten. D. Red. Versuch Saleh Paschas, den Sheik von El Obeid gefangen zu nehmen, sei mißlungen. Die Plätze Kaffala und Srnnaar seien gesichert. Dresden, 17. April. Die Feierlichkeiten, welche mit der Enthüllung deS Denkmals für Gambetta in dessen Vaterstadt CahorS verknüpft waren und! welchen 7 Mitglieder deS französischen CabinetS beiwohnten, haben eine wahre Fluth ministerieller Reden im Gefolge gehabt, welche tactvoll jede Aeußerung vermieden, die einen internationalen Anstoß hätte erregen können. Im Vergleiche mit der Triumphreise des Exdictators trug das diesmalige Fest allerdings einen merklich ab- geblaßten Charakter. Das soeben errichtete Standbild wird das Andenken an den Mann, dessen Name vor wenigen Jahren noch ganz Frankreich ausfüllte, schwer lich neu beleben; es bezeichnet vielleicht eher den Markstein auf dem Wege, der zum allmählichen Ver gessen führt. Der Ministerpräsident Jules Ferry und der Kriegsminister General Campenon haben schöne Worte zur Verherrlichung des Dahingeschiedenen und zum Preise der Republik und der Republikaner ge sprochen. Die Stadt Lahors war, wie im Jahre 1881, als Gambetta seinen triumphalen Einzug dort hielt, mit Menschen überfüllt; aber alle Berichterstatter heben den Gegensatz zwischen der damaligen Begeiste rung und der jetzigen kalten Stimmung des Publikums hervor. Der Ministerpräsident Ferry, welcher mit dem lebenden Gambetta stets auf gespanntem Fuße, in den letzten Jahren nahezu in offener Gegnerschaft gestan den, konnte um so leichter in erster Linie den Pane- gyrikus Gambetta's verkündigen, als Letzterer ihm ge rade zur rechten Zeit durch seinen Tod Platz gemacht hatte. Wir entnehmen der Ferry'schen Rede bei der Denkmalsweihe Folgendes: Ferry erklärte, indem er diesen Act nationaler Pietät vollziehe, würde er vergeblich die tiefe Bewegung, die ergreifen den Erinnerungen von sich zu weisen suchen, welche dieses eherne Standbild und der Platz, den eS einnehme, in ihm wachrufe. Hier sei Alles vereint, was die Zerbrechlichkeit menschlicher Hoffnungen, die bittere Ironie des Schicksals, die blinden Gesetze, die Alles lenkien, Grausames und Lautredendes hätten. In einer jener furchtbaren Krisen, in welchen die Tapsern zagen und sich gehen lassen, wo das Bolkslhum im Sturme zu fallen droht, mehr gewesen zu sein, als der Arm — die Seele Frankreichs! Diesem großen Volke, das über rascht, ergriffen, gelähmt, plötzlich von seinem LebenScentrum, seiner Regierung, von seinen sämmtlich belagerten oder ge fangenen Armeen getrennt war, dieser betäubten Nation ohne Leuchtthurm, noch Compaß den Muth und die Waffen wieder gegeben, das Herz des Volkes neugeschaffen, Führer und Sol daten gesunden, aus dem Boden des alten Galliens in 5 Mo naten 60V ovo Kämpfer, 6VV Ovv Männer, die zu sterben wissen, herausgestampsl zu haben, überall die Spitze bieten und bis zum Aeußersten dem Geschicke die Wage halten, kurz aus dem tiessten Schlunde, in welchen je ein Volk hineingestürzt ist, die Eyre, den Trost, die Wiederausrichtung deS Vaterlandes her- vorreißcn — das war sein Werk! Ueberraschende Improvi sation, kolossale Skizze, Legende, die zuerst von den Parteien entstellt und geleugnet, aber in dem Maße, wie man sich von ihr entfernte, besser erkannt, richtiger beurtheilt wurde und welche in der unparteiischen Geschichte nur größer werden kann. Die Liebe zu Frankreich war die Hauptleidenschast, die unvergleichliche Flamme dieses übersprudelndcn Herzens. ES hieße wenig sagen, daß er es liebte, wie ein Kind seine Mutter liebt. Er liebte eS bis zur Raserei, grenzenlos, über Alles. Ihm weihte er alle Gedanken, die unter dieser breiten Stirn entstanden; für Frankreich häuste er in 12 jährigen Kämpfen mehr Thätigkeit, mehr Beredsamkeit, mehr Hin gebung, mehr Dienste auf, als in einem langen Leben Raum haben. Auch sind sie sür immer unzertrennlich. Man kann die eine nicht loben, ohne die andere zu rühmen. Und wenn wir Gambetta eine feierliche Huldigung hierherbringen, war vollziehen wir Anderes, als die Apotheose des Vaterlandes? Diesen Patrioten, diesen Kämpfer hat die alte Stadt, die ihn zur Welt kommen sah, verherrlichen wollen. Der Politiker, der Staatsmann, wie groß er sein möge, gehört seiner Partei an. Der Held der Nationalvertheidigung, an der ganz Frank reich mitwirkte, ist das Gemeingut aller Franzosen. Symbol der Eintracht, nicht der Zwietracht, steht er aufrecht hier, mit erhobenem Haupte das Wort aus der Lippe, die Hand nach der Zukunst ausstreckend, einige Schritte von Denen, die gefallen sind sür Frankreich. Aber nicht einen Rath des Angriffes oder des Zornes darf man am Fuße dieses Standbildes suchen. Die Lehren, die eS bietet, sind höher und tiefer Ihr, die Ihr die Anstrengung unserer Wiederausrichtung hier grüßt, trennt von ihr niemals die Geschichte unser- Falle»! Hier werden die Väter die Kinder lehren, wie eS Völkern ergeht, die sich einem Herrn geben; hier ist die große Schule der vergeß lichen Geschlechter, ihre Warnung vor Wiederholung der Fehler. Wenn sie zu unserer Schande ja wieder möglich wer den sollten, so würde diese» Denkmal genügen, den Weg zu versperren. Bürger! ES lebe sür immer die Republik! Unter großem Enthusiasmus verließ hierauf Ferry die Tribüne und umarmte den Vater Gambetta's Der nächste Redner war der Senator Beral, ein Jugendfreund Gambetta's, der denselben als Staats mann, Patrioten und Freund rühmte. Dann sprach der Kriegsminister Campenon im Namen der Armee »u Ehren des Organisators der Nationalvertheidigung, oer auch nach dem Kriege stets für die verschieden artigsten Interessen der Armee, in welcher er den Pa triotismus verkörpert sah, eingetreten sei. Die Armee habe ihm die Liebe, die er für sie gehegt, mit Ver trauen und Zuneigung vergolten. Sie habe nicht ver- gesfen und werde nicht vergessen, daß in den düsteren Tagen, wo das Vaterland sich aus allen Adern ver blutete, die Stimme Gambetta's die Stimme Frank-, reichs selbst war, eine bewegende, leidenschaftliche Stimme, vibrirend wie die Schlachttrompete; auch habe man mit Recht gesagt: „So lange es ein Frankreich aus der Karte der Welt giebt, werden die Reden der Nationalvertheidigung jung und glorreich in der Er innerung der Menschen sein." Nach der Rede des Kriegsministers begann unter den« Befehle des Generals Villain der Vorbeimarsch der Truppen verschiedener Waffengattungen vor dem Standbilde. Unter Musik- und Trommelklang prä- sentirten die Truppen, im Vorbeimärsche von den en thusiastischen Zurufen der Menge begrüßt, vor der Statue und den am Fuße derselben stehenden Mi nistern. Damit war die officielle Feier beendet. Abends fand ein großes, von der Stadt Cahors gegebenes Festbanket Statt, bei welchem der Minister präsident Ferry einen Toast auf die Stadt, ihren Maire und den Gemeinderath ausbrachte und erklärte, angesichts der großen Erinnerungen, die man an diesem Tage feiere, seien die Lebhaftigkeiten der streitenden Politik nicht angebracht; man solle jetzt nicht von den vergänglichen, sondern von den dauernden, ewigen Dingen sprechen. Die Minister seien nicht, wie man ihnen unterstellt habe, hierhergekommen, um eine mi nisterielle Verherrlichung zu suchen, sondern einfach, um ihre Todten fromm zu ehren. Ein anderes Ver halten wäre weder Gambetta's, dessen Andenken über dieser Versammlung walte, noch der Anwesenden würdig. Auch seien alle Schattirungen der republikanischen Partei hier vertreten, und es hieße den Gedanken des großen Mannes, den man jetzt feiere, sehr verkennen, wenn man irgend Etwas sagen oder thnn wollte, was die Einheit der republikanischen Partei, welche seines Lebens Glaube und Hoffnung war, schädigen könnte. Daß gerade der Apostel der Einigkeit aller Republi kaner erleben mußte, wie sich die Fahne der Zwietracht, bekannt unter dem Namen Jntransigententhum, gegen ihn erhob, sei kein Grund, den Grundgedanken einer Politik zu verletzen, als deren bescheidene, aber un erschütterliche Diener er und seine Collegen sich be trachteten. Er trinke daher auf die Einigkeit der republikanischen Partei, auf ihre Harmonie an diesem großen Tage nationaler Erinnerung! Die Festlichkeiten, welche gelegentlich der Enthül lung des Gambetta-Denkmals stattfanden, erhielten vor gestern Abends auf einem Banket in Perigueux durch eine weitere Rede des Ministerpräsidenten Ferry ihren Abschluß. Ferry, welcher sich mit den Ministern des Innern, der Justiz und der Bauten von Cahors nach der Hauptstadt des Departements Dordogne be geben hatte, sprach dies Mal zunächst über die aus wärtige Politik Frankreichs im Hinblick auf die mari timen Interessen, die es in allen Welttheilen, und aus die continentalen, die es in Europa zu wahren hat. Wie wir der „Reichend. Ztg." entnehmen, sagte, laut einem Pariser Telegramm der „N. ft. Pr ", Ferry: Er wolle keine Programmrcde halten, besten be dürfe die Regierung nicht. Die Regierung bestehe bereits lb Monate Hätte sie kein Programm gehabt, so müßte man sagen, Frankreich habe sich während dieser Zeit dem Schlafe oder der Thorheit ergeben. Unser einfaches und bescheidenes Programm bei Antritt unserer Regierung bestand darin, Ord nung in die Unordnung zu bringen, Licht zu verbreiten, Con sequenz und Entschlossenheit da herrschen zu lassen, wo Mei nungsverschiedenheiten im Fassen eines Entschlusses bestanden. Deshalb gewannen wir das Vertrauen der Kammer. Wir lösten nach einander Fragen, die alle aus einmal ausgeworfen wurden. Ungelöst waren der wunderbare Plan der öffentlichen Arbeiten, das Gesetz über die Magistratur and das Syndilats- gesetz Nach außen waren wir in wichtigen und schweren Unternehmungen engagirt, weil man zögerte, einen Entschluß zu lassen, oder weil man sich mit halben Maßregeln begnügen wollte. Das Alles machte uns nach außen eine schwierige und gespannte Situation, namentlich gegenüber Italien und Eng land. Wir haben die wichtigsten dieser Fragen gelöst und, wie wir glauben, gut gelöst; aber besser ist noch eine mittelmäßige, als gar keine Lösung Die Frage der öffentlichen Arbeiten haben wir gelöst aus die alleinige Art. welche das Land be friedigen kann, ebenso die Richtersrage Wir haben heute eine Magistratur, auf welche die Republik zählen kann. Endlich haben wir die äußere Politik in den verschiedenen Richtungen, wohin uns unsere Interessen und Traditionen drängen,/fort gesetzt. Frankreich ist nicht bloS eine Continentalmacht, sondern die zweite Seemacht der Welt. In einer solche» Situation hat man Interessen in der ganzen Welt. Um eine geachtete Macht aus dem Continent zu bleiben, muß man zeigen, daß man an kein legitimes Interesse Frankreichs auf keinem Theile der Welt Hand anlegen lasse Zwei schwierige Unternehmungen sührten wir zuin Ziele: Tie tunesische Frage ist definitiv ge regelt , im europäischen Concert mit Zustimmung der Groß mächte und zu großer Ehre der Republik Diese Hal unver kennbare Beweise der Achtung und den allgemeinen aufrichtigen Wunsch nach ihrer Freundschaft empfangen. Im Tonkin ist die militärische Periode beendet. Ich habe gute Nachrichten. Der Minister verliest die nachstehende Depesche des Generals Millot über die Einnahme von Honghoa: „Honghoa, 1b. April. Der letzte Zufluchtsort der Schwarzflaggen und der Chinesen des Hummm ist in unsrer Gewalt Die Citadelle ist unter der Zusammenwirkung der 1. Brigade, welche die feindlichen Stellungen umging, und der 2., die gleichzeitig die Brücke mit der schweren Artillerie beschoß, gefallen DoS Feuer der 80er und über Geschütze hat erschreckende Wirkungen hervorgebracht. Der niedere Wasserstand hinderte die Mitwirkung des größten Theile- der Flottille Nur der „Eclair', die .Trombe' und 3 be waffnete Kähne nahmen trotz großer Schwierigkeiten am An griffe Theil Die hinreißende Energie der Marinesoldaten hat sich nicht einen Augenblick verleugnet. General Millot.' Der Ministerpräsident fährt dann nach einer Apotheose aus die Armee fort: Die Demokratie muß sich über die Be dingungen Rcchenschast geben, unter welchen ein demokratisches Land, wie unseres, heilsamen Einfluß aus die Geschicke Europa- und aus die Bewegung der Geister üben kann. Damit Frank reich in die Wage Europas sein Gewicht legen könne, muß seine Regierung gewisse Garantien der Stabilität haben und Conse quenz zeigen. Welche Rolle könnte in Europa eine republi kanische Regierung spielen, die alle 8 Tage den Ches wechselt und die keine BcrstündigungSbasiS sür Unterhandlungen bietet? Wenn wir heute in Europa eine bessere Stelle haben, als vor 1 Jahre, verdanken wir es dem Umstande, daß uns das Parlament durch sein Vertrauen eine gewisse Permanenz verlieh, welche Vertrauen bei anderen Mächten erweckt Ferry erklärte weiter, er halte an der Rede von HLvre sest. Die Republik hat das Vertrauen der Landbevölkerung mühsam er rungen; sie werde eine Republik der Bauern oder gar nicht sein. Heute hat die Republik in den französischeu Bauern die beste Grundlage; es wiederholen sich nicht die Fehler von ehe dem, die großen Massen des Landes sich zu entfremden Ferry sprach dann von der Revision der Verfassung und erklärte, die Regierung werde ihr Bersvrechen halten. Aber die Revision müsse eine beschränkte sein, nicht eine Revision durch eine Con stituante oder durch einen Ausruf an das Volk. Wenn wir die Mehrheit des Senats durch unsere Garantien beruhigt haben — und die erste Bedingung ist die Beschränkung der Revision — dann wird das Problem weniger schwierig zu lösen sein. Ferry schloß mit den Worten: „Im Namen der Politik der Ordnung, Festigkeit, Mäßigung und des Fortschrittes bringe ich meinen Toast aus die Stadt Pürigueux." Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Mittwoch, den 16. April gab der Tonkünstler- verein im Saale des Gewerbehauses seinen vierten Production Labend. Se. Majestät der König be ehrte denselben durch seine Gegenwart. Das Programm begann mit einem vorzüglichen Vortrag des Piano- fortequartetts op. 47 R. Schumann's durch die Her ren Kirchner, Feigerl, Wilhelm und Böckmann. Hr. Hild ach, begleitet vom Hrn. 1)r. Wüllner, er freute durch Vorträge von Liedern Fr. Schubert'- und Fr. Wüllner's. Außerdem wurde zum ersten Male ein neues Werk, „Nonett für Blasinstrumente" von Theodor Gouvy von Mitgliedern der königl. Kapelle in vortrefflicher Ausführung zu Gehör gebracht. Es trägt den Charakter der Serenade: ansprechend durch melodiöse Erfindung, musikalisch tüchtig und zugleich geschmackvoll und künstlerisch in Durcharbeitung und Form behandlung und sehr geschickt in Verwendung der In strumente, wirkt eS als ein interessant und angenehm unterhaltendes Tonspiel. Dieser angenehme Eindruck des Werkes würde sich allerdings noch in willkommener Weise erhöhen, wenn eS uns etwas mehr durch Inspiration, warme Empfin dung, Steigeruna und geistreiche Wendungen des Ge dankenganges fesselte, uns auch mehr Reiz eigenthüm- lichen und wechselnden ToncoloritS böte. Den Schluß deS Abends machte Fr. Schubert'- namentlich durch den Zauber fein erwogener und origineller Klangwir kung entzückendes sogenannter Forellenquintett, gespielt von den Herren Heß, Blumer, Wilhelm, Nüsser und Rüdiger. B. Zn der Planderstunde. Novellettc von Enrico Castelnuovo. An- dem Italienischen übersetzt von A. D. (Fortsetzung.) Es war in einer dieser Nächte. Signora Fanny hatte allmählich den Kopf auf die Bettstelle sinken lassen, sie schlief dicht neben mir, ich fühlte ihren sanften Athem mich lau umwehen, ich empfand den Wohlgeruch ihrer weichen üppigen Haare . . . Die in einem Winkel auf einem Tischchen stehende Nacht lampe verbreitete ein zitterndes schwaches Licht im Zimmer, zuweilen durch plötzliches Aufflackern die Schatten der Stühle, Schränke und des Bettes ver längernd. Die Thür öffnete sich. Du warst es, ich wunderte mich nicht darüber, Deine Besuche waren etwas Gewohntes. Du nähertest Dich auf den Fuß spitzen, legtest mir die Hand auf die Stirn; dann beugtest Du Dich ganz leicht über mich und küßtest mich flüchtig auf den Mund. Signora Fanny schlum merte noch immer. Du betrachtetest uns unbeweglich einige Secunden; dann sah ich, wie Du Tich nochmals niederbeugtest und hastig einen Kuß auf ihre Haare drücktest. Hier legte Clarina die Hand auf den Mund Signor Emilio's, der sprechen wollte. Du richtetest Dich mit plötzlicher, fast mißtrauischer Bewegung auf und gingst aus dem Zimmer Ich kann Dir nicht sagen, was ich empfand, im ersten Augenblicke war eS Benmtydmma. Und worüber denn, Clarina? unterbrach sie Signor Emilio, die Hand entfernend, mit welcher sie ihm die Worte im Munde abschneiden wollte. Wenn nun DaS, was Du gesehen zu haben glaubst, keine Aus geburt Deiner Phantasie ist, was wäre da zu erstaunen, wenn ich mich hätte vom Gefühle Hinreißen lassen, beim Anblicke einer Fremden, die wie eine Mutter an Dir handelte? Nein, Papa. Den Tag darauf, als Dir der Arzt sagte, daß Du jede Furcht schwinden lassen könntest, sah ich Dich in Deinem Vergnügen die Angelika küssen, obgleich sie einen starken Zwiebelgeruch um sich hatte, und dann sogar die Tante Lena, obgleich sie viel häßlicher war, als gewöhnlich, aber es war eine andere Art des Küssens. Jetzt, Clarina, führst Du unnütze und für ein Mädchen auch etwas unpassende Reden. Geduld. Ich habe angesangen, es ist nothwendig, daß ich Alles sage und Du Alles anhörst. Meinen Gemüthszustand nach Deiner Entfernung aus dem Zimmer zu beschreiben, wäre ein sehr schweres Unter nehmen. Ich sagte, daß mein erstes Gefühl Verwun derung war. Es ist wahr. Die zwischen Dir und Signora Fanny entstandene Vertraulichkeit hatte nie die Grenze, an welcher die Galanterie beginnt, über schritten Es war in Eurer Freundschaft etwas Zu rückhaltendes, was zu sagen schien: Bis hierher, ja; weiter, nein. — Der Verwunderung folgte (warum sollte ich eS leugnen?) ein Körnchen Groll gegen Signora Fanny. Diese Frau, welche ich ohne Miß trauen liebte, diese Frau, zu welcher ich oft von meiner Mama gesprochen hatte und noch oft zu sprechen dachte, stellte sich nun zwischen mich und sie, zerstörte meinen schönen Traum, wurde die Nebenbuhlerin Derjenigen, die ich nie gekannt, aber von Dir mit der ganzen Kraft meiner Seele zu lieben gelernt hatte. Ich fühlte, wie unter den geschloffenen Lidern die Augen sich mit Thränen füllten, ich fühlte, wie in meinem Innern sich die Vorwürfe anhäuften, die ich an Signora Fanny richten wollte, fo bald meine Kräfte es erlaubten. Aber würde ich diese Kräfte je gefühlt haben? Würde ich nicht durch die Sanstmuth und stille Trauer ihres Antlitzes entwaffnet worden sein? Durch diese ernste Stirn, welche der Schmerz mit Furchen durchziehen konnte, welche aber nie vor Scham zu erröthen gehabt hatte? Während ich mich diesen Gedanken überließ, war sie, beinahe beschämt, daß der Schlaf sie übermannt hatte, wieder erwacht, und nachdem sie sich über mich gebeugt, um zu sehen, ob ich schlief (und theils wegen meiner Schwäche, theils wegen der widerstreitenden Empfindungen in meiner Brust, stellte ich mich wirk lich schlafend), sah sie aus die Uhr, nahm die „Veilleuse" vom Tischchen und, oie Fensterscheiben öffnend, stellte sie dieselbe auf das Fenstcrbret und löschte sie aus. Nachdem sie dann die Läden ein Wenig geöffnet, ließ sie e'was Luft und Licht in das Zimmer ein. An das Fensterkreuz gelehnt, blieb sie dort einige Mi nuten unbeweglich, aufrecht, nachdenklich, das über der Brust gelockerte Kleid wieder befestigend. Der erste Schein der Morgendämmerung ließ die natürliche Blässe ihres Gesichts noch mehr hervortreten. Das frische Morgenlüstchen wehte leicht durch ihre blonden Haare, welche ihr in reizender Unordnung bis auf den Hals herabfielen. Während ich sie mit aufmerksamem Auge prüfte, dessen Beobachtungsgabe durch die un erwarteten Entdeckungen dieser Nacht geschärft war,
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