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Dresdner Journal : 27.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-27
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 27.03.1884
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Der' 44 er-Ausschuß Ider Deputirtenkammer hat der Presse folgende Nvte mitgetheilt: „Die Arbeiten de» Ausschusses nähern sich, waS die industrielle Lage von Paris betrifft, ihrem Ende zu. Dieser Theil der EnquSte wird mit dem Beginne der Osterferien geschlossen. Die Personen oder Körperschaften, die speciell über die Lage der Industrie in Paris und unter Beiseitelassung alles Dessen, was sie in einer allgemeinen Enquöte zu jagen haben könnten, Mitthei- lungen zu machen wünschen, werden eingeladen, ihre Ge suche um Anhörung dem Präsidenten vor dem 31. März d.J zukqpimen zu lassen. Die Commission behält sich außerdem vor, zu prüfen, ob diese Gesuche nicht zu der allgemeinen Enquete über die Lage der Jndustrie- und Ackerbauarbeiter zu verweisen sind, die sie später prüfen wird." Die von den Abgg. Clemenceau, Langlois und Jametel ausgestellten Fragebogen werden autographirt und unter die Ausschußmitglieder ver- theilt werden. Uebcr die Pariser Krisis will der Ausschuß noch den Seinepräfecten Poubelle, den Di rector der Armenpflege, Quentin, den städtischen Bautendirector Alphand, den Director der Leihhäuser, Cochut, und den Senator Dietz-Mvnnin, Präsidenten der Pariser Handelskammer, hören. — Der Director der Bergwerksgesellschaft von Anzin hat dem Ausschüsse angezeigt, daß er infolge der Arbeitseinstellung nicht vor ihm erscheinen kann uud daher seine Aussage schriftlich einsenden, sowie den Oberingenieur Ledouz mit mündlicher Darlegung der Verhältnisse betrauen wird. Der Ausschuß wird Ledouz übermorgen hören. In die Gruben von Anzin sind heute früh 1343 Arbeiter eingefahren. Die Strikenden hielten gestern mehrere Versammlungen ab, die ohne Störung der Ruhe verliefen. Hingegen werden mehrere Fälle von Einschüchterungen gemeldet. Zahlreichen Arbeitern, die sich weigern, am Strike theilzunehmen, sollen die Fensterscheiben eingeworfen worden sein, und einem wurde sogar eine Pulverpatrone in den Keller ge worfen; dieselbe explodirte, ohne großen Schaden an zurichten. — Aus Tülle wird telegraphirt, daß die, Gendarmerie in einer Ortschaft in der Nähe der Stadt eine Dynamitniederlage entdeckt und miti Beschlag belegt habe. Brüssel, 24. März. (Voss. Ztg.) In den großen Glashütten rings um Charleroi ist infolge von Lohn- reductionen ein ernster Strike unter den Glas arbeitern ausgebrochen und, da die Fabrikherren tue Forderungen der Arbeiter ablehnen, sein Ende nicht abzusehen. Ein großer Theil der Etablissements hat die Arbeiten gänzlich einstellen müssen, in einzelnen ist noch ein Ofen thätig. Obwohl täglich sehr erregte Versammlungen stattfinden, ist nirgends die Ruhe ge stört worden; die Arbeiterunion ist in Permanenz, und nimmt der Strike täglich größere Ausdehnung an. Brüssel, 25. März. Ein Privattelegramm der „Voss. Ztg." meldet: Der Deputirte Wagener über reichte heute der Repräsentantenkammer den Com missionsbericht über den obligatorischen Unterricht. Zürich, 25. März. Man telegraphirt der ,Frkf. Ztg.": Der von dem Abg. Bebel im Reichstage er wähnte Friedemann weist in einem Schreiben an die „N. Züricher Zeitung" Bebel's Beschuldigung zurück; er sei weder Mitglied der anarchistischen Gruppen, noch Polizeispion, sonst würde Bebel Material vor gelegt haben. * Stockholm, 22. März. Am Donnerstage ist' der König zu einem kurzen Aufenthalte — derselbe wird bereits am Mittwoch Abend wieder in Christiani« cintreffen — hierher zurückgekehrt. Auf dem Bahn hofe von Mitgliedern des kömgl. Hauses, den Spitzen der Behörden und einer Anzahl von Mitgliedern des Reichstages empfangen, beantwortete derselbe die ihm von letzteren zu Theil gewordene Begrüßung mit fol genden Worten: .Dank, Dank, herzlichen Dank für Ihren freundlichen Empfang. Ich kann Ihnen nicht Allen die Hand reichen , em pfangen Sie trotzdem Meinen herzlichsten Dank! Ja, Meine Herren, Ich habe gcthan, waS Ich als Unionskönig für das für beide Reiche Beste erachtete, ohne dadurch ir gendwelche Interessen des Reiches an die Seile zu setzen. Die Kammern des Reichstags haben nicht an Meinem Beschlusse ltzeilnehmen können; aber Das, was Ich gethan, habe Ich aus Ueberzeugung und in Uebereinstimmung mit Meinem Gewissen gethan, und Ich Hosse, datz das schwedische Volk dies auch so aussasjen wird." Den Worten des Königs folgte ein fo stürmischer Jubel, wie er nie zuvor beim Empfange von einer Reife demselben zu Theil geworden ist. Sofia, 24. März. Man telegraphirt der ,,Pr.": Die hiesige „Slawjanska Beseda" richtete anläßlich der Jahresfeier des Friedens von San Stefano Begrüßungstelegramme an Jgnatiew, Dondukow-Kor- fakow, Aksakow und Gurko. Jgnatiew antwortete: „Hoch lebe das vereinigte BulgarienI" — Zum diplo matischen Agenten Bulgariens in Konstantinopel wird I. Gerow ernannt werden. Konstantinopel, 25. März. Man telegraphirt der „Frkf. Ztg": Die Versammlung der armenischen Geistlichkeit, welche gestern stattfand, wählte zum ersten Candidaten für das Amt des KatholikoS von Etschmiadzin den Patriarchen NarseS. Dieses Votum wird der Nationalversammlung unterbreitet, damit diese es bestätigt und nach Etschmiadzin übermittelt. Atben, 24. März. (Tel.) Die Abstinenz der Opposition ist bisher wirkungslos. Die Kammer tagt in beschlußfähiger Anzahl; 7 Mitglieder der Opposition nehmen an den Sitzungen Theil. Kairo, 25. März. (Tel.) Aus Suakin vom heutigen Tage wird gemeldet, der General Graham habe mit seinem Generalstabe und den englischen Trup pen, sowie zahlreichen Mannschaften der befreundeten Stämme heute Nachmittags Suakin in der Richtung auf Tamanieb verlassen. — In Suakin eingetroffene Spione berichten, Osman Digma befinde sich aus der Flucht. ES werden Vorbereitungen getroffen, um mit Hilfe der befreundeten Stämme die Verbindung mit Berber herzustellen. Nach Berichten von Spionen hat Osman sich als Derwisch verkleidet und 5000 Mann zusammengebracht, denen er einen wunderbaren Sieg verspreche. Andere melden, er habe nur 700 Mann bei sich. Osman s Lager befindet sich 38 km von Suakin entfernt und noch 20 km jenseits des vorgeschobenen britischen Lagers. Ter General Gra ham will am Donnerstage angreifen und dann, wenn möglich, mit einer Brigade bis Sinkst vorstvßen. — Der Correspondent des „Standard" im Ost- sudan, Mr. Cameron, Welcher die englische Expedition begleitet, erklärte nach einem Gespräche mit dem be freundeten Scheikh Morghani, die angehoffte Paci- fication des Sudan und die Eröffnung des Weges nach Berber seien heute ebenso weit von der Verwirk lichung entfernt, wie vor den 2 letzten Schlachten. Alle Hadendoasscheikhs seien noch Anhänger von Osman Digma, und die ganze Armee Englands wäre in Suakin unnütz, falls England sich nicht entschlösse, den ganzen Weg nach Berber mit englischen Truppen zu besetzen. Dresdner Nachrichten vom 26. März. We. In Gegenwart der Aeltern und Angehörigen der Abiturienten, sowie vieler Freunde und Gönner der Anstalt fand heute Vormittags in der Aula der Annenrealfchule die Entlassungsfeier der Abi turienten Statt. Dieselbe wurde durch einen vom Schulchore unter Leitung des Gesanglehrers Müller vorgetragenen Choral eröffnet. Es folgten sodann Vorträge von 3 Abiturienten. Die Abschicdsworte des letzten Sprechers erwiderte ein Unterprjmaner mit einem poetischen Abschiedsgruße. Nach dem ebenfalls vom Schulchore vorgetragenen „Lobge'ange" von Men delssohn sprach Rector Prof. vr. Oertel in seiner Entlassungsrede darüber, daß die sittliche Bildung die Bildung erst zu einer wahren Bildung gestaltet, und bezeichnete als die Fundamente der erstern die Selbst- erkenutniß, das Streben nach dem Wahren, Guten und Schönen und die Charakterfestigkeit. Die Ueberreichung der vom Lehrercollegium den Abiturienten Eggert und Piltz zuerkannten Prämien und der Gesang des „Co- mitat" von Mendelssohn schlossen die Feier. Aus dem Polizeiberichte. Vom Terrassenufer aus sprang heute Vormittags ein arbeits- und woh nungsloser, 26 Jahre alter Fleischergeselle in selbst mörderischer Absicht in die Elbe. Den Steuerleuten Erdmann und Kunze vom Dampfschiffe „Aussig" ge lang es, indem sie schnell einen Kahn zum Stachfahren benutzten, den Menschen kurz vor der Augustusbrücke herauszuziehen. Bei dem Einspringen in den Kahn stürzte der Steuermann Kunze in das Wasser, ver mochte aber mit Hilfe seines Genossen sein Fahrzeug sofort wieder zu gewinnen 8. Heute Vormittags stürzten auf dem Altmarkte die Pferde einer Equipage, und wurde nur dadurch größeres Unglück verhütet, daß das Publicum und die Dienerschaft energisch zugriff und das Umfallen des Wagens verhinderte. Die in dem Wagen sitzende Danie kam sonach mit dem Schrecken davon. — Dem treuverdienten Gemeindevorstande Rüster in Nieder Hermsdorf, welcher seiner Gemeinde von I85i bis 1855 als Gemeindeältester, seit dieser Zeit ununterbrochen als Gemeindevorstand und seit 1874 als Vorsitzender des Schulvorstandes in aufopferndster Weife dient, außerdem aber noch die Aemter ejnes Friedens- und Ortsrichters, Standesbeamten und Schlachtsteuereinnehmers mit vollster Hingebung be kleidet, wurde vorgestern (Montag) eine unverhoffte Freude insofern zu Theil, als ihm das von Sr. Maje stät dem Könige in Anerkennung dieser langjährigen Wirksamkeit in öffentlichen Aemtern verliehene allge meine Ehrenzeichen durch den Vorstand der königl. Amtshauptmannschast Dresden-Altstadt in seiner Woh nung in Gegenwart des Gemeinderathes und des Schulvorstandes von Niederhermsdorf in feierlicher Weise überreicht wurde. — In Oßling und in Niederschöna werden am 1. April Posta gen turen eröffnet werden, über deren Bestellkreis die im Jnseratentheile unserer heuti gen Nummer ersichtlichen Bekanntmachungen des kaiserl. Oberpostdirectors Näheres enthalten. .Fortsetzung in der Beilage.) UnglülkSsäüc in der Provinz. In der Nacht zum 17. d. M. ist der in der Kegel'schen Ziegelei in Wiesa bei Kamenz beschäftigte Arbeiter Georg Glausch aus Jeßnitz, Vater von 2 Kindern, muthmaßlich infolge Trunkenheit von dem ca. 16 Ellen hohen Brennofen heruntergefallen und an den erlittenen inneren Verletzungen am 23 d. M. gestorben. — Vor Kurzem trug in Geyer der 9jährige Knabe Loos aus Gefälligkeit einem Maurer das Frühstück auf den Bau. Der Maurer befand sich auf einem Gerüst im dritten Stockwerke, eilfertig kletterte der Knabe hinauf, oben aber stürzte er durch ein verschobenes Laufbret die 3 Stock wieder herunter und wurde furchtbar verletzt. Der reckte Unter kiefer wurde ihm zerschmettert, alle Zähne eingeschla gen; der Knabe befindet sich in schrecklichem Zustande. — Am 24. d. Mts. verunglückte in Werdau der Maurer Ferdinand Lippold aus Langenhessen beim Abputzen des dem Webschuldirector Oelsner gehörigen Hauses in der Leipziger Straße Infolge der Aus rutschung eines Bretes auf dem Gerüste stürzte der selbe 2 Stockwerke hoch herab und verletzte sich hier bei den Hinierkopf derart, daß noch im Lause des gestrigen Tages der Tod eintrat. Der in Mitte der zwanziger Jahre stehende Verunglückte hinterläßt eine Wittwe und 2 Kinder. - Am 22. d Mts. ist in Thier bäum bei Colditz in den Torfschuppen des Gutsbesitzers Kupfer, wo über 80000 Torfziegel lagerten, Feuer ausgebrochen, das bei dem reichen Nahrungsstoffe schnell um sich griff und auch, da Löschen nicht möglich, noch einige Zeit fortbrennen wird. — Am 24. d. MtS kam in Leipzig ein mit Spiritusfässern schwer beladener 2spänniger Rollwagen um die Ecke der Emilien- und Windmühlenstraße da hergefahren. Der Wagenführer fuhr vorsichtig im Schritt und unterließ auch nicht den Warnungsruf „Achtung" für die dortigen Passanten. Trotzdem ver suchte es eine junge Dame, noch vor dem Wagen über die Straße zu kommen und lief dicht an den Pferden vorüber. Unglücklicherweise blieb sie aber mit dem Kleide hängen und kam am Wagen zu fallen, wobei sie ani rechten Arm und rechten Bein durch Uebersahren schwer verletzt wurde. Es war eine aus Hamburg stammende Schülerin des hiesigen Con- servatoriums für Musik, deren Unterbringung im Krankenhause sich nothweudig machte. — Eine Anzahl Knaben von Zöblitz belustigten sich vor einiger Zeit aus freiem Felde Mehrere derselben schossen mit höl zernen Pfeilen. Ein kleiner Knabe von 7 Jahren sah einem der abgeschossenen Pfeile nach und blickte zu diesem Zwecke in die Höhe. Ein anderer Pfeil flog in diesem Augenblicke nieder und mit der Spitze gerade in das rechte Auge des Knaben Der hcrbei- gerufene Arzt konnte nur darauf bedacht sei», eine totale Erblindung zu verhindern. Seit Kurzem besucht der Knabe die Schule wieder. Er ist auf dem rechten Auge völlig erblindet, und das sonst so heitere Kind sitzt mit entstelltem Gesichte trübe und ernst auf seinem Platze. Man sieht an diesem Unglücksfalle, daß auch an und für sich unschuldige Spielereien ge fährlich werden können. Vermischtes. * Wie der „Wrs.-Ztg." von dem Bankhause Karl Heintze in Berlin mitgetheilt wird, ist der Hauptgewinn der Lotterie zum Besten der Klnderheilstätteu nicht nach Leipzig, wie seiner Zeit berichtet worden, sondern nach Bremen an eine unbemittelte Familie gefallen. * Au- Thorn vom 21. d. wird berichtet: Einer großen Gefahr ist der Courierzug von Warschau nach Alexandrowa gestern entgangen. Kurz vor dem Bahn hose in Alexandrowa in der Nähe des Eisenbahndam mes ist ein See. Dieser war gestern Abend plötzlich, wahrscheinlich infolge Eindämmung gelegentlich eines dort auszuführenden Wegebaues, über seine Ufer ge treten, hatte alsdann den Eisenbahndamm überschwemmt und einen Theil des Bahnkörpers etwa 5 Minuten vor Ankunft des Courierzuges fortgespült. Die Schie nen, aus denen der Courierzug diese Stelle zu passi- ren hatte, hingen frei in der Luft; auch die Signal- vorrichtung war fortgerissen Glücklicherweise bemerkte der Beamte den Vorgang, und gelang es, kurz vor der unterspülten Stelle den Zug durch Laternensignale zum Halten zu bringen; der Zug wurde dann auf einem andern Gleife mit größter Vorsicht nach Alexan- drowo geführt. (Fortsetzung in der Beilage.) ÄaMik und Volkswirlhschaft. k Dresden, 2». März. Die Freiberger Papier fabrik zu Weißenborn hat in der 1883er Geschäftsperiode gegen die Vorjahre durch Verteuerung und Vermehrung der Einrichtungen ein günstigeres Ergebniß erzielt, Die Production b.trug 3 153 340 Papier gegen vorjährig 2 680 907 Krr. Der Bruttogewinn beläuft sich auf 241 91« M Außer grö ßeren Abschreibungen sind noch ibooo M. dem Erneuerungs fond überwiesen worven. Aus dem verbleibenden Reingewinne von t 19 467 M sind 5,91b M. dem Reservesond zugeschrieben und 1183« M. sür Tantiemen ausgeworien worden. Die Summe von 100 800 M. soll zu Gewährung einer Dividende von 8 «1, verwendet werden. Die Bilanz begleicht sich mit 2 041032 M. tt Dresden. 2b. März Dem Vernehmen nach wird das 1883er Geichästsergebniß der Chemnitzer Actien- särberei und Appretnranstalt (vorm. Körner), welches durch die höheren Kosten für da- neu eingerichtete Etablisse ment in Hartau. theilweise Verluste und vermderte Jnveiuur- ausnahme beeinflußt worden ist, die Vertheilung einer Divi dende nicht gestalten. Altenberg, 24 März (Bole vom Geising.) Nach dem .Geschäfts- und Rechenschaftsberichte der Altenberger Zwit- lerstocksgewertfchast aus da- Jahr 18^1" war der Ge schäftsgang des Bergbaubetriebes im Jahre 1883 ein normaler und ruhiger, sowohl in Bezug auf Production, als in Bezug auf Berkaus und erzielte Preise. Die letzteren bewegten sich mit einer sellencn Stabilität saft das ganze Jahr hindurch zwischen 97 bis tvo M per Centner Zinn, nur im December trat ein Rückgang auf 88 M. ein Folge der gedrückten Preise war cs, daß größere Uebcrfchüsje, welche bestimmungsgemäß zunächst zur Ergänzung des Reservefonds zu verwenden sind, nicht erzielt werden konnten ;Der Reservesond, welcher im Vorjahre mit 70 500 M. abschloß, erfuhr einen Zuwachs dis aus 83 077 M) Es wurden "05^ Schock 13', Fuhren Zwitter zu Tage gefördert (überdem 75«^ Schock 11'/, Fuhre an Stollenneuntel und b29 Schock Fuhren durch die Pochwerke aujbereitet, daraus, sowie aus den vorräthigen Zwitterschläm men wurden 239b«z, Ctr. Zinnstein gewonnen Der Schmclz- proccß ergab 1488 Ctr Zinn (176,67 Ctr. weniger als 18 2), außerdem wurden 1400 Kilo Phosphorzinn und 461 Kilo WiS- muthmetall. sowie 3bb Cir Arje ikmehl producirt. Die Beleg schaft betrug am Jahresschlüsse 279 Mann, gegen das Vorjahr 9 Mann weniger In statistischer Beziehung ist zu erwähnen, daß da» Ziunausbnugen vom Jahre 1682 an in 287 700 Ctr. Zinn besteht und daß von 18b4 an 11 968 Kilo Wismulh, von 1878 an 12 5,90 Kilo Phosphorzinn und von 1820 an 63bb Ctr. Arsenikmehl producirt wurden. An Ausbeuten wur den seit Bestehen der Gewerkschaft in 8mnmn 1 384 320 M. vertheilt * 'Varis, 24. März. Der Pariser Cassationshos hat ein sür die ausländischen Fabrikanten höchst wichtiges Urtheil gefällt; er entschied nämlich, daß ein französischer Kaufmann, welcher die von ihm in Frankreich zum Verkaufe gelangenden Fabrikate im Aus lande Herstellen läßt, in keinem Falle aus dieses fremde Product die sranzöfische Fabrikmarke geben darf. In der Urtheilsbcgründung heißt eS: .In Erwägung, daß Art. 1 des Gesetzes vom 28. Juli 1824, erlassen, u.n die Loyalität des Handels aufrecht zu er halten und zu beschützen, absolut verbietet und bestraft, daß aus einem industriellen Producte durch irgend eine Ver tauschung ein anderer Name, als der des OrteS der Fabrika tion oder des Erscheinens angegeben wird; daß diese Verfügung nicht auf den Fabrikanten allein sich bezieht daß sie auch den Händler, Commissionär oder Verschleißer trifft, der wissentlich Objecte mit falschen oder .geänderten Namen zum Verkaufe ausstellt oder in Verkehr bringt; daß nach Art. 19 des Gesetze» vom 23. Juni 1857 alle sremden Producte, welche die Marke oder den Namen eines in Frankreich wohnenden Fabrikanten, oder den Namen eines französischen Ortes oder Fabrik tragen, von der Einfuhr, dem Transite, Entrepot ausgeschlossen sind und überall, so wohl auf der Zollstätre, als auf Requisition des Staatsan walts, sowie der beschädigten Partei jaisirt werden können».s w. Im vorliegenden Falle handelte es sich um einen franzö sischen Knopshändler, der sich aus Italien Waaren mit der Aufschrift „blouveuu^» cke l'rcris" und pur »ienno« ' hatte kommen lassen, welche infolge einer Denunciation in Modana (Savoyen) confiScirt worden waren (Fortsetzung in der Beilage.) zugeben, war es dem Vortragenden im Verlaufe der Abende möglich, seine Forderungen an die Hörer zu steigern. Der Cyklus populärer Vorträge hat eben den Vortheil, daß der Ton leise und unmerklich sich dem strenger wissenschaftlichen nähern kann und daß die Hörerschaft, nun schon in die Eigenart des Stoffes und der Aufgabe eingeführt, willig eine höhere Stufe betritt. Dies ließ sich recht deutlich im Vergleich der beiden Schlußvorträge des ersten und der Anfangs vorträge des zweiten Cyklus wahrnehmen. Die beiden Vorträge über Sokrates, welche gleichsam den Pfad für die ihnen folgenden beiden Vorträge über Platon ebneten, wiefen noch ein bedeutendes Uebergewicht des biographischen Elements auf, während die Vorträge welche der einzig großen Erscheinung Platon's gelten, als mustergiltige Einführung in die Gedankenwelt des attischen Idealisten gelten durften. Lag dieser Unter schied im Stoff selbst begründet, insofern Sokrates' Lehre von seinem Leben völlig untrennbar erscheint, während Platon's umsassende literarische Thätigkeit zur rein gedanklichen Darstellung mehr herausfordert, so ergab er sich sicher auch aus der wachsenden Gewiß heit des Vortragenden, daß sein Publicum willig und fähig geworden sei, den tieferen Problemen der Philo sophie näher zu treten. Natürlich würde es ein be dauerlicher Jrrthum sein, wenn irgend einer der Hörer glauben wollte, sich durch die Aufmerksamkeit, welche er den klaren, geistvollen, formell vorzüglichen Vor trägen Prof. Schultze'S gewidmet hat, der Geschichte der großen Wissenschaft vollständig bemächtigt zu haben und zu philosophischen Denken geschult worden zu sein. Aber selbst wenn ein solcher Jrrthum an einer oder der andern Stelle unterlaufen sollte, so bleibt die An ¬ regung, welche Prof. Schultze mit diesen Vorträgen gegeben, die erste Einführung in die Grundzüge der Geschichte der Philosophie, nicht minder verdienst lich und dankenSwerth. Auch Solche, die der Philo sophie nicht so fern stehen und sich mit dem Entwicke lungsgange der Wissenschaft schon vertraut gemacht haben, werden nicht ohne Genuß und nicht ohne Nutzen Prof.Schultze's interessanten Darstellungen der Haupt perioden und Haupterscheinungcn der griechischen Welt weisheit folgen. Die beiden Vorträge über Platon und die plato nische Jdeenlehre an den Abenden des 3. und 10. März waren besonders geeignet, die umsichtige Beherrschung des weitschichtigen Stoffes, die treffende Auswahl Dessen, was einem größern Publicum alsbald ver ständlich sein kann und die überaus glückliche Grup- pirung ins beste Licht zu setzen. Natürlich siel hierbei das Schwergewicht auf das ethische Moment der pla tonischen Schriften, wie denn überhaupt Prof. Schultze — uns dünkt mit vollem Rechte — die ethische Seite der griechischen Philosophie mit einer gewissen Bevor zugung hervorkehrt. Wir werden bei der Schluß- besprechung Gelegenheit nehmen, den gesammten Ge dankengang und die einzelnen wichtigeren Partien der Darstellung noch zu erörtern; für heute genüge der Hinweis darauf, daß die bisher gehaltenen Vorträge die Theilnahme des Publicums immer glücklicher ge fesselt haben und voraussichtlich auch in den beiden letzten für diesen Winter noch ausstehenden Vorträgen fesseln werden. Q Astronomie. Am 27. März erfolgt der Sonnen aufgang in Dresden um 5 Uhr 5) Minuten, gegen 6 Uhr tritt der südliche Mondrand vor den nördlichen Sonnenrand, es beginnt eine partielle Sonnen - finster.niß: die Mondscheibe bedeckt während etwa 20 Minuten ein Wenig von der Sonnenjcheibe. Das Eindringen beträgt nur eine halbe Bogenininute (für An schauung in unseren Gegendend. i. des Sonnen durchmessers. Im hohen Norden Europas, wo die Verfinsterung am größten ist, beträgt für dortige An schauung das Eindringen 4H Bogenininute, d. i. nahebei V? des Sonnendurchmessers. So nahe dem Horizonte, wie bei der diesmaligen Verfinsterung die Sonne steht, verhindern Refraction und Dunstgehalt der Erdatmosphäre scharfe Beobachtungen. ä. I). * In dem am 2l. März zur Vorfeier des Ge- buttstagcs Sr. Majestät des Deutschen Kaisers im großen Cursaale veranstalteten großen Festconcerte in BadenBaden erfreute sich die Dresdner Pianistin Frau Margarethe Stern der glänzendsten Aufnahme und eines außerordentlichen Erfolgs. Frau Herr fpielte R. Schumann's großes Clavierconcert (^-moll) und Solostücke von Bizet, F. Liszt, Chopin und Beethoven. -s- In Paris ist am 24. März der Akademiker Mignet in seinem 89. Lebensjahre einer Lungen entzündung erlegen. Er starb nach nur 8 tägiger Krankheit ohne Todeskampf und bei vollem Bewußt sein. DaS Bcgräbniß wurde zum 26. d. festgesetzt. Francois Auguste Marie Mignet am 8. Mai 1796 zu Aix geboren geboren, studirte in Avignon und wurde in Aix gleichzeitig mit ThierS Licentiat der Rechte. 1822 kam er nach Paris, wo er am „Courrier fran^aiS" mitarbeitete und 1824 feine „Geschichte der französi ¬ schen Revolution" herausgab, die in ganz Europa das größte Aufsehen machte. 1829 arbeitete er mit Thiers und Armand Carrel am „National" und unterzeichnete mit ihnen den Protest vom 26. Juli. Von 1x32 an Mitglied der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, wurde er 1836 auf den Sitz Raynouard's in die französische Akademie gewählt. Seit 1840 war er Commandeur der Ehrenlegion. Von seinen Werken sind außer dem genannten großen noch zu nennen: das Leben Franklin's, die Geschichte Maria Stuart's und eine Geschichte der Reformation, deren Material Mignet mit ungeheuerm Fleiß zusammen» getragen hat und die im Manuscript vollendet sein soll Ohne Frage gehörte Mignet den tüchtigsten Ge schichtschreibern der Weltliteratur seiner Tage an. Sowohl sür die Darstellung der französischen Revo lution, wie für das Leben der unglücklichen schottischen Maria war er ein wichtiger Vorarbeiter durch eine sorgsame Materialzusammenstellung und durch geist volle Bespiegelungen der Zeit. Seinen Nachfolgern wurde es leichter, etwas Gutes zu schreiben. Glän zende Charakterbilder hat er in „Philipp und Perez" gegeben, nicht minder auch in „Franz I. und Karl V." Seine plastische, scharf cannelirte Darstellungsweise ist von echt französischer Art und Frische, und ohne als Historiker Parteimann und Tendenzschriftsteller zu sein, hat Mignet doch niemals der herrschenden Macht seine Ueberzeugungen geopfert. Diese Redlichkeit hat ihn geadelt; doch macht sie nicht beliebt bei Denen, die gerade am Ruder sitzen und keinen Steuermann ge brauchen können, der einen eigenen unbestechlichen Compaß hat. B>
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