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Dresdner Journal : 27.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-27
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 27.03.1884
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kann er bei einem Commissionär nicht mehr kaufen, und er kann auch nicht mehr zu den Preisen kaufen, die ihm die Marktconjunctur bietet. Er ist von fei nem Gläubiger in Allem und Jedem abhängig und muß die Waare nehmen, die ihm dieser bietet, den Preis zahlen, den dieser verlangt/' Das ist die Freiheit des Handels, wie sie die Wiener Marktcommissionäre ver stehen! Gegen solche Zustände einzuschreiten, sah sich nun endlich die Staatsgewalt auf Drängen der öffent lichen Meinung veranlaßt, obschon die reichen Vieh commissionäre sowohl im Parlamente, wie im Ge- meinderathe und vor Allem in der käuflichen Wiener Tagespresse eifrige Fürsprecher fanden — natürlich im Interesse der wirthschaftlichen Freiheit. Von Seiten des Ackerbauministers wurde eine neue Marktordnung erlassen, welche die Herrschaft der Conimissionäre brechen konnte, und am 1. März e. sollte diese neue Markt ordnung in Kraft treten. Da haben sich nun die mächtigen Viehcommissionäre in letzter Stunde zu einer VerzweiflungSthat entschlossen und sowohl die Vieh- mäster wie die Fleischhauer, ihre Asfiliirten, gezwungen, vom l März an nicht mehr Wien, sondern Preßburg als Ort des Viehmarktes für Wien zu betrachten. Glücklicher weise hat sich die österreichische Regierung nicht schrecken lassen und zu diesem wahrhaft revolutionären Vor haben durch die Absicht vorgebeugt, gegebenen Falles sofort wieder die früheren Fleischtaxen einzuführen. Letztere erscheinen gegenwärtig in Wien lediglich als die unumgänglich erforderliche Abwehr des Staates im Interesse der Bevölkerung gegen die Ausbeutung eines Ringes, welcher den Preis eines unentbehrlichen Lebensbedürfnisses unnatürlich in die Höhe geschraubt hat. So das „Dtsch. Tgbl.". Seit einigen Tagen ge winnt es den Anschein, als ob der Wiener Fleisch- speculantenring, welcher bisher eine so kriegerische Haltung beobachtete und die Regierung durch Aechtung des Wiener Fleischmarktes zum Nachgeben bringen wollte, nun doch etwas von seiner Zuversicht verloren habe. Die Viehcommissionäre haben sich nämlich an das Ackerbauministerium gewendet, um zu erfahren, ob und unter welchen Bedingungen sie ihre Wirksam keit am Wiener Markte fortsetzen könnten. Sie er hielten die Antwort, daß sie nach dem Jnslebentreten der neuen Marktordnung auf dem Markte nur figu- riren könnten entweder als Eigenthümer von zu ver kaufenden Schlachtthieren, oder als Bestellte eines EigenthümerS, oder als beeidete Agenten, welche letz teren Posten der Magistrat der Stadt Wien zu ver geben habe. Indessen ist kaum zu befürchten, daß die bisherigen souveränen Beherrscher des Wiener Marktes eine der ihnen hier dargebotenen Stellungen für ge winnbringend genug halten werden, um in solche ein zutreten. Laaeöyclchrchtk Dresden, 26. März. Die Zweite Kammer be- rieth gestern in einer Nachmittagssitzung diejenigen Beschlüsse, welche die Erste Kammer in ihrer gestrigen Sitzung abweichend von den ihrigen gefaßt hatte. Den Antrag, betreffend eine gesetzliche Feststellung der Wirksamkeit der Oberrechnungskammer, ließ die Kammer auf Anrathen der Rechenschaftsdeputation, welche auf die sachliche Uebereinstimmung der Regierung und der Ersten Kammer mit dem Ziele des Antrags, anderer seits aber auf die Schwierigkeit hinwies, in dem jetzigen Stadium des Landtags einen gemeinsamen Antrag beider Kammern zu Stande zu bringen, mit 34 gegen 27 Stimmen fallen. Dagegen beharrte die Kammer bei ihren Anträgen bezüglich der Revision der Ein kommensteuerscala, die eventuelle Beseitigung der Schlachtsteuer für Schweine und der Nothschlachtsteuer und der Aufhebung des fiscalischen Chaussee- und Brückengelder. Heute wurde beiden Kammern über die Resultate des Vcreinigungsverfahrens bezüglich der abweichenden Beschlüsse beider Kammern Vortrag erstattet. Hier nach ist bezüglich der Anträge der Zweiten Kammer, betreffend die Revision der Einkommensteuerscala und die theilweise Beseitigung der Schlachtsteuer, sowie be züglich der Petition bez. Beschwerde des Rechtsan walts R. Schanz in Dresden und Gen., die Wieder eröffnung des Sommertheaters im königl. Großen Garten zu Dresden betreffend, eine Vereinigung nicht erzielt worden. Beide Kammern beharrten in diesen Punkten bei ihren früheren Beschlüssen. Bezüglich der Aushebung des Chausfäegeldes ist ein Vermittelungs- vorschlag dahin gemacht worden, diese Maßregel erst mit Ende 1885 in Kraft treten zu lassen. Die Erste Kammer trat diesem Vorschläge mit 27 gegen 14 Stimmen, die Zweite Kammer einstimmig bei. Der in Mozart s Musik des einzig Schönen, liebenswürdig Fesselnden und kunstreich Vollendeten genug finden, um eben so an Genuß, als Geschmacksbildung zu ge winnen. C. Banck. Balsamo. Nach den Mittheilungen eine» österreichischen Bildhauer». Erzählung von Robert Waldmüller. (Ed. Duboc.) (Fortsetzung.) Della Porta fügte hinzu, er habe seitdem nicht wieder Gelegenheit gehabt, Balsamo zu sprechen. Ihn bei dein Fürsten als den Studenten Andrea zu denun- ciren, sei anfangs seine Absicht gewesen. Dann habe der Ausbruch des Krieges ihn davon abgehalten. „Es war mir ohnehin bei der schönen melancholischen Miene des jungen Menschen," sagte er, „schon früher immer schmerzlich gewesen, Derjenige zu sein, dessen Aufgabe es war, den echten Benedict immer noch erst zu suchen, während der Fürst sich doch bei dem Gedanken, der Zwillingssohn sei gesunden, zu beruhigen begann. Nach dem ich gar durch die Vermittelung der Somnambu len, oder vielmehr jenes Schelms von Vallombrosa, wider Willen in Berenice's und Balsamo's Liebes geheimniß eingeweiht worden war, hatte für mein Ge fühl die mir obliegende Pflicht etwas zwiefach Pein liche«, ja, mein Widerwille war so stark, daß ich den mir so werth bewesenen Zusammenhang mit den, fürst- lichen Hause lieber ganz fallen ließ, um nur nicht ge zwungen zu sein, einen tapfern Soldaten als einen befleckten Charakter zu entlarven. Jetzt ivenigstenS Ihnen gegenüber Alles gesagt zu haben, was ich über Balsamo weiß, ist mir eine Erleichterung gewesen. Beschluß der Ersten Kammer bezüglich der Einbe ziehung des am Südflügel des projectirten Akademie gebäudes gelegenen verfügbaren Bauareals in den Bauplatz für dieses Gebäude hat eine Einschränkung dahin erfahren, daß diese Einbeziehung nur dann statt- fivden soll, wenn dies ohne Erhöhung der Bausumme möglich sein sollte; zugleich wird die Staatsregierung ersucht, dem nächsten Landtage über die Verlegung der Münze eine Vorlage zu machen. Bezüglich der Be schwerde der Inspektion des Ehrlich'schen Gestifts zu Dresden endlich, die Verwendung von Stempel zu den bei der Stiftscasse eingereichten und von derselben ausgestellten Quittungen betreffend, hat nian sich da hin geeinigt, der Staatsregierung zur Erwägung zu geben, ob und welche Erweiterung dem Absatz 2 Art. I des Urkundenstempelgesetzes zu dem Zwecke zu geben sei, um die Härten, welche auf Grund dieser Stelle zu Ungunsten von milden Stiftungen und von unter Vormundschaft stehenden Privatpersonen hervor getreten sind, zu beseitigen. Auch diese Vereinigungs vorschläge fanden die Zustimmung beider Kammern. Außerdem beschloß die Erste Kammer in Ueber einstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer bei den in dem königl. Decrete, den Stand der Verunreinigung der fließenden Gewässer betreffend, enthaltenen Mittheilungen Beruhigung zu fassen und die zum Etat des Cultus und öffentlichen Unterrichts eingegangeneil Petitionen von Lehrern an höheren Lehranstalten re. auf sich beruhen zu lassen. Die Zweite Kammer bewilligte die bisher noch unerledigten Positionen des ordentlichen und außer ordentlichen Staatshaushaltsetats und genehmigie ein stimmig den Etat im Ganzen, sowie das Finanzgesetz. Der ordentliche Etat balancirt hiernach in Einnahme und Ausgabe mit 69 923622 M. gemeinjährig, das außerordentliche mit 17 656 70.'» M. für beide Jahre der Finanzperiode. Heute Nachmittag werden die Schlußsitzungen beider Kammern stattfinden. * Berlin, 25>. März. Der „Reichsanz." veröffent licht folgenden allerhöchsten Erlaß an den Reichs kanzler: Zu Mrinem Geburtstage am 22. März, mit dem Ich durch Gottes Gnade das 87. Lebensjahr vollendet habe, sind Mir wiederum wie in früheren Jahren aus allen Gauen des Reichs, selbst vom Auslande her, wo Deutsche wohnen, zahlreiche Glück wünsche dargebracht worden Gemeinden und andere Körper- jchasten, Kestversammlungen und Bereine, Anstalten und ein zelne Personen haben sich angelegen sein lassen, Mir Beweise sreudiger Theilnahme zu geben. In Adressen und Telegrammen, in dichterischen und musikalischen Erzeugnissen, in sinnigen Ge schenken und herrlichen Blumenspenden habe Ich zu Meiner innigen Freude den Ausdruck der Gesinnungen und Gesühle erkannt, welche das Herz des Volkes für Mich erfüllen Unter dem erhebenden Eindrücke einer fo weitreichenden Bewegung ist Mir, umgeben von einem Kreise erlauchter deutscher Fürsten, die Wiederkehr Meines Geburtstages zu einem besonders wohl- «huenden Ereigniß geworden. Hochbeglückt durch solche beredte Zeichen lauterer Anhänglichkeit ist es Mir ein Bedürsniß, Meinen verbindlichsten Dank für alle die liebevolle» Aufmerk samkeiten und Huldigungen auszusprechen, mit denen Ich von nah und sern begrüßt worden bin. Aus ihnen entnehme Ich zu Meiner Genugthuung auss Neue die srohe Ueberzeugung, daß die ganze Nation in aufrichtiger Vaterlandsliebe, ohne Rücksicht aus politisches und religiöses Bekenntniß, in der Treue zu Kaiser und Reich fest und einig zusammensteht Gehoben und gestärkt durch dieses Bewußtsein wird es wie bish r die schönste Aufgabe Meines Lebens sein, die Wahljahr» Meines geliebte» deutschen Volke» in sriedlicher Arbeit sort und sort zu festigen und zu fördern Möge Gott Mir Weisheit und Krast dazu verleihen, möge Mein ernstes Streben in dieser Fürsorge Meinem theuern Vaterlande zum Heil und Segen gereichen! Ich beauftrage Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Berlin, den 2ö. März 1884. W ilhelm. An den Reichskanzler. — Der General der Infanterie, Generaladjutant Sr. Majestät des Kaisers, commandirender General des XIV. Armeecorps, v Obernitz, ist zum Chef des 3. ostpreußifchen Grenadierregiments Nr. 4 ernannt worden. — Nach einer Meldung der „Agence Havas" aus Madrid hätte die spanische Regierung der deutschen Regierung die Errichtung einer Kohlen- und Proviantstation für die deutschen Kriegsschiffe auf Fernando-Po in der Bai von St. Isabella ge stattet. — In der unter dem Vorsitze des Staats ministers v. Bötticher gestern abgehaltenen Plenar sitzung des Bundesraths wurden den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen die Vor lagen, betreffend: die Prüsung der Maschinisten auf Seedampsschlffen-, die Beschlüsse des Landesausschusses von Elsaß-Lothrmgen zu dem Gesetzentwurf für Elsaß- Lothringen wegen Bereinigung des Katasters, Aus gleichung der Grundsteuer und Fortführung des Ka tasters. In Betreff des Tabakverlustes durch Faulniß in den Trockenräumen wurde gemäß dem Anträge der Es steht bei Ihnen, wie viel oder wie wenig Sie dem Fürsten mittheilen wollen." — Und dann, als schmerze es ihn nun doch, die Vergangenheit des Todten ans Licht gezogen zu haben, setzte er hinzu: „Denn nicht wahr, umioo, wir sind Beide der nämlichen Mei nung? Er hätte Nachsicht verdient. Nicht jeder Fehl tritt läßt sich wieder gut machen. Balsamo hat diese traurige Wahrheit mit dem Leben bezahlen müssen. Erwägt der Fürst, wie oft, vor Allem in letzter Zeit, Balsamo selbst darauf hingewicsen hat, daß seine Sohnschaft mehr als zweifelhaft sei und bleibe; er wägt der Fürst, daß Balsamo von den Wohlthaten de« Fürsten immer nur so viel annahm, wie zu seiner Ausbildung in dem von ihm gewählten Berufe nöthig war; erwägt er endlich, daß der unglückliche junge Mensch den Tod in dem Augenblicke wählte, als er blos zu schweigen brauchte, um der Hand des schönste» und liebreizendsten Mädchens würdig erachtet zu wer den — nun, so werden hoffentlich der Vater wie die Tochter das Wort Jmpostore aus ihrem Gedächtnisse löschen und Dem, der sich damit brandmarkte, eine milde Erinnerung bewahren." Ain nächsten Tage war ich wieder in Udine. Ich fand schon in derselben Stunde Gelegenheit, den Für sten allein zu sprechen und ihm Alles zu sagen, was ich in Mailand erfahren hatte. Er gerieth in große Aufregung, denn er war doch noch von der geheimen Hoffnung beherrscht worden, der Zustand, in welchem sich Balsamo als Betrüger angeklagt hatte, sei ein un zurechnungsfähiger gewesen. Zu dem Schmerze, diese Hoffnung vereitelt zu sehen, gesellte sich der Verdruß, hintergangen worden zu sein, und auch das wurmte ihn, daß della Porta geschwiegen hatte. „Wie 'ffen Ausschüsse beschlossen, daß der Verlust an Tabak durch Fänlniß in den Trockenräumen — die sogenannte Dachsäule — nach Maßgabe der Ziffer 2 des 8 9 des Tabaksteuergesetzes vom 16. Juli 1879 zu behan deln sei. Die Versammlung genehmigte in der von dem LandeSausschusse von Elsaß-Lothringen beschlosse nen Fassung die Entwürfe von Gesetzen für Elsaß- Lothringen, betreffend: die Anlage und Unterhaltung von Feldwegen; die Ausführung des Reichsgesetzes zur Abwehr und Unterdrückung der Reblauskrankbeit; die Feststellung des Landeshaushaltsetats für 1884/^5; die Gewährung von Pensionen an in den Ruhestand tretende Religwnsdiener. Schließlich wurden für die Berathungen im Reichstage Commissare gewählt. — Der Strike der Klempner nimmt größere Dimen sionen an. Es striken augenblicklich l<>5 Personen für die von Seiten der 3000 bis 4000 Metallarbeiter in Berlin jede Woche I5Oo M. Unterstützungsgelder auf gebracht werden müssen. Karlsruhe, 25. März. (Frkf. Ztg.) Der Bericht des Agrariers v. Hornstein in der Ersten Kammer, betreffend die Getreidezölle und die landwirthschaftliche Enquete, beantragt, die Regierung möge beim Bun- desrathe bewirken, daß der Eingangszoll auf Land- wirthschaftsproducte, besonders auf Körnerfrüchte, so weit erhöht werde, daß die Bodenbearbeitung lohnend und der Bebauer existenzfähig werde. * -Heidelberg, 25. März. Der Bericht über die von Mitgliedern der liberalen Landesparteien Süddeutschlands vorgestern (Sonntag) hier abge haltene Versammlung sagt: Die am 23. März 1884 hier zur Besprechung über die politische Lage versammelten Mitglieder der nationalen und liberalen Partei in Baden, der deutschen Partei in Württem berg. der nationalliberalen Richtung in Bayern diesseiis und jenseits des Rheins, der hessischen Fortschrittspartei und der uationalliberalen Partei der Provinz Hessen-Nassau sanden sich im Anschlusse an das nationalliberale Parteiprogramm vom 29. Mai l»81, durchaus einig in der Beurtheilung der allge meinen Verhältnisse des deutschen Reichs und der Stellung der nationalen und liberalen Landesparteien Süddeutschlands zu den wichtigsten Tagessragen. Sie betrachten die Kräftigung des Reiches und die Förderung der gememsamen Angelegen heiten des deutschen Volkes auf dem bundesstaatlichen Boden der Reichsversaffung nach wie vor als ihre vornehmste Auf gabe. Insbesondere werden sie unablässig für die Erhaltung einer starken deutschen Heeresmacht eintreten und kein noih- wendiges Opser scheuen, um die Unabhängigkeit des Vater landes allen Wechselfällen gegenüber sicher zu stellen. Mit der ganzen Nation theilen sie die hohe Befriedigung über die aus wärtige Politik des deutschen Reiches und die großen Erfolge der Fri.densbestrebungen des Reichskanzlers. Sie billigen die aus eine erhöhte Fürsorge sür das Wohl der arbeitenden Classen gerichteten Bestrebungen des Reichskanzlers und unter stützen, vorbehältlich einer sorgfältigen Prüfung der einzelnen Maßregeln, die Rcichsregiernng in ihren Bemühungen, die so ciale Lage der arbeitenden Classen zu verbessern. Sie hoffen, daß das Unsallvcrsicherungsgesetz noch in der gegenwärtigen Session des Reichstags zu Stande kommt. Ihren liberalen Traditionen treu werden sie alle etwaigen Reactionsversuche be kämpfen und namentlich die Rechte des Re chstags, falls deren Minderung versucht werden sollte, entjclMden vertheidigen. Für die Aufrechterhaltung des geheimen Stimmrechts werden sie ei»- treten DieZollgesetzgebung des deutschen Reiches betrachten sie vor erst in ihren wesentlichen Grundlagen als abgeschlossen und halten gegenwärtig eine systematische Anfechtung derselben sür nachtheilig und gefährlich. Dies schließt jedoch eine durch die Ersahrung begründete Änderung einzelner Zolltarifbestimmungen ebensowenig aus, als die Berücksichtigung neu hervortretender Bedürfnisse des Verkehrslebens. In vollem Maße würdigen sic namentlich die gegenwärtige Lage der deutschen Landwirth- sclast und werden unbesangcn die aus der Nothwendigkeit der Erhaltung dieser wichtigen Grundveste unserS Volkes hervor gehenden Anforderungen prüfen Sie erkennen in der Aufrecht erhaltung der Ordnung und eines gesicherten Rcchtszustandes die erste Pflicht des Staates, werden bereitwillig der Reichs- regicrung die zur Abwehr staatsgesahrlicher Umtriebe erforder lichen Machtmittel gewähren, und erachten deshalb die Ver längerung des Socialistengesetzcs für dringend geboten. Durch höhere Besteuerung der Börsengeschäfte, durch Erhöhung der Branntweinsteuer unter Wahrung der Jnteresfen besonders der kleineren landwirthschaftliche» Brennereien, sowie durch eine bessere Regelung der Zuckersteuer schwerer drückende Steuern anderer Art zu erleichtern. Das Gesetz über den Unterstützungs wohnsitz halten sie in vielen Beziehungen sür mangelhast und eine Revision desselben, unter voller Aufrechterhaltung der Frei zügigkeit, sür geboten. Eine Verschmelzung mit anderen Par teien ist nach ihrer Ansicht unter den gegenwärtigen Verhält nissen durch die Verschiedenheit der Beurtheilung entscheidender Tagessragen ausgeschlossen Die liberalen Landesparteien Süddeutschlands werden ihre bisherige unabhängige Stellung als Vertreter der Anschauungen großer Bevölkerungslreise nach allen Seiten hin festhallen. * Braunscbweiq, 25 März. Dem heute eröffne ten außerordentlichen Landtage ging die Mittheilung zu, daß der Landsyndikus Otio zum stimmführenden Mitgliede des Staatsministeriums ernannt ist. Im Landtage theilte der Staatsminister Graf Görtz-Wris- berg mit, daß der Verfammlung demnächst eine Vor lage, betreffend die Verhandlungen in der Eifenbahn angelegenheit, zugehen werde. bin ich ihm jederzeit begegne!!" rief er, „und er konnte es über sich gewinnen, mich im Dunkeln tappen zu lassen! Ich bin jetzt nur glücklich, daß meine Ver- muthung, Berenice fei zu ihren ersten Empfindungen für della Porta zurückgekehrt, sich inzwischen als nich tig erwiesen hat. Einem so verschlossenen Menschen meine Tochter zur Gatlin zu geben, würde ich nie haben verantworten können." Aber das war nicht der Fürst, wie er sich in Wirklichkeit zu dem billigst denkenden und gerechtesten Menschen herausgebildet hatte. Noch am selben Tage ließ er sich von mir überzeugen, daß, wenn er della Porta grolle, er mit demselben Rechte mir grollen müsse; hatte ich doch auch nicht ihm, sondern nur dem Papiere vertraut, was mir unter dem Siegel des Ge heimnisses von Berenice mitgetheilt worden war. Und mir wollte er nicht grollen. Nicht minder gestand er jetzt, daß zwar Berenice selbst sich über della Porta S Fernbleiben in gleich- giltigen Worten geäußert habe, daß Alma aber die alte Neigung Berenice's wieder in Hellen Flammen vermuthe. Die Fürstin sollte nun entscheiden, was in der Sache zu thun sei. „So lange sie freilich unver- heirathet ist," bekannte die Fürstin, „komme ich aus der Angst nicht heraus. Unser Sohn Paulus gleicht, weiß Gott, mehr einem langbeinigen Füllen, als einem Menschen," setzte sie hinzu, „und ich zweifle, daß er je ein Weib finden wird. Aber seine Schwester Berenice ist nach Allem, was wir erlebt haben, dennoch im Stande, sich auch in ihn zu verlieben. Und lieber, als daß ich'« auf ein solches Unglück ankommen lasse, gebe ich sie dem ersten besten ehr- Altenburg, 24. März. Wie die „Altetzb. Ztg." meldet, ist Ihre Hoheit die Herzogin an einer fieber haften Brustaffectwn erkrankt. Zur Consultation ist der Prof. I)r. Wagner aus Leipzig hierher berufen worden. * Wien, 25. März. Gestern wurde im Abgeord netenhause der Motivenbericht zum Gesetzent würfe, betreffend das bäuerliche Höferecht, resp. die Einführung besonderer Erbtheilungsvorschristen für landwirthschaftliche Besitzungen mittlerer Größe ver- theilt. Derselbe stellt sich als ein ziemlich umfang reiches Operat dar und enthält zahlreiche statistische Details und Resultate von Enqueten. Wir werden auf denselben noch zurücklvmmen. Der Motivenbericht constatirt die wachsende Berfchuldung der Bauergüter. Seil 1872 ist der Lastenstanv um 698 Mil lionen gestiegen, und 119 726 W O gingen bei executiven Ver knusen leer aus. In den letzten Quinquennien fielen 9 l 243999 bei den öffentlichen Feilbietungen aus dem Lande durch. Seit 1872 werben jährlich im Durchschnitte 7S49 Bauergüter ver knust. Diese Anzahl stieg von 1872, in welchem Jahre 4969 Güter veräußert wurden, bi» 1881 auf I2 4üb So groß war in diesem Jahre die Zahl der Zwangsversteigerungen. Die Motive führen nun die Gutachten aller LandcSbehörden und Obergerichte über das ihnen vorgelegte Gesetz zur Aenderung der Erbtheilung der mittleren Güter an und ebenfo als Bei lage das Gesetz vom 2. Juni 1874, betreffend das Höserechi i» Hannover, und den Entwurs zu einem ähnlichen Gesetze für Westfalen und einige rheinische Districte Nicht minder wur den Gutachten der namhaftesten Nationalükonomen und Rechls- lchrer eingeholt und haben sich sämmtliche Universitäten an diesen Arbeiten betheiligt, welche jedenfalls noch den Gegen stand vielfacher Besprechungen abgeden werden. Der Motiven bericht beweist, daß der Vorlage des Gesetzentwurfes äußerst forgsame und mit großer Objectivität wie wifsenschastlicher Ge nauigkeit geführte Vorarbeiten vorangegangen sind. Buda-Pcst, 2». März. Man telegraphirt der „Reichend. Ztg.": Scheffer, welcher seit Prager's Ver haftung den „Radikalen" redigirte, wurde heute selbst verhaftet. — Die Bergleute der nordungarischen Kohlengesellschaft stellten die Arbeit ein; 600 Mann striken und plünderten ein Proviantmagazin, bis die Ordnung durch Militär hergestellt wurde. 7^ Paris, 24. März. Dem gestern voin „Temps" gegebenen Losungsworte folgend, erklären heute sämmt- liche Regierungsorgane, Frankreich dürfe sich nach den im Tonkin erlangten Erfolgen nicht milder Besetzung des Deltas des rothen Flusses begnügen, sondern müsse den Feldzug so lange fortsetzen, bis es das ganze Tonkin in seinen geschichtlichen Grenzen, d. h. einschließlich der chinesischen Nachbargebiete erobert habe. Die radicale Presse behauptet, man habe im Schvoße des (.abinets von vornherein keinen andern Gedanken gehabt, als dem Feldzuge immer größere Ausdehnung zu geben, und immer nur vorgeschützt, es handle sich um die Bekämpfung einer Hand voll Piraten, weil die Kammer zu einem Kriege im großen Maßstabe, wie man ihn jetzt führe, niemals von vorn herein ihre Genehmigung gegeben haben würde. — In der Deputirtenkammer begründete heute de La- nesfan seine Interpellation über die Angelegenheit von Madagaskar mit einer langen Rede. Der Deputirte de Lanessan ging bis aus die Entstehung des schwebenden Streites zurück und tadelte die Politik der Regierung in dieser Frage als eine den französischen Interessen nicht entsprechende. Der intransigente Abgeordnete erklärte, er wolle weder, daß Frankreich seine Rechte in Madagaskar ganz ausgebe, noch daß man auf der Insel einen Eroberungsseldzug beginne; sondern daß sich Frankreich aus die Wahrung seiner Rechte beschränke. Dies habe die Regierung nicht gethan; euch habe sie nicht rasch genug gehandelt und dadurch die französi scheu Interessen geschädigt Der nächste Redner, Vicomte de Mun, erklärt, er werde die Angelegenheit nicht von seinem confervatioen Gesichtspunkte aus behandeln , denn es liege hier eine Frage vor, über die alle Parteien einig sein müßten. (Beifall.) Redner geht gleich falls auf die ersten Unterhandlungen zurück, welche zur Errich tung des französischen ProtectoratS über einen Theil von Madagaskar geführt haben, und zeigt, wie alle französischen Offiziere, die dort commandirten, gegen die Hoheitsansprüche der Howas Einspruch erhoben hätten. Das irtzige Mini sterium habe sich einen Act der Schwäche zu Schulden kommen lassen, als es vor der Einmischung Englands zurückgcwichen fei und den Admiral Pierre zurückberujen habe. (Der Ministerpräsident Ferry protestirt und erklärt, der Admiral Pierre sei niemals zurückberufen worden.) Jedenfalls fei die vom Admiral Pierre begonnene kräftige Action von seinem Nachsolger nicht wieder ausgenommen worden. Niemand iu Europa könne dagegen Einspruch erheben, wenn Frankreich auf Madagaskar seine Rechte geltend mache; die Regierung habe also aus Furcht vor Etwas, was niemals eintreten könne, eine mißliche Lage yerbeigesührt, die Franzosen in Tananarivo ohne Schutz gelassen und die Religionsfreiheit, welche sie ver bürgt habe, preisgegeben. Sie habe vergessen, daß Frankreich eine seefahrende Nation sei, und ihr Wankelmuth habe die Howas zu neuem Widerstande ermuthigt. Es gelte nun, der Regierung die nöthigen Mittel, aber zugleich auch die nöthigcn Weisungen zum Handeln zu geben. Alype spricht sich gegen die Besetzung Tananarivos au» und wünscht, daß man nur die Küste besetzt halte. Auf Wunsch des Premierministers wird die Fort setzung der Debatte bis Donnerstag verschoben. — lichen Manne, der sich's getraut, mit ihr fertig zu werden." Ich sollte mit Berenice über della Porta reden, doch fürchtete ich alte Erinnerungen wach zu rufen, und rieth, man möge mich abfeits lassen. (Schluß folgt.) Oeffrntliche Vorträge. Die allgemein verständ lichen philosophischen Vorträge, welche Prof. Ur. Fritz Schultze in der Aula des königl. Polytechnikums an den Montag Abenden hält, haben nicht nur bis zum Schlüsse des ersten Cyklus das sehr zahlreiche Publicum, welches den Saal bis auf den letzten Platz füllte, festgehalten und mit Antheil erfüllt, sondern auch seit dem Beginne des 2. Cyklus eine gleichgroße und gleich gewählte Hörerschaft vor dem Katheder des Vortragenden vereinigt. Man darf wohl sagen, daß seit langer Zeit keine Vorträge oder Vorlesungen, die in Dresden gehalten wurden, eine ähnliche Anziehungs kraft erwiesen haben. Und es ist nur gerecht hmzu- zufügen, daß diese Anziehungskraft sich mit dem Fort schreiten der Vorträge auch nach der Seite der inner» Wirkung verstärkt hat. Waren es zunächst die orato- rischen Vorzüge, die seltene Klarheit und Beherrschung des Ausdrucks, welche Prof. Schultzc's Darstellung auszeichnen und die einen so großen Kreis für die Popularisirung der Geschichte der Philosophie gewan nen, fo ist es der beste Erfolg der Vorträge, daß in ihrem Verlause das Publicum sich mehi und mehr für die Sache selbst erwärmt und fähige ward, dem Vortragenden tiefer in feinem Gegenstände ru folgen. Ohne das Princip der Allgemeinverständlichlest auf»
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