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Dresdner Journal : 12.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-12
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 12.03.1884
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M Ausland angewiesenen Kunst dar, im Großen und Ganzen aber eine gewaltige Anhäufung von historischen Schätzen aller Art. Sie zeigt den Reichthum Ungarns von alter Zeit her. Hier herrschen weltliches Geschmeide und Prunkgeschirre im Dienste der ungarischen Pracht- liebe. Kronen bilden den Mittelpunkt. Neun in Zellen geschmelzte Goldplatten, welche in Nyitra-Jvanla aus gegraben wurden, sind Bestandtheile der Krone des byzantinischen Kaisers Konstantin Monomachos aus dem 11. Jahrhundert. Tie Schmelzarbeit zeigt in ganzer Figur den Kaiser, die beiden frommen Kaiserin nen Zoe und deren Schwester Theodora, zwei Tänze rinnen mit flottgehobenem Bein, zwei Apostel. Der französische Kunstgelehrte Linas spricht die Ansicht aus, diese Krone habe nicht dem betreffenden Kaiser selbst gehört, sondern stamme aus jener kaiserlich byzantini schen Kronenfabrik, welche Jnvestitions-Diademe und Schenkkronen für Vasallenfürsten oder befreundete Könige erzeugte. Als solches kaiserliches Geschenk, meint Linas, sei diese Krone dem ungarischen Könige Andreas I. übersendet worden. Ungarischerseits dürfte diese Hypothese auf gegründeten Widerstand stoßen. Sicherlich ein Geschenk vom Bosporus ist . dagegen die in Smaragden, Perlen und Rubinen, somit in nationaler Farbenzier prangende Krone, welche der Sultan dem Stefan Bocskay übersendete und womit dieser Wahlkönig 1605 auf dem RakoS gekrönt wurde. Sie gehört der Wiener Schatzkammer, und der Befchreiber diefer letzteren, Quirin v. Leitner, hält dafür, Soliman habe die Krone nach der Mohacfer Schlacht au- Ofen mitgenommen. Eine besondere Gruppe bilden die „Todtenkronen" und Insignien, welche in Domgrüften gefunden wurden, so jene des Prachts schäft ni buckeltei schen 8 Ziemlicl Jamnitz der For stück B haben patra i sitzend, Satyr schätz is würde gewiesei Königs Jahrhu Astern den W Bathori hohe H Untersck „Mch i Special worunb Email, finischer gestalte! 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Die vorherrschende Meinung in der britischen Ge sellschaft spricht sich entschieden dahin auS, daß Mr. Gladstone besser daran gethan hätte, die ganze Frage, welche nur als ein Parteiversprechen und als eine Parteidevise angeregt worden ist, bei Seite zu lassen; es besteht kein aufrichtiger Wunfch, die Maßregel durchzusühren; es besteht kein Bewußtsein unerträg. licher Uebelstände. In England ist das Bewußtsein der localen Vereinigung und der localen Interessen ein außerordentlich starkes. Jede Stadt und jede Grafschaft hat ein kräftiges individuelles Leben, und ein Versuch, diese localen Interessen und diese locale Macht auf ein benachbartes Stadtgebiet oder einen benachbarten District zu übertragen, wird heftigem Widerstande begegnen. Daher werden sich die wirk lichen Schwierigkeiten erst bei der Einzelberathung zeigen. Die Hauptausstellung bleibt aber die Absicht, Irland bei der Neueintheilung keinen Vertreter zu entziehen. Man fürchtet, daß die loyalen Männer, wenn die Re- formbill durchgeht, ihre Stimmen an die Parnelliten verlieren werden, so daß von den 103 irischen Ver tretern 95 Anhänger Parnell'- sein würden. Dar ist denn doch nach den gemachten Erfahrungen keine tröst- iche Aussicht, welche in der Unterhaussitzung vom 3. d., über welche wir seiner Zeit berichteten, Göschen in scharfen Worten beleuchtete. Irland sendet schon mehr Vertreter in das Parlament, als seine Bevöl kerung gestattet, und wenn diese neue Vergünstigung zum Gesetze wird, dann kann kein englisches Mini sterium im Unterhause ein Gesetz anders durchbringen, als mit Erlaubniß der irischen Abgeordneten Dlese Aussicht, die Gladstone's ungelegener und unberufener Vorschlag zur Verfassungsänderung darbietet, wird die heftigste Opposition gegen denselben Hervorrufen. So gar die „Times" haben eine Reihe von Fragen, welche sie klar beantwortet fehen möchten, ehe sie sich mit der Bill einverstanden erklären können. Vor Allem dürfe Irland keine unverhältnißmäßige Vertretung haben. Das Cityblatt hofft auf die Zusage, daß die kleinen irischen Städte im Süden und anderwärts zu Gunsten der bevölkerten und wohlhabenden Gemeinden des Nordens nicht geopfert werden. Auch wünscht es zu wissen, wie die Minoritäten geschützt und welche Prin- cipien auf große Wählerschaften angewendet werden fallen, denen mehr Vertreter gegeben werden. Soll das Princip des Listenscrutiniums adoptirt werden? Sollen die Jnterefsen der Minoritäten vergessen wer den? Das Blatt verlangt freimüthige Aufschlüsse über dies Alles. — Vortrefflich wird Englands Stellung in einem Aufsatze der liberalen Monatsschrift „Nine- teenth Century" beurtheilt. „Keine auswärtige Macht", schreibt darin der Earl Grey, „legt mehr den geringsten Werth auf die Freundschaft und die Unter stützung Englands oder sein Beharren bei einer Politik, die eS anderen Völkern anempfiehlt. Es giebt keinen Verlaß mehr von einem Tage zum andern, denn die Politik ändert sich mü dem Hauche der Volksgunst." Laqestzttciuchtl. Dresden, 1l. März. Auch heute traten beide Kammern zu Sitzungen zusammen. Die Erste Kam mer bewilligte ohne Discussion einstimmig die von der Negierung für den Prof, Ur. Johannes Schilling ge forderte Ehrengabe und erledigte alsdann den Etat des Ministeriums des Innern, soweit derselbe nicht schon früher bewilligt worden ist. Die 2. Deputation beantragte Beitritt zu den Beschlüssen der Zweiten Kammer mit der einzigen Ausnahme, daß das neue Gebäude für die Amtshauptmannschaft Meißen nicht, wie die Zweite Kammer unter gewißen Voraussetzun gen will, in Vorbrücke oder Cölln, sondern unter allen Umständen in der Stadt Meißen selbst errichtet wer den soll. Die Kammer beschloß allenthalben den An trägen der Deputation entsprechend. Die Zweite Kammer trat zunächst dem von der Ersten Kammer zu § 2e des dem Gesetzentwurse, die gewerbliche Ausübung des Husbeschlags betreffend, deigcfügten Entwurfs einer Ausführungsverordnung ausgesprochenen Wunsche, daß die in Ziffer l enthal tene Anforderung auf 2 nach den neueren Begriffen der Wissenschaft und Technik geformte Eifen, von denen das eine für den Vorderhuf und das andere für den Hinterhuf bestimmt ist, gestellt werde, ein stimmig bei. Hiernach erledigte die Kammer die zu den 88 0, 7, 9, 15 und 21 des Gesetzentwurfs wegen Agitation und namentlich nicht für Berlin. Hier sei der kleine Belagerungszustand nicht entbehrlich gewesen. — Betreffs der Form der Zurücksendung der von dem Repräsentantenhause in Washington gefaßten, auf den Tod Lasker's bezüglichen Resolution schreibt die „Nordd. AUg. Ztg." an derSpitze des Blattes: Die ameri kanischen Blätter, in denen die Haltung des Fürsten v. BiSmarck besprochen wird gegenüber der Zumuthung, die auf den Tod des Dr. LaSker bezügliche Resolution des amerikanischen Repräsentantenhauses an das Prä sidium des Reichstags gelangen zu lassen, beschweren sich hauptsächlich über die amtliche Form der Zurück sendung. Sie vergessen dabei die Antecedentien des Vorganges, nämlich, daß derselben Körperschaft, welche obige Zumuthung an den deutschen Reichskanzler stellte, kurz vorher die Bill auf Schweinerepressalien einge reicht worden war, die einen unverkennbar deutschfeind lichen Charakter trug; und ferner, daß der hiesige amerikanische Gesandte es sür gut befunden hatte, der deutschen Regierung gegenüber durch seine Haltung in Berlin sowohl, wie durch seine journalistische Thätig- keit in Amerika eine eigenthümliche Stellung cinzu- nehmen. Wenn Hr. Sargent die in allen internatio nalen Verhältnissen sonst üblichen Vertrauensbeziehun gen angeknüpft hätte, deren sich seine Vorgänger zu er freuen hatten, so würde das auswärtige Amt ihn höchst wahrscheinlich vertraulich darauf aufmerksam gemacht ha ben, daß der Reichskanzler sich nicht zum Organ einer An erkennung für die günstigen Ergebnisse einer gerade ge gen ihn gerichteten Oppositionspolitik machen könne, und es würde dem Gesandten soniit anheimgestellt worden sein, ob er nicht aus diesen Gesichtspunkt in Washington Hinweisen wolle, bevor er die amtliche Behandlung seiner Mittheilung verlangte. Die Ausnahmestellung, welche der jetzige Gesandte der Vereinigten Staaten im Gegensätze zu allen seinen Collegen im diplo matischen Corps gewählt hat, verschloß diesen vertrau lichen Weg und bedingte, denjenigen einzuschlagen, der dem internationalen Herkommen entspricht, so daß die Zurücksendung der in Rede stehenden Resolution schlechterdings nicht anders als durch die Vermittelung des deutschen Gesandten in Washington erfolgen konnte. — Die heute vorliegenden Nachrichten über die neuen Unruhen in Neustettin melden, daß am Sonnabend Abends aus der Wohnung des jüdischen Kaufmanns Flater auf die Theilnehmer eines Maskenballes mit Stei nen geworfen worden ist. Dies gab das Signal zu den folgenden bedauerlichen Scenen. Nach der An kunft des Könitzer Zuges wurden die Omnibusse, in denen Lesheim, Löwe und Genossen saßen, angehalten, einige Juden insultirt, einige Scheiben zerschlagen. Keine schweren Verwundungen haben stattgefunden, nichts ist demolirt, auch Niemand ist geflüchtet. Am Sonntag Abend wurde wieder aus Flater's und an deren jüdischen Wohnungen auf Publicum und Gen darmen mit Steinen geworfen. Der „Nat.-Ztg." zu folge ist es in der Bahnhofsstraße zu guterletzt noch zwischen Polizisten und einer Rotte von Tumultuanten zum Handgemenge gekommen, in welchem jene von der blanken Waffe Gebrauch gemacht haben sollen. Man hege allgemein Besorgnisse wegen Fortdauer der Aus schreitungen. Schwerin, 9. März. Aus Palermo wird den „Meckl. Anz." telegraphisch gemeldet, daß nach am 6. Nachmittags angetretener und von gutem Wetter begünstigter Dampfschifffahrt die großherzoglichen Herrschaften am 7. Morgens von Neapel in Pa lermo angelangt und in der Villa Belmonte des Fürsten Pandolfina auf dessen gastfreundliche Einla dung Quartier genommen haben. Biemerhavcn, 10. März. Ueber die Beschlag nahme eines verdächtigen Koffers, dessen Gefahr losigkeit sich indessen alsbald erwies, erfährt die „Wes.- Ztg." Folgendes: Mit dem Dampfer „Oder" kam am Donnerstag voriger Woche auch ein Passagier an, der sich O. Pfeil nannte und seinen Koffer, einen großen amerikanischen Koffer, wie solche dort gebräuchlich sind, dem hiesigen Kaufmanne Westermann zur Spedition aufgab. Gestern Abend fiel einem der Leute des Kaufmanns auf, daß in dem Koffer ein Geräusch ähnlich dem Ticken einer Uhr vorhanden war, und derselbe machte seinem Chef davon Anzeige, der seiner seits die Polizei in Kenntniß setzte. Da die Beschrei bung des Besitzers des Koffers Aehnlichkeit mit eimgen der Behörde bekannten verdächtigen Personen ergab, das Geräusch auch anhielt, ordnete die Polizei zunächst an, daß der Koffer nach dem Außendeiche geschafft werde, wo er während der Nacht unter Wache gestellt wurde. Heute Morgens erfolgte dann durch einen hiesigen Schlossermeister die Oeffnung des verdächtigen Königs Bela III. und seiner Gemahlin Anna von Antiochien (Ende des 13. Jahrhunderts) aus dcn Stuhlweißenburger Königsgräbern uud zwei Lilien kronen, die, nach ihren Fundorten Großwardein und Margaretheninsel zu schließen, wahrscheinlich ehedem der Königin Maria und der heiligen Margaretha ins Jenseits mitgegeben wurden. Der Reichthum an Edelsteinvasen, Pocalen, Kannen, Schalen, Trink bechern, Humpen und sonstigen Prachtgefäßen wett eifert mit dem des Kleingeschmeides der Magnaten- familien. ES sind Schätze von der Arpadenzeit bi- fast auf unsere Tage. Die Mannichfaltigkeit der Motive, die Anmuth und Eigenart der Formen, die Vollendung der Technik, die Kostbarkeit des Stoffe- vereinigen sich, um ein neidenswerthes Bild von dem freudig bewußten Kunstschaffen vergangener Jahr hunderte zu geben. Neue Motive für Gefäßformen kamen aus dem Orient, wurden von den entdeckenden Seefahrern gebracht; die persische Tulpe, das afrika nische Straußenei, die westindische Ananas, die Cocus- nuß und die Kahnmuschel lieferten der Treibekunst eigenartige Aufgaben. Ein Deckelpocal auS dem Besitze der Gräfin Livia Zichy ist ein be glaubigter, signirter Jamnitzer auS dem Jahre 1580, also der letzten Zeit des grichen Künstlers, welcher der Hosgoldschmied von vier Kaisern gewesen. Die alle gorischen Figuren in getriebener Arbeit sind in de- Meister- bekannter naturalistischer Weise gehalten. Im Deckel findet sich das geschmelzte Wappen, im Sockel die Bildnißmedaille der ersten Besitzers. Den verhältnih- mäßig wenia zahlreichen, al- sicher beglaubigt üderkom menen Meisterwerken des deutschen Benvenuto Cellini — es sollen deren nur zehn fein — wäre somit dieses Irgend Ersprießliches konnte aber bei dieser Suche erst dann herauskommen, wenn della Porta selbst gegenwärtig war, und da auf eine von der Fürstin an ihn zu solchem Zwecke gerichtete dringende Ein ladung keine Antwort eingegangen war, so wollte die Fürstin für dies Mal, statt in der begonnenen Weise fortfahren zu lassen, zum Schluß lieber eine durch sie selbst besser zu controlirende Probe machen, wie weit den Versicherungen des Conte di Vallombrosa und den Aussagen seiner Somnambule Glauben zu schenken sei. Der Conte hatte viel von Metastasen der Sinnes- verrichtungen gesprochen: seine Somnambule lese, be hauptete er, besser mit der Herzgrube, als mit den Augen, da sie kurzsichtig sei. Auch von dieser, aller dings oft bestätigten und noch öfter bestrittenen Sin neSthätigkeit der Somnambulen hatte die Fürstin früher nie gehört und nun sie den Doctor mit einer nochmaligen dringenden Mahnung an della Porta auf das Telegraphenamt geschickt hatte, kam ihr jener Ein- fall, in vr. Hüttl's Abwesenheit sich über die Glaub haftigkeit des Conte etwas besser zu orientiren, indem sic eine Leseprobe der angedeuteten Art verlangte Der Conte erklärte sich zu dem Experiment bereit, verlangte aber, allein mit der Somnambulen ein- aeschlossen zu werden, da ihre Aufmerksamkeit sich sonst nicht in dem erforderlichen Maße concentriren lasse. Tie Fürstin fand das einigermaßen verdächtig. (Fortsetzung folgt.) bald auch eine zweite und eine dritte Vorstellung be suchte, worauf er als völlig Bekehrter heim kam, und der Fürstin sofort auch in Betreff der mehr erwähnten Spurfährte die weitestgehenden Versprechungen machte. Gleich dem Doctor war sie dem Magnetismus bis her scheu aus dem Wege gegangen. Was sie jetzt zu sehen und zu hören bekam, imponirte ihr daher in gleichem Grade wie dies bei ihm, dem ungläubigen Thomas, der Fall gewesen war. Nun hatte della Porta früher schon mit ihrer Erlaubniß in dem Schlosse Nachforschungen nach einem Manuscript angestellt, über das er mit der Sprache nicht näher heraus wollte. Der Conte di Vallombrosa, dessen Hellsehende, nach seiner Versicherung, bis in die Eingeweide des Erdballs hinabzublicken vermochte, wurde also mit seiner Somnambulen von der Fürstin ins Schloß citirt und gegen ein erkleckliche-Honorar begann der HocuS- pocus deS ManuscriptsuchenS. Die Procedur war be greiflicher Weise nicht die herkömmliche des Um- und Ümwendens aller Papier- und Pergamentschnitzel des Schlosses. Vielmehr blieb die Somnambule in ruhen der Lage auf dem Polstergestell des bewußten Labi« nets und gab mit geschlossenen Augen Auskunft über den Inhalt der von dem Magus mittelst einer Ba guette ihr bezeichneten Wandschüinke und Geheimfächer des anstoßenden Bibliothekzimmers. Wie der MaguS betheuerte, waren diese Angaben sämmtlich durchaus genau, und Doctor Hüttl, der Einzelnes stichproben artig zu controliren übernommen hatte, verfiel aus einer Bewunderungsphase in die andere, waS der Magus, wie eS scheint, so geschickt zu benutzen ver stand, daß auch die Fürstin Mühe batte, sich einige Besonnenheit zu bewahren« Die Ausstellung der ungarischen Goldschmiede- kunst in Buda-Pest (in den Sälen des dortigen Na tionalmuseums) bietet, wie schon bemerkt wurde, weniger eine Repräsentation der nationalen und sehr auf das -eine- StaatSschuldbuchS von der Ersten Kammer vor genommenen Aenderungen, indem sie zu 8 6 hinsicht lich des 3 Absatzes, zu 88 7 und 21 überhaupt bei ihren früheren Beschlüssen stehen blieb, bezüglich der übrigen Paragraphen aber den Beschlüssen der Ersten Kammer beitrat. Zmn Schlüsse ließ die Kammer eine Anzahl Petitionen auf sich beruhen. * Berlin. 10. März. Gestern Mittag um ^1 Uhr wurde das Präsidium des Reichstages von Sr. Majestät dem Kaiser im königl. Palms empfangen. Se. Majestät äußerte sich, laut der „N Pr.Ztg.", über die Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses und speciell darüber, daß die Berathung des CultuS- etats viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Da der Reichstag in seiner bevorstehenden Session durch Fest stellung des Etats nicht in Anspruch genommen wäre, so würden die Verhandlungen in nicht zu langer Zeit zu Ende geführt werden können. Erfreulich wäre es gewiß für Alle, wenn namentlich auch das Pensions- gefetz erledigt würde und nicht wieder an den Bundes- rath zurückkäme. Se. Majestät schloß mit dem Wunsche, daß die Geschäfte des Hauses einen allseitig befriedigen den Ausgang nähmen. Die drei Präsidenten, deren Audienz etwa nur 10 Minuten dauerte, hatten die große Freude, den Kaiser in bestem Wohlsein zu sehen und seine geistige Frische wie körperliche Elasticität zu bewundern. — Die vereinigten Ausschüsse des Bun desraths für Handel und Verkehr und für Justiz wesen, sowie der Ausschuß desselben für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen. — Dem Bundesrath ist der in Aussicht gestellte Antrag Preußens, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waifen von Angehörigen des Reichsheeres und der kaiserl. Marine, nebst Begründung, nunmehr zugegangen. Der Antrag, welcher den in der abgelaufenen Session vorgelegten, damals aber unerledigt gebliebenen be züglichen Gesetzentwurf unverändert von Neuem zur Vorlage bringt, ist, gemäß dem dieserhalb bereits gefaßten Beschlusse des Bundesrathes den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen worden. — Dem Reichstage ist jetzt der Rechenschaftsbericht über die Ausführung des Socialistengesetzes seit der letzten Session zugegangen. Es handelt sich um die Verhängung des klcinen Belagerungszustandes für Altona, Harburg und Umgegend und eine Er neuerung des kleinen Belagerungszustandes sür Ham- burg und für Berlin. In der Denkschrift wird die Nothwendigkcit betont, die Agitation der socialdcmokratischcn Partei zu unterdrücken. „Die Partei war", heißt es in der Denkschrift, „zwar in ihrer aus den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsord nung gerichteten Thätigleit erheblich ein;rschränkt und hatte an Ausdehnung nicht weiter gewonnen, aber andererseits kann es einem Zweifel kaum unterliegen, daß die Socialdemokratie in ihrem bisherigen Besitzstände sich im Großen und Ganzen er halten Hot." Als Beweis dasür wird die Wahl des social- demokratischen Kandidaten in Hamburg bei der letzten Rcichs- tagswahl mit nahezu lLOOO Stimmen angeführt und im Weilern aus die Verbreitung der socialdemolraiischen Druck schriften hingewiesen Auch die gewerkschaftlichen BereinS- organisationen seien mit Er'olg fortgesetzt worden In dieser Beziehung heißt eS: „Namentlich in Hamburg wurde eine ganze Reihe von Fachvereinen ins Leben gerufen. Maurer, Schuhmacher, Tischler, Schiffsbaun, Cigarrenarbeiier, Schmiede, Töpfer hatten sich zu derartigen Vereinen zusammcngejchlosfen. Dieselben zeigten sich zwar in ihrem Austreten nach außen hin sehr vorsichtig Der Umstand indessen, daß die Mitglieder in großer Anzahl der socialdemokratischen Partei angeboren und daß bei der Mehrzahl der Termine notorische Eocialdemokraicn an der Spitze stehen, ließen in Verbindung mit mebrsachen Aeußcrungen der Parteiführer und der Parleipresje, welche die gewerkjchastlichen Organisationen als ganz besonders geeignete Agitationsselder bezeichneten, kaum einen Zweisel darüber aus kommen . daß diesen Unternehmungen in erster Linie der Ge danke zu Grunde liegt, einen neuen Zusammenhalt sür die socialdemokratischen Bestrebungen zu gewinnen " Ein besonderer Nachdruck wird in der Denkschrift aus den Kopenhagener Con- greß gelegt, welcher die Wahrnehmung bestätigt haben soll, „daß die jocialdemokratiiche Partei sich wieder zu krästigen be ginne und an Zuversichtlichkeit und Geschlossenheit im Vergleich zu den ersten Jahren nach Erlaß des Socialtstengesetzes nicht unerheblich gewonnen habe " Ueber den kleinen Belagerungs zustand sür Berlin wird auf die bisherige erfolgreiche Wirkung der Bestimmungen hingewiesen; die socia! demokratische Beweg ung in Berlin und Umgebung sei in gewissen Schranken ge halten worden. Andereiseils wird aus die eingeleitete social- demokratische Agitation sür die nächsten Reichstagswahlen und gegen das Krankencassengesetz hingewiesen, auch hervorgehoben, wie in der socialistischrn Presse die bekannte Dynamitexplosion im Franksurtcr Polizeipräsidium belobt worden und daß eS auch an erneuten Versuchen der Revolutionirung der Truppen im vergangenen Jahre nicht gesehlt habe. Ebenso habe die Verbrei tung von gesährlichen Druckschristen einen erhöhten Aufschwung genommen Bei dieser Sachlage erschien es mehr als je noth wendig, die Ausbreitung der socialiftifchen Ideen mit allen ge setzlich zulässigen Mitteln zu beschränken, die Organisation und die Verbreitung der verbotenen Schriften nach Kröstcn zu hin dern und etwaigen, die öffentliche Sicherheit bedrohenden Aus schreitungen der Socialdemokratie vorzubeugen. Wenn hierzu im Allgemeinen das Socialistcngesey ausreichend fei, so gelte dies nicht in gleichem Maße sür die großen Mittelpunkte der Koffers. CS stellte sich heraus, daß dar Geräusch in der That von einer Uhr herrührte, einer größern amerikanifchen Weckeruhr, die obenauf im Koffer lag. Sonst fanden sich in dem Koffer nur Kleidungsstücke und außerdem 2 Flaschen mit Glycerin, die beim Bewegt n des Koffers durch das Schütteln der in ihnen befindlichen Flüssigkeit Ursache eines die Sache noch verdächtiger machenden Geräusches waren Es wird sich herausstellen müssen, ob die Sache auf einem schlechten Scherze oder reinem Zufalle beruht. Ter Koffer wurde, nachdem seine Ungefährlichkeit constatin war, dem Spediteur zurückgegeben. Die Sache hat hier, wo das fürchterliche Attentat vom 11. December 1875 wieder in die Erinnerung zurückgerufen wurde, selbstverständlich bis zum Bekanntwerden des Resul tates der Untersuchung große Erregung hervorgerufen. * Wien, 10. März. Im Abgeordnetenhaufe wurde heute die Generaldebatte über das Budget fortgesetzt Zunächst ergriff der Leiter des Justiz ministeriums Vr. Frhr v. Prazak das Wort, um ans einige Bemerkungen des Abg. Ritter v. Carneri zu reflectiren; hierbei stellte der Minister eine von ihm in der Sprachendebatte am 31. Januar gemachte Aeußerung über das Staalsrecht Böhmens richtig. Der Minister vr. Frhr. v. Prazak erklärte, nachdem die wiederholten Interpellationen der Linken nicht bewirkt hatten, eine Aufklärung über Prazak'« Aeußerung: „Verlangen Sie ncchlS, was dem Staatsrechte Böhmens entgegen wäre", gegenüber den Auslassungen des Abg Ritter v. Carneri in der letzten Sitzung des Abgeordnetenhauses: Der Grund, warum die Gesammtregierung als solche die Beantwortung dieser Interpellation adlehnen muß, liege darin, weil überhaupt die Aeußerung eines einzelnen Ministers und speciell die hier in Rede stehende Aeußerung wohl kaum geeignet sei, dcn Gegenstand einer Interpellation an die Gesammtregierung zu bilden, und zwar um so weniger, als es doch üblich sei, daß, wenn über irgend eine Aeußerung ein Zweisel angeregt wiid, derselbe im Lause der DiScussion geklärt wird. Er könne nicht daran zweikeln, daß, wenn seine Aeußerung im Zusammen hänge mit Dem, was er gleich darauf gesagt habe, anfgcsaßt wird, es Jedermann klar sei, daß er sich damit gegen die Be strebung nach einer Zweitheilung Böhmens gewendet hab», und vor diesen Bestrebungen gewarnt, daß er daher mit seiner Bemerkung die Einheit und Unlheilbarkeit des Königreichs Böhmen im Auge gehabt habe, und zwar eine Einheit und Untheilbarleit, welche in dcn StaatSgrundgcseycn gewährleistet ist, und daß daher mit dem Ausdrucke „Staalsrecht" offenbar kein anderes, als das in den Scaatsgrundgesetzen gemeint war. Wenn der Abg. v. Carneri von Dcnunciantenthum unter den Gerichtspersonen der sprachlich gemischten Bezirke spricht, wo ein College vor dem andern nicht sicher ist, so müsse er dies im Namen des Richterstandes aus das Entschiedenste zurück weisen. Er glaube, daß die Herren von der andern (linken) Seite des hohen Haukes durch ungegründete Vorwürfe über das Zurückdrängen des DcutschlhumS nicht die Zwietracht und den nationalen Kampf nähren sollten Auch in Böhmen werde es anders werden. (Bewegung und Ruse links: Ja wohl!) Es sei ja begreislich daß. wenn die Minorität des Landes sich auf einmal in der Landesvertretung in der Minorität sieht, daß, wenn die Herren, welche durch lange Jahre hier die Ma jorität gebildet haben, sich Plötzlich hier in der Minorität schen, es immerhin sehr schwer ist, dies mit Gleichmuth zu tragen, und daß manchmal die auswallende Leidenschasl so manches verbitternde Wort hervorbringt. Er sei aber vollkommen über zeugt. daß eS auch in Böhmen besser werden wird. Abg vr. v. Plener bemerkt, die Auslegung, welche der Leiter des Justizministeriums seiner Aeußer.mg über „Staais- rccht" soeben gegeben habe, stehe m-l seiner paUamentarijchcn Vergangenheit und mit der Sprache der böhmischen Blätter, welche ihn als Wahrer der böhmischen Staatsrechtes gefeiert hätten, im Widerspruche Der Minister habe nicht die Beant wortung der Interpellation, sondern seine eigenen Worte abge- lehni. Tie Forderung der Zweitheilung Böhmens sei nur durch die jetzige Regierung provocirt worden. Die Temschen haben nicht >enen mystischen Respect vor der historischen Ein heil Böhmens. Das Königreich Böhmen ist sür uns ein Vcr- waltungsgcbier, wie die anderen, für dessen Einheit wohl ge wisse historische Traditionen sprechen, welches aber kein un- thellbares, unangreisbares Ganzes bildet und von dem man sich ganz gut denken kann, daß einzelne südliche Bezirke abgctrcnnt und mit Oberösterrcich vereinigt werden können. Diese Zwei theilung Böhmens könnte auch zunächst nur die Forni einer sprachlichen Absonderung annehmen. Die Deutschen in Böh men wollen, daß die deutschen Bezirke in Böhmen frei werden von tschechischen Beamten und tschechischen Drangsalirungen. Plener bespricht hieraus den Ausnahmezustand, den er als Kind der Furcht bezeichnet. Ueber Drohbriese dürfe man nicht den Kops verlö ren. Anstalt in Böhmen ersolglos officiöse Zei tungen zu gründen hätte man in Wien die Polizei reicher dotiren sollen. Redner giebt eine eingehende Darstellung der finanziellen Situation und hebt hervor, daß selbst in der tiefsten Fricdens- zeit und bei ungewöhnlicher wirthschaftlicher Prosperität das Deficit jährlich wachse. Unter dem >etzigen Regime, welches die Decentralisation. die Entlastung des Staatsschatzes aus seine Fahne geschrieben habe, sei die Staatsschuld um rund t85 Millionen vermehrt worden und die Zinsenlast um rund 10 Millionen gewachsen. Wie vereinige sich dieses Resultat mit den Verheißungen des Regierungsprogramms, das in der Thronrede seinen Ausdruck gesunden habe. Zu dieser Vermeh rung der Staatsschuld und der Zinsenlast treten aber noch die ziemlich bedeutenden BermögenSveräußerungen und die Inan spruchnahme der Centralactiven Mit Einrechnung dieser Be träge sei unter der Herrschaft deS gegenwärtigen Systems eine Verminderung des Slaatsoermögens um rund LOS Millionen eingetreten. Das sei das Saldo der gegenwärtigen Finanzver waltung In Oesterreich werde aus das Sinken des öffentlichen
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