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Dresdner Journal : 09.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-09
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 09.03.1884
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de- Hauses v. Adelebsen, Marcard, vr. LaSker und v. Ludwig; zu deren Ehren erhob sich das gan-e Haus. Es folgte nun eine etwas stürmische Scenc, indem der Abg. Rickert, der diese seine Absicht vorher den Fraktionen mitgetheilt hatte, für die dem ver storbenen Äb^ Laster erwiesenen Ehren den Dank und namentlich auch dem Repräsentantenhause der Bereinigten Staaten auszusprechen sich veranlaßt fand. Abg Frhr. v. Hammerstein erhob Protest gegen eine derartige Kundgebung an die parlamentarische Körper schaft eines andern Staates. Von dem Präsidenten wurde die erregte Debatte durch die schützenden Schranken der Geschäftsordnung einzudämmen gesucht. Gleicliwohl wurde dieselbe durch die Abgg. Hänel und v. Maltzahn-Gültz fortgesetzt, bis die Aeußerung des Abg. Richter, der von einer unbefugten Einmischung des Reichskanzlers sprach, den energischen Protest des Staatsministers v. Bötticher hervorrief. Nachdem noch die Abgg. Braun, Richter und Möller zur Sache ge sprochen, konnte der Zwischenfall als erledigt angesehen werden. Der Reichstag trennte sich in großer Aufregung bis Mittwoch. < Vergl. nebenstehend den Sitzungsbericht.) — Von einem ^«parlamentarischenKreisen nahestehenden Berliner Correspondenten wird der „Schief. Ztg." im Hinblicke auf die Fusion der beiden links- liberalen Fractionen geschrieben: „Die Ver schmelzung ist daS eigentliche Werk des Abg. Rickert, mit dem sich Hänel rasch, Eugen Richter weit zögern der verständigte. Innerhalb der Fortschrittspartei fehlt es nicht an vielfachen Bedenken und es kann sehr wohl sein, daß in fortschrittlichen Kreisen die Fusion im Lande nicht allenthalben Dank und Anerkennung findet. Wie ich höre, haben auch 2 Reichstag-abgeordnete, der Fortschrittler l)r. Wendt - Stade und der freiconserva- tive v. Löw - Hessen, ihren Beitritt zur neuen Fraktion verweigert. Die Nationalliberalen stehen der „deutschen jreisinnigen Partei" kühl und ablehnend gegenüber, vom Beitritt ist nicht die Rede. Wenn in secessio- nistischen Blättern mitgetheilt wird, Hr. v. Stauffenberg sei zum Führer der neuen Partei berufen, so ist diese Angabe mit starken Einschränkungen zu versehen. Es könnte sich dabei höchstens um eine Art von formalem Ehrenvorsitz handeln. Der thatsächliche Führer wird Eugen Richter sein; sollte er mit diesem Ansprüche scheitern, so würde die neue Partei bald wieder ge sprengt werden. Die Klippe für dieselbe liegt über Haupt mehr in persönlichen, als in sachlichen Fragen. Wie sich die Führer der Secessionisten und der Fori schrittsparrei auf die Dauer vertragen sollen, ist ein Räthsel für Alle, welche ne Personen einigermaßen kennen. Die Angabe der „Nat.-Ztg.", daß die Einig leit der neuen Partei sich zunächst darin bethätigen solle, daß jedem Mitgliede in der Frage des Socialisten- gesetzes freie Hand gelassen werde, ist nicht richtig; die ganze Partei wird geschlossen gegen das Gesetz stimmen." — Or. Max Hirsch ist gestern vom Ober- verwyltungsgericht mit seiner Klage wegen Einsicht nahme in die Bücher seiner Jnvalidencasse seiten der Aufsichtsbehörde abgewiesen worden. Nach den Rechtsausführungen des Geh. Raths Rommel und des Regierungsraths Or. Siefert erkannte der Gerichts hof, daß eine Klage überhaupt nicht zulässig sei und nur der Beschwerdeweg bei dem Handelsminister offen stehe. Die Schließung der Casse durch die Aufsichts behörde, bemerkt das „Dtsch. Tgbl." wird nun wohl nicht lange auf sich warten lassen. — Bei der heu tigen Schlußverhandlung vor dein Schwurgerichte zu Konitz in der wegen des Brandes der Neustettiner Synagoge erhobenen Anklage hielt der Staatsanwalt Schlingmann die Anklage in vollem Umfange aufrecht. Nach den längeren Vertheidigungsreden verneinten die Geschworenen bezüglich aller Angeklagten sämmtliche Schnldfragen, worauf die Freisprechung und die Ent lassung des ältern Lesheim aus der Haft erfolgte. Elberfeld, 6. März. (Frkf. Ztg.) Gestern Mor gens wurde eine vor einiger Zeit in Luxemburg ver haftete Persönlichkeit, welche in dem Verdachte steht, an dem am 20. Oktober vor. I. im Frankfurter Polizeigebäude verübten Dynamitattentat be- theiligt gewesen zu sein, hier cingebracht. Da sestge- stelU worden, daß der Mann, Karl Bachmann mit Namen und aus Thüringen gebürtig, sich vordem in Elberfeld aufgehalten, wo anfangs September in einer Restauration an der Königsstraße ein ähnliches Ver brechen begangen worden war, so erfolgte, um sestzu- stellen, ob der Mann auch mit diesem Verbrechen in Verbindung stehe, gestern seine Ueberführung nach hier. Der andere wegen des Frankfurter Attentats Festge- nommcne, der Schriftsetzer I. A. Reinsdorf, war be reits vorgestern von Frankfurt portirt und bei seiner Tonfrontirung von dem Klemp nermeister Stuhlmann dahier als Derjenige erkannt worden, der seiner Zeit eine Anzahl Blechbüchsen bei chm bestellte, welche indeß nicht abgeholt wurden. Die inzwischen fortgesetzte Untersuchung führte heute Mor gens den gestern eingebrachten Bachmann aus Thü ringen zu dem Geständnisse, daS Dynamitattentat in der Restauration von Willemsen am 4. September vor. I, verübt zu haben. Gestern wurden außerdem auf Grund feiner Aussagen noch der Schriftsetzer Christian Küchler, der Weber Wilhelm Weidemüller, sowie des Letztern Sohn, sämmtlich von hier, ver haftet. Wie mittlerweile die Untersuchung ergeben, war von denselben ein ähnliches Verbrechen seiner Zeit in der Wiesenstraße geplant gewesen. Straßburg i. E., 6. März. Die „Els.-Lothr. Ztg." berichtet: In der 24. Plenarsitzung, zu welcher sich der Landes ausschuß heute versammelte, wurde zunächst die gestern Abend abgebrochene Berathung über Cap. 32 des Etats des Innern, Theatersub- ventionen, und über den zu diesem Capitel einge brachten Antrag auf Wiederherstellung der Summe der Regierungsvorlage von 128000 M. fortgesetzt. Die heutige Debatte eröffnete der Abg Grad, indem er sich aus finanziellen Gründen gegen die höhere Subvention aussprach. Der StaatSsecretär v. Hosmann machte darauf daS Haus zunächst mit einem einstimmig beschlossenen Anträge des Gemeinberaths von Mey bekannt, welcher die Wiederherstellung der erhöhten Summe wünscht, damit Mey jein Theater be halten könnte, was ohne Subvention nicht möglich fti. Der StaatSsecretär kam ferner aus die gestrigen Ausführungen des Abg. Winterer zurück und bemerkte, nicht nur von subventio- nirten, sondern auch von nicht subventionirten Theatern sollten unsittliche Stücke sortbleiben; in diesem Sinne sei auch die Aus führung des „ >uit err nt" feiten der Regierung verboten wor den, und wenn diese Aussührung einmal stattgefundcn, so sei daS ein Zuwiderhandeln gegen polizeiliche Vorschriften gewesen. Der StaatSsecretär ersuchte schließlich das Haus, die höhere Summe zu bewilligen. Im weitern Verlaufe der oft recht animirten De batte sprachen sich die Abgg. vr. Reis, Frhr. Zorn v. Bulach Vater, Frhr. Zorn v. Bulach Sohn, Baron Schauenburg, Winterer und Grad gegen den höher« Credit aus, während die Abgg. Köchlin, Mieg, Jaunez und Gunzert, sowie seiten der Regierung wiederholt der Staatssekretär für ^ie Beibehaltung der bisherigen Summe von 128 O"O M. eintraten. Bei der darauf folgenden namentlichen Abstimmung wurde die höhere Summe von 128OO"M. abgelehnt. Es solgte darauf die Abstimmung über die ursprüngliche Summe von l0<>000 M., welche ebenfalls abgelehnt wurde. — Ueber die Motive dieses Beschlusses schreibt man der „Frkf. Ztg": Es herrscht deshalb Erbitterung im Hause, weil das Ministerium durcb die Verbreitung jener Gerüchte von einer bevorstehenden Trennung Lothringens vom Elsaß auf die Mehrzahl der Abge ordneten eine Pression ausübte, um sich den Credit sür Herausgabe der amtlichen Zeitungen zu erhalten. Dieser Beschluß iu der dritten Lesung des Etats dürfte das Schließen der drei Theater von Straßburg, Metz und Colmar zur Folge haben. Nürnberg, 7.März. (N.C.! Heute Vormittags wurde vom hiesigen Schöffengericht in der Privatklagsache des Reichstagsabgeordneten und Schriftstellers Wilhelm Hasenclever von Halle a. d. S. gegen dcN verant wortlichen Redacteur des „Fränk. Kuriers", I)r. H. Eberhard, wegen Beleidigung, verübt durch die Presse, das Unheil verkündet. Nach demselben wird der Beklagte von dem Vergehen dreier Beleidigungen freigefprochen und der Kläger zur Tragung sämmt- licher Kosten verurtheilt. Aus den Motiven ist her vorzuheben: das Gericht erkenne an, daß die in den Nrn. 478, 510 und 530 des „Fr. K." vom vorigen Jahre enthaltenen Artikel keine Angriffe gegen den Kläger, sondern vielmehr gegen K. Grillenberger ent hielten. Im Uebrigen seien die drei Artikel in sach lichem Zusammenhänge mit einander gestanden und die Angriffe gegen mehrere Personen gerichtet gewesen; die Behauptung, Hasenclever sammle Geld für seinen Cvllegen Grillenberger, sei nicht geeignet, den Kläger Hasenclever in d.r öffentlichen Meinung herabzusetzen, und der Ausdruck „schwindelhafte Sammlungen" sei gerechtfertigt gewesen, da man Geld unter falschem Vorwande gesammelt habe, und das sei schwindelhast. * Wien, 7. März. Im Abgeordnetenhause wurde heute die Debatte über den Gesetzentwurf, be treffend die Erdharzgewmnung in Galizien, zu Ende geführt und die Vorlage in zweiter Lesung unverän dert zum Beschlusse erhoben. Sodann begründete Abg. Lienbacher seinen Antrag, betreffend dft zwangsweise Veräußerung von Liegenschaften. Den letzten Gegen lage betreffend die Erhöhung der Baukosten der Arl- bergbahn, welche ohne Debatte in zweiter und dritter Lesung genehmigt wurde. Beim Beginn der Sitzung überreichte der Äckerbauminister Gras Falkenhayn einen Gesetzentwurf, betreffend Erbtheilungsvorschriften für mittlere landwirthschaftliche Güter. Diese Vorlage kam um so unerwarteter, als Graf Faltenhayn gestern im Ausschüsse zur Berathung der agrarischen Anträge des Abg. Ritter v. Chlumecky auf directe Anfragen über die Absichten der Regierung und auf die Frage, wann die Regierung die in Aussicht gestellten agrarischen Vorlagen, insbesondere das von den klerikalen Blättern bereits im Entwürfe mitgetheilte Gesetz über die Erb folge in Bauerngütern, vorzulegen gedenke, geantwortet hatte, es sei dies noch unbestimmt, da namentlich der Gesetzentwurf über die bäuerliche Erbfolge einer noch maligen Durchberathung bedürfe. — Der zur Be rathung der Affaire Kaminski bestellte Ausschuß hat seine Arbeiten beendet, nachdem die Regierung es der Commission verweigert hatte, daß von ihr noch einige höhere Beamte als Zeugen ver nommen werden. — Ihre königl. Hoheit Marie Therese, Wittwe des Grasen v. Chambord, leidet unter einem leichten, neuralgischen Uebelbefinden. Die jüugst verbreitete Nachricht von der Absicht Ihrer königl. Hoheit, sich in ein Kloster zurückzuziehen, ent behrt, wie die „Tr Ztg." aus verläßlichster Quelle vernimmt, jeder Begründung. Ihre königl. Hoheit ge denkt nach beendetem Aufenthalte in Gorz sich nach Frohsdorf zu begeben und einen Theil des Sommers in Schloß Ebenzweier am Traunsee zu verbringen. A.ram, 7. März. Man telegraphirt der „Pr.": Dem von den hier verhafteten Socialisten ge gründeten Vereine gehörten bereits 18 Arbeiter an. In den saisirten Schriften ist sehr viel von den „Rechten des kroatischen Volkes" und der „kroatischen Arbeiter" die Rede. * EKristiania, 4. März. Die Anzahl der dem Minister Selmer zugehenden Adressen wird von Tag zu Tage eine größere. Außer einer großen Menge norwegischer Stadtvenretungen sind solche auch aus Schweden, und zwar aus Uddevalla, Skellestea, Hernö- sand, Ramsela, Skösde und Nieland eingegangen. Der schönste Beweis dafür, wie das Urtheil des norwegi schen Reichsgerichts in deu Kreisen constitutioneller schwedischer Bürger aufgefaßt wird, liefert das An erbieten des bekannten Or. Oskar Dickson in Gothen burg, den Gesammtbetrag der Proceßkosten, deren Zahlung Hrn. Selmer aufeilegt worden ist, aus seiner Tasche bezahlen zu wolle». Der Minister hat dies großmüthige Anerbieten selbstverständlich nicht anzu nehmen vermocht. — Einen neuen Beweis für die Verbissenheit, die unter den Nadicalen herrscht, liefert eine Aeußerung des hauptstädtischen „Dagbladet", welches die 3l Storthingsabgeordneten, die gegen das Reichsgerichtsurtheil Protest einlegten unter der Vor aussetzung, daß die Rechte sich von den Kammerver- handlungen fernhalten werde, als „eine Bande eid brüchiger Aufrührer" bezeichnet und der Rechten das interessante Prognostikon stellt, daß „ein derartiger Versuch für diejenige Partei, die denselben anstelle, verderbenbringend ausfallen müsse". Man scheint sich noch auf Vieles gefaßt machen zu müssen. Madrid, 0. März. (Tel.) Nachdem cs zur Kenntniß der Regierung gekommen war, daß 2 Geist liche in ihren Predigten den Zuhörern den Besuch von Empfängen bei nicht-katholischen Diplomaten und anderen Ausländern als etwas Tadelnswerthes be zeichnet hatten, ist von dem Ministerpräsidenten der geistlichen Behörde davon Anzeige gemacht worden; dieselbe hat den beiden Geistlichen die Erlaubniß zum Predigen entzogen. — Der Bischof von Urgel hat anläßlich der Jahresfeier der Inthronisation des Papstes Leo X II. die Gefangenen von Andorra auf den Rath der Regierung begnadigt. Koastauttucpel, 7. März. (Tel.) Im Lause der Verhandlungen anläßlich des Ablaufes des englisch - türkischen Handelsvertrages hatte Lord Dufferin in einer Note die Wiedereinführung des auf die Han delsbeziehungen bezüglichen Theiles der Capitulationen in Aussicht genommen. Eine dem Lord Dufferin übermittelte Note der Pforte bestreitet jedoch dieses Recht und erklärt, daß der fragliche Theil der Capi tulationen seit dem Abschlusse von Handelsverträgen abgeschafft sei. Kairo, 7. März. Wie man dem „Daily Tele graph" telegraphirt, ist in Suakin eine Deputation der Stämme, welche den britischen Truppen bei Teb feindlich entgegentraten, angekommen. Die De- daß Osman Digma s Anhänger immer wankelmüthiger werden, je mehr sich die Nach richt von dem britischen Siege verbreitet. Nach ver schiedenen Anzeigen ist ein weiterer Widerstand der Araber unwahrscheinlich. — Nach in London vorliegenden Nachrichten aus Suaftn vom 7. d. Mittags lehnt OSman Digma jedes Arrangement entschieden ab; die englischen Trup pen werden daher voraussichtlich Anfang nächster Woche den Vormarsch gegen denselben beginnen. 2. Plenarsitzung des Kcichstays. * Berlin, 6. März. Präsident v. Levetzow er öffnet die Sitzung um 2 Uhr 30 Minuten. Nachdem die Vorstandswahlen vorgenommen worden i vergl. vorstehend die „Tagesgeschichte" unter Berlin), spricht Präsident v. Levetzow: Es gereicht mir zur hohen Ehre, daß der Reichstag sür diese letzte Session mich wiederum zum Präsidenten gewählt hat. Die Form, die dasüc beliebt worden ist, erhöht noch meine Dankbarkeit. Ich nehme die Wahl an und wiederhole das Versprechen, welches ich in den vorange- gangenen Sitzungen nach «rasten zu erfüllen bemüht gewesen bin, daß ich die Geschäfte des Hauses sühren will unter gleich mäßiger Berücksichtigung de» Interesses jedes Mitgliedes des Hauses (Beisnll links). laß ich die Würde des Hauses nach Kräften wahren null (Beifall links), indem ich Sie bitte, mir hierbei behilflich zu fein, wozu Jeder von Ihnen sowohl im Stande, als auch, wie ich vorausseye, bereit ist. Meine Herren! Sie und ich wissen ganz genau, in wie hohem Maße meine ge ringen Kräfte Ihrer Nachsicht und Unterstützung bedürfen. Die Wahrnehmungen aus den letzten Jahren gewähren mir in dieser Beziehung eine gewisse Zuversicht und nur, wenn Sie diese Zu versicht nicht zu Schanden werden lasten, werde ich in meiner Stellung allensall» bestehen können Ich bitte deswegen, daß Cie mir Ihre Unterstützung und Nachsicht ferner gewähren. «Bravo! recht» ) Ich habe nunmehr den Hrn. Abg zu Francken- stein zu sragen, ob er die Wahl annehmcn will Abg. Frhr. zu Francken st ein: Ich nehme die Wahl an, danke für das mir erwiesene Vertrauen und bin stets bereit, dasselbe zu rechtfertigen. Präsident v. Levetzow: Ich frage den Hrn. Abg Hoff mann, ob er die Wahl annimmt. Abg Hoffmann: Ich nehme die Wahl mit aufrichtigem Danke für das mir entgegengcbrachte Vertrauen an und bitte für die hoffentlich seltenen Fälle, in denen ich zur Vertretung des Hrn Präsidenten werde berufen werden, um Ihre gütige Nachsicht und Unterstützung. Zu Schriftführern werden die Abgg. Graf Adel mann, Prinz Karolath-Beuthen, Hermes (Parchim', Graf Kleist-Schmenzin, Eysoldt, Or. Porsch und Wölfel durch Acclamation wieder-, der Abg. l)r. Meyer (Jena) neugewählt. Zu Quästoren beruft der Präsident die Abgg. Koch hann (Ahrweiler) und Or. Weber. Der Präsident theilt dem Hause die Namen der seit Schluß der letzlen Session verstorbenen Mitglieder mit. Es sind dies die Äbgg. Freiherr v. Adelebsen, Marcard, Ur. Lasker und v. Ludwig. Er bittet die Herren, sich zum Andenken an die Verstorbenen von ihren Plätzen zu erheben, welcher Aufforderung Folge geleistet wird. Abg. Rickert (zur Geschäftsordnung): Im Namen der zahl reichen Freunde des verstorbenen Abg. Or. LaSker danke ich sür die zahlreichen Beweist der Theilnahme sür den Verlust des ausgezeichneten Mannes. Ich habe insbesondere dem Repräsen tantenhause der Vereinigten Staaten von Nordamerika Dank auszusprechen. (Oho! rechts. Lebhaster Beifall links.) Präsident v. Levetzow constatirt, daß der Abg Rickert daS Wort zur Geschäftsordnung erbeten und erhalten, jedoch nicht zur Geschäftsordnung gesprochen habe. Abg. Frhr. v. Hammerstein: Der Hr. Vorredner hat als einzelner Abgeordneter die Rednertribüne des deutschen Reichstages dazu benutzt, um einer auswärtigen Repräsentation in demonstrativer Weise den Dank auszufprechen. (Großer Lärm links, Rufe: Nicht ablesen!) Die Worte des Redners sind ans der Tribüne nicht weiter zu verstehen Abg l)r. Hanel: Ich habe mich dem Urtheile des Hrn. Präsideilten zu sügen, welches dahin geht, daß der Abg. Rickert nicht zur Geschäftsordnung gesprochen habe. Ich mache aber darauf aufmerksam, daß wir dann eine Lücke in derselben haben. Ich erinnere Sie an die Vorgänge, die bei gleichen Gelegenheiten im englischen Parlamente geschehen sind. (Lärm rech S.l Es ist parlamentari che Sitte, daß, wenn ein so her vorragender Führer, wie der Abg. vr. LaSker, verstorben rst, ein ehrendes Wort sür denselben gesprochen wird. Da» ist niemals unwürdig ausgenommen worden. (Hört! hört! links.) Wir haben diese Sitte nicht; wir haben diese Lücke in b schei- dener Weise auszusüllen gesucht, und das ist vom Abg. v. Ham merstein gerügt worden. Redner wird vom Präsidenten unterbrochen, da er auf eine Rede antworten wolle, welche von ihm, dem Präsidenten, als unzulässig bezeichnet worden fei. Abg. I>r. Hänel (sortsahrend): Ich habe nur geglaubt, aus diese Worte eingehen zu sollen, um sür unser Vorgehen eine Entschuldigung beiznbrmgen. (Unterbrechung rechts.) Präsident v. Levetzow: Ich glaube so viel über den ver storbenen Abg. Or. LaSker gesprochen zu haben, als ich es mit meiner Pflicht vereinbaren konnte. Abg. Or Hänel: Sie (rechts) sollten doch bei dieser Ge legenheit unterlassen, uns hier daS Wort abzuschneiden, bei Besprechung der Angelegenheit, die überall als eine würdige ausgenommen worden ist. Ich constatire, daß die» geschehen ist. a. M. hierher trans- stand der Tagesordnung bildete die Reglerungsvor- putativn berichtet, bige, welche überhaupt kein zukünftiges Leben annimmt; 3) die oberflächlich denkenden und voreingenommenen Menschen, welche von Dem, was physikalisch möglich ist, keinen klaren Begriff haben" und die insolge ihrer Unwissenheit „leicht verführt werden, diese Erscheinun gen für Vermummungen des Mediums zu halten". Daß ich natürlich zu dieser zuletzt abgethanen Kate gorie von Alltagsmenschen zähle, ist mir vollkommen klar und lasse mich gern dazu zählen, seitdem ihre Vermuthungen durch Bastian's Entlarvung eine un zweideutige Bestätigung gesunden haben. Es läßt sich aber nicht läugnen, daß gerade die beiden anderen Kategorien von Gegnern des Spiritismus diesem gegen über eine treffliche Position haben, um die sie dieser moderne Aberglaube, vder wie sich das offenherzige Medium ausdrückte, diese „Narrheit des Zeitalters", beneiden muß." Der Erzherzog knüpft an Hellenbach's Worte an: „Was aber sind diese Thatsachen, die ich mit dem vollen Bewußtsein meiner Verantwortlichkeit der öffent lichen Kenntnißnahme überliefere?" und hält in der klaren Zurechtweisung des Barons folgendes Straf gericht über denselben, das die Schuld des BaronS an dem Schwindel, dem er schuldlos gegenüberstehen will, zutreffend präcisirt. „Baron Hellenbach", sagt der Erzherzog, „möchte ich nur noch an dieser Stelle bezüglich der Verant wortlichkeit, deren er sich bei Publikation der „Kund gebungen" bewußt war, darauf aufmerksam machen, daß cS eine moralische Pflicht ist, bevor man öffent lich, wenn auch boua LNe, einen Betrug für Wahrheit ausgiebt, sich vorher eine gründliche Ueberzeugung zu verschaffen, um nicht ungezählte Menschen in den eig nen Jrrthum mitzureihen und an Kopf und Herz vielleicht unheilbar zu schädigen." Scharfe aber wahre Worte, denen sich der schöne und edel gehaltene Schluß des Werkes selbst anreiht. „Möge es diesen feilen gelingen, Diejenigen, welche im Begriffe standen, sich zuni Spiritismus zu neigen, womöglich noch zurückzu hallen von einem Wege, auf dem, ich wage es auszn- sprechen, wer nicht krank ist, weder Anregung, noch Befriedigung finden wird. Ällerdmgs soll die intelli- gible Welt nur für Denjenigen Interesse haben, dem „die Reize dieses Lebens nicht genügen" Faßt man aber „dieses Leben" in seiner edlern Bedeutung auf, so muß man einräumen, daß einem gesunden Menschen die reinen und wahren Freuden dieses Lebens mehr bieten werden, als der ganze abgeschmackte Bettel, den die Spiritisten Manifestationen einer intelligiblen Welt nennen. Wen der Drang nach einer höhern Erkenntniß auf das Gebiet des Spiritismus verführen könnte, möge auf der Bahn einer ernsten wissenschaftlichen Forschung unentwegt weiter streben; der Spiritismus hat den Schleier von dem Bilde zu Sais nicht ge lüftet, nur den Tempel der Wahrheit verdunkelt und mit Unrath von Jrrthum und Sophistik beschmutzt. Er vergleiche den Stillstand, auf welchem der Spiri tismus trotz Wechsel von Formen und Namen seit 2000 Jahren angewiesen ist, mit dem unermeßlichen Fortschritte, mit den an das Märchenhafte grenzenden Errungenschaften der positiven Wissenschaft; er schöpfe au» diesem Vergleiche die Ueberzeugung, daß der Er- fola nur auf der mühevollen, aber sichern Bahn einer unbefangenen kritischen Arbeit winkt. Wen aber ein tiefe» Glauben»bedürfniß dem Spiritismus in die Arme treiben sollte, der bleibe lieber bei der alten Regula, bei seinem ehrwürdigen Glauben. Da ist doch Alles groß, edel, Alles rein und erhaben gedacht und gefühlt. Die Idee eines höchst gütigen, höchst weisen und höchst gerechten Gottes, der Glaube an ein künftiges Leben, in welchem Lohn und Strafe herrscht, die Menschenseele zu ihrem ewigen Urquell zurückkehrt, ist ja so unendlich befriedi gender und vernünftiger, als der ganze Quark von vierter Dimension, Materialisationen, Klopfgeistern und dergleichen. Ja, auch der Cultus, tzas lebendige Wort, der Gesang, das Gebet von Kindheit auf ge wöhnt, von jener Weihe erfüllt, welcher sich selbst der Geist willig beugt, welche auch wunden Herzen Frieden spendet, ist doch erhebender, veredelnder als die finsteren Conventikcln dieser Art religiöser Geheim bündelei. Wissen die dem Gottesglauben gegenüber so ärmlich dastehende Sekte zur Umkehr bestimmen lassen, erkennen sie die Hinfälligkeit ihrer Hypothesen, den Betrug ihrer Medien, die Abgeschmacktheit ihre» ganzen HocuSpocus ..Bewunderung von Kindern und Affen, Wenn Euch danach der Gaumen steht." Soweit der Erzherzog. Sein Buch, die Aeußerung einer so hochstehenden Persönlichkeit über eine so interessante Sache, ist jedenfalls ein Ereigniß, und die Art und Weise, wie der Erzherzog schreibt, macht sie auch zu einem literarischen Ereigniß. Balsams. Nach den Mittheilungen eines österreichischen Bildhauer». Erzählung von Robert Waldmüller. (Ed. Luboc.) (Fortsetzung.) Dreizehntes Capitel. Der Tonte di Ballombrosa. Aber ehe die Zeit wiederkehrte, wo das Wohl und Wehe des Einzelnen gegenüber den gewaltigen Heim suchungen der auf Tod und Leben entzweiten Nationen in Frage kommen konnte, mußte noch viel Wasser in» Meer fließen. Die für Oesterreichs Sache günstig ab gelaufene Seeschlacht bei Lissa verhinderte nicht, daß Victor Emanuel den Besitz Venetiens und des FestungS- Vierecks erlangte, und dem blutigen Ringen bei Nachod, Skalitz, Trautenau, Turnau, Gitschin und KönigSgrätz folgten die Nikolsburger Friedenspräliminarien und der Fnede zu Prag. Ich hatte während dessen in der Residenz gleich andern nicht als Combattanten Mitbethciligten mich nach Kräften in Liebeswerken zur Linderung der all gemeinen Noth nützlich zu machen gesucht und hatte in meiner übrigen freien Zeit einige Marmorarbeiten nachgeholt, die seit Langem um einer größern mo numentalen Werkes willen von mir yinauSgeschobrn worden waren. Da sie dem Andenken eines Ver storbenen galten, dessen Thätigkeit sich vorwie gend mit der Ausbreitung weltverföhnender Ideen be schäftigt hatte, so hielten jene Arbeiten den sonst auf mich einstürmenden Eindrücken einigermaßen das Gegen gewicht. Ich sammelte mich in ihnen zu immer neuer Gefaßtheit und nahm solcher Art dankbar meine«
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