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Dresdner Journal : 09.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-09
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 09.03.1884
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Sonntag, den 9. März 1884 WSS ^I>v»ii«iava1»prvt» r DresdmrIMmal Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ^Nkrliekl.... 18 La»»»rL»Id ä», 6«ot»cli«v NsicNsi tritt?a»t- ua<t kür ävv kiiuw oin«r x«»p»It«QvQ ?stitrvil» 80 ?? Vvtsr „Liu^eis«ckt- äio 2«ils 80 ö« 1'»d«Uvu- uoä 2i2«rns»t» 80 1b Xufiebl»^ Lttvllvll»«» ! Vt^IicN mit Xun>»kms ä«r 8onn- unä keiert»^ Xdsaü, Nlr äs« kol^nclpv 1'»^ 80 kk. ^0. ^usu»«r»r 10 kf. ' ,««W»r1«r L»tp«tss: F>. etter, OoiawieeiollLr ä«> l)re«tver yoar»»I», S»Mdur^ >«rll» -Vt,» Lstprt^ 8»,«1 >r„I»o rr»»k^lrt ». H.: ^aa»en«t«n <S l'oAler, 8«rUi»-Vi«» S»»dLrU kr»U-r«tp»ik rt«»81vrt ». K.-ASoel».»: Lkc)«e, S«rUo: Lc^otte, 8r»,l»a> T Litreau Ladath-, kr»»2tiu< ». U., 1? ^aeAer'«cd« üuektiLoäluo^i 88rM»: LlüNer; t?. §<^tM>»/er, k»ri» NirUo 8r»ü2ear1 ». ».- »t»«^»rt: La«L«<S Oo., S»»diuA: A<i. Lte>»«r N«r»u»x»d«rr Nüaiel. k!rpe6itian 6o, 0regnet yooriuü», Dr«<jsu, ^Mloxsiitr»«« Ho. 20 Amtlicher Theil. Dresden, 7. März Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Forstinspector Oswald Eduard Gottschald zu Naundorf das Ritterkreuz II. Classe des Verdienstordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Professor an der Akademie der bildenden Künste zu Dresden, Hugo Bürkner, den von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreick ihm verliehenen Orden der Eisernen Krone III. Elasse an nehme und trage. Dretdeu, 7. März. Mit Allerhöchster Geneh migung ist dem Oberlehrer am Gymnasium in Zwickau Or. pbil. Georg William Weicker der Titel „Pro fessor" verliehen worden. r nichtamtlicher Theil. Uederslch«: Telegraphische Nachrichten, rietkungsschau. TageSgeschichte. 8. Plenarsitzung deS ReichttagS. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichten. Telegraphische Nachrichten. Prag, Sonnabend, 8. März. (Tel. d. Boh.) Der Strike in Rabstein bei Bensen hat weitere bedenkliche Ausdehnung angenommen. Die Ar beiter der Hübel'schen Weberei haben sich den Strikenden angeschlvffen, so daß thatsächlich S Etablissements die Arbeit eingestellt haben. Ob- schon dlS gestern keine Ausschreitungen unterlaufen find, bleibt doch die Geudarmerieverstärkung, welche von sämmtlichen Poften deS Tetschener Bezirkes nach Kamnitz gezogen wurde, vorläufig daselbst configirt. ES scheint, daß die Strikenden mit den Bensenrr und Tetschener Arbeitern Verbindungen unterhalten und von diesen durch Geld unterstützt werden; dock konnten bestimmte Anhaltspunkte bisher nicht ermittelt werden. Za KranzenSthal-Bensen, wo die socialistische Propaganda seit Monaten beson- derS ausgetreten ist, ist die Möglichkeit von Eon- flirten keinen Augenblick ausgeschlossen. Die Be hörde scheint jedoch Willens zu sein, für jeden derartigen Fall sofort militärische Hilfe in An spruch zu nehmen. Paris, Freitag, 7. März, AbrudS. (W.T.B.) Der Senat hat in seiner heutigen Sitzung die Handelskonvention mit Oesterreich-Ungarn geneh migt. Ein Amendement Buffet'S, betreffend dir Ein leitung neuer Verhandlungen über den Art. 4 bezüglich deS Gesundheitszustandes deS importirten LiehrS, wurde mit 172 gegen 8V Stimmen abgelehnt. Der Ministerpräsident Ferry erklärte, die jetzige Con- veotion hindere nicht, im Falle riuer Viehseuche die Grenze für die Lieheinfuhr zu schließen, und sprach dabei zugleich die Hoffnung auf den baldi- gen Abschluß eines Handelsvertrages mit Oester reich-Ungaru auS. Rom, Freitag, 7. März, Abends. (W.T.B.) Nach einer Mittheilung deS„Osservatore Romano" wäre von der Congregatioo üv kropaxanck» üäs eiu Circularschreiben an den Episkopat vorberei tet, welches die Verlegung des Sitzes der Ver waltung der Propaganda nach einem Orte außer- halb Italiens, insbesondere für solche Schenkungen und Legate zum Gegenstände hat, die von Katho- liken als Beiträge zu den Ausgaben der kropu ganä» gemacht werden. Feuilleton. Rrdigirl von Otto Banck. Freitag, den 7. März, fand das sechste und letzte Eymphouieconcert der königl. Kapelle unter Direktion des Hrn. Kapellmeisters Or. Wüllner Statt, dessen Programm Johannes Brahms' neue Symphonie (Nr. 3 Manuskript), Ooneorto Grosso für Streichinstrumente von Händel (beide Werke hier zum ersten Male) und Beethoven'S A.-äur-Symphonie enthielt. Die Sym phonie von Brahms gehört zu den bedeutendsten or chestralen Schöpfungen der Gegenwart in Erfindung der Motive, unter denen melodiös reizende nicht feh len, durch geistvolle Eombinationen, durch energische Steigerung und kunstvolle Vertiefung ohne unverständ liche Grübelei in der Durchführung und gedanklichen Entwickelung voll reichem Ausdruck der instrumentalen Sprache. Die hohe Eigenschaft, durch natürlichen spontanen Erguß und unmittelbare poetische Macht der Ideen, durch große Linien, plastische Klarheit des Ausbaues und gleichmäßige Schönheit der Gestaltung unsere Phantasie, unser Gefühl innig zu fesseln und mit süßem Zwang in seinem Bann festzuhalten, wird indeß von dem Werke nicht stetig, sondern nur an einzelnen Stellen und Abschnitten auSgeübt. Unser musikalisch intellektuelles Interesse dafür waltet vor, seine Eigenheit hat für jenen unsere volle Sympathie erfassenden Eindruck etwas kühl und unruhig Widerstrebendes. Die in Durch führung und großer, reich gesteigerter Ausgestaltung Musterhaften und bedeutendsten Sätze sind der erste, in lud vk- Hs ne ein- I rletzung I ie Idee I natur- I Nit die I u Ich I Io ver- H m Dir- I ichligter I ftmmt I Ter Be- I h einen I n Plane I egen zu I h sind, I der die I sie gar I ne Höhe I i'z bi« I «t hat, I ui nicht I bemerke I solcher I heraus- I « Pflegt, I >en tön- I ich sein. I Projecte I st groß- I jnteresse I » Kunst- I Mn wir I Ide dies I ran, ein I t zu er- I «erkenne, I Museum I «uch an I ung zur I ens der I Imuseum I gen und l es offen I »deutlich I dah wir I Reiter- I Idee im I sie doch Dabei I !n, dem I sich statt I tntrcten, I und gar I de. Ich I «ordnete I Puseumi I tahausei I «sonder! I Sa, Ach I M dch I I würde, I Sr; ab« x näh« Auge Piegend« » zu «- l in de- Ngen die Nan ans Suß hin- «it sein« aus die aus da« V, die« Ht mehr a schließ Anträge man da« Hive die « Ich «ng mü sichernng )dhe der und sollte London, Freitag, 7. März, Abends. (W.T.B.) Der englische Gesandte ParkeS in China ift, wie die amtliche „London Gazette" meldet, auch zum englischen Gesandten in Korea ernannt worden. Die „TimeS" melden auSHaidzong von heute, daß der General Negrier gegen Bar Ninh, dessen Garnison eine große Zahl regulärer chinesischer Truppen enthalten soll, im Lormacsche begriffen sei. St. Petersburg, Freitag, 7. März, Abend». (W.T.B.) Die PolizriburrauS haben Plarate mit der Photographie des der Ermordung Sudeikin'S beschuldigten und flüchtigen frühern StabScapitänS Degajew auSgrhängt. ES werden 5090 Rubel für Denjenigen auSgrsrtzt, dessen Mitthrilungen die Ergreifung Degajew'S herbeiführen, und 1V VON Rubel für Denjenigen, welcher bei der Ergrei fung deS Flüchtlings selbst mitwirkt. Moskau, Freitag, 7. März, AbendS. (W.T.B.) Unter Hinweis auf das neueste Auftreten der Anarchisten und die von denselben begangenen und geplanten Thatrn sagt die „Moskauer Zeitung": Jetzt wäre der günstigste Moment, die Regierun gen zur gemeinsamen Action gegen diese überall verbreitete Pestbeule aufzufordern, umsomehr, alS in England, das bisher den Revolutionären aller Länder eine Freistätte geboten habe, politische Verbrechen und Dynamitattentate an der Tages ordnung seiru und England selbst jetzt deshalb an die Beihilfe anderer Staaten appellire. Dresden, 8. März. Es läßt sich nicht ableugnen, daß das Vereins- wesen zu einem nicht geringen Theile verantwortlich gemacht werden muß für die stetig wachsende Aus breitung der Genuß- und Vergnügungssucht. So lange die geselligen Bestrebungen ein bestimmtes Ziel im Auge haben und ein gewisses Maß nicht überschreiten, wird es Niemandem einfallen, einem der zahlreichen Gesang-, Turner- und Schützenvereine auch nur den geringsten Vorwurf darüber zu machen, wenn dieselben es ihren Mitgliedern jährlich am Stiftungs feste oder zu der einen oder andern Gelegenheit er möglichen, mit ihren Familien einige gemüthliche Stunden zu verleben, und diesen Stunden durch Ab haltung von Bällen und Concerten eine erhöhte An nehmlichkeit verleihen. So lange solche Feste gewisser maßen in der Familie des Vereins bleiben, wird die Vereinsehre darüber wachen, daß dieselben nicht zu häufig werden und ohne Ausschreitungen ablausen. Leider giebt es aber auch nicht wenige Vereine, deren Zweck nur darin besteht, durch Abhaltung von Tanz musiken und Bällen der Vergnügungssucht weitere Ausdehnung zu geben, obgleich sie in den Statuten dies mit schönen Worten zu verschleiern suchen. Da durch obrigkeitliche Bestimmungen die Zahl der abzu haltenden öffentlichen Tanzmusiken überall dem Be dürfnisse entsprechend festgesetzt ist, so ist das Bestre ben solcher Vereine offenbar nur darauf gerichtet, unter geschickter Umgehung dieser Bestimmungen die Zahl der abzuhaltenden Tanzmusiken zu erhöhen, und da zur Aussicht über die Ausführung des statutenmäßigen Zweckes solcher nichtpolitischen Vereine jede Handhabe fehlt, ergreift die Vergnügungssucht zum Schaden der Ge meinde, der Familien und vor Allem unserer Jugend immer weitere Kreise des Volkes. Ueber die mora lische Verwilderung, welche die Vermehrung der Tanzgelegenheiten im Gefolge hat, dringen na mentlich vom Rheinlande her lebhafte Klagen zu uns. So schreibt die Kölnische Volkszeitung": „Wer je mals Gelegenheit gehabt hat, auS nächster Nähe sich zu überzeugen, welches Publicum eigentlich an solchen welchem das pastorale Nebenmotiv höchst reizvoll her- vortritt und entwickelt ist, und das heftig leidenschaft liche, phantastisch aufstürmende Finale, mit seinem außerordentlich schönen, nach ?-6ur übergehenden und duftig verhallenden hymnischen Schluß. Die Mittel sätze sind im Berhältmß zu den beiden äußeren Sätzen klein, ohne breitere Entwickelung. Aber beide ge winnen unsere besondere Vorliebe durch Wärme und Anmuth der Empfindung, durch Einfachheit, einheit lichen Fluß und durch Grazie des Ausdrucks. Be sonders poetisch und vollendet erschien mir das pasto rale Andante in Ockur, eigenthümlich reizend, fein sinnig und stimmungsvoll in den Klangwirkungen. Eine wenig günstige Stellung im Programm zwischen zwei von den reichsten und kraftvollsten Toneffecten erfüllten Werken schien Händel'S Concert für Streich instrumente zu haben. Aber diese altväterische Musik mit ihrer strengen Logik und populären Klarheit, ihrem männlich festen und zugleich lebensvoll heitern Wesen, ihrer einfachen herzlichen Melodik und ihrem innern kernvollen Gehalte machte nach dem aufregen den Vorgänge der Symphonie einen höchst wohlthuen- den beruhigenden Eindruck, ergab einen das Gemüth der Hörer wahrhaft erquickenden Genuß. Köstlich wirkten die Variationen und der humoristische kano nische Schlußsatz. Die Symphonie, sowie das Händel'sche Concert waren mit liebevollster Sorgfalt einstudirt und wur den von der Kapelle mit künstlerischer Hingebung meisterhaft, voll Schwung und Feinheit in den Details auSgejührt. Ungemein schön wurden im Händcl'schen Concert von Hrn. Loncertmeister Lauterbach und von den Herren Loncertmeister; Hüll weck und Kam- Tanzmusiken theilnimmt, wird sich vollste Gewißheit verschafft haben, daß nicht im Entferntesten davon die Rede fein kann, daß diese VergnüaungSgelegenheiten nur für den abhaltenden Verein bestimmt feien, wie ja aus dem Umstande hervorgeht, daß solche Tanz musiken öffentlich in den Zeitungen bekannt gemacht werden, sondern daß eS meistens der Abschaum der Bevölkerung, besonders des weiblichen Geschlechts ist, welcher dieselben besucht. Dort werden die tollsten Orgien gefeiert, dort fallen die meisten Streitigkeiten vor, welche noch häufig ein Nachspiel vor dem Straf richter finden. Manches folgenschwere Zerwürfniß in den Familien hat bei solchen Gelegenheiten seinen Ur sprung gehabt. Und wer ermißt die Folgen, welche die bei diesen Bällen und Tanzmusiken vorkommenden Ausgelassenheiten für die Sittlichkeit unserer Jugend gehabt haben? Wer ein Mal nur die Gassenhauer mit anhörte, die in der Nähe der von solchen Gesell schaften frequentirten Locale und in denselben Nachts von Personen beiderlei Geschlechts abgesungen wurden, wird sich ein ungefähres Bild von der sittlichen Ver derbniß machen können, die durch die Abhaltung von Tanzmusiken oder vielmehr durch die übermäßige Häufung derselben seiten solcher Gesellschaften gefördert wird. Und wozu werden die von denselben aus der Einnahme erübrigten Gelder gebraucht? ES ist uns ein Verein bekannt, der Jahre lang nur auS 5 Mit gliedern bestand und trotzdem beinahe allmonatlich Bälle abhielt, um den Reinertrag zu geselligen Zwecken zu verwenden, d. h. zu verkneipen. Ein Jammer ist eS, daß solche Gesellschaften in die Kategorie der Vereine gezählt werden, und leider ist diese Thatsache sehr geeignet, auf unser ganzes Vereinswesen ein sehr schlechtes Licht zu werfen. Es ist überaus bedauerlich, wenn einzelne Perfonen durch nominelle Bildung eines Vereins das Gesetz umgehen und sich durch Abhaltung von Tanzmusiken oder Bällen die Mittel verschaffen, um damit Saufgelage abzuhalten." Durch die in manchen Vereinen beliebte Erhebung von Eintrittsgeldern seiten der Nichtmitglieder bei be sonderen Festlichkeiten wird außerdem ein künstlerisches Proletariat großgezogen und eine Züchtung von nur im eigenen Kopfe und höchstens noch in demjenigen einiger Freunde spukenden „Talenten" gefördert, welche ihrem wirklichen Berufe entfremdet werden und schließlich oft elend zu Grunde gehen. Bedauerlicher weise unterstützt ein großer Theil der Localpresse den gräulichen Dilettantismus, welcher sich bei solchen Ge legenheiten in allerlei declamatorischen und musikalischen Aufführungen u. s.w. breit macht, in der bedenklichsten Art, und das gewerbmäßige Reporterthum oder die Urtheilslosigkeit der Redactioncn, welche jede Gelegenheit mit Vergnügen benutzen, um den Vereinen durch den Abdruck von in Selbstverherrlichung schwelgenden Be richten sich gefällig zu erweisen, nimmt keinen Anstand, dem Vereinsleben gewisser Kreise eine geistige Maske aufzudrücken, welche jedem Kenner der Verhältnisse ein ironisches Lächeln abzwingen muß. Unter diesen Umständen erscheint ein Bries überaus zeitgemäß, wel cher der „Straßburger Post" aus Colmar von einer Frau zugegangen ist, „die sich mit Fug und Recht über die Berichte von so vielen schönen Fest lichkeiten ärgert", und nachstehenden Wortlaut hat: „In allen Zeitungen wimmelt es heutzutage von Berichten über gesellige Festlichkeiten. Sänger-, Schützen-, Turn-, CarnevalS-, Scat- und Gott weiß was noch für andere Vereine halten Sänger-, Schützen-, Turn-, Larnevals-, Scat- und ähnliche Abende, Feste, Bälle. Und hin terher bringen die Blätter lange Berichte darüber und rühmen, wie lustig es gewesen, was für schöne Lieder man gesungen und was für schöne Reden man gehal ten hat. Gewöhnlich heißt es dann am Schlüsse, daß die Erinnerung an diesen herrliche,« Festabend dem Gedächtnisse aller Betheiligten so bald nicht entschwin- ——„ . - mervirtuos Grützmacher die Solopartien gespielt. Beethoven'S -6ur-Symphonie, ebenfalls vorzüglich executirt, beschloß das Concert. Sie zählt zu jenen großen Tondichtungen Beethoven'S, in welchen er das Höchste in Concentration energischer schöpferischer Kraft, in der Immanenz sinnlich schöner Begeisterung der Phantasie und in vollendeter, ausdrucksvoller Plastik der Tongestaltung geboten hat. C. Banck. Erzherzog Johann und der TpiritiSmu». (Schluß.) Ebenso scharfsinnig ist der erzherzogliche Autor in seiner „Kritik der Bedingungen", unter welchen sich die spiritistischen Manifestationen einstellen, zu welchen Bedingungen die „Präparation und Disposition deS Geiste»", „die entsprechende Zusammensetzung des Zirkels und die Sicherungsmaßregeln für das Me dium" gehören, welche am deutlichsten die Sache illustriren und welche im Zusammenhalte mit den ihnen augenscheinlich zu Grunde liegenden Zielen ge nügen müßten, um jeden Zweifel über die Natur des Spiritismus, sowie nicht minder jener „wissenschaft lichen" Unte^ffuchung zu zerstreuen, die vornehm und gleisnerisch jede Lonnivenz mit dem Spiritismus als Religion ableugnet. Scharf und schneidig liefert der Erzherzog endlich auch seine „Kritik der Erscheinungen". Er greift ganz amüsante Detail» dieser Erscheinungen heraus; er erwähnt zum Beispiel, daß es ihm bei der letzten Sitzung „selbst vergönnt gewesen sei, zu erfah ren, daß die Geisterhände auch mit Aerineln und Manchetten auSgestattet sein müssen, ähnlich manchem aufgemalten Wegweiser". Auch nahm Baron Hellen ¬ den wird. Ob dar wahr ist, weiß ich nicht. Darauf aber kann man mit Sicherheit rechnen, daß die „Erinnerung an diese herrlichen Festabende" man chem Unbetheiligten so bald nicht wieder aus dem Ge dächtnisse schwinden wird. Ich meine nämlich die Frauen der feiernden Sänger-, Schützen-, Turn-, CarnevalS- und Scatbrüder. Diefe Frauen lesen die Berichte über alle die schönen Festlichkeiten nur mit sehr ge mischten Gefühlen, das können Sie mir glauben. Denn es wird ganz entschieden viel zu viel gefestelt und gefeiert. Sehen Sie sich doch ein Mal die Mit gliederverzeichnisse solcher Vereine an. Wer ist denn drin? Doch der Mehrzahl nach solche Kaufleute, Ge- werbtreibende und Beamte, deren Gehalt und Privat vermögen im Verhältniß zum Kindersegen sehr viel Schonung nöthig hätte. Denke man sich doch nur einen Beamten mit 3000 M. Gehalt, Frau und nur 2 Kindern, oder irgend einen Kaufmann in derselben Lage. Entweder muß der Mann Schulden machen, um den gewöhnlichsten Lebensunterhalt und die ver schiedenen Vereinsanforderungkn zu bestreiten, oder aber er muß Frau und Kinder körperlich und geistig Noth leiden lassen, um seine Taschengelder zur „heitern Geselligkeit" und wie die Ausdrücke alle heißen, auf zubringen. Ich behaupte also, daß, wenn ein solcher Familienvater ehrlich und redlich durchkommen will, er die verschiedenen gesellschaftlichen ode? vielmehr ge selligen Unterhaltungen principiell meiden muß und auch nicht jeden Abend Stunden lang beiin Schoppen sitzen kann, sondern höchstens hier und da sich er lauben darf, mit feiner Familie einen Ausflug zu machen oder dieselbe ins Theater zu führen. Wenn ich des Gegentheils versichert werden kann, bin ich gern bereit, mein Unrecht einzugestehen; ich fürchte aber, es wird schwer halten." Tayesgcschichte. Dresden, 8. März. Die Erste Kammer erledigte in ihrer heutigen Sitzung den Etat des Cultus und öffentlichen Unterrichts durch Annahme der, nur in zwei untergeordneten Punkten von den Beschlüssen der Zweiten Kammer abweichenden Anträgen ihrer 2. De putation. AuS den gepflogenen Debatten ist hervor zuheben, daß bei dem Etat des evangelisch-lutherischen LandeSconsistoriumS Oberhosprediger l»>. Kohlschütter die gegen diese Behörde in der Zweiten Kammer vom Abg. Schreck erhobenen Vorwürfe zurückwies und beiin Etat dec Universität Leipzig gegenüber ebenfalls in der Zweiten Kammer erhobenen Vorwürfen Graf v Hohen- thal und Bergen das Corps- und Mensurwesen in Schutz nahm und Professor Oe. Fricker, neben Aus sprache einiger speci ller Wünsche constatirte, daß e» bezüglich des Lebenswandels der Studirenden in Leip zig nicht schlimmer sei, als sonst und anderswo und daß die kleinen Auswüchse, welche vorkämen, weder in sittlicher Beziehung etwas Beängstigendes hätten, noch Veranlassung geben könnten, mit dem übrigens wohl bewährten System des Universitätsmesens zu brechen. * Berlin, 7.März. In der heutigen Sitzung des Reichstags wurde per Acclamation auf Antrag des Abg. Or. Windthorst nach vorhcrgegangener Ueberein kunst aller Parteien der bisherige erste Präsident v. Levetzow, ebenso der bisherige erste Vicepräsident Frhr v. Franckenstein wiedergewählt, während an Stelle des bisherigen zweiten Vicepräsidenten Ackermann der fortschrittliche Abg. Amtsgerichtsrath Hoffmann (Ber lin) getreten ist. Es liegt hier das erste praktische Lebenszeichen der neuen „deutschen freisinnigen Partei" vor. Die übrigen Mitglieder, welche dem Vor stande bereits angehört haben, wurden gleichfalls per Acclamation wiedergew chlt. Der Präsident widmete Worte deS Andenkens den verstorbenen Mitgliedern bach bezüglich der Geister eine „durch Uebung zuneh mende Geschicklichkeit" an. Am comprommittirendsten für die Geister findet er das bei ihrem Erscheinen und Verschwinden wahrnehmbar Krachen der belasteten Parquetts. Er ließ z B.: Jemand in bloßen Socken die Linie aus der Mitte der Bibliothek bis zum Vor hänge langsam abgehen und erkannte jede einzelne Tafel ihrem charakteristischen Laute nach. „Es ist klar", sagt er, „daß Bastian vorerst seinen Sitz ver läßt, hinter dem Vorhänge sich toilettirt und jeden folgenden Costümwechscl ebendort vollzieht." Die Socken Bastian's waren schwarz, damit sie sich von dem schwarzen Vorhänge nicht abheben und die Füße überhaupt nicht gesehen werden konnten. Der Erzherzog geht aber auch allen Thesen der sogenann ten spiritistischen Wissenschaft mit treffenden Argumen ten zu Leibe und kommt bezüglich der Medien zu dem klaren und drastischen Schluffe: „ES sind Taschen spieler, weil Taschenspieler ihnen Alles, Alles nach machen können. . . Geister lassen sich nachmachen, Geist nicht." Der Schluß deS erzherzoglichen Werkes gilt dem bekannten Baron Hellenbach, und die schneidigen Waffen, mit denen der geistreiche Prinz diesem Herrn entgcgen- tritt, werden scharf treffen. Baron Hellenbach, sagte er, tritt für die Wahrheit feiner Hypothesen gegen drei Gattungen von Gegnern in die Schranken — es ist Einem dabei wirklich so, als wenn ein mittelalterlicher Ritter, mit einem mckdernen Hinterlader bewaffnet, die „verneverte" Auflage des Geisterspukes vertheidigen wollte. Diese drei Feinde sind: 1) die gläubige Menschheit, welche sich angeblich einen zu hohen Be griff vom zukünftigen Leben macht; 2) die nichtgläu-
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