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Dresdner Journal : 07.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188402077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-02
- Tag 1884-02-07
-
Monat
1884-02
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 07.02.1884
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Pasta- (vgl. weiter unten die Telegramme au-Kairo) an all, nach Indien unterwegs befindlichen Trnp- penschiffe der t,legraphische vefehl, Halt zu mach,». Bukarest, Dien-tag. S. Februar, Abend-. (W T B.) Die Deputirtenkamwer begann beute die Generaldebatte über da- Budget pro 1884/83, welche- mit 128237 488 in Au-gabe und Ei» nahm, abschlie-t. Die Kammer beschloß, da- Budget in Erwägung zu ziehe». Kairo, Dien-tag, 5. Februar, Abend-. (W. T. B.) Der Khedive empfing heute Abeud- eine De pesche Baker Pascha-, tu welcher derselbe meldrt, daß er bei kokar mit einem Verluste von 2000 Manu, sowie von 4 Krupp'schea und 10 Galling- kanouen geschlagen worden sei. Die türkischen und dir europäischen Truppen hätten sich gut ge schlagen. Baker Pascha beabsichtigt, mit dem Reste seiner Streitkräfte »ach Suakim zurückzu- kehren. Kairo, Dien-tag, 5. Februar, Nachts. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Eine Meldung au- Suakim von gestern Abend» sagt, Baker Pascha habe seiueu Vormarsch am Montag früh begonnen. Die Schlacht fand am Montag Nachmittag- Statt. Dir ägyv tischen Truppen verloren alle Kamerlr und die ganze Bagage. Baker Pascha und dir britischen Offiziere Harrington, Machoo, GileS find un versehrt. Lokar und Sinkst ergaben sich dem Aeiude noch nicht, der Entsatz beider Plätze gilt aber al- unausführbar. Der Feind machte den erfolglosen Versuch, Suakim das Trtnkwaffer ab zuschneiden. Zn Suakim wurden Marwetruppen auSgeschifft, um eine Panik zu verhiudern. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dre-den, 6. Februar. Durch da- gestern Abend erfolgte Ableben Ihrer königl Hoheit der Frau Prinzessin Georg ist unser hohes Königshaus in die tiefste Trauer versetzt wor den. Den m der vollen Blüthe der Jahre erfolgten Heimgang der selig Entschlafenen beweinen Ihr hoher Gemahl, Se. königl. Hoheit der Prinz Georg, welchem Sie fast 25 Jahre lang in Freud und Leid dieses Lebens treulich zur Seite gestanden, und sechs Kinder, Ihre königl. Hoheiten die Prinzessin Mathilde, der Prinz Friedrich August, die Prinzessin Maria Josefa, der Prinz Johann Georg, der Prinz Max und der Prinz Albert, denen in der theuern Verewigten die liebevollste und aufopferndste Mutter geraubt worden ist. An dem Schmerze der prinzlichen Familie nehmen innigen Antheil Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie die Mitglieder des portugiesischen Königshauses, von welchen die selig Entschlaiene noch im vorigen Jahre Ihren erlauchten Vater, Se. Maje stät den König Ferdinand, und den ältern Sohn Ihre» regierenden Bruder», Sr. Majestät des König- Lud wig, Se. königl. Hoheit den Kronprinzen Karl in Dresden zu begrüßen die Freude hatte. Nach der am l l. Mai 1859 in Lissabon an den romantischen Ufern de» Tajo erfolgten Einsegnung der Ehe Ihrer königl. Hoheit Dona Maria Anna, Infantin von Portugal und Algarbien, Herzogin zu Sachsen (der ältern Prinzessin - Tochter Ihrer Maje stäten de» König» Ferdinand und der Königin Maria I I. da Gloria, geboren am 2 l. Juli l N43), mit Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg von Sachsen hielt die er lauchte Fürstentochter, von Ihrem ritterlichen Gemahle au» Ihrem fernen Baterlande glücklich über das Meer in die neue Heimath Sachsen geleitet, am 28. Mai Ihren feierlichen Einzug in Dresden und wurde von der Bevölkerung der Residenzstadt jubelnd willkommen geheißen. Schon in jenen Tagen fühlte sich das sächsische Volk durch da» patriotische Gefühl gehoben, Ihre königl. Hoheit, obschon in fremdem Lande geboren, doch durch Abstammung sowohl, al» auch durch freie Wahl zu den Töchtern sächsischen Stamme» zählen zu dürfen. Im Laufe der Jahre ist diese» Gefühl der Zusammengehörigkeit immer mächtiger geworden, da Ihre königl. Hoheit in edlem Wetteifer mit Ihrer Majestät der Königin für den Kummer aller Duldenden und Armen stet» ein williges Ohr, ein offene» Auge, ein mitleidige» Herz und eine helfende Hand hatte, und so ist eS selbstverständlich, wenn da» unerwartete Dahinscheiden der vortrefflichen Frau, welche in Ihrer Gottesfurcht, Bescheidenheit und in Ihrem Sinne für eine wahrhaft christliche Häuslichkeit allen Gattinnen ein hohes Muster, den Müttern aller Stände ein er hebendes Vorbild war, die Theilnahme bei dem schmerz- wie jenes vom alten christlichen Walter mit seiner Postille. Nun wollen wir für sie, das heißt für Frau Rösener, nicht für die Postille, den geerbten Lehnstuhl mit braunnarbigem Jucht voll schwellender Haare ge polstert — ich wünschte, dieser hier sähe dem Bilde ähnlicher — an» Feuer rücken. Du wunderst Dich wohl über meine Belesenheit, Werner? Hat er auch wirklich noch vier Beine? Gehen Sie vorsichtig da mit um, Herr v. Rothen! Mein Thee ist fertig und wir wollen Frau Rösener und Bally rufen, die sich doch wohl endlich von ihrer Angst erholt haben wer den. Und will sich wohl irgend Jemand nach einer vierten und womöglich fünften Tasse umsehen, ich habe nur drei gefunden. Dem Hausherrn, der Hausfrau, dem artigen Kinde." Es gab ein eigenthümliche» Bild, diese elegante Gesellschaft in der engen, rauchgeschwärzten Küche der alten Mühle, beleuchtet von dem Scheine de» Mondes und dem Feuer, da» Ika zu ihrer Belusttg 'ng noch immer unterhielt, und welche» die kühle, feuchte Nacht luft, die zu dem geöffneten kleinen Fenster hereinstrich, recht behaglich machte — ein eigenthümliche», aber ein schöner Bud. Da» sanfte Mondlicht schien gerade die passendste Beleuchtung für Ika'» blond« Lieblichkeit, wie die lodernden Flammen für Helenen » selbst i» der Bauernkleidung noch stolze Schönheit, und selbst die stille ValeSka ward verschönt durch die rothe Gluth, die ihren Wangen Farbe verlieh, und den sanften Schein de» Glücke», der au» ihren Augen leuchtete. So saßen sie bi» tief in die Nacht in fröhlichem Plaudern — und sie sollten dieser Stunden harmlosen Pergnügen» noch lange gedenken, nachdem schon die 1N sichen Verluste weit über da» übliche Maß der Ver ehrung und de» Beileide» hiuauSgehen läßt. Daß von dieser aufrichtigen Mittrauer alle Schichten der Be völkerung DreSvent durchdrungen sind, zeigte sich schon unmittelbar nach der Erkrankung der hohen Frau und namentlich während der letzten Tage dadurch, daß viele Hunderte von Personen nicht nur aus den höheren, sondern ebenso auch au» den bürgerlichen Kreise» bi» in die späten Abendstunden vor dem Ein gänge de» prinzlichen Palai» in der Langestraße sich ausammelten, um Mittheilungen über das Befinden Ihrer königl. Hoheit zu erhalten. Doppelte Weh- muth muß die Herzen bei dem Gedanken er füllen, daß der Heimgang Ihrer königl. Hoheit zn einer Zeit erfolgte, wo Dieselbe Sich des Ihr vom Himmel bescheerten Glücke» wieder von ganzer Seele erfreuen konnte, nachdem der einzige Schatten, welcher während der letzten Jahre da» reich gesegnete Familien leben der prinzlichen Herrschaften verdüsterte, in neuerer Zeit durch Gotte» Gnade mit der rüstig fortschreitenden Genesung Sr. königl. Hoheit de» Prinzen Albert ge bannt worden war. Layesgeschichte. Dre-den, 6. Februar. Infolge der Art der Krank heit, welcher Ihre könial. Hoheit die Frau Prin zessin Georg erlegen ist, wird eine Ausstellung der hohen Leiche unterbleiben. Aus demselben Grunde werden auch zur feierlichen Beisetzung Höchstderselben in der königl. Gruft der katholischen Hofkirche Ein ladungen an weitere Kreise nicht ergehen. Lrebden, 6. Februar. Beide Kammern hielten heute nur kurze Sitzungen ab, in welchen die Präsi denten von dem Ableben Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg Mittheilung machten. In der Ersten Kammer hielt Präsident v. Zehmen, nachdem die Mitglieder sich von ihren Plätzen erhoben hatten, folgende Ansprache: Meine Herren! Die schweren Sorgen, die unser königl. Hau- und namentlich da» Haus Sr. königl Hoheit de» Prinzen Georg die letzten Lage belastete, die Befürchtungen, die wir Alle aetheilt haben, haben durch Gotte« Fügung eine lies betrübende Lösung erhalten. Ich habe der Kammer anzuzeigen, daß Ihre königl. Hoheit Frau Prinzessin Georg gestern Abend l l Uhr durch den Lod au- dem Kreise ihre- Hause« gerissen worden und sanft verschieden ist. In tiefem Schmerze erstatte ich diese Anzeige. Der Tod hat durch da- Hinwegraffen der hohen Frau ein innige« Familienleben zerrissen, in dem sie al« erhabene» Beispiel einer getreuen Mutter hervorleuchtrte, wie die hohe Frau auch außerhalb derselben, überall Wohlthaten spendend, Aller Dankbarkeit und Verehrung erworben hat Ganz unersetzlich ist der Verlust für Se königl. Hoheit den Prinzen Georg, unser hochverehrte» Mitglied, und wir Alle werden doppelt thrilnehinen an feinem Schmerze In dieser Ueberzeugung schlage ich vor, die heutige Sitzung auSzusetzen. Der Zweite» Kammer gab Präsident Ue.Haber- korn mit folgenden Worten, welche die Mitglieder ebenfalls stehend anhörten, Kenntniß von dem schmerz lichen Ereignisse: Meine Herren! In der sonst üblichen Weise kann ich die heutige Sitzung nicht eröffnen. E» liegt mir vielmehr die traurige Pflicht ob, einen da» ganze Land tief erschütternden Lode»fall auch zur Kenntniß der Kammer zu bringen Es hat Gott gefallen, Ihre königl Hoheit, die noch vor Kurzem in voller Gesundheit strahlende Frau Prinzessin Georg von diesem Leben in eia bessere- Jenseu» abzuberufen, ein unersetzlicher Verlust für Se königl Hoheit, sür da» ganze königl. Hau». Eine siedende Gattin, eine treu sorgende Mutter, eine für alle- Erhabene und Bute hoch sich interesjireude Frau, sie ist nicht mehr Bezeigen wir unser innigste» Beileid und unsre tiesste Trauer über den schweren Verlust, den Se. königl. Hoheit, das ganze königl. Hau- und da- ganze Land erlitten haben, durch da» bereit- erfolgte Erheben von unseren Sitzen. Der Präsident schloß hierauf mit dem Vorbehalte, zur nächsten Sitzung durch Karten einzuladen, die Sitzung, nachdem er für den Fall, daß Londolenz- deputattonen angenommen werden sollten, die Ermäch tigung für das Direktorium erbeten hatte, sich diesem Auftrage zu unterziehen. * Berlin, 5. Februar. DaS Abgeordneten haus setzte heute die Berathung de» LultusetatS beim Lapitel der höheren Lehranstalten fort. Zunächst er griff der RegierungScommissar geh. OberregierungSrath Stau der da» Wort, um die gestern vom Abg. Kantak wegen der Ver nachlässigung des Gebrauch» der polnische» Sprache ange griffenen, seinem Reffort unterstehenden Gymnasien der Provinz Posen in Schutz zu nehmen und die Vorwürfe al» nichtige dar zustellen. «bg. vr. Kropatscheck lenkte in der DiScussion zunächst di» Aufmerksamkeit der Regierung auf die mißliche Stellung der an Gymnasien angestellten Elementarlehr.r hin. diesclben würden, wo e» sich um Vortheile sür Elemcntarleyrer handele, al» Lehrer höherer Lehranstaiten betrachtet, wo aber Bortheile sür die letztere Kategorie in Frage kämen, rechnete man sie zu den Elementarlehrern. Der erste Fall träfe bei den Communal- Blätter verwelkt, verdorrt und vom Winde entführt waren, auf deren jungem Grün jetzt der Monde-- strahl lag. „Wir müßten Alle", sagte Ika, „dem Unwetter dankbar sein, das unS einen so gemüthlichen Abend verschaffte. Frau Rösener wird lange noch bei dem Gedanken an diese Mühle feuszen: .Traute Heimath meiner Lieben, denk' ich still an dich zurück, wird mir wohl, und dennoch trüben SehnsuchtSthränen meinen Blick/" Frau Rösener schwieg, sie hatte die Augen ge schlossen und schien in ihrem Lehnstuhl eingeschlummert zu sein. Später, al» die beiden jungen Männer schon den Heuboden oder dergleichen aufgesucht batten, standen Helene und Ika noch am Herde, auf welchem die letzten Funken erloschen; da warf sich Ika an die Brust der jungen Frau. „O Helene, mir ist so bang, so bang, al- wäre die- der letzte glückliche Tag meine- Leben- gewesen!" Und in der kleinen Kammer lag Vale-ka neben ihrer schlafenden Großmutter wachend auf dem nicht allzu bequemen Laaer und drückte ein Sträußchen welker Waldblumen an ihre Lippen. „Der glücklichste Tag meine- Leben-!" flüsterte sie leise. IX. Der Sommer brachte heiße, schwüle Tage, die sich beklemmend auf jede Brust legten. Alexander v. Rothen kam fast täglich in da» Genzburg'sche Hau». Ika aber wurde von Tay zu Tag sttller, und ihre fröhliche Laune schwand immer mehr, kaum steuern, der zweite del de« v«hnnntz»geldzuMstn, zu. V« allerfchlimmsten aber feien dir Elemrntarlrhrer bei städtischen höheren Lehranstalten daran. Reaierungacommiffar Geh Rath Bohtz erwiderte, daß die Regierung stet» ihre Aufmerksamkeit dieser Lrhrerclaffe zu wende und namentlich auch mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln die Gleichstellung der an städlischcn Gymnasien angr- stellten Lehrer mü denen dy staatlichen Anstalten anstrede. Abg Vr. Virchow wie» au der Hand einer Publieation von Petersilie über da» Alter der Gymnasial- und Realschul- abiturienten auf die Erscheinung hin, daß in den letzten Jahren die Abiturienten in eine immer höhere Alter-ßrenze hinauf gerückt seien, rr Procent aller Gymnasialabitunenten sei über St Jahre alt, 2» Procent Sv bi» St. Auf den Realschulen habe die Zahl der Abiturienten, die im Alter von 18 bi» IS Jahren da» Examen gemacht, I8«S noch über dv Procent be tragen. Jetzt sei auch hier die Ziffer gesunken aus 27 Procent. Diese nicht unbedenkliche Erscheinung in dem preußischen Schul wesen bekunde deutlich, daß sich in den Ausgaben der Schule etwa» verändert haben müsse. Redner kam sodann auf da- doppelte Schristsystem im preußischen Schulunterrichte zu sprechen Er glaube, daß sich dasselbe auf die Länpe nicht werde halten lassen und empfehle, obligatorifch nur die latei nische Schrift einzuführen. Aus den Gymnasien werde der Unterricht in der Stenographie angebracht sein, die vielleicht einen Theil der Ueberbürdung, über die geklagt werde, zu be seitigen geeignet sei. Zum Schluffe ging Redner auf die neuere Rechtschreibung ein, von der er glaub«, daß man sich zu sehr süddeutschen Eigenthümlichkeiten unbequem, habe RegierungScommissar geb. OberregierungSrath Gandtner wie» daraus hin, daß die rn der Petersilie'schen Schrift ge> wonncnen Resultate insofern nicht ganz zutreffend seien, weil dieselbe von der Borausjetzung ausgegangen sei, daß die Schüler regelmäßig mit dem 9. Lebensjahre in die Anstalt eintreten; da- sei keineswegs der Fall. UebrigrnS ergebe sich au» Untersuchungen, die von den Schulcollegien sür die ganze Monarchie veranstaltet seit», daß der höchste Procent- sap der Abiturienten immer auf da» lS. Lebensjahr falle. Man werde übrigens zu ermitteln suchen, welchem Berufe sich die Abiturienten von 2l Jahren und darüber widmeten, und ob nicht den Gymnasien viel unberufene Schüler zugeführt würden. Abg. vr vStablewSki wiederholte die Klagen bezüglich der Bernachläfsigung der polnischen Spracht und de- katho lischen Religionsunterrichts aus den Gymnasien der Provinz Posen Abg.Kropatscheck hob als einen Uebelstand die Vernach lässigung deS SchreibunterrichtS an den höheren Lehranstalten hervor, hielt aber die Frage deS Unterricht» in der Stenogra phie sür noch nicht spruchreif. Bei den Titeln, welche die Zuschüsse des Staate- zu den städtischen Anstalten enthalten, wurden eine Menge von Specialwünschen erhoben, welchen voin Regierungstische durch die Geh. Räche Bohtz und Ur. Bonitz theilweise Berücksichtigung zugesagt wurde. Bei dem Capitel über das Schulwesen der höheren Mäd chenschulen, sür welche im Etat an Zuschüssen lvOOOV M. ausgeworfen sind, kritisirte wie alljähr lich der Abg. l)r. August Reichensperger den allzureichen Lehr plan dieser Schuten und beklagte dem gegenüber die Schäden, welche durch die Vertreibung der katholischen Schulschweftern entstanden seien. Ihm antwortete der StaatSminister v. Goßler, daß e» die Ausgabe der Mädchenschule sei, tüchtige Mütter und Gattinnen auSzubilden. dieses Ziel müsse bei jedem Lehrplane das leitende Moment sein, und in dieser Beziehung seien die Leibesübungen, welche im Turnen, Schwimmen und Schlittschuhlaufen beständen, kei neswegs »u unterschätzen Die Mädchen müßten sich bewußt werden, so schloß der Minister, daß sie mit ihrer Ausbildung dem Staate einen Dienst leisteten, wofür ihnen derselbe Dank wissen müsse. Abg vr. Windthorst sprach unter dem Beifall de« Ern- trum« den Wunsch au-, mehr Zeit aus die Erziehung de« Ge mütHS und Pflege der Religion zu verwenden. Der Cultusetat wurde auch heute nicht zu Ende berathen. — In der heutigen Sitzung der PetitionS- com Mission wurde mit ll gegen 9 Stimmen die Petition des Kaufmanns Broix in Neuß um Ein führung möglichst allgemeiner Sonntagsruhe der Beamten und Arbeiter, dem Anträge des Referenten Hitze gemäß, der königl. Staatsregierung zur Berück- sichtigunq überwiesen. — In einem dem Präsidenten de» Abgeordnetenhauses heute zugegangenen Schreiben der königl. Staatsregierung über den Neubau einer Abgeordnetenhauses wird darauf hingewiesen, daß sich der Erwerbung des in der Königgrätzerstraße be legenen Platzes, welcher für den Neubau eines Abge ordnetenhauses in Aussicht genommen war, bedeutende Schwierigkeiten in den Weg stellen, da da» Herren haus nicht geneigt sei, von seinem Garten das erfor derliche Terrain abzutreten. Die Regierung habe sich deshalb um eine andere Baustelle bemüht und em pfiehlt nunmehr die Erwerbung des bereits in der Presse des Nähern beschriebenen Terrains, welches an der Dorotheenstraße, gegenüber dem neu zu errichten den ReichStagsgebäude belegen ist. Dem Schreiben ist ein Situationsplan beigefügt. — Wie die „N. Pr. Ztg." hört, ist allerhöchsten Lrt» bestimmt worden, daß in diesem Jahre das VI l und VIII. Armeecorp» große Herbstübungen, zum Schluß gegeneinander, haben sollen. jemals noch hörte man ihr einst so ansteckend heitere- Lachen. An einem dieser heißen Tage saßen Rothen und Lindegg in der Wohnung de- Erstem beisammen und sprachen über dieses und jene». (Fortsetzung folgt.) Nordpolerpedition der „Jeanette". Am 3. Februar trafen die amerikanischen Marine offiziere Harber und Schütze mit der Eisenbahn in Hamburg ein, welche bekanntlich die Aufgabe über nommen haben, die Leichen der Mitglieder der an der Mündung dcr Lena verunglückten amerikanischen Nord polexpedition nach ihrem Baterlande, Nordamerika, zurückzubringen. Die Herren Haden die ihnen über gebenen stcrblichen Ueberreste deS Führer- der,Lea- nette", Eapitän Delong und 9 seiner Begleiter in 1V Särgen zu Lande aus Sibirien vi» Mo-kau und Berlin nach Hamburg gebracht und werden dieselben mit dem am Mittwoch nach New-Dork abgehenden Steamer . Frisia * dorthin weiter begleiten. Die Leichenfeier für Eapitän Delong und seine 9 Begleiter fand am 5. d Mittag- 12 Uhr im Warte saal der Hamburg-amerikanischen Paketfahrtactiengesell- schast am Iona» Statt, woselbst die Leichen aufgebahrt waren. Die von Schutzmannschaften bewachten Zu gänge zu dem Gebäude aleichwie die ganze Umgegend waren von einer dichten Menschenschaar besetzt, die der Ankunft der zur Feier Geladenen harrte. Einen feier lich wehmüthigen Eindruck gewährte der Anblick der 10 neben einander stehenden, mit Kränzen und Schleifen München, 5. Februar. lMg. Ztg.) Vei Fort setzung der Berathung de- Cultu-etats in der heu tigen Plenarsitzung der Kammer der Abgeordneten standen zunächst die Postulate für humanistische Gym nasien und damit verbundene Lateinschulen ;t k6^82 M. Staat»zuschuß) zur Debatte und der hiermit von der Mehrheit de» Finanzausschüsse» eingereichte Bitt antrag an die Krone: ,S« Majestät der König wolle anzuordnen geruhen, daß unter Abänderung deS » 14 Abs. 9 der Schulordnung der Geschichtsunterricht, wo immer eS möglich ist, ge trennt nach Eonfessionen ertheilt werde." Zunächst ergreift da» Wort Referent Abg. vr Rittler: Der Antrag bezüglich de« Geschichtsunterricht« bezwecke keinetweg«, daß derselbe kon fessionell gefärbt werde, sondern er wolle im Gegemheile Ga rantien dasür schaffen, daß nnt dem Geschichtsunterrichlc kein Mißbrauch getrieben werde. Abg. Herz bespricht zunächst die Handhabung der Dis- ciplin an den Gymnasien, deren Mängel und Ungerechtigkeiten sehr ost auf Mangel pädagogifchen Sinne» zurückzuführen seien. Die Handhabung soll eine gerechte sein; aber sehr ost stehe die Strafe im Mißverhältnis, zum Verbrechen, und da» treffe auch bezüglich der jüngst erfolgten Entlassung von » Schulern der Oberclaffe iu München zu Redner wünscht, daß, wie in Baden und anderen Ländern, für besondere DiSciplinarsalle dem Lehrerrathe einige angesehene Bürger beigegeben werden Abg. Herz tritt sodann dem Anträge bezüglich deS Geschichtsuncer- richt» entgegen. Seine Eonsequenz wäre die Uebertragung diese« Unterricht« an die Geistlichen. Einen schlechtrrn, ein- seitigern Geschichtsunterricht, als den durch Geistliche gebe c» aber nicht. Ihnen fehle vor Allem die Objektivität de« Ur- rheilt Man solle e» beim Alten lassen, umsomehr, als von den Antragstellern über Unzukömmlichkeiten der dermaligen Ein richtung nichts vorgebracht werden konnte. Abg Luthardt (konservativ) ist Freund deS AmrageS, da die Uebertragung an Geistliche nicht erfolgen, sondern nur daraus Bedacht genommen werden soll, daß der Geschichte lehrende Professor der Lonfession dcr Mehrheit der Schüler angehört EultuSminister Vr. Frhr. v. Lutz bezog sich in Betreff de» consessionell getrennten Geschichtsunterricht» aus seine dies fälligen Aeußerungen im Ausschüsse und die srüheren Verhand lungen, und führte wiederholt aus, daß der Antrag nicht durch führbar sei, Redner denselben aber auch au» princrpcellen Gründen nicht acceptiren könne. Die Berufungen von Schöffen in den Lehrerrath seien -leichfall» nicht zu billigen, da hierdurch die Handhabung der Di»crplm zu sehr geschwächt würde Gegen etwaige Ausschreitungen bestehe der Beschwerdeweg an den Lhef der Unterricht-Verwaltung. Die DiScussion wurde nach der Rede des Mi nisters auf morgen vertagt. Stuttgart, 5. Februar. Der „Staatsanz. f. Württemb." meldet, der Ministerpräsident v. Mitt- nacht sei in San Remo eingetroffen und beabsichtige, einige Tage daselbst zu verweilen, um dem Könige über den Stand der Staatsgeschäfte Bericht zu er statten. — Wie der „Schwäb Merc." aus Tübingen erfährt, sind mit dem Prof. Mandry daselbst Unter handlungen eingeleitet, betreffend die Uebernahme der durch den Tod des Präsidenten v. Kübel in Erledigung gekommenen Redactorstelle in der Lommijsion zur Ausarbeitung eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs in Berlin. * Wien, 5. Februar. Im Abgeordnetenhause begründete heute der Ministerpräsident Graf Taaffe die Regierungsvorlage, betreffend die Ausnahme- verfügunFen für die GenchtShofsprengel Wien, Korneuburg und Wiener-Neustadt. Ministerpräsident und Leiter de» Ministeriums de» Innern Gras Taaffe: Die Regierung hat dem hohen Hause bei Einbringung der Vorlage in Betreff der von ihr ans Grund de» Gesetzes vom b. Mai 1869 getroffenen Ausnahme verfügungen mitgetheilt, daß sie sich zu die,en AuSnahmevcr- fügungen infolge der notorischen, im Verlaufe der letzten Zeit vorgrlommenen verbrecherischen Vorfälle und mit Rücksicht aus die immer steigenden Gefahren der auf den Umsturz der staat lichen und gesellschastlichen L rdnung gerichteten, insbesondere in den GerichtShofsprengeln Wien, Korneuburg und Wiener Neustadt hervortrelenden Umtriebe, zu deren Bekämpfung die der Regie rung- und BollzugSgewalt zu Gebote stehenden ordentlichen Mittel nicht mehr auSreichen, verpflichtet gesehen hat. Ebenso hat sie dem hohen Hause eröffnet, daß sie zur Sicherung einer unabhängigen Rechtsprechung auf Grund deS GefeyeS vom LS. Mai 1878, die Wirksamkeit der Geschworenengerichte in den Berichtshofsprengeln Wien und Korneuburg rücksichtlich der bezeichneten Delccce zeit- lich eingestellt hat. Die verbrecherischen Vorfälle, die sich in der letzten Zeit ereigneten und die größte Beunrnhignng yer- vorriesen, brauche ich nicht näher zu bezeichnen Sie sind Gegenstand der strasgerichtlichen Amtshandlung. Nur da- muß ich »ervorheben, daß sich die Ermordung der 2 polizei lichen Funktionäre unmittelbar an Drohungen an- grfchlossen hat, mit welchen die anarchistische Partei staatliche Funktionäre, die ihr unbequem geworden sind, einzuschüchtern versuchte. Seit einer Reihe von Jabren werden in- und ausländische Druckschriften m Lausenden von Exemplaren in gewisse Llassrn der Bevölkerung geschleudert, die zum Umstürze der staatlichen und ge- seilschastlichen Ordnung aufreizen. In deujelben wird unter Verhöhnung aller rechtlichen und sittlichen Grundlagen »u den gewaltsamsten Schritten ausgefordert und insbesondere die Vernichtung der zur Handhabung der öffentlichen Ordnung berufenen staatlichen Organe in der flagrantesten Weise ge- bedeckten Särge, welche die sterblichen Ueberreste der wackern Forscher enthielten, die als Mitglieder der „Jeanette - Expedition" im Dienste der Wissenschaft in den Polarländern den Heldentod erlitten. Die Zeichen der Liebe und Pietät, die auf den Särgen niedergelegt waren, stammten fast ausschließlich aus den verschie denen Städten Rußland», welche die Leichenexpedition unter Leitung dcr amerikanischen Schiffsoffiziere Harber und Schütze zu passiren hatte. Lin besonders präch tiger Kranz auf einem der Särge trug die Aufschrift: ^or Doctor Ambler. krow tbo ok Orsnburgb". Andere Kränze hatten gelehrte Gesellschaften und Behörden der Städte JakutSk, TomSk, Moskau u. A m. gestiftet. Auch die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin hatte, al» der Londuct die Reich»Hauptstadt passirte, einen imposanten Kranz beigegeben, dessen breite AtlaSschleifen mit nachstehender Widmung ver sehen sind: „Die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin dem Helden der.Jeanette" Eapitän Delong und seinen Gefährten, den todeSmuthigen Opfern der Wissen schaft." Um die anberaumte Stunde fanden sich die zur ernsten Feier Eingeladenen im Leichensaale ein, da- runter Mitglieder de» Senat-, Vertreter wissenschaft licher Vereine, der Behörden, Mitglieder der Diplo- matte, der Kaufmannschaft, sowie einige Damen. Unter lautloser Stille der Versammlung hielt der Bürgermeister Dr. Petersen unaesähr folgende An sprache: „Mir ist der würdige, aber wehmüthige Auf- trag zu Theil geworden, namen» de» Senat- der Stadt Hamburg die letzten Ehren darzubnage«
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