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Dresdner Journal : 09.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188401099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-01
- Tag 1884-01-09
-
Monat
1884-01
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 09.01.1884
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würden den Aufstand im Sudan nähren, und ihr Handel würde eine beträchtliche Ausdehnung annehmen, wenn von Aegypten Provinzen losgelöst würden und wieder zur Türkei kämen. — Der „TempS" meint, Chartum aufgeben, heiße die Arbeit von 25 Jahren aufgeben, welche dahin ging, die Zivilisation nach der Mitte von Afrika zu bringen. — Solche Erörterungen erfcheinen um so nutzloser, weil England die hierbei zunächst in Betracht kommende Türkei bisher noch nicht darüber gehört haben dürfte, ob sie die ihr zu gedachte wenig anmuthige Mission einer Pacification des Sudan zu übernehmen gesonnen ist. Unter allen Uinständen war jedoch die Stellung des ägyptischen Eabinets, welches, von England und Frankreich eingeschüch tert, im eignen Lande durch einen immer mächtiger an- schwellenden Aufstand bedroht, den Ereignissen gegenüber völlig rathlos dastand, durchaus unhaltbar geworden. In der in Aegypten ausgebrochenen Bewegung, welche möglicherweise zu einer Erhebung des gesummten Is lam auf der nordafrikanischen Küste gegen die christlich- europäische Herrschaft führen kann, fehen wir un- zweifelh rft wichtige, bisher unterschätzte nationale und religiöse Einflüsse, welche schon bei Arabi's Jnsurrec- tion zu verspüren waren, sich geltend machen. Der Aufstand des Mahdi ist trotz aller Beschönigungen im Wachsen und nimmt eine sehr gefährliche Gestalt an. England wird daher in nächster Zeit in Aegypten alle Hände voll zu thun bekommen. Bor der Welt trägt es für Dasjenige, was in Aegypten geschieht, die Ver antwortung, und wenn es die Intervention, welche es im Jahre 1882 begonnen, mit Ehren zu Ende führen will, so wird es das Seinige thun müssen, um das Land aus dem Chaos, in dem es sich gegenwärtig be findet, in geklärte, geordnete Verhältnisse zu bringen. Tatzesgtschichte. Dresden, 8. Januar. Die Zweite Kammer be schäftigte sich in ihrer heutigen Sitzung, welcher die Staatsminister Di-. v. Abeken und Frhr. v. Könneritz nebst mehreren Regierungscommisfaren beiwohnten, lediglich mit mehreren, Privatinteresfen betreffenden Eingaben. Bezüglich einer Beschwerde der verehel. Berthold in Zittau, die angeblich ungerechtfertigte Ab forderung einer Erbschaftssteuer betreffend, beantragte die Beschwerde- und Petitionsdeputation (Referent: Abg. v. Polenz) Abgabe an die Staatsregierung zur Erwägung, womit sich der Regierungscommissar Geh. Rath Meusel namens der Staatsregierung einver standen erklärte; die Kammer beschloß jedoch nach längerer Debatte, an welcher sich die Abgg. Opitz, I >r. Schill, Vicepräsident I >r. Pfeiffer, Kirbach, Schreck, Bönisch und Speck betheiligten, mit 86 gegen 28 Stimmen Ueberweisung an die Staatsregierung zur Berücksichtigung. Eine Petition E E. Winckler s in Hainichen um Ersatz eines angeblich durch Fahrlässig keit eines richterlichen Beamten entstandenen Schadens von 1500 M. nebst Zinsen und Kosten ließ die Kam mer auf Antrag derselben Deputation «Referent: Abg. Dr. Schmidt) ohne Debatte auf sich beruhen. Nächste Sitzung Donnerstag. Dresden, 8. Januar. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 2. Stück des Jahres 1884 heute hier einge- troffen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 152.5) Be kanntmachung vom 29. December 1883, die Uebersicht der UebergangSabgaben und Ausfuhrvergütungen be treffend, welche von Staaten, wo innere Steuern auf die Hervorbringung oder Zubereitung gewisfer Erzeug nisse gelegt sind, erhoben, beziehungsweise bewilligt werden. * Berlin, 7. Januar. Bei Sr. Majestät dem Kaiser fand heute eine Tafel von 34 Gedecken Statt, zu welcher u. A. der königl. sächsische Gesandte, wirkl. Geh. Rath v. Nostitz-Wallwitz, und der königl. sächsische Militärbevollmächtigte Major v. Schlieben, sowie die Gesandten Württembergs, Badens, Hessens und Meck lenburgs mit Einladungen beehrt worden waren. — Am Freitag Abend Hl l Uhr verschied, wie bereits kurz gemeldet, zu Berlin der Vicepräsident des würt- tembergischen Oberlandesgerichts Dr. v. Kübel nach langem und schmerzlichem Leiden. Derselbe war als Mitglied und Redactor in die Reichscommission für das deutsche bürgerliche Gesetzbuch berufen worden und daselbst mit der Ausarbeitung des Obligationenrechts beauftragt gewesen. Seine umsassenden Rechtskennt nisse, seine praktische Tüchtigkeit und seine Klarheit und Sicherheit in der Anwendung des Rechts auf das Leben hatten ihm einen hervorragenden Platz unter den Juristen seines engern Vaterlandes, wie in Deutsch land überhaupt gesichert. Auch in Sachsen hatte er sich viele Freunde und allseitige Anerkennung erwor ben, als er im Jahre 1863 in die damals in Dresden einberufene Commifsion zur Bearbeitung eines deut schen ObligationenrechtS eintrat und dafelbst das Re ferat übernahm. Bis an das Ende seines Lebens zeigte er stets eine lebhafte Sympathie und Anhäng lichkeit an Sachsen und sprach gern über seinen Auf enthalt daselbst. Auch bethätigte er seine Sympathie unter Anderm dadurch, daß er bei dem Berggruben unalücke im Plauenschen Grunde in Deutschland und außer Deutschland Sammlungen veranstaltete, deren Ertrag weit über 20 000 Gulden betrug. Sein Ab gang wird gewiß von Jedem, der ihn kannte, als ein schwerer Verlust für die deutsche Gesetzgebung und die Rechtswissenschaft empfunden werden. — Die 38 Druckseiten umfassenden Grundzüge zu dem neuen Gesetzentwürfe über die Unfallversiche rung der Arbeiter liegen nunmehr in den hiesigen Blättern vor. Sie enthalten in 52 knapp und durch sichtig formulirten Sätzen das vollständige Skelett des Gesetzes. Neu ist, daß die in der frühern Vor lage vorgesehenen Zuschüsse des Reiches fallen gelafsen worden sind, und die Kosten der Unfallversicherung ausschließlich von den Berufsgenossenschasten getragen werden sollen. Doch ist für den Fall, daß die Er fahrung die Nothwendigkeit einer Beihilfe für eine Genosfenschast herausstellen sollte, die Gewährung einer materiellen Garantie des Reiches ins Auge gefaßt worden. Die „N. Preuß. Ztg." hebt aus den Grund zügen Folgendes hervor: Zur Unterlage der Ver sicherung sind, abweichend von den beiden früheren Vorlagen, Berufsgenossensck.aften gewählt, welche, die Genossen gleichartiger Betriebe umfassend, in der Regel durch das ganze Reich gehen sollen. Bei der Bildung dieser Genossenschaften ist der Initiative und Selbstbestimmung der Betheiligten der weiteste Spiel raum gewährt; ebenso ist die Verwaltung des Unfall versicherungswesens auf der Grundlage freiester Selbst verwaltung geregelt. Die Schadenersatzleistungen im Falle einer tödtlichen oder zur Erwerbsunfähigkeit führenden Verletzung durch Unfall sind im Wesentlichen dieselben geblieben, wie bei der frühern Vorlage, der Beitrag der Arbeiter bleibt beseitigt, die Fürsorge für die ersten 13 Wochen ist den Krankencassen belassen. Dagegen ist der Preis der zu versichernden Personen zunächst aus die unter den tz 2 des Haftpflichtgesetzes vom 7. Juni 1871 fallenden eingeengt. Den Arbeiter- ausschüsfen ist eine wesentlich erhöhte Bedeutung bei gelegt. Neben der Wahl der Hälfte der Beisitzer zu den Schiedsgerichten und der Begutachtung aller Un fallverhütungsvorschriften ist ihnen die Betheiligung an der Untersuchung der Unfälle und das Wahlrecht zur Entsendung zweier nichtständiger Mitglieder des Reichsversicherungsamtes verliehen. Was die Schieds gerichte anlangt, an welche die Verletzten oder die Hinterbliebenen der Verunglückten sich wenden können, wenn sie mit der Festsetzung der Renten re. von Sei ten der Genossenschaftsvorstände nicht einverstanden sind, so ist den Betheiligten in allen wichtigen Fallen der Recurs an das Reichsversicherungsamt zugestan den. In dem Reichsversicherungsamte gipfelt die Auf sicht über die Berufsgenossenschaften. Streitigkeiten unter den Letzteren werden von ihm entschieden, Aen- derungen im Bestände der Genossenschaften, welche in jeder Hinsicht erleichtert sind, werden von ihm ge nehmigt Die Zusammensetzung des Reichsversiche rungsamtes ist ohne Analogon in der Reichsverwal tung. Neben ständigen, auf Vorschlag des Bundes- rathes vom Kaiser zu ernennenden Mitgliedern wer den aus der Mitte des Bundesrathes von diesem 4 nichtständige Mitglieder, und von den Berufsgenossen schaften und Arbeiterausschüssen je 2 nichtständige Mit glieder, also zusammen ebenfalls 4 gewählt. Es ist Vorkehrung getroffen, daß in allen Fällen, welchen eine erhöhte Wichtigkeit beizulegen ist, diese Ver treter der Interessenten an der Berathung und Ent scheidung des Relchsversicherungsamtes Theil nehmen. * Münctun, 7. Januar. Bei Fortsetzung der Spc- cialberathung über die Hagelversicherungsvorlage in der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde der Art. 2 in der Fassung des Regierungsent wurfes (Freiwilligkeit des Beitrittes), Art. 3 in der Fassung des Ausschußentwurfes angenommen. Ueber den Zeitpunkt der Einhebung der Versicherungsbeiträge (Art. 5) und die Mitwirkung der Gemeindebehörden zur Besorgung der Versicherungsanträge und Austritts erklärungen (Art. 5») ergab sich eine längere Debatte. Abg. Jegel beantragte, die Gemeindebehörde auch zur Besorgung der Anträge auf nochmalige Schätzung heran zuziehen, mit der Verpflichtung, die Aufnahme jeweils sofort zu bethästgen. DaS Wort „sofort" wurde ge strichen, im Uebngen der Antrag des Ausschusses zu Art. 5u nach dem Anträge Jegel modificirt und be züglich der Beitragserhebuna (Art. 5) dem Ausschuß antrage zugestimmt, wonach die Beiträge am 1. März fällig werden, die Einhebung jedoch regelmäßig erst in den Monaten Oktober und November stattfindet. Die Sitzung wurde hierauf vertagt. * Wien, 7. Januar. Hmte Mittags fuhr Se. Majestät der Kaiser an der Rampe des neuen Parlamentsaebäudes vor, um den Prachtbau einer eingehenden 'Besichtigung zu unterziehen. Zum Em pfange des Monarchen hatten sich beim Hauptportale der Ministerpräsident Graf Taaffe, der Präsident des Herrenhauses, Graf Trauttmansdorff, die Vicepräsi denten des Abgeordnetenhauses, Fürst Schönburg und Fürst Czartoryski, der Oberbauralh R. v. Hansen mit dem Architekten Auer, der Bauinspector Oberbauralh Wilt und die Mitglieder des Baucomit^S u. s. w. ein gefunden. Zuerst wurden die Lokalitäten des Herren hauses, daun jene des Abgeordnetenhauses besichtigt. Pari-, 7. Januar. (Tel.) Die Deputirtenkam- mer wird morgen wieder zusammentreten und die Präsidentenwahl vornehmen. Die Wiederwahl Brisson's zum Präsidenten wird als sicher angesehen. — In einer heute stattgehabten Versammlung von etwa 1500 strikenden Kutschern wurde beschlossen, den Strike fortzusetzen. — Das Journal „Pacis" erklärt, der Re gierung sei noch keine Bestätigung der von den „Times" gebrachten Nachricht, betreffend die Unterwerfung der Hovas, zugegangen. Das Blatt bemerkt, die Hovas könnten die Abtretung des nördlichen Theiles von Madagaskar nicht vorschlagen, weil er ihnen nicht gehöre. Zürich, 6. Januar. Man telegraphirt dem „Bund": Die Zwinglifeier in Kappel nahm einen erheben den Verlauf. Trotz der ungünstigen Witterung strömte eine große Menschenmenge aus allen Cantonstheilen nach des Reformators Todesstätte. In der Kirche, welche die Menge kaum faßte, schilderte der Pfarrer Kappeler Zwingli's Wirken als Reformator, der Re- gierungsrath Grob seine Thätigkeit als Politiker und Patriot. Geistliche und Vaterlandslieder gaben der Feier die würdige Weihe. Hierauf bewegte sich ein großer Festzug mit Musik und vielen Gesangvereinen mit ihren Fahnen an der Spitze zum einfach geschmück ten Zwinglistein, wo der Reformator den Heldentod starb. Der Pfarrer Egg erinnerte an dessen letzte Augenblicke, in zündender Rede die verschiedenen Con sessionen zur Versöhnlichkeit mahnend. Rom, 7. Januar. (Tel.) Der neu ernannte Bot schafter am rufsischeu Hoft, Graf Gre ppi, ist heute über Wien und Berlin nach St. Petersburg abgereist — Mukhtar Pascha, welcher dem Könige vom Sultan einen hohen Orden überbringt, ist hier einge troffen. — Es sind bereits zahlreiche Personen hier eingetroffen, um an der Wallfahrt nach dem Grabe Victor Emanuel's am 9. d. Mts. theilzunehmen; viele andere werden noch erwartet. Die königliche Fa milie wird am 9. d. vollzählig hier versammelt sein. — Der Rector des deutschen Collegiums, Schneider, ist heute gestorben. St. Petersburg, 7. Januar. (Tel.) Die Nach richt von der Verhaftung des Mörders des Gen- darmerieoberstlieutenants Sudeikin's ist unbegründet. Ter wirkliche Name Joblonski's ist Degajew, nicht Pigarew; der Mörder befindet sich noch in Freiheit. Lvfia, 6. Januar. Man telegraphirt der „Allg. Ztg.": Die Nationalversammlung setzte vor ihrem Sessionsschlusse das Militärbudget um 4 Millionen herab, indem sie blos l l Millionen auswarf. Sodann be stimmte die Kammer, daß künftig in jedem Regimente 2 von den 4 Compagnien von Offizieren bulgarischer Herkunft befehligt werden fallen, zu welchem Behufe alle bulgarischen Offiziere aus Rußland zurückberufen werden, tmt Ausnahme derjenigen, welche sich in mili tärischen Unterrichtsanstalten befinden. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Dcpartement der Finanzen. Bei der Verwaltung der königl. sächsischen Staatseisenbahnen sind ernannt worden: Gustav Adolf Marfchner, zeither Bahnmeisterassistent, als Bahnmeister; Christian Friedrich Seidel, zeither Ex- peditionshüfsarbeiter, als Eisenbahnassistent II. Classe in Werdau; Karl Wilhelm Bauer, zeither Schaffner I. Classe, als Oberschaffner II. Classe; Gustav Adolf Thoma», zeither TelegraphenhilfLarbeiter, al» De« triebstelegraphengehilft in Chemnitz; Iuliu» Arthur Rnabe, zeither ExpeditionshilfSarbeiter, al» Eisenbahn assistent III. Elaste in Oberneukirch. HetriebStrgebuiße »er ttuigl. St»t»eise>- Der Kohl«ntran»port in der Woche vom »0. December bi» L. Januar. Labunge» i au» dem Zwickauer Revier« kvüb Sächsische I - - LugauDO»nitzrr Rev. Lbt» Steinkohlen I ' ' Die»dner Reviere . ^042 ' zusammen 8820 Schlesische Steinkohlen SSt Böhmische Braunkohlen SS80 Altrnburgische Braunkohlen . l000 Kohlen überhaupt 17»S1 Durchschnittlich pro Tag «478 Dresdner Nachrichten vom 8. Januar. AuS dem Polizeiberichle. Bei dem Abspringen von einem Straßenbahnwagen traf vorgestern auf der Amalienstraße ein Arbeiter mit anderen gleichfalls von einem solchen abgesprungenen Personen zusammen. Er kam dadurch zu Falle, mit den Beinen unter die Schutzvorrichtung des einen Wagens und erlitt einen doppelten Unterschenkelbruch. — In der Nacht zum 7. d. stürzte auf einem hiesigen Tanzsaal ein Arbeiter und zog sich einen Fußgelenkbruch zu. — Bei einem hiesigen Lederhändler sind gestern Nach mittag von 2 unbekannten Männern 14 Stück Kips- felle unter Umständen, welche einen unreellen Er werb vermuthen lassen, zum Verkauf ausgeboten und zurückgelassen worden. (Fortsetzung in der Beilage.) ProvinMnachrichttn. Leipzig, 7. Januar. (L. Tgbl.) An einem der letzten Tage ist der Dienstknecht Kunze aus Hohen- haida in der Nähe dieses Ortes von einem zur Zeit noch unbekannten Manne, der sich ihm zugesellt, üb er füllen, gräßlich zugerichtet und seiner Baarschaft von 36 M. beraubt worden, Dringender Verdacht lenkt sich auf einen in den zwanziger Jahren stehenden Dienstknecht, namens Ruhland aus Verfiel i. Pr. Lebnitz, 6. Januar. (Gbl.) Anläßlich der Er richtung einer hiesigen Fachschule, dieses in letzter Zeit hier vielfach besprochenen und beschriebenen The mas, weilte kürzlich auf geschehene Einladung, bez. Ersuchen des mit Leitung dieser Angelegenheit beauf tragten Lomites der geh. Regierungsrath Böttcher aus Dresden in unserer Stadt. In Begleitung des Bürger meisters Blume und Fabrikbesitzers Strohbach besuchte der Genannte mehrere hiesige gewerbliche Etablisse ments, um auS eigener Anschauung die hiesigen localen und gewerblichen Verhältnisse kennen zu lernen. In einer im „Hotel zum sächsischen Hof" abgehaitencn Versammlung hiesiger Industrieller legte nun vergeh. Regierungsrath Böttcher aus dem reichen Schatze sei ner Erfahrungen, besonders auf dem das Fachschul wesen betreffenden Gebiete und unter Berücksichtigung unserer örtlichen Verhältnisse seine Ansicht dar, welche dahin ging, nicht eine Fachschule speciell für Weberei und Blumenfach, wie es jetzt in Aussicht genommen war, zu errichten, sondern dahin zu wirken, daß eine allgemeine gewerbliche Fortbildungsschule, wie deren in Sachsen schon eine große Anzahl bestehen, ins Leben gerufen werde, welche Ansicht ungetheilten Bei fall, sowie einstimmige Annahme sand UaglLckSfälle i« der Provinz. Auf dem Eise der jetzt ziemlich tiefen Have in Copitz oberhalb der Brücke vergnügte sich am Spät nachmittage vom 6. d. MtS. der 14 jährige Max Leh mann mit Schlittschuhlaufen, als derselbe plötzlich in ein Loch fuhr und im Wasser verschwand. Der zufällig in der Nähe befindliche Schiffsmann Stoy ging vis an die Brust inS Wasser und reichte dem mittlerweile emporgekommenen Knaben, welcher sich vergebens aus dem Eise zu arbeiten suchte, eine lange Stange und zog so denselben glücklich heraus. Die deutsche Gesellschaft erhob sich von den Sitzen und sah dem heranschreitenden alten Herrn mit be greiflicher Neugier und Spannung entgegen. Signor Felice war nur von mittlerer Größe, aber seine Hal tung zeigte eine ruhige, gleichsam bequeme Würde. Sein Gesicht legte in dem Schnitte der Züge, in der prächtigen Wölbung der Stirn und in den großen dunkeln Augen nocy heute Zeugniß von jugendlicher Schönheit ab. Doch lag auf diefem Gesichte zugleich ein Schatten, ein starr gewordener Ausdruck weh- müthiger Resignation, langer Gewohnheit des Einsam- lebenS. Die Art, wie Signor Constantini die deutschen Freunde seines Gastes willkommen hieß, hätte nicht verbindlicher, nicht höflicher sein können, und gleich wohl verrieth sie, daß er wenig daran gewöhnt sei, Fremde hier zu empfangen. Er sprach die Herren deutsch an, widmete den Damen einige Aufmerksam keiten und hatte mit Feinfühligkeit bald herausgefun den, daß sein junger Gastfteund dem schönen Mädchen an seiner Seite inniger verbunden sei, als durch die Stimmung eines heitern Tages. Signor Felice wandte ich daher hauptsächlich zu Fräulein Gertrud, und eine dunkeln Augen drückten dem Kunsthistoriker mit reundlichem Blicke volle Theilnahme und einen Glück wunsch aus. Fast eine Viertelstunde lang währte die Unterhaltung. Mlt einem Male aber ward der Haus herr an dem Schweigen seiner andern Gäste inne, daß man derselben lausche. Eine leichte Verlegenheit malte sich auf seinen Zügen, doch wandte er sich sogleich wieder mit gewinnender Anmuth zu dem ganzen Kreise, der ihn, seinen jungen Gastfteund und Fräulein Gertrud umstand, und sprach die Hoffnung aus, daß »an e» sich solange al» nur immer möglich in seinem Garten gefallen lassen werde. Er selbst bat um die Erlaubniß, sich zurückziehen und an einem seitwärts und höher gelegenen Platze seiner Lectüre obliegen zu dürfen. Meine Gesundheit, sagte er, verbietet mir seit vielen Jahren am geselligen Leben theilzunehmen, ich bin nur die Stille meines Gartens gewöhnt, werde es jedoch Ihnen allen als besondre Liebenswürdigkeit an- rcchnen, wenn Sie mich durchaus als abwesend an sehen, und Ihren Landsmann, Doctor Carstens, als Herrn dieses Gartens. Er sagte dies mit der wohllautenden Stimme, die Allen an ihm auffiel. Indem er dann, noch ein Mal die Gesellschaft grüßend, über die Terrasfe zurückging und sich hinter der dichten Cypressengruppe dem Nachblick entzog, gab er feine Gäste ihrer ersten Stimmung zurück. Sie wandten sich wieder der Um schau zu, welche sie vorhin entzückt hatte. Die Sonne stand weiter im Westen, und über die Bergzüge der Terraferma begannen sich mächtige violette Wolken zu lagern, der Flußspiegel glänzte dunkler, die Schatten der Bäume fielen länger über die Terrasse — Allen aber war's, als ob sie jetzt erst empfänden, in wie tiefer Einfamkeit die Insel und der versteckte Garten aus ihr liege. Gertrud Heimburg, die neben dem jungen Gelehrten im Bogen der Lorbeerlaube stand, sagte wie von einem plötzlichen Gedanken erfaßt: Was würden Sie sagen, Friedrich, wenn sie hier bleiben, hier leben müßten? Glaub.'n Sie, daß Sie die Stille ertragen würden? Mich schauert bei dem Gedanken — Warum nicht, wenn Sie mich hierher bannten, schöne Dame? versetzte Doctor Carstens scherzend. Der Fleck hier ist viel anmuthiger und selbst ein wenig größer als die Weißdornhecke, an welcher der große Merlin gefesselt lag. Wenn Sie also treuer sein und mich ein wenig öfter besuchen wollten als Viviane, so möchte eS nicht zu schwer sein, in diesem stillen Winkel ein paar Jahre zu verträumen! (Fortsetzung folgt ) Dresden. Mit Schluß vergangenen Jahres ist ein hochgeschätztes Mitglied der königl. sächs. musika lischen Kapelle, Hr. Kammermusikus Rudolf Hieben dahl in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Ge boren in Dresden am 11. September 1817, kam Hieben dahl nach vollbrachter Lehrzeit im Zillmann'schen Stadt musikcorps 1835 als Hautboist in das MusikcorpS der Artillerie, später in das des Regiments „Prinz Max". Bereits am 7. October 1836 trat er, ein Schüler der berühmten Oboisten, Kammermusiker C. H. Dietze und Karl Kummer, in die königl. Kapelle, der er bis zu seiner Pensiomrung, also 47 Jahre, in treuester Pflicht erfüllung angehörte. 1850 wurde er als einer der vier Vorsteher gewählt, welche die Verwaltung des Unterstützungssonds für Wittwen und Waisen der königl. Kapelle führen, ein Amt, welches er unausge setzt in trefflichster Weise bis jetzt verwaltet hat und auf befondern Wunsch Sr. Majestät des Königs auch noch weiter führen wird. Ebenso erfolgreich weihte er feine Kräfte den Symphonieconcerten der königl. Kapelle, dem königl. Confervatorium für Musik und dem Tonkünstlervereine. Ersterm Unternehmen ge hörte er in den Jahren 1858 bi» 1882 als Mitglied des GesammtdirectoriumS, dem Eonservatorium seit 1858 als verdienter Lehrer an. Der Tonkünstlervcrein schätzt in Hiebendahl einen seiner Gründer und verlieh ihm im Jahre 1879 beim 25jährigen Stiftungsfeste die Ehrenmitgliedschaft. Im Jahre 1873 ertheilte König Johann dem geschätzen Künstler das Ritterkreuz II. Classe des Albrechtsordens, bei feiner Pensionirung schmückte ihn die Huld König Albert'» mit dem Ritter kreuz I. Classe desselben Orden-. Die königl. Kapelle ver liert in Hiebendahl einen Oboisten ersten Ranges, der die künstlerischen Traditionen des Institutes in Bezug auf großen und schönen Ton, warmen und empfindung»- vollen, von allen Manieren freien Vortrag und gold reine Intonation hoch hielt. Am berufensten wären seine zahlreichen und tüchtigen Schüler, diese Vorzüge dem Institute zu erhalten. Naturkunde. Ueber die Katastrophe in der Sundastraße und ihre muthmaßlichen Folgen auf Lusterscheinungen und überhaupt äuf da» Gebiet der kosmischen Physik bringt letzt auch der Director der Berliner Sternwarte, W. Förffer, eine Darlegung von Beobachtungen und Theorien, welche wir hier mittheilen, ohne jedoch damit für ihre überzeugende Wahrscheinlichkeit zu pläidiren: Die große vulkanische Katastrsphe in der Sundastraße »wischen Java und Sumatra hat nicht nur durch dir Empor- fchleuderung feinstvertheilter winaralächer Etaubmassen in di« höchsten Luftschichten die uugrwShnlichen Dämmeruugterfchei- nungen der lehren Monat« hervorgebracht, wie sich immer un widerleglicher, auch durch «nvlogie mit zahlreiche» früheren Erscheinungen ähnlicher Art l>«rau»swLt, sondern auch die Wasser der Oceane in gewaltige Schwingungen versetzt, welch« noch 2 Tag« nach dem Schlußakt jener Katastrophe auch an den europäischen Küsten merklich geworden sind Reuerdina» ist aber die außerordentliche Vtwem ienrr »uleanischen Explosionen auch »och in anderen awwchchärtscheu Erschei»«»g«u tu einem «rad. ersichtlich g-wwkd^ -vlcher auch «^WUlng der vorerwähnten Staubmassen Lorr di« ganze Erde noch erklär licher machen hilft. Die grüßt« der Explosion«» t» der v»»d«straß^
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