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56 Nr. 1. „STAHL UND EISEN.“ Januar 1883. und die z. Z. verwendeten Knüppel wiegen 35 kg, in- defs lassen sich leicht auch solche bis 63,5 kg darauf walzen. Es sind drei Dampfmaschinen vorhanden. Nr. 1 betreibt die Walzwerke von 0,457 m, auf der andern Seite der Maschine soll ein Luppenwalzwerk von 0,610 m aufgestellt werden, um einen Block von 0,254 m in einen Knüppel von 0,102 m zu walzen. Letztere wird in Stücke von je 35 kg zugeschnitten werden, die heifs in den Ofen und von da aus, je nach Erfordernifs, nach dem Drahtwalzwerke gelangen, so zwar, dafs die Stahlingots von 0,254 m directvon der Birne aus in Draht Nr. 4 oder 6, (6,05 bis 5,15 mm) ohne dafs der Stahl erkaltet, umgewandelt werden. Garrett hat zwei Haspeln eingerichtet, auf denen sein fer tiger Draht aufgerollt wird, derart, dafs, wenn die eine beschädigt ist, die andere deren Stelle ver tritt. Die Haspeln werden von einer Oberwelle ge trieben, und eine jede ist mit einer Frictionskuppelung versehen, mittelst deren sie leicht in Ordnung zu halten ist. Garrett hat den McCallipschen Repetitor angenommen, der sehr befriedigend arbeiten soll. Das Walzwerk arbeitete vom ersten eingebrachten Knüppel an vorzüglich; die Leistung betrug z. B. 40830 kg von 6 mm Draht in 9 Stunden 10 Minuten und 47 844 kg in 10 Stunden 25 Minuten. Die 102 mm starken Knüppel werden in zwei Flammöfen erwärmt und in einer Hitze durch 18 Kaliber heruntergewalzt. Gewinnung von Nebenproducten in der Koksfabrication. Ohne die Qualität des Koks zu verringern, wenden Jameson und Schaeffer in Newcastle ein neues Ver fahren an, um die in der Kohle enthaltenen Kohlen wasserstoffe zu gewinnen. Die Verkokung geht dabei in üblicher Weise in dem gewöhnlichen Ofen vor sich, es findet nur am Boden desselben eine schwache Aus saugung statt, durch welche die sich verflüchtigenden Producte abgezogen werden. Dieselben werden dann in einer Reihe von Röhren abgekühlt, so dafs ein Theil der Kohlenwasserstoffe und das Ammoniak- Wasser sich condensiren können , während die nicht niederschlagbaren Gase abziehen und als solche ver- werthet oder in den unteren Theil eines hocherhitzten Ofens geleitet werden können, wobei der Kohlenstoff sich ausscheidet und in den Poren des Koks absetzt. Bei dem gewöhnlichen Verkokungsprocefs beginnt die Verbrennung der Kohle oben und schreitet nach unten fort. Unter der Hitze wird die Kohle weich, und ihre Partikel backen zusammen, während Gase und Dämpfe sich entwickeln, die nach oben strömen,. wobei erstere zum gröfsten Theil verbrannt und letztere zer setzt werden und verloren gehen. In dem Mafse, wie der Vorgang fortschreitet, wird die Schicht der zusammengebackenen Theile dicker, und je höler die Hitze steigt, in desto stärkerem Mafse findet die Zer setzung statt, d. h. desto mehr flüchtige Bestandtheile suchen einen Ausweg nach oben, und desto gering haltiger wird der Kokseinsatz. Bei dem neuen Ver fahren kann solches nicht eintreten. Die bei möglichst geringer Hitze gebildeten Dämpfe gehen direct in eine kühlere Kohlenschicht, die rohe Kohle wird nach und nach erwärmt und ihre sich am leichtesten verflüch tigenden Bestandtheile weggeführt, während die sich zuletzt verflüchtigenden Zurückbleiben mögen, um den Koks zu verbessern. Der Ertrag an Oel und Ammo niak schwankt je nach der Qualität der Kohle, Sher- burn-Kohle ergab 31 Liter Oel und Ammoniak ent sprechend 2 bis 3 kg schwefelsaurem Ammoniak. Eine Analyse des Oels ergab 17 bis 23°/0 festen Paraffins. Die Anbringung der Erfindung an vorhandenen Oefen soll nicht 400 Mark per Ofen überschreiten. Marktbericht. Den 29. December 1882. Der Markt ist im letzten Monat etwas flauer ge wesen und es zeigen die Preise im allgemeinen eine weichende Tendenz, mindestens wird zu den Preisen, welche von den Producenten unverändert festgehalten werden, nur widerwillig gekauft. Sehen wir von dem Umstande ab, dafs die Zeit vor dem Jahresschlufs gewöhnlich eine gewisse Stille im Geschäft bringt, so darf nicht unerwähnt bleiben, dafs die beunruhigenden Gerüchte über die allgemeine politische Lage, welche in der Mitte des Monats colportirt wurden, auf Handel und Speculation ungünstig einwirken mufsten; auch die ele mentaren Ereignisse und die mit denselben verbun denen Verkehrsstörungen haben das Geschäft in den westlichen Provinzen ungünstig beeinflufst. Da diese störenden Momente aber bereits gröfstentheils ihre hemmende. Wirkung verloren haben und als über wunden zu betrachten sind, so sieht man mit Zu versicht einem lebhafteren Geschäft mit dem kom menden Jahre entgegen. Für Kohlen und Koks hat sich die Situation, insoweit sofortige Bezüge in Betracht kommen, nicht geändert, dagegen werden bei Contracten auf Lieferung pro 1883 oder auch nur für das I. Semester 1883 Concessionen gemacht, insbesondere bei Flammkohlen, welche 5,60 bis 6,00 K notiren. Die Preise für Koks kohlen und Koks sind im allgemeinen als unverändert zu betrachten. Mit gröfseren Ankäufen für Eisenstein halten die Hochofenwerke im Siegerland noch zurück, und haben daher diejenigen Gruben, welche den Spatheisen- stein nicht selbst rösten und infolgedessen mit ihrem Absatz auf die Hütten im Siegerlande angewiesen sind, einen Preisnachlafs bewilligen müssen. In ge röstetem Spath fanden bereits gröfsere Umsätze statt, da die westfälischen Hochofenwerke als Käufer auf traten; es ist auf diesem Gebiete daher ebenso wie bei Braun- und Rotheisenstein ein Preisrückgang weniger bemerkbar. Spanische Erze franco Rotterdam haben keine wesentliche Aenderung im Preise er fahren. Auch in dem abgelaufenen Monat war das Roh eisengeschäft sehr ruhig; die Puddel- und Walz werke nahmen in der ersten Hälfte eine abwartende Stellung ein, sie entschlossen sich aber allmählich, zu dem Conventionspreise zu kaufen, da die bestimmte Erklärung der Vorstände der beiden Conventionen vorliegt, dafs infolge der hohen Preise der Roh materialien eine Ermäfsigung des Preises für Qualitäts- puddeleisen für die nächsten Monate nicht zu erwarten sei. Die Einschränkung der Production von Qualitäts- puddeleisen um 15 °/o gegenüber der Production des 3. Quartals laufenden Jahres, welche für das 1. Quar tal 1883 von den den Conventionen angehörenden Werken beschlossen ist, dürfte die Aufrechterhaltung des jetzigen Preises sichern. Für Spiegel- und Stahl eisen sind die seitherigen Preise beibehalten, dagegen mufste Bessemerroheisen infolge der englischen Con- currenz im Preise nachgeben. Das englische Bessemerroheisen hat die schon im vorigen Monat begonnene Baisserichtung in diesem Monat noch weiter verfolgt und war für kurze Zeit unter 53 s netto Cassa f. o. b. Westküste anzukommen. In letzterer Zeit ist der Markt aber wieder fester geworden, besonders nachdem die durch die Zahlungseinstellung der Maryport-Company her-