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M. H.! Aus diesen Miltheilungen dürfte wohl hervorgehen, dafs die Roheisenindustrie Ober schlesiens nach besonderem Mafsstabe gemessen werden mufs, und dafs die anscheinend geringen Resultate durch die geringe Qualität der zu Gebote stehenden Sehmelzmaterialien bedingt ist. Sind erst die mit aller Energie zu verfolgenden Ziele: 1. Darstellung eines festen Schmelzkoks, 2. die Erlangung niedrigerer Frachten zur vermehrten Verschmelzung reicher Stückerze erreicht, dann, m. H., werden die grofsen Dimensionen des oben erwähnten Normalofens, stärkere Windpressung, höhere Windtemperatur bei Anwendung steinerner Apparate, und höhere Produc- tionen bei ermäfsigtem Brennmaterialverbrauche folgen. Billige Frachten im inneren Bezirke und billige Frachten nach aufsen sind die Grundbedingungen, welche zur Erhaltung und weiteren Entwicklung der oberschlesischen Industrie führen. M. H.l Nun noch in einigen Worten die Gründe, welche die Hochofenbetriebsleiter Ober schlesiens zu dem einstimmigen Ausspruch: „Wir wollen keine steinernen Windapparate“ veranlafst haben. Diese Gründe sind: 1. Bei dem so aufserordentlich grofsen Zink- und Bleigehalte der Erze werden sich die Wandungen der Apparate in kurzer Zeit mit Zink- und Bleioxyd überziehen und an Leistungsfähigkeit verlieren. 2. Der in den Apparaten sich ansammelnde Zinkstaub — im wesentlichen Zn und PI — wird vom Winde dem Ofen zugeführt und dort Betriebsstörungen hervorrufen. 3. Es ist zu erwarten, dafs die Hochofengase nicht mehr, wie gegenwärtig, zum Heizen der Apparate und Kessel ausreichen, und wird daher die kostspielige Kesselheizung mittelst Steinkohlen Platz greifen müssen. 4. Bei plötzlichem Niedergang von Zinkschwamm wird die Qualität der Hochofengase eine sehr geringe werden, die Temperatur des Windes in den Apparaten sofort zurückgehen und weitere Nachtheile im Betriebe herbeiführen. 5. Die mifslichen Conjuncturen der Eisenindustrie in den letzten Jahren gestalten keine aufserordentlichen, wenig Erfolg verheifsende Ausgaben. Ganz ohne Grund dürften diese Bedenken, die auch Herr Lürmami in seinem Vertrage zum Theil bereits erwähnt, nicht sein, wenn wir die aufserordentlichen Quantitäten Gichtstaub berücksichtigen, welche sich gegenwärtig in den Winderhitzungsapparaten nur lose anhaftend ansammeln. Nach den Mittheilungen der Werke beträgt dieses Quantum pro Monat zwischen 650 und 15 000 kg, mit einem Zinkgehalte von 20 bis 51 %. Analysen von Gichtstaub, welcher aus Winderhitzungs- apparaten entnommen, haben folgende Resultate ergeben: KONaO CaO Mg O FezOa Mn O Zn O PhO SiO2 AleO: S ZnS C Hz 0 Gleiwitzer Hütle . . . 12,28 12,58 6,15 5,87 9,50 0,31 25,51 13,73 17,72 3,94 0,24 — 0,05 2,51 Tarnowitzer Hülle . . — — — — — — 35,65 10,64 15,55 4,21 — Friedr. Wilhelmshütte . 17,05 9,53 25,95 2,31 0,91 0,37 1,30 — 24,05 10,9 1,71 Cleveland 4,70 12,30 5,03 14,22 — 10,48 - 22,60 8,20 0,17 13,70 Nach den auf den oberschlesischen Hochöfen gemachten Erfahrungen beträgt bei einer Temperaturerhöhung des Windes von 350 auf 450° G. die Brennmaterial-Ersparung ca. 7 % und ebenso viel die Productionserhöhung. Berücksichtigt man unter der Voraussetzung, dafs der Wind in steinernen Apparaten auf 600° erhöht werden wird, diese Vortheile und stellt denselben die oben erwähnten Bedenken sowie den bedeutenden Kosten der steinernen Apparate, die sich den eisernen Apparaten gegenüber auf das doppelte belaufen dürften, entgegen, so wird die Berechnung keinen bedeutenden Vortheil zu Gunsten der steinernen Apparate ergeben. Mitte der siebziger Jahre, als für Gleiwitzer Hütte die Frage zur Entscheidung kam, ob steinerne oder Röhrenapparate erbaut werden sollten, sprach sich der Geheime Bergrath Herr Dr. Wedding und zwei Beamte* der Gleiwitzer Hütte auf Grund gemeinschaftlicher, in England gemachter Beobachtungen einstimmig dahin aus. dafs die Whitwellapparate zwar am zweckmäfsigsten, doch für Gleiwitzer Hütte aus pecuniären und localen Gründen nicht anzuwenden seien. M. H.! Ich schliefse mit der Bitte, mir auf Grund dieser Mittheilungen gütigst angeben zu wollen, ob Sie glauben, dafs für Oberschlesische Verhältnisse die Whitwellapparate mit Vortheil verwendbar sind. Mit dem hier anwesenden Director der Friedenshütte, Herrn Meyer, bin ich der Ansicht, dafs wir in Schlesien noch weitere Versuche machen müssen. Wir würden aber mit * Nämlich die Herren Bergrath Jüngst und Hütteninspector Wiebnnr.