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Januar 1883. .STAHL UND ESEN." Nr. 1. 25 All die unendlich vielen im Gebrauch gewesenen Pyrometer haben sich nicht bewährt. Von den seit einigen Jahren von Schäffer c Buddenberg empfohlenen sogenannten Thalpotasi- meter (Wärmespannungsmesser) sollen diejenigen mit Quecksilberfüllung nunmehr gute Resultate geben. Dieselben dürfen jedoch auch nur für Temperaturen von 550 bis 600° ununterbrochen dem heifsen Windstrome ausgesetzt werden. Für die bis jetzt bekannten höchsten Windtemperaturen sind nur die schon von Lavoisier, Laplace und Regnault bei ihren Versuchen angewandten Calorimeter verwendbar. Diese, welche die Hüttenleute Siemens-Pyrometer nennen, sind jedoch bekanntlich keine immerwährenden Tempe raturangeber. Referent geht nun zur Besprechung der jetzt, nach seiner Ansicht, die meiste Beachtung ver dienenden Winderhitzer über. , A. Steinerne Winderhitzer. a) Whitwells Winderhitzer. Deren ältere Construction ist so allgemein bekannt, dafs hier von Zeichnung und Beschreibung derselben abgesehen werden kann. Doch dürfte die Mittheilung einiger Betriebsresultate erwünscht sein. Vier im Jahre 1874/75 auf einer westfäl. Hütte gebaute Whitwells älterer Construction, von je 900 qm Heizfläche, in Summa also 3600 qm kosteten 200 000 46, 1 qm also 55,5 46. Diese 4 Apparate heizten nach sehr vielen und sorgfältigen Messungen ein Windquantum, welches 400 cbm von der Gebläsemaschine angesaugter Luft entsprach auf durchschnittlich 587° C. Für den pro Minute verbrauchten Cubikmeter Wind waren 9 qm Heizfläche vorhanden, welche als Kapitalanlage ca. 500 JI kosteten. Die Temperatur wurde so ermittelt, dafs die Messung einmal unmittelbar vor und einmal unmittelbar nach dem Umsteuern erfolgte. Die Messung geschah mit einem Kupfer- Calorimeter und zwar so, dafs der Cylinder 10 Minuten dem heifsen Windstrom ausgesetzt wurde. Die Temperaturdifferenzen zwischen den oben angegebenen Zeiten betrugen nur 15 bis 30° C. Die Production bestand während dieser Zeit nur in garem Puddel-, Bessemer- und Spiegeleisen. Diese vier Apparate werden jetzt durch Cowper-Apparate ersetzt. Bei weiten Gasröhren und nicht zu staubförmigen Erzen waren die Staubabsätze in den Gas leitungen dieses Werks nicht sehr bedeutend. Es mufsten aber die ersten beiden Kammern der Whitwells alle Monat von sog. Schmolz befreit werden. Die Abkühlungszeit für ein gründliches Putzen würde 14 Tage Zeit erfordert haben und auch schwierig gewesen sein, weil die Whitwells älterer Construction nicht zum Befahren ein gerichtet waren. Ueber die Resultate von 4 Whitwells einer rheinischen Hütte wird wie folgt referirt. Die Whitwells waren von der zuerst eingeführten Gröfse, d. h. 6,704 m D. und 8,701 m Höhe der Blechmäntel. Die Heizfläche eines solchen Apparats beträgt rot. 800 qm. Die Anlage geschah in den Jahren 1872/74 und betrugen die Kosten incl. Wind und Gas leitungen und incl. Kamin für zusammen 3200 qm Heizfläche 250 000 «Ä, für 1 qm also 78 J(>. Das zu erhitzende Luftquantum betrug, aus den Maschinenhüben berechnet, incl. der Verluste in den Apparaten und Leitungen, welch letztere sehr grofs waren, 350 bis 380 cbm per Minute, so dafs per Cubikmeter Wind ebenfalls ca. 9 qm Heizfläche vorhanden waren, welche als Kapital anlage 9 X 78 — 702 6 kosteten. Nach dem Koksverbrauch, und zwar 5,5 cbm per kg Koks gerechnet, wurden nur 290 cbm Wind per Minute erhitzt. Die höchste in den letzten Jahren bei ausschliefslichem Betrieb auf Bessemereisen beobachtete Anfangstemperatur betrug 520° C., die mittlere Anfangstemperatur 450° G., die mittlere Endtemperatur bei 1 stündigem Umschalten 400°. Pressungsverlust von Maschine bis zum Ofen 11/4 Pfund. Der Abbruch der Whitwells erfolgte, weil die Betriebsergebnisse den ge hegten Erwartungen durchaus nicht entsprachen. Trotzdem die Windtemperatur bei dem betreffenden Ofen mindestens 30 bis 40° höher war wie die an den anderen, sonst unter ganz gleichen Ver hältnissen, nur mit geringer Pressung arbeitenden Hochöfen, brauchte derselbe doch 8 % Koks mehr als die übrigen und hatte dabei noch einen sehr wechselnden Gang, so dafs sehr häufig Eisen fiel, welches zum Bessemern völlig untauglich war. Die Ursache dieser Betriebsstörungen könnte nur in dem auf jener Hütte massenhaft auftretenden Staub in den Gichtgasen zu suchen sein. Dieser Staub setzte sich in äufserst lockerer Schicht beim Heizen der Apparate an den Wänden ab und wurde dann nach dem Umschalten zum Theil vom Wind mit in den Ofen ge rissen, hier zu fortwährenden Versetzungen Veranlassung gebend. Die Uebelstände hätten sich wahrscheinlich, wenigstens zum grofsen Theil, durch eine bedeutende Vermehrung und Vergröfserung der Whitwells, z. B. bis zu 8000 qm Gesammtheizfläche beseitigen lassen. Mit dieser würden Temperaturen erzielt sein, welche mit eisernen Apparaten nicht zu erreichen sind, und welche die gefundenen Uebelstände vielleicht compensirt hätten. 1.3 4