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October 1882. »STAHL UND EISEN.“ Nr. 10. 479 mit dem Staate in Verbindung stehenden Werke Roheisen zollfrei einführen durften. Auf finni schem Eisen ruht kein Eingangszoll, deshalb müfste das dortige, aus See- und Moorerzen erzeugte Roheisen mit Vortheil an die russischen Eisen Nnd Stahlwerke abgesetzt werden können, sobald die basische Zustellung der Oefen in allgemeinere Anwendung kommt. Der Eingangszoll auf Stahlschrott betrug früher nur 7 Kopeken pro Pud, jetzt ist derselbe auf 30 Kopeken Gold gesteigert. Die bis zum Jahre 1881 verwandten Ma terialien bestanden zumeist aus: engl. Hämatiteisen mit durchschnittlich 3% Kohle, 1,900/0 Kiesel, 0,035 °/ 0 Schwefel, 0,078 °/ 0 Phosphor; gutartigem engl. und franz. Bessemer schrott, bestehend aus Schienenenden, Rad kränzen u. dergl. m.; cassirten eigenen Schienen, Enden und Schrott von den Martinöfen; abgenutzten Eisenschienen von russi schen Bahnen mit etwa 0,3 °/o Phosphor; schwedischem Spiegeleisen von Schidt- hyttan mit 8 bis 15 °/ 0 Mangan; Manganeisen von Terre-Noire mit 60 bis 80 % Mangan; Kieselmanganeisen ebendaher mit 4 bis 10 °o Kiesel; reichem und gutartigem schwedischen Eisen erz und für die Gaserzeugung guten engl. Steinkohlen. Um möglichst viele alte Eisenschienen zu verarbeiten, setzte man anfänglich die Chargen zusammen aus: Roheisen . . 20 °/o Stahlschrott . . 37 0/0 Eisenschienen . 40 °/o Manganeisen. . 3 °/0 Summa: 100 %. Die daraus hergestellten Schienen enthielten 0,15 bis 0,20 °/o Phosphor, nahezu 0,25 % Kohle und 0,45 % Mangan; da dieselben aber die schwere Probe, welche die strenge Winter kälte Rufslands erfordert, nicht aushielten, mufste man den Zusatz von Eisenschienen allmählich ver mindern, bis man zu folgender Beschickung kam: Roheisen ... 15 °/o Stahlschrott . . 66 0/o Eisenschienen . 15 °/o Spiegeleisen. . 1 °/o Manganeisen. . 3 % Summa: 100 °/o. Hieraus resultiren Schienen mit 0,08 bis 0,1 % Phosphor, einer Spur von Kiesel, 0,3 bis 0,4 °/0 Kohle und 0,8 bis 0,9 °/o Mangan. Der geringe Zusatz von Eisen beruht auf der Schwierigkeit, passendes für den Martinprocefs zu erlangen, da man fast nur hellgraues, weniger geeignetes zu Gebote hatte; sonst setzt man gewöhnlich 20 % davon ein. Den Gang solcher aufeinanderfolgender Chargen zeigen nachstehende zwei Tabellen (zweite Tabelle auf folgender Seite) von zwei verschiedenen Oefen. Tabelle 1. Verlauf acht aufeinander folgender Chargen im 7tons-Ofen. Einsatz. Zeit kg Zeit kg Zeit kg Zeit kg Zeit kg Zeit kg Zeit kg Zeit kg Roheisen 12.40 1000 7.15 1000 1.20 1000 7.15 1000 2.15 1000 8.15 1000 2.20 1000 8.20 1000 Eisenschienen » 500 » 500 » 500 » 650 » 500 — 500 » 500 » 500 Martinschrott » 650 » 330 » 500 » 570 » 500 — 250 » 500 » 570 Bessemerschr. » 1230 » 1880 » 1800 » 1640 » 1880 — 1880 » 1880 » 1880 Eisenschienen 3.0 650 9.15 650 3.20 650 9.25 500 4.0 650 10.0 500 4.20 500 10.30 500 Bessemerschr. 3.20 820 9.40 820 4.0 650 10.10 820 4.30 650 10.30 980 4.50 500 10.50 650 do. 3.50 650 10.20 650 4.30 650 10.35 650 5.20 820 11.10 820 5.10 820 11.45 650 Martinschrott 4.30 650 10.40 650 5.0 500 11.0 500 6.0 500 11.50 650 5.45 650 12.15 650 do. 5.15 500 11.0 330 5.20 330 11.20 330 — — 12.10 330 6.0 410 — — Spiegeleisen 5.35 70 11.20 70 5.35 70 11.40 70 6.25 100 12.20 100 6.25 100 1.10 100 Manganeisen 5.45 200 11.35 200 5.50 200 12.0 200 6.35 200 12.30 200 6.50 200 1.30 200 Abstich 6.0 — 11.50 — 6.0 — 12.15 — 6.45 — 12.45 — 7.10 — 1.45 — Summa kg —— 6920 — 7080 — 6850 — 6930 -- 6800 7210 — 7060 — 6700 Summa Zeit 5 Stund. 20 Min. — 4.35 — 4.40 — 5.0 — 4.30 — 4.30 — 4.50 — 5.25 — Wird ein neuer Ofen in Betrieb genommen, so wird derselbe zuerst mittelst eingelegter Holz feuerung getrocknet, was ca. 60 Stunden er fordert. Das Anheizen der Generatoren bezw. des Ofens bis zur Schmelzhitze nimmt etwa drei Tage in Anspruch. Die Feuerung derselben ge schieht ausschliefslich mit bester englischer Kohle X.s und beläuft sich der Verbrauch eines jeden auf ca. 2,31 in 24 Stunden. Die Generatoren der Vorwärmöfen, die früher auch nur mit engl. Kohle beschickt wurden, werden der Ersparnifs halber mit gutem Erfolg mit ca. 20 % Koks abfallzusatz gefeuert. 4