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blofs unten, sondern gleichzeitig auch von oben Luft eingeblasen wird. Dieser obere Luftstrom mufs die Gase wie den Theer sofort nach dein Entstehen zu CO2 und H20 verbrennen, welche darauf durch die Kokslage oberhalb der Austrittsöff- nungen, die nunmehr in Folge der oberen Ver brennung auf eine längere Strecke glühend wird, zu Kohlenoxyd und Wasserstoff reducirt werden. So wird der obere Theil des Apparats zu einem umgekehrten Generator, welcher in dieser Com- bination mit dem unteren, in gewöhnlicher Weise functionirenden , Generatorraum gewifs seinen Zweck gut erfüllen wird. Nichts liegt nun näher als die Idee eines völlig umgekehrten Generators, der übrigens bereits in den Schächten des Strongschen Wasser gasapparats sein Vorbild hat. Indessen dürfte der Betrieb des umgekehrten Generators in Folge des Aschengehalts der Steinkohlen auf sehr grofse Schwierigkeiten stofsen. Denn die Hauptver brennung mufs doch in der Mitte der Kokssäule stattfinden und die am hinteren resp. unteren Ende befindlichen Koks bleiben fast ganz intact. Infolgedessen mufs sich mitten in der Koks säule ein Schlackenkuchen bilden, dessen Ent fernung jedesmal die eingreifendsten Betriebs störungen mit sich bringen wird. Ein weiteres Eingehen auf die zahlreichen zum Zweck der Theerzersetzung getroffenen Ab änderungen der Generatoren liegt nicht im Zweck dieser Abhandlung. Wir unterlassen aber nicht im Anschlufs an die obigen Entwicklungen zu bemerken, dafs das Streben, Theer zersetzende Generatoren zu construiren, aus der irrigen Auf fassung von der Bedeutung des Generators ent springt. Derselbe ist lediglich ein Apparat, in welchem sich die erste Phase einer Verbren nung vollzieht, und gehört dicht an denjenigen Raum, wo die Verbrennung vollendet werden soll. Das Ganze ist dann eine rationelle Feuerung, welche mit der theoretischen Luft alle Wärme des Brennmaterials entwickelt und benutzt bis auf die unvermeidlichen Verluste. Es hat also keinen Sinn, der Theerzersetzung viel Interesse und Arbeit zu widmen, da ja die Theer- dämpfe ebensogut brennen, wie die Gase, so bald der Ofen unmittelbar am Generator ist. Oder trägt man sich vielleicht mit dem Gedan ken, der Generator sei ein zweckmäfsiger Appa- rat zur Erzeugung von Heizgasen für den Klein gebrauch? Da ist zu bedenken, dafs das Gene ratorgas viel zu verdünnt und schwer entzünd lich ist. Vor Allem aber haben wir im Wasser gas für diese Zwecke ein viel besseres Heizgas. Dieses reichhaltige Gas, aus Steinkohle und Wasserdampf hergestellt, repräsentirt theoretisch 92 % der in der Steinkohle enthaltenen Wärme. Die 8 °/o Verlust kommen auf die Ueberführung des erforderlichen Wassers in den dampfförmigen Zustand. Es ist das Wassergas in der That der „Brennstoff der Zukunft“, aber wohl gemerkt der Brennstoff für den Kleingebrauch in Haus und Werkstatt. Für den Wärmeverbrauch im Grofsen, sei es für den Dampfkessel, sei es für den Schmelz- und Glühofen der Metallurgie und chemischen Industrie, verbleibt die directe rationelle Feuerung der einen oder andern Art, welche nicht blofs 92%, sondern 100% der in der Steinkohle enthaltenen Wärme disponibel macht und dabei weniger Unterhaltungskosten und unvermeidliche Wärmeverluste veranlafst, als das Wassergasverfahren.* — Bisher haben wir nur die mechanische Seile des Entgasungsprocesses im Auge gehabt, und die Wege kurz charakterisirt, auf welchen eine Trennung der Ent- und Vergasung behufs gleich- mäfsiger Gasentbindung zu 'erreichen ist. Diese Entgasung beansprucht aber auch Wärme und übt dadurch einen wesentlichen Einflufs auf die calorischen Verhältnisse der ganzen Feuerung aus. Dieser Aufwand von Wärme ist naturnoth wendig und eine Verbrennung von Steinkohle ohne denselben einfach unmöglich. Dies zu betonen ist nicht unwesentlich, weil damit ausgesprochen wird, dafs eine Verwendung von Wärme irgend welcher Herkunft zum Zweck der Entgasung nicht * Der Wassergasapparat gehört nicht in den Bereich unseres Themas, weil er kein Verbrennungsapparat ist, wie der Generator. Im Gegentheil absorbirt die Reaction G + OH: — GO + Ha 2400 Gal. p. kg ver gasten Kohlenstoffes. Der Procefs „mufs also durch Wärmezufuhr von aufsen unterhalten werden. Man kann ihn allerdings auch mit dem Generatorprocefs bis zu einem gewissen Grade verbinden, indem man gleichzeitig mit der Luft überhitzten Wasserdampf in den Generator treten läfst. Freilich erreicht man da durch nur für die Zwecke der indirecten Heizung ein reicheres Gas, während bei directer Generatorfeuerung gar kein Nutzen, wohl aber Störung des guten Gan ges, zu erwarten ist. da ja dieselbe Wärme, welche das angereicherte Gas im Ofen mehr entwickeln könnte, ihm vorher durch die Wassergasreaction entzogen wird. Bei der'Berechnung der voraussichtlichen Kosten des Wassergasverlährens, wird oft aufser Acht gelassen, dafs die Reactionstemperatur nicht unter 1100 0 liegt. Diese Temperatur mufs gewissermafsen als Nullpunkt einge setzt werden, so dafs z. B. in Koks und Wasser dampf von 1600 für den Zweck der Wassergasberei tung nur 500 o disponibel sind. Da alle Operationen oberhalb dieser hohen Nulllage ausgeführt werden müssen, treten aufserordentliche Transmissionsver luste ein, so dafs die Wassergaserzeugung in Wirk lichkeit nicht so billig ist, wie auf dem Papier. Alles kommt auf das Zusammenhalten der Wärme an und wird noch viel Arbeit und Scharfsinn aufgewandt werden müssen, bis das Wassergas aufbört, Zukunfts heizstoff zu sein. — Die Reaction GO +H:0= GO2 + Ha, welche auch wohl zur Gewinnung von Wassergas dienen könnte, hat den grofsen Fehler, dafs sie gar nicht existirt. — Auch die Dissociation des Wassers durch Hitze ist für die Praxis nicht verwendbar, weil sie erstens selbst bei 2000 0 noch unbedeutend ist und weil zweitens das eventuell gebildete Knallgas nicht abgekühlt werden könnte, ohne sofort wieder Wasser zu bilden.