Volltext Seite (XML)
Einführung des Entphosphorungsprocesses von Tho mas-Gilchrist ist auch die Möglichkeit der Erzeugung von Flufseisen und Stahl für die dortigen Industrie gebiete entstanden, und zeigen die bereits bestehen den , sowie zum gröfseren Theil noch im Bau begriffenen Neuanlagen, dafs die Inhaber und die Leiter derselben bestrebt sind, die sich dadurch bietenden Vortheile in vollem Mafse auszubeuten. Halten die in den letzten Jahren dort entstan denen neuen Hochofenanlagen ihren Erbauern die Anerkennung rationeller Einrichtung gesichert, so verdienen die neuen Stahlhütten und Walz werke nicht geringere Beachtung, deren Bau auf französischem Gebiete vornehmlich in grofsartig- ster Weise in Ausführung genommen worden ist, nachdem durch den Betrieb der Thomas-Stahl werke in Neunkirchen und Haingen die Lebens fähigkeit des Processes für die dortige Gegend nachgewiesen war. Auch in Belgien hat die Eisen- und Stahl industrie infolge dieses Impulses durch Ver- gröfserung vorhandener Werke und Errichtung mehrerer Neuanlagen eine erhebliche Ausdehnung erfahren. Die französischen Werke sind in der Lage, die durch die höheren Eingangszölle geschaffenen günstigen Verhältnisse in vollem Mafse auszu beuten, indem das Roheisen dort unter gleichen Fabricationsbedingungen einen um ca. 15 Mark höheren Verkaufswerth hat als auf dieser Seite. Ein kurzer und allgemein gehaltener Rück blick auf die, von berufener Seite vielfach be schriebene Hochofenindustrie läfst zunächst die Thatsache hervortreten, dafs die Uebergangs- periode von dem Bau von Oefen mit einer Tagesproduction von 15 Tonnen zu solchen von doppelter und dreifacher Leistung, welche vor etwa 20 bis 30 Jahren eintrat, infolge der er zielten günstigen ökonomischen Resultate auch in dortiger Gegend eine allmähliche Steigerung der Production auf 75, 100 und sogar 125 Ton nen pro Ofen in 24 Stunden anstreben liefs. Die Erfahrung lehrte indessen bald, dafs ein Verfolgen dieser Richtung bis zu den Abmessungen der Oefen, welche in England erreicht worden sind, für die hier vorhandenen Verhältnisse nicht praktisch sei. Bei den in den letzten 10 Jahren errichteten Neuanlagen ist daher die Regel, dafs eine Tagesproduction von 70 bis 100 Tonnen Roheisen den sichersten und sparsamsten Betrieb ergiebt, vorwiegend mafsgebend gewesen und hat eine Höhe des Ofenschachtes von 18 bis 20 m bei 5 bis 6 m gröfster Weite als normal ergeben. Als Grund hierfür wird angegeben, dafs man nicht mit absoluter Sicherheit auf den regel- mäfsigen Bezug des harten westfälischen Koks rechnen kann und also auch für solchen von Belgien und dem Saargebiet Einrichtungen treffen mufs, sowie ferner, dafs die zum Theil sehr weichen Minette einem so starken Drucke im Ofen, wie durch die grofse Schachthöhe bedingt wird, nicht genügenden Widerstand zu leisten vermögen. Eine Betrachtung der Einzelheiten in der Construction der Oefen läfst es zunächst auffallend erscheinen, dafs die so oft erörterten Fragen, ob das Rauhgemäuer erforderlich ist oder ein nackter Kernschacht genügt, sowie ob ein geschlossener Blechmantel dem Verbände durch Reifen vorzu ziehen ist, noch immer nicht entschieden sind. Wenn auch das Rauhgemäuer für dortige Verhält nisse in keinem Falle als vollkommen entbehrlich be trachtet worden ist, so mufs man doch fragen, wozu ein solches aus hohlen Steinen und ohne Blech mantel dienen soll, deren Kanäle in radialer Rich tung von aufsen nach innen führen, welche Anord nung u. a. in Pompey und Villerue getroffen worden ist. Ein Schutz gegen einseitige Abkühlung durch Luft und Feuchtigkeit wird hierdurch nicht mehr erzielt und würde zur Unterstützung der Gicht bühne und der Brücke eine aufsen stehende Eisenconstruction unzweifelhaft billiger und zweck- mäfsiger sein. Bei anderen Anlagen neuester Zeit hat man den genieteten Blechmantel mit Rauhgemäuer angewandt, ohne die demselben anhaftenden Uebelstände zu fürchten, dafs der Kernschacht von aufsen schwer zugängig und der Ausdehnung desselben ein absolut starrer Widerstand entgegen gesetzt wird, welche beide durch die Verbindung der Blechplatten vermittels Rahmen von Winkel eisen und Schrauben beseitigt werden. Die Umgürtung des Rauhgemäuers mit Reifen von Schmiedeeisen hat sich vielfach gut bewährt und ergiebt jedenfalls die einfachste Construction. Der Ring, auf dein dieses sowie der Kernschacht stehen, wird meistens aus Gufs- eisen, in einzelnen Fällen auch aus Schmiede eisen hergestellt, während die denselben tragen den Säulen jetzt vielfach aus gewalztem Profil eisen, vornehmlich J_ Trägern, zusammengenietet werden, weil diese, gegenüber solchen aus Gufs- eisen, den Vorzug gröfserer Sicherheit bei ein seitiger Erwärmung oder selbst theilweiser Zer störung besitzen. Ein Fufs wird von Gufseisen angegossen, unten bearbeitet und auf die Fun- damenlplatte aufgeschraubt, während die oberen Enden der Säulen zwischen den Segmenten des Ringes, der den Schacht trägt, eingeklemmt werden. Zum Auffangen der Gichtgase dienen Ein richtungen von vielfach verschiedener Art, deren wesentlicher Unterschied darin besteht, dafs ein zelne einen vollkommenen Verschlufs der Gicht mündung ergeben, der von anderer Seite wieder als unzulässig erachtet wird, weil der durch den grofsen Wassergehalt der Erze entstehende Dampf eine zu hohe Spannung im Ofen erzeugen würde. Es entsteht dadurch der theilweise Verschlufs durch Einhängen einer oben geschlossenen Glocke und Ableitung der Gase von der Peripherie so-