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nehmen demgemäfs bei der Einfuhr von Maschinen auch die für die Zuckerproduction nöthigen die erste Stelle ein. Wie bedeutend diese Einfuhr ist, an wel cher Deutschland bisher fast gar nicht Theil genom men, geht daraus hervor, dafs im Jahre 1880 allein für über 1/2 Million Dollars Zuckerpressen theils zum Dampf-, theils zum Büffelbetrieb vom Auslande be zogen worden sind. Zum Transport des Zuckerrohrs wird jetzt vielfach die Anlage von festen und trans- portabeln Tramways und die Beschaffung von Loco- motoren ins A'uge gefafst. Uebrigens sind Maschinerieen zollfrei — excl. 2°/0 Hafenabgabe in Manila —, wogegen alle übrigen Im portartikel 10°0 ad valorem Zoll bezahlen müssen. Bisher ist das Maschinengeschäft fast ganz in eng lischen Händen. Will Deutschland auf diesem sehr lohnenden Absatzgebiet festen Fufs fassen , so wäre es am geeignetsten, wenn mehrere Maschinenfabriken sich vereinigten, um einen gewandten Ingenieur zum Studium der Verhältnisse und Anknüpfung von Be kanntschaften herauszuschicken. Derselbe müfste aller dings auf dem Gebiete der Anlage von Eisenbahnen, Tramways, Wasserleitungen, Hafenbauten, Fabrikein richtungen aller Art sich zurecht finden und alle Zweige unserer Industrie vertreten können. Auch für Nähmaschinen, die allerdings auch bisher schon zum Theil von Deutschland bezogen wurden, ist noch weiterer Absatz möglich. In Chile hat sich in jüngster Zeit die Sachlage der deutschen Maschinen- und Eisenindustrie wesent lich zum Bessern gewandt. Gerade dort beherrschte England in den genannten Handelszweigen fast aus- schliefslich den Markt. Nachdem indessen wieder holt englische Lieferungen nicht nach Wunsch aus gefallen waren, ist es in der letzten Zeit der deutschen Industrie gelungen, sich allgemeine Anerkennung der Güte und Preiswürdigkeit ihrer Leistungen, besonders auf dem Gebiete der Eisenbahn-, Brücken- und Schiffs baumaterialien zu verschaffen. Da für die nächste Zeit der Ausbau des südlichen Bahnnetzes sowie die Anlage eines Trockendocks in Talcahuano seitens der chilenischen Regierung in Aussicht genommen ist und aufserdem die Wieder herstellung der auf den bereits im Betriebe befind lichen Eisenbahnen weggeschwemmten Brücken sowie gröfsere Unterhaltungs- und Erneuerungsarbeiten noth wendig geworden, so eröffnet sich für die deutsche Industrie auf dem chilenischen Markt eine günstige Perspective. — Den deutschen Exportbestrebungen stehen leider mancherlei Hemmnisse entgegen, auf deren möglichste Beseitigung mit vereinten Kräften hingewirkt werden mufs. Dazu gehört unter anderm auch, dafs die Er zeugnisse der heimischen Industrie auf zahlreichen ausländischen Märkten nicht in gebührendem Mafse bekannt sind, und dafs ein Theil der kaiserlichen Gonsuln mit den industriellen und gewerblichen Ver hältnissen Deutschlands nicht hinlänglich vertraut ist. In zahlreichen Berichten der kaiserlichen Consuln wird die ungünstige Lage, welche der deutsche Export in einer Anzahl von Ländern den concurrirenden Nationen gegenüber einnimmt, zu einem grofsen Theile dem Umstande zugeschrieben, dafs die Industrieen der letzteren es verstanden haben, ihre Erzeugnisse durch vortreffliche Musterbücher und Kataloge bekannt zu machen und einzubürgern. Das Adrefsbuch der deutschen Export-Industrie, mit dessen Heraus gabe im Auftrage des Central-Verbandes deutscher In dustrieller die Generalsecretäre Regierungsrath a. D. Beutner-Berlin , Bueck-Düsseldorf und Dr. Rentzsch- Berlin betraut sind, wird in knapper und übersicht licher Weise, nach Industrieen geordnet, die gewerb lichen Haupt-Etablissements und die Erzeugnisse der selben aufführen, die letzteren, soweit möglich, durch bildliche Darstellungen veranschaulichen und zugleich in präciser Weise die wichtigsten Geschäftsbedingun gen angeben, deren Kenntnifs für auswärtige Käufer zur Anbahnung neuer Handelsbeziehungen erforderlich ist. Es versteht sich von selbst, dafs das Unternehmen sich von allem Parteigetriebe fernhalten und einen durchaus nationalen Charakter an sich tragen wird, und der Handels-Minister hat ganz besonders be tont, dafs jede Bevorzugung einzelner grundsätzlich ausgeschlossen bleiben müsse und dafs alle Etablisse ments eine gleiche Berücksichtigung erfahren müssen, gleichviel ob die Besitzer derselben zugleich Mitglieder einzelner Industrieverbände sind oder nicht. Die Herausgeber werden auf das eifrigste bestrebt sein, ein Buch fertigzustellen, welches die Bedeutung, die Entwicklung und die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie dem Auslände gegenüber in vollem Umfange zur Anschauung bringt und dazu beitragen wird, dem deutschen Ausfuhrhandel einen erhöhten Aufschwung zu verleihen. Iron and Steel Institute. Die Frühjahrs-Versammlung des Iron and Steel Institute wurde am Mittwoch den 10. Mai in den der Gesellschaft der Civil-Ingenieure gehörigen Räumen in Westminster, London, eröffnet. Die Betheiligung war weit geringer als bei der letzten Herbstversamm lung, wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir die Ur sache hierzu in der verhältnifsmäfsigen Dünnheit der Tagesordnung, sowie dem Mangel einer besonders Neues versprechenden Mittheilung suchen. Die ge schäftlichen Mittheilungen waren, wenngleich auch an und für sich langweilig, so doch insofern erfreu lich, als sie die weitere gesunde Entwicklung und die günstige financielle Lage der Vereinigung dar legten. Wir heben hier hervor, dafs die Vereinigung jetzt 1178 Mitglieder, darunter 120 im Jahre 1881 neu zuge tretene, zählt; der Vermögensbestand beträgt 2,314 €, die im letzten Jahr erzielte Ersparnifs 895 €. Anderer seits wies der Bericht auch auf unersetzliche Lücken, welche der Tod in dem Laufe des letzten Jahres in den Reihen der Vereinsmitglieder gerissen, in hervor ragender Weise wurde der Mitglieder W. Menelaus und A. L. Holley gedacht. Letzterem war die Bessemer- Medaille für das Jahr 1882 zuerkannt worden, der plötzlich eintretende Tod verhinderte jedoch die Ver leihung derselben an ihn persönlich, und beschlofs der Vorstand die Medaille an den in London an wesenden Minister der Vereinigten Staaten, Mr. Lowell, zur Weiterüberreichung an die Hinterbliebenen Holleys zu übergeben. Einen der bemerkenswerthesten Augen blicke bot die dann folgende Genehmigung der Trauer resolution für den nur wenige Tage vorher in Dublin ermordeten Obersecretär für Irland, Lord F. Cavendish. Derselbe war langjähriges Mitglied und erst vor kurzem zum Vice-Präsidenten des Institutes gewählt worden. Um den Mitgliedern die Theilnahme der am folgenden Tage stattfindenden Beerdigung zu ermöglichen, wurde eine Vertagung der für diesen Tag anberaumten Sitzung auf Freitag den 12. Mai beschlossen. Nach Erledigung der inneren Angelegenheiten wurde eine Abhandlung von Mr. Richards: »Ueber gewisse physikalische Eigenschaften des weichen Stahles«, die in der letzten Sitzung unerledigt geblieben war, verlesen. Der Vortrag bot manches Interessante, und werden wir auf denselben, wie auch die später gehaltenen in un serm nächsten Hefte eingehender zurückkommen. So dann berichtete Mr. Paget- Mosley über ein neues Kohlengewinnungsverfahren, dessen wesentlicher Punkt in der Anwendung von comprimirtem kaustischen (Aetz-) Kalk liegt. Derselbe wird in das Bohrloch gesteckt und mit Wasser angefeuchtet, durch die sich entwickelnden Wasserdämpfe und die Volumenver- gröfserung des Kalkes wird das Kohlenflötz ge sprengt. Gröfsere Sicherheit, Ersparnifs und geringeren