Volltext Seite (XML)
238 Nr. ß. „STAHL UND EISEN.“ Juni 1882. machte sich die Einschaltung des Stromes durch starkes Vibriren bemerkbar. Da aber bei dem neuen Motor eine directe Verbindung hergestellt ist und keine Massen in Bewegung sind, macht sich das Einsetzen der Wagen gar nicht bemerkbar. Vorsitzender: Die Sache ist mir neu, und wäre es gewifs zweckmäfsig, wenn Herr Boeddinghaus uns mit einer kurzen Beschreibung in der Zeitschrift erfreuen wollte. Herr Schott: Die Dolgoruckische Maschine arbeitet gegenwärtig auf der Londoner elek trischen Ausstellung und erregt dort die gröfste Bewunderung der Fachleute. Während die anderen Maschinen mit grofsem Spektakel arbeiten, ist der Gang derselben fast geräuschlos. Herr Vahlkampf: Herr Boeddinghaus spricht von einer elektrischen Bahn, zu deren Betrieb wohl nur eine verhältnifsmäfsig geringe Kraft erforderlich ist, während eine Schnellwalze bis zu 500 Pferdekräfte erfordert. Es ist aber fraglich, ob das in Rede stehende System für eine solche Leistung praktisch verwendbar ist. Herr Spannagel: Nach dem Kraftverbrauch scheint es mir, dafs die Maschine für unsern Zweck nicht zu gebrauchen sein würde. Herr Boeddinghaus giebt an, dafs'die Maschine 34 kg Dampf pro Pferdekraft und Stunde verbraucht, während zum Betriebe einer guten 2 Gylinder maschine mit Condensation doch nur etwa 121/2 kg erforderlich sind. Herr Boeddinghaus: Bei Anwendung einer Dampfspannung von 7 Atm. reducirt sich der Kohlenverbrauch gemäfs der Untersuchung von Prof. Radinger auf 24 kg. Herr Helmholtz: Dem Vernehmen nach sind 6—8 Fälle vorgekommen, wo die Seilscheiben in die Luft gegangen sind. Ich bin nicht in der Lage gewesen, einen derartigen Fall in der Nähe zu sehen, es ist mir aber von Fachgenossen versichert worden, dafs es nicht recht zu erklären wäre, woher die Explosion entstanden, und dafs die gewöhnliche Anschauung von der Gentrifugal kraft nicht genüge, um das Springen der Seilscheiben zu erklären. Dieselben laufen wohl schneller als manches unserer Schwungräder, aber die, im Verhältnifs zur Anzahl der in Betrieb befindlichen Seilscheiben grofse Zahl von Explosionen giebt doch zu denken. Man hat bereits die Hypothese aufgestellt, dafs das äufsere Abdrehen des Kranzes die Veranlassung geben könnte. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dafs jedenfalls die Ursachen für diese Erscheinungen einer Aufklärung bedürfen, die Ausführungen des Herrn Klein sind gewifs so zutreffend, dafs sich dagegen nichts sagen läfst, wenn aber die Dinger die Neigung haben zu explodiren, so möchte wohl der Walzwerksbesitzer keine Neigung haben, sie einzuführen. Sollte nicht ein Fachgenosse von Menden-Schwerte nähere Auskunft geben können? Herr Berckemeyer: Bei Menden-Schwerte ist allerdings eine Seilscheibe auseinandergeflogen, aber die Ursache ist nicht ermittelt worden. Herr Schemmann: Die Ursache ist nach meiner Ansicht darin zu suchen, dafs es vorkommen kann, dafs ein auf einer Seite laufendes Seil stärker angespannt ist als die anderen, dafs also ein Verdrehen der Scheiben stattfindet und dadurch die Explosion erfolgt. Herr R. M. Daelen: Ich möchte hiergegen darauf aufmerksam machen, dafs man ungenirt mit einem Seile allein arbeiten kann, ohne dabei eine gröfsere Gefahr beobachtet zu haben. Ein besonderer Vortheil der Seiltransmission besteht darin, dafs man mit einem, mit zwei oder drei Seilen arbeiten kann; das dürfte also nicht vorkommen, wenn die Vorraussetzung des Herrn Schemmann zutreffend wäre, denn in etwa wird dabei stets der Kranz ungleichmäfsig beansprucht. Wenn die Seilscheibe gegenüber der Riemscheibe eine gröfsere Tendenz zum Zerspringen hat, so dürfte dies vornehmlich darin zu suchen sein, dafs der äufsere Kranz in anderer Form abgedreht ist. Es sind sehr dünn ausgearbeitete Rippen vorhanden , wenn nun irgend ein kleiner Fehler im Gufseisen vorhanden ist, so wird sich dieser in der fein ausgedrehten Form am schlimmsten zeigen, denn bekanntlich ist ein Stück Gufseisen an der Stelle am empfindlichsten, wo irgend ein geringer Fehler vorhanden ist. Man ist bereits dazu übergegangen, die Rillen weiter voneinander zu entfernen, so dafs zwischen jeder Rille eine mehr wulstförmige Rippe stehen bleibt. Diese Gonstruction ist viel solider als die anderen; sie hat allerdings den Nachtheil, dafs die Scheibe breiter wird. Ich glaube, dafs man schliefslich dazu übergehen mufs, wie man es auch schon bei den Riemenscheiben ge- than hat, dafs man eine Combination von Gufs- und Schmiedeeisen anwendet, und ich bin überzeugt, dafs man auf diese Weise dahin geräth, der Seilscheibe dieselbe Sicherheit zu geben, wie sie die Riemscheibe hat. Herr Fehland: Ueber den Scheibenbruch in Schwerte glaube ich Auskunft geben zu können; die Sache lag dort sehr einfach. Verschiedene Stücke der zertrümmerten Scheiben sind auf der Probirmaschine der Cöln-Mindener Bahn in Dortmund untersucht worden, und haben die Zerreifsver- suche für einzelne Stücke eine absolute Festigkeit von ca. 1350 kg pr. qcm ergeben, woraus hervor geht, dafs die Scheiben aus vorzüglichem Materiale hergestellt waren. Leider zeigten aber benach-