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228 Nr. 6. „STAHL UNI) EISEN.“ Juni 1882. Ich möchte mir nun die Frage erlauben: Welcher von diesen Apparaten ist der beste? (Heiterkeit). Und zweitens: Wenn einer von den dreien der beste ist, weshalb baut man dann noch die anderen? Wes halb baut man noch abwechselnd Gowper-Apparale und Whitwell-Apparate? Denn gerade bei diesen Apparaten ist doch die Raumfrage nicht entscheidend. Ich hoffe, dafs mehrere der Herren, die auf ihren Hochöfenwerken verschiedene Apparate haben, darüber die nöthige Aufklärung ertheilen können. Sodann möchte ich gern wissen: Welches ist die Maximalhöbe eines Hochofens, wo ist die Grenze, deren Ueberschreiten vom Uebel ist? Und welches ist der maximale kubische Inhalt eines Hochofens? Und endlich möchte ich Herrn Hilgenstock fragen, wann der präcise Zeitpunkt ein- treten wird, wo das Puddeleisen vom Erdboden verschwindet und nur noch Thomas-Eisen producirt wird? (Heiterkeit.) Ich habe noch mehr Fragen, diese werden aber vorläufig genügen. Herr Schlink: Was die Frage der Windheizapparate anbetrifft, so will ich mich auf die Er örterung beschränken, ob der Whitwell- oder der Cowper-Apparat der bessere ist, glaube aber, dafs die Frage nicht in dieser allgemeinen, scharfen Form gestellt werden darf; man kann nicht einen und denselben Apparat für alle Fälle empfehlen. Cowper-Apparate bieten, wegen der gröfse- ren Menge von Kanälen, eine viel gröfsere Heizfläche als Whitwell -Apparate bei gleichem Raum inhalte, haben aber den grofsen Nachtheil, dafs sie dem Verstauben weit mehr ausgesetzt und sehr schwer zu reinigen sind. Ich bezweifle, dafs man bei einem Giefsereieisenbetriebe, wo sich Un massen von Gichtstaub absetzen, auf die Dauer mit Cowper-Apparaten zurecht kommt. Wir in Mülheim müssen beispielsweise unsere Whitwell-Apparate nach einigen Monaten aufser Betrieb setzen, kalt werden lassen, die an den Wänden haftende Kruste abkratzen und können dann erst wieder die von Herrn Limbor angedeuteten Resultate erzielen. Die Antwort auf die vom Herrn Vorsitzenden gestellte Frage kann daher nicht in absoluter Weise gegeben werden, sie richtet sich vielmehr nach den Umständen, nach den Rohmaterialien, der Art des Betriebes u. s. w. In dem einen Falle wird man Cowper-, in dem andern Whitwell-Apparate vorziehen. Das ist meine be scheidene Ansicht von der Sache. Vorsitzender Herr Lueg: Die Sache würde also nach dem eben Gehörten darauf hinauslaufen, dafs für schmutzige Verhältnisse Whitwell, für reinliche Verhältnisse Cowper zu empfehlen sein würde. (Grose Heiterkeit.) Ich glaube aber doch, die Frage ist noch nicht erschöpfend be antwortet. Herr Helmholtz: Da, wie der Herr Vorsitzende sagte, es sehr gern gesehen wird, dafs man Fragen stellt, so möchte auch ich mich aufs Fragen legen, und der Herr, an den ich mich wenden möchte, wird ja wohl meine Fragen beantworten können. Ich möchte zurückgreifen auf den Vor trag des Herrn Limbor und zwar auf die Stelle desselben, wo er gewissermafsen um Entschul digung bat, dafs er sich soweit darüber ausliefse. Es ist dies zufälligerweise gerade diejenige Stelle gewesen, die mich am meisten interessirt. Als Consument von Giefserei - Roheisen habe ich mich manchmal ein bifschen darüber gelangweilt, dafs westfälische Hochöfen uns Giefserei-Roheisen Nr. 111 in Goncurrenz mit englischem Nr. 111 hin und wieder geliefert haben, während sie das mit Nr. 1 niemals versucht haben. Sie haben mit vollem Recht hervorgehoben, dafs Ihre deutschen Roheisen- Sorten den schottischen in qualitativer Hinsicht ebenbürtig zur Seite stehen. Was das englische Roheisen betrifft, so haben Sie nicht für nölhig gehalten, auch diesem gegenüber Ihre bessere Qualität hervorzuheben, aber Sie müssen nicht nur in der Qualität, sondern auch im Preise con- curriren. Die Giefsereien brauchen ja auch billiges Eisen und nehmen deshalb englisches. Der Vortrag des Herrn Limbor culminirte darin, dafs er den grofsen Preisunterschied, den deutsche Werke zwischen Nr. 1 und Nr. III machen, erklärte. In England beträgt dieser Preisunterschied gewöhnlich nur 21/2 sh, in Deutschland ist derselbe oft dreimal so hoch. Ich habe geglaubt, dafs dies darin liege, dafs unsere deutschen Giefserei-Roheisen-Producenten meistens nicht mit denselben modernen Apparaten wie die Clevelandleute arbeiten, namentlich geringere Windtemperatur als die letzteren anwenden. Das Eigenthümliche des modernen Apparats und des Cleveland-Eisens ist der leicht erzielte hohe Silicium-Gehalt, ich möchte sagen, das Eigenthümliche des modernen Apparats ist, dafs diese chemische Beschaffenheit ohne Kosten erzielt wird und dafs deshalb in Cleveland eine verhältnifsmäfsig geringe Werthdifferenz besteht. Nun arbeitet Herr Limbor aber gerade mit einem modernen Apparate, namentlich mit freilich etwas zu kleinen Whitwell-Apparaten, kurz, ge rade ihm müfste die Fabrication höherer Nummern nicht theurer kommen, Siliciumgehalt und hohe Graphitausscheidung dürften ihm nicht theuer werden. Was mir nun am meisten aufgefallen ist, ist, dafs Sie sagen, für Giefsereieisen Nr. I brauchen Sie eine Schlacke, in der der Basensauerstoff zum Säurensauerstoff sich wie 3 : 2 verhält, also hochbasische Schlacke. Die Herren werden es ja besser wissen, aber soviel ich weifs, existirt ein derartiges Sauerstoffverhältnifs weder in England noch in Schottland, noch in französischen Betrieben, ich kenne ein ähnliches nur beim Ferromangan. Herr Limbor hat nicht geradezu geäufsert, aber im Zusammenhänge seines Vortrages mufs man darauf kommen, dafs er die Ansicht habe, dafs für