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Für den Hochofenmann bedeutet diese Analyse, — beim P das Komma nur um 1 Stelle nach links gerückt, — ein gutes, mäfsig strahliges Puddeleisen, und hiermit möchte ich die Ergeb nisse für den Hochofenbetrieb besonders betonen, die nach meiner Meinung bei den vielfachen Er örterungen über den Entphosphorungsproces noch nicht hinreichend hervorgehoben sind. M. H.! Der Hochofenbetrieb auf Thomas-Eisen ist der einfachste und günstigste, den wir kennen. Die angegebene Zusammensetzung sagt, dafs das Thomaseisen weit über Treib eisen stehen soll, dafs also der Hochofengang so warm geführt werden kann und mufs, um Roh gang, wenn keine aufserordentlichen, nicht vorher zu erkennenden Störungen eintreten, vollständig aus- zuschliefsen. Andererseits darf das Eisen mehr strahlig und melirt fallen, ohne an seiner Qualität irgendwie Einbufse zu erleiden. Es ist klar, welcher aufserordentliche Abstand liegt zwischen dem Erblasen eines solchen Eisens und dem des grauen Bessemereisens mit garantirtem Si-Gehalt. Es ist gemeint worden, die PO, der Erze zur Darstellung von Thomaseisen sei schwer reducirbar; ich habe das nicht finden können. Jedenfalls ist bei den Phosphormengen, die beim Thomaseisen in Betracht kommen, die Affinität des P zum Eisen in hoher Temperatur zu grofs, als dafs die POs nicht mit Leichtigkeit reducirt und der P ins Roheisen übergeführt werden sollte. Allerdings erfordert die vorhandene POs ihr Aequivalent G in Gestalt von GO zur Reduction und von der Hochofen-Schlacke der Useder Hütte ist es jalängst bekannt, dafs man in ihr bis zu 2/10°/0 nachweisen kann; ich habe aber beim Betriebe auf Thomaseisen in selbst länglicher, wenig warmer Schlacke nur 0,32 und 0,45 % P constatiren können. Dafs in dein entsprechenden Gichtstaub auch 0,44 % P gefunden wurden, ist ja erklärlich, sei aber nebenbei bemerkt. Wir dürfen (daher) im allgemeinen sagen, dafs die POs der Erze beim Erblasen von Thomaseisen noch vollständig reducirt wird, und sind daher in der Lage, aus dem P-Gehalt der Erze den des Thomaseisens ziemlich genau im voraus bestimmen zu können. Die Darstellung des Thomaseisens erfordert nicht entfernt so viel Ofenraum wie die des Bessemereisens. Mufs man für letzteres 4 cbm pro Tonne in 24 Stunden rechnen, so kommt man für Thomaseisen mit 2,5 — 3 cbm aus, und man erbläst 100 Tonnen Thomaseisen pro Tag in einem Ofen von nur 250 bis 300 cbm mit demselben öconomischen Erfolge, wie dasselbe Quantum Bes semer-Eisen in Oefen von 400 cbm Inhalt, und das ist ein Vorzug des Thomaseisens, den ich ganz besonders betonen möchte und dabei die Frage aufwerfen: Ist es überhaupt noch zweckmäfsig, Oefen auf mehr als 100 Tonnen tägliche Production zuzustellen? Die Frage ist ohne Zweifel be rechtigt, wenn es unumstöfsliche Thatsache ist, dafs eine weitere Erhöhung der Oefen keine ent sprechende Verminderung des Koksverbrauchs zur Folge gehabt hat. Es ist in den Erörterungen über die Kosten des Thomasverfahrens vielfach die Frage berührt worden, um wieviel das Thomaseisen billiger zu produciren ist als das Bessemereisen; ich möchte die Differenz bei jetzigen Rohmaterialpreisen auf 22 bis 23 •6 pro Tonne angeben. Das Thomaseisen erfordert mindestens 400 kg Koks pro Tonne weniger als das Bessemer-Eisen und kostet 4 bis 5 •%6 18 •6 weniger für Erze und Kalksteine 1846 22 bis 23 Ich habe dabei nicht berücksichtigt, dafs bei Thomaseisen aufserdem bei sonst gleichen Be triebsmitteln die Löhne und Betriebsunkosten erheblich geringer sind als bei Bessemerroheisen. Wie viel anders wird sich die Differenz der Productionskosten gestalten, wenn wir uns einmal wieder einer solchen Hausse erfreuen sollten, in der wir den Gentner Koks mit 11/2 und 2 46 bezahlen. Es ist gesagt worden, wir haben in Deutschland keine hinreichenden Massen geeigneter Thomas erze. Wäre das richtig, dann müfste es um die Fundirung der Puddeleisenproduction schlecht bestellt sein. Ihre Erbschaft aber wird in geraumer Frist die Production von Thomaseisen antreten. Ueber das Vorkommen von Thomaserzen hat Herr Director Brauns ausführlich am 11 De- cember v. J. berichtet, so dafs ich bezugnehmend mich bescheiden kann. Leider hat die Natur unser Vaterland nur mit einem Vorkommen bedacht, wie das von Ilsede, welches ein Thomaseisen per Excellence liefert. Vorsitzender: Es folgt also jetzt eine Pause von 10 Minuten. Nach Wiedereröffnung der Verhandlungen nimmt das Wort: Vorsitzender Herr Lueg: M. H.! Es ist wohl Manches in den gehörten Vorträgen unverständlich geblieben und ich bitte daher die Herren, zur Stellung von Fragen und zu weiterer Aufklärung das Wort zu nehmen. Zu denjenigen, denen Manches unverständlich geblieben ist, gehöre ich auch. Zwei Fragen möchte ich mir gestatten. Man baut Winderhitzungsapparate von verschiedener Gon- struction, man wendet das System Whitwell, das System Gowper und die alten Röhrenapparate an.