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Juni 1882. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 6. 219 erzen hingewiesen, den höchsten Mangangehalt und niedrigsten Phosphorgehalt im Eisen liefert, doch letzteren selten unter 0,35 %. Das graue Puddeleisen aus Rheinland und Westfalen hält neben Cu folgende Bestandtheile nach drei neuen Analysen: Mn Si • s p 1,66 °/o, 2,96 °/ 0 , 0,165 °'o. 0,83 °/0, 0,64 °/ 0 , 1,09 o/o, 0,03 °/ 0 , 0,66%, 1,48%, 1,59%, 0,09 %, 0,71%. Ein graues nassauisches Holzkohlen-Roheisen, welches als Puddelroheisen verwandt wird, ent hielt Mn — 0,32%, Si = 1,01%, S = 0,03 °‘o, P = 0,52%. Das graue Qualitäts-Puddel- roheisen wird fast aus denselben Erzsorten wie das Qualitäts-Puddelroheisen erblasen, nur werden , manganreiche Erze ausgeschlossen. Von Puddelroheisen II. Qualität in Rheinland und Westfalen liegen mir 2 Analysen vor, dem nach enthält dasselbe: Mn = 1,78%, Si = 0,73%, S = 0,13%, » = 1,67%, » = 0,51%, „ = 0,087 %, P 0,945 und 1,248%. Die Productionsmengen an grauem Qualitäts-Puddelroheisen übersteigen nicht wesentlich die Production an Giefserei-Roheisen, während die Productionen an Puddelroheisen II. Qualität den Productionen an Qualitäts-Puddelroheisen, weil meist aus geringerem und etwas wärmerem Möller erblasen, gleichstehen. Zum Puddelroheisen II. Qualität werden die edlen gerösteten Spatheisensteine nicht verwandt, wohl aber mehr gerösteter Blakband, Schweifsschlacke und Raseneisensteine, während Lothringensche Minette nur versuchsweise und in geringen Mengen zur Herstellung dieses Eisens eingeführt sind. Die phosphorreichen Ilseder und Luxemburg-Lothringer Roheisensorten sind seit Beginn ihrer Darstellung, weil ihres Schwefel- und Phosphorgehaltes wegen von geringerem Werthe, zur Puddel- roheisen-Fabrication als sogenanntes Zusatzeisen verarbeitet. Beide Eisensorten haben in neuester Zeit bei der Stahlfabrication nach dem Thomas-Verfahren eine hohe Wichtigkeit erlangt. Das Ilseder Roheisen wird seines Mangangehaltes wegen dem Luxemburg-Lothringer Roheisen vorgezogen. Doch beziehen die Luxemburg-Lothringer Hochofenwerke jetzt auch aus Nassau manganreiche Erze als Zuschlag, um dadurch das Eisen zu verbessern, den S-Gehalt besser entfernbar zu machen. Die Ilseder Hütte erzeugt ihr Roheisen hauptsächlich aus den nahe der Hütte in kolossalen Lagern abgesetzten oolithischen Eisenerzen, welche dicht unter der Erdoberfläche beginnen und dem Senon. dem jüngsten Gliede der Kreideformation angehören, in demselben Lager treten kieseiige und kalkige Eisenerze auf, welche in richtiger Mischung eines Zuschlages nicht bedürfen. Obgleich Herr Director Schlink in einem Aufsatze in unserer Zeitschrift die Ilseder Verhältnisse schon besonders hervorgehoben hat, so befasse ich mich mit diesem einzig in Deutschland vorkommenden Erzlager etwas ausführlicher, da dasselbe verschiedenen rheinisch-westfälischen Gollegen interessant sein dürfte, und führe 3 Analysen der meist zur Verhüttung kommenden Erze hier an: Fe = 40,78 % 43,91 % 30,80 % Mn = 5,27 „ 3,68 „ 3,40 „ SiO, = 10,70 „ 4,87 „ 3,90 „ A1 2 O s = 4,76 „ 1,00 „ 1,00 . CaO = 5,09 „ 8,96 „ 21,61 „ MgO = 0,44 „ 1 » » P = 1,20 bis 1,82. Ich fand diese Analysen auf Fol. 70 des neuen Werkes des Herrn Professors Dürre: „Die Anlagen und der Betrieb der Eisenhütten“, während mir die folgenden Notizen über die Ilseder Hütte vom Herrn Collegen Spamer, dem technischen Leiter der Hütte, bereitwilligst mitgetheilt wurden. Die Ilseder Hütte hat z. Z. in ihren neuen Hochöfen die gröfste Production auf dem euro päischen Continent und hat die Productionsfähigkeit ihrer Hochöfen von Jahr zu Jahr bedeutend gesteigert. Es betrug die gröfste Tagesproduction per 1 Ofen im Jahre 1870 = 98 500 kg 1873 = 101900 kg 1882 = 156 700 kg Die durchschnittliche Tagesproduction 1870 = 75235 kg 1873 = 82049 kg 1882 = 134 915 kg (von 1. Januar bis letzten April).