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zu Georgs-Marienhütte bei Osnabrück den ersten Ofen mit geschlossener Brust und Schlackenform einrichtete. Diese Erfindung des Herrn Lür mann, welche bekanntlich ganz wesentliche Vortheile für den Ofenbetrieb im Gefolge hatte, ist bei gröfseren Hochöfen aller eisenproducirenden Länder eingeführt, und es dürfte z. Z. wohl nur noch eine Seltenheit sein, dafs in Deutschland ein Ofen auf Puddelroheisen ohne diese Einrichtung betrieben wird. In der Gonstruction von Gasfängen haben sich die Herren Parry, von Hoff & Langen Verdienste erworben, deren Gasfänge in ihren verschiedenen Combinationen mit Tremie, einge setztem Centralrohr, mit und ohne Deckel bekanntlich auch heute bei der Darstellung von Puddel roheisen, sowie allen anderen Roheisensorten in Anwendung sind. Die gröfsten Fortschritte in der Darstellung des Puddelroheisens sind seit dem Jahre 1870 gemacht. • Seit jenem Jahre sind die Hochöfen bedeutend vergröfsert, ihr Inhalt ist bis zu 450 cbm vermehrt und die Production an Puddelroheisen durch Anlage von Whitwell- und Cowper-Apparaten, welche eine Windtemperatur bis 700° G. erzielen, über 100 000 kg hinaufgetrieben. Vom Jahre 1870 ab datiren die bedeutenderen Hochofenanlagen in Luxemburg, Lothringen, Rheinland und Westfalen, welche mit den wesentlichen Verbesserungen und Neuerungen, welche seither geschaffen, versehen sind. Auch die alten Hoch offenanlagen, deren räumliche Verhältnisse es nicht, zuliefsen, sie den Anforderungen und Erfah rungen der Neuzeit entsprechend umzugestalten, sind doch bedeutend verbessert, so dafs sie die Concurrenz der neuen Anlagen noch immer bestehen können. Der gewaltige Aufschwung, den die Stahlfabrication durch die epochemachenden Erfindungen von Bessemer & Martin nahm, gab anfangs der Befürchtung Raum, dafs der Puddelofen in kurzer Zeit aus der Welt geschafft und Puddelroheisen nicht mehr erblasen werden würde. Allein diese Befürchtungen waren unnütz, der Puddelbetrieb befindet sich noch sehr im Schwünge, das Schweifseisen ist dem Flufseisen noch in vieler Beziehung überlegen, und es wird voraussichtlich der Gonsum desselben für die nächste Zeit eher steigen als zurückgehen. Mit den gesteigerten Ansprüchen, welche in den letzten Jahren an das Fertigmaterial heran getreten sind, steigerten sich auch naturgemäfs die Ansprüche an das Rohmaterial. Es ist hinlänglich bekannt, welchen Anforderungen bei Herstellung von Draht, Blechen, Niet-, Faon- und Stabeisen entsprochen werden mufs, und die Walzwerke sind wiederum vorsichtig in der Wahl und Gattirung der zu ihrem Fabricat erforderlichen Roheisensorten. Die hauptsächlichsten, heute zum Verpuddeln kommenden Roheisenqualitäten sind: 1. das sogenannte Qualitätsroheisen vom strahligen Roheisen aufwärts bis zum mangan armen Spiegeleisen, 2. das graue phosphorarme Puddelroheisen, welches vorzüglich in Rheinland, Westfalen und ' Hessen-Nassau erblasen wird, 3. das Puddelroheisen II. Qualität Rheinlands und Westfalens, 4. das phosphorreiche Ilseder und Luxemburg-Lothringer Puddelroheisen. Das Qualitätspuddelroheisen wird fast ausschliefslich in der Rheinprovinz, Westfalen und Hessen-Nassau erblasen. Die höchste Production in diesem Eisen dürfte heute 100 000 kg nicht überschreiten, während die meisten Hochöfen 50 000 bis 70 000 kg davon produciren. Das Eisen wird aus Mischungen von geröstetem Spath, Rotheisenstein, maganhaltigem Brauneisenstein, mangan- armem Braun- und Thoneisenstein, Oolith, geröstetem Blakband, sowie etwas Schwefelkies-Abbränden und Schweifschlacken erblasen. Seiner Structur nach, welche in erster Linie im Mangangehalte ihren Grund hat, führt das Qualitäts-Puddelroheisen die Bezeichnungen: kleinspiegelig, Saumspiegel (Eisen mit Graphitausscheidung an der Oberfläche), spiegelig, spiegelig strahlig, hochstrahlig und strahlig. Von diesen Roheisensorten liegen mir verschiedene neue Analysen vor: 1. Siegener Kleinspiegel Mn = 5,82 °/o, Si = 0,68 °/o, S == 0,11 °/0, P == 0,38 °/o und Gu = 0,08 °/ 0 . 2. Saumspiegel aus dem Rheinlande Mn = 3,82 %, Si = 0,70 %, S = 0,165 %, P = 0,64 %. 3. Spiegelig aus der Rheinprovinz Mn = 4,25 %, Si = 0,82 °/o, S = 0,13%, P = 0,63 0‘o. 4. Spiegelig strahlig aus der Rheinprovinz Mn = 3,67 0/0, Si = 0,43%, S = 0,101 °/o, P = 0,64%. 5. Hochstrahlig aus der Rheinprovinz Mn = 2,66%, Si 1,41%, S = 0,137°/0, p = 0,78%. 6. Scharfstrahliges und strahliges Roheisen von 15 Hütten aus Rheinland und Westfalen und Hessen - Naussau Mn = 1,69 bis 3,82 °/ 0 , Si = 0,17 bis 0,71 °/o, S = 0,09 bis 0,13%, P = 0,41 bis 0,78%. Sie sehen, dafs die Hochofentechnik bestrebt ist, jeder Anforderung und jedem Gesckmack in der Vielseitigkeit der erblasenen Qualitätsnüancen entgegen zu kommen. Hierbei ist zu erwähnen, dafs das Siegerland, weil meistens auf Verhüttung von edlen phosphorarmen manganhaltigen Eisen-