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nicht allein grofse Bedeutung für den engeren rheinisch-westfälischen Hochofenindustriebezirk, sondern im weiteren Sinne auch für die ganze Roheisenindustrie Deutschlands. Der Grund, weshalb die deutsche Hochofenindustrie den heute noch sich bis in das Herz Deutschlands erstreckenden Import englischen Giefsereiroheisens vergeblich zu vereiteln ver sucht hat, ist hauptsächlich in wirthschaftlichen Fragen zu suchen, worin die Transportfrage voransteht. — Vom volkswirthschaftlichen und staatsökonomischen Standpunkte aus ist es Aufgabe des Staates, ungesäumt seine Mitwirkung zur Lösung dieser Frage der Industrie zu verleihen. Nach den Zahlen obiger Tabelle betrug die Einfuhr von Giefsereiroheisen (es ist fast aus- schliefslich schottisch-englisches) nach Deutschland in den letzten sieben Jahren durchschnittlich 263 000 Tonnen pro Jahr oder 48 °/o des gesammten Giefsereiroheisenconsums. Bei Zugrunde legung der heutigen Preise und bei Annahme, dafs vorgenanntes Quantum zu 1/a aus schottischem und 3/4 englischem Eisen besteht, was der Wirklichkeit wohl ziemlich genau entsprechen wird, ist Deutschland dem britischen Reiche, pro Jahr, hierfür etwa 153/4 Millionen Mark tributär. Wenn die inländische Industrie in den Stand gesetzt würde, dieses Quantum Eisen zu erzeugen, so würde ein grofser Theil dieser Summe unserer Arbeiterbevölkerung zufallen und zur Verbesserung ihrer materiellen Lage gewifs beitragen. Um das importirte Giefsereiroheisen zu produciren, sind 24 Hochöfen mittlerer Gröfse er forderlich. Der Rohmaterialverbrauch würde nach Analogie unserer rheinisch-westfälischen Betriebs verhältnisse folgende Höhe erreichen: 658 000 Tonnen Eisenstein, 697 000 „ Kohlen, 263 000 „ Kalkstein. Summa: 1 618 000 Tonnen. Diese Rohmaterialien bedingen folgende Gesammtlohnausgabe, wenn wir die der Eisenenquete zu Grunde gelegten Durchschnittslöhne für unser Revier (dieselben sind heute etwas höher) berück sichtigen: Für Eisenstein 3 290 000 •6 „ Kohlen 2 063 000 » , Kalkstein 316 000 „ Summa: 5 669 000 Wozu noch 1 315 000 46 an Lohnbetrag für die Hochofenarbeiter zuzurechnen bleiben, so dafs also rot. 7 Millionen Mark unserer Arbeiterbevölkerung pro Jahr, durch den Giefsereiroheisen- import, entgehen. Ergänzend wäre noch hinzuzufügen, dafs die Verdrängung dieses Imports durch die einheimische Production unserer Kohlindustrie, deren Leistungen sich mit jedem Jahre ver mehren und deren Interesse mit dem Stande der Eisenindustrie innig Zusammenhängen, sehr zu statten käme, indem das vorhin aufgeführte Quantum Kohlen das Gruskohlenquantum von etwa acht Zechen repräsentirt. Nun kann es aber auch nicht im Interesse der Eisenbahnen liegen, sich diesem erheblichen Roheisenimport gegenüber passiv zu verhalten, denn es entgeht denselben dadurch jährlich der Transport von 1 618 000 Tonnen Rohmaterialien. Die Einnahmen der Eisenbahnen hierfür an Fracht incl. Expeditions- und Nebengebühren würden sich nach den heutigen Sätzen folgendermafsen gestalten, wenn wir den niederrheinischen Industriebezirk als Productionsort ins Auge fassen. Materialien Mittlere Entfernung km Fracht per Tonne .« Gesammt- Fracht Eisenstein . 142 4,50 2 961 000 Kohlen . . 21 1.58 1 101 260 Kalkstein ..... 54 2,46 646 980 Summa 4 709 340 Unsere Eisenbahnen müfsten allerdings auf einen erheblichen Theil dieser Frachteinnahmen verzichten, wenn sie der vaterländischen Hochofenindustrie zur Erreichung des angestrebten Zieles, nämlich das britische Roheisen vom deutschen Markte zu verdrängen, ihre Unterstützung angedeihen lassen wollen. VI. 2 2