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Der englischen Eisenindustrie kam aufserdem schon damals ein gut ausgebildetes Verkehrs netz von Eisenbahnen und Kanälen, sowie eine bedeutende Handelsflotte für den Export zu Hülfe, so dafs es ihr möglich war, ihre Concurrenz bis ins Herz von Deutschland geltend zu machen. Diese Ueberschwemmung des Zollvereins mit englischem Roheisen hatte die heilsame Folge, dafs auch im Inlande bedeutende Verbesserungen und Vervollkommnungen in den Hochofeneinrich tungen vorgenommen wurden und sehr bald, aus den dafür so vorzüglich geeigneten und weit verbreiteten Eisensteinen, ein Roheisen für die Stabeisenfabrication erblasen wurde, welches sowohl im Preise als hauptsächlich mit Rücksicht auf seine Qualität und seinen guten Gang im Puddel ofen grofsen Vorzug vor dem englischen Roheisen verdiente und letzteres dann auch vom deutschen Markte verdrängte. Dieser Umstand und der sich jährlich steigernde Verbrauch an Puddelroheisen lenkte die inländischen Roheisenproducenten immer mehr von der Giefsereieisen-Darstellung ab, weil hierfür die wirthschaftlichen Verhältnisse viel ungünstiger lagen, und da mittlerweile die Production von Gufs- waaren immer mehr zunahm, so mufste den Bedarf von Giefsereiroheisen naturgemäfs das Ausland decken; diese Aufgabe fiel zumeist Grofsbritannien zu. Für diese Thatsache finden wir den Beleg in nachstehender Tabelle, welche das Verhältnifs der Giefserei-Roheisenproduction zur gesammten Roheisenproduction, ferner die Production an Gufs- waaren und den Verbrauch an ausländischem Giefsereieisen im deutschen Reiche, mit Einschlufs von Luxemburg, angiebt. 1871 Tonnen 1872 Tonnen 1873 Tonnen 1874 Tonnen 1875 Tonnen 1876 Tonnen 1877 Tonnen 1878 Tonnen 1879 Tonnen 1880 Tonnen 1881 Tonnen 1882 Tonnen Giefserei-Roheisen- Production 111051 103544 111734 135935 211428 242 153 Jan. Febr März. } 64678 Gufswaaren I. Schmelzung 72 205 61333 66516 49951 47653 43730 34064 28220 25 761 36 874 33256 do. 11. Schmelzung 345420 490850 522 724 486 999 483297 434734 420485 414073 448016 514847 524 209 — Zu den Gufswaaren II. Schmelzung wurden verbraucht inländischesRoheisen i ncl. Alt eisen 236567 — — 233297 257 543 335363 350000* — ausländisches Roheisen 308423 311013 286717 243348 247906 259 438 247988 255 000 * — Gesammt-Roheisen- Production 1563 682 322054 1988 394 343859 2240574 1906262 2029389 1846345 1932725 2147641 2226587 2729038 2784037 - * Diese Zahlen wurden, weil unbekannt, im Verhältnifs zu den Zahlen früherer Jahre, «angenommen. Hierin liegt der erfreuliche Beweis, dafs die inländische Giefserei-Roheisenerzeugung incl. der Gufswaaren I. Schmelzung in Zunahme begriffen ist und sich in den letzten vier Jahren verdoppelt hat, während die Einfuhr ausländischen Giefsereiroheisens gegen das vier Jahre zuvor eingeführte Quan tum um 12 % abgenommen hat. Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn man behauptet, dafs diese Abnahme des Imports sowie die Zunahme der inländischen Giefserei-Roheisenproduction einestheils der Wirkung des Schutzzolles, anderntheils der sich beim Consumenten immer mehr bahnbrechenden Erkenntnifs der Ebenbürtigkeit des vaterländischen Productes mit den besten schottischen Marken zuzuschreiben ist. •— Das unberech tigte und tief eingewurzelte Vorurtheil, von welchem sowohl Techniker als Laien durch den lang jährigen Verbrauch grofser Mengen schottischen und englischen Giefsereieisens gegen das auf dem Markt selten auftretende inländische Product eingenommen waren, ist durch die im Jahre 1877 auf Veranlassung des königlichen preufsischen Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten angestellten vergleichenden Qualitätsuntersuchungen des rheinisch-westfälischen und ausländischen Giefsereiroheisens ganz bedeutend erschüttert worden. Die Untersuchung umfafste Giefsversuche, Festigkeitsproben und Analysen von schottisch-englischem und rheinisch-westfälischem Giefsereiroheisen, und zwar wurden verwandt: Coltnefs Nr. I und Langloan Nr. I als schottische Marken; Clarence, Linthorp oder Newport als englische und schlieslich das Nr. I und Nr. III der rheinisch-westfälischen Werke. (Ich ver weise diesbezüglich auf die Brochüre, betitelt: „Vergleichende Qualitätsuntersuchungen rheinisch westfälischen und ausländischen Giefsereiroheisens, von R. Wachler, königlichem Hütteninspector zu Gleiwitz.“ Diese Versuche haben nicht nur dargethan, dafs das rheinisch-westfälische Giefsereiroheisen die besten schottischen Marken zu ersetzen vermag, sondern letztere durch gröfsere Festigkeit und selteneres Vorkommen von Saughöhlen und Gallen in den Gufsstücken übertrifft. Hierdurch ist selbstredend auch die qualitative Ueberlegenheit des rheinisch-westfälischen Eisens dem englischen gegenüber, in authentischer Weise, erwiesen. Diese erfreuliche und befriedigende Thatsache hat aber