Volltext Seite (XML)
Mr. Lowthian Bell sprach die Ansicht aus, dafs für die Verhältnisse in Cleveland ein Hoch ofen von 80 Fufs Höhe, 25 Fufs Kohlensackweite und 25 000 Cubikfufs Inhalt gegenwärtig sich am besten eigne. Mr. Thomas Whitwell sagte 1878 gelegentlich eines Vortrages im »Cleveland Institution of Engineers«: „Ohne allen Zweifel ist man mit den Dimensionen und namentlich mit der Höhe der Hochöfen in England zu weit gegangen. Denn das Fassungsvermögen und die Anlagekosten stehen nicht mehr im richtigen Verhältnifs zu der vermehrten Production. Wir finden in Deutschland viele Oefen von verhältnifsmäfsig kleinen Dimensionen, welche aufserordentlich günstig produciren, und der Deutsche hat wohl Recht, wenn er dem Engländer vorwirft, in seinen Anlagen über die haus hälterischen Grenzen herausgegangen zu sein.“ Wir Deutsche überschreiten gewisse Grenzen bis jetzt nicht, 400 Cubikmeter= 14 123 Cubik fufs engl., dürfte das gröfste Mafs räumlichen Inhaltes von neueren Hochöfen sein, d. i. etwa 20 Meter Höhe und 6 bis 7 Meter Kohlensackweite; wahrscheinlich wird man aber künftig noch weiter gehen. Die innere Gestalt der Hochöfen scheint mir, sofern nur geringe Abweichungen von der üblichen vorkommen, .ziemlich gleichgültig zu sein, denn thatsächlich verschwinden an vielen Stellen, namentlich in Gestell und Rast, die ursprünglichen Formen und Mafse sehr bald, daher peinliche Erörterungen hier über beineuen Zustellungen wohl keinen grofsen praktischen Werth haben. Den bedeutenden Fortschritten in Aufbereitung und Verkokung der Steinkohlen verdanken wir unzweifelhaft manchen Erfolg im Hochofenbetriebe. Gutes, festes und reines Brennmaterial ist die Grundlage eines regelmäfsigen Ofenganges. Man darf die Frage aufwerfen, ob künftig eigene Koks anstalten auf den Hochofenwerken sich erhalten werden. Die Kohlenzechen machen gegenwärtig so grofse Anstrengungen, viel und guten Koks zu erzeugen, dafs eine ständige Ausgleichung zwischen Kohlen- und Kokspreisen wahrscheinlich ist, in welchem Falle einzelne der bisher bestandenen Vor theile eigener Koksanstalten auf den Hochofenwerken verschwinden. Die Einbufse an unentgeltlicher Wärmeerzeugung für die Dampfkessel müfste und könnte man durch sorgfältige Gichtverschlüsse und sparsame Verwendung des Dampfes in den Maschinen ausgleichen. In Deutschland sind die Gegner von Lürmanns Schlackenform allmählich beinahe verschwunden und die noch mit offener Brust arbeitenden Hochöfen selten geworden. Ich enthalte mich weiterer Anpreisungen dieser wichtigen Erfindung; Herr Lürmann wird vielleicht die Güte haben, uns einiges aus seinen Erlebnissen mitzutheilen, besonders über die Einführung der Schlackenform im Auslande. Ich erwähne hier, dafs sich in dem obengenannten Vortrage Mr. Tb. Whitwell über die auf Thornaby Works, dem Werke, wo er betheiligt war, eingeführte Schlackenform sehr günstig aussprach. Bei den grofsen Höhen und der meist gleichmäfsigen Beschaffenheit der Rohmaterialien bürgerte sich in England der Parrysche Trichter allgemein ein, was in Deutschland nicht in gleichem Mafse möglich war. Ich glaube auf englischen Werken beobachtet zu haben, dafs man die Be schickungssäule gewöhnlich sehr tief unter den Verschlufs herunter gehen läfst und dadurch beim Fallen aus gröfserer Höhe eine bessere Vertheilung erzielt als beim Stürzen auf wenig tief liegende Schichten. Wer den Parryschen Trichter anwenden will, mufs seine Oefen um ein bestimmtes Mafs erhöhen, oder zu Abänderungen übergehen. Im Aprilheft unserer Zeitschrift ist ein derartiger Versuch abgebildet und beschrieben. Die anderen Gasfänge vermeiden manchen Fehler des Parryschen, leiden aber alle mehr oder minder an sonstigen Unvollkommenheilen. Die starken Beanspruchungen der Rasten und Schächte beim Betriebe auf gewisse Roheisen sorten bedingen constructive, früher weniger nothwendige Rücksichten, hauptsächlich bestehend in leichter Zugänglichkeit jeder Stelle und in der Möglichkeit bequemer, dauerhafter Reparaturen an schadhaften Theilen. Wenn man bisher mit Recht auf einen guten Schutz gegen Abkühlung be dacht war, so wird künftig die Erhaltung in den Vordergrund treten und Wasserkühlung überall angeordnet werden. Die Beschaffenheit der inländischen feuerfesten Steine scheint mir noch nicht den heutigen Anforderungen zu genügen, thatsächlich ist die Feuerbeständigkeit der Garnkirk-Steine unerreicht, daher aus guten Gründen die Verwendung der letzteren für Gestelle und Rasten vielfach beibehalten worden, trotz der höheren Preise. Für Boden- und Eisenkasien empfehlen sich Pudding-Steine, auch für Schächte sind bessere Qualitäten nothwendig, namentlich dichte, feinkörnige, gut durchgebrannte Steine von untadelhaftem Material. Sparsamkeit ist lobenswerth, keineswegs jedoch an verkehrter Stelle, denn da rächt sich der Grundsatz »Billig aber schlecht«. Unsere Steinfabricanten dürften verpflichtet sein, den Käufer in dieser Beziehung aufzuklären und ihn zu belehren, dafs zu den heutigen, niedrigen Tagespreisen gute feuerfeste Zustellungen für Hochöfen nicht herstellbar sind. Die allgemeine Erkenntnifs des grofsen Einflusses der Windwärme auf einen günstigen Hoch ofenbetrieb führte einerseits zur Vermehrung der vorhandenen eisernen Heizapparate, andererseits