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Juni 1882. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 6. 207 Vorstand des Vereins ein Schreiben eingegangen, in welchem um Abgabe eines Gutachtens über die am besten geeigneten Formen für die Probestücke zur Bestimmung der Festigkeit des Eisens ersucht wurde. Das Schreiben ist unserer Classifications - Commission zur Erledigung überwiesen worden; dieselbe hat in einein längeren Gutachten ihre Ansichten — im wesentlichen in Uebereinstimmung mit den früher aufgestellten Bedingungen — niedergelegt und der königlichen Commission unterbreitet. Ueber die Einrichtung und den Zweck der demnächst ins Leben tretenden rheinisch westfälischen Hüttenschule zu Bochum hat Herr Bergrath Dr. Schultz in der letzten Versammlung Ihnen eingehenden und beredten Bericht erstattet. Bei dem lebhaften Interesse, welches unser Verein dieser Schule entgegengebracht, dürfte es wohl angezeigt sein, Ihnen den Fortgang der Angelegenheit mitzutheilen. In erster Linie ist zu verzeichnen, dafs unter Mitwirkung Ihres Vorstandes das Cüratorium der Schule gewählt worden ist. Unserm Verein war, wie Sie sich erinnern werden, das Recht zugestanden worden, von den neun Mitgliedern desselben zwei zu bestimmen, aufserdem aber auch bei der Wahl der übrigen berathend mitzu wirken. Aufser den geborenen Mitgliedern, dem Oberbürgermeister der Stadt Bochum, Herrn Bollmann und dem Dirigenten der Schule, Herrn Ingenieur Beckert, sind zu Mitgliedern des Guratoriums ernannt worden die Herren Bergrath Dr. Schultz, Geheimer Commerzienrath Baare, Fabrikbesitzer A. Dreyer, Director Brauns, „ Schlink, „ Thielen, » C. Lueg. Die Wahl des Dirigenten der Anstalt ist nach reiflicher Erwägung auf Herrn Th. Beckert gefallen. Herr Beckert war zuletzt Betriebs-Ingenieur des Osnabrücker Stahlwerks und vordem in den verschiedensten Zweigen des Eisenhüttenwesens praktisch thätig. Der Beginn des ersten Unterrichts - Cursus ist auf den 1. Juli a. c. festgesetzt, und ist zur Bekanntmachung dieses Termines, sowie zur Heranziehung von Schülern an die Werksverwaltungen ein vom Curatorim unterzeichneter Aufruf in Placatform rundgesandt worden, aufserdem ist die Veröffentlichung desselben durch die Zeitschriften und Zeitungen erfolgt. Sollte jemand von den anwesenden Herren bei der Zusendung vergessen worden sein, so bitte ich denselben, unsere Geschäftsführung gefl. benachrichtigen zu wollen. Wie Sie sich ferner erinnern werden, m. H., ist damals beschlossen worden, die betheiligten Eisenhütten und Maschinenfabriken zur Bildung eines Stipendienfonds zu veranlassen, der zur Unterstützung würdiger, aber bedürftiger Schüler Verwendung finden sollte. In Ausführung dieses Beschlusses hat der Vorstand an die Werksverwaltungen entsprechende Rundschreiben mit beigefügten Formularen zur Verpflichtung auf Zahlung einer nach der Anzahl der beschäftigten Arbeiter sich bemessenden Summe erlassen. Es war hierbei festgesetzt worden, dafs von den beitretenden Werken pro Kopf der sämmtlichen beschäftigten Arbeiter (mit Ausnahme der Bergleute) ein Beitrag von 30 8 jährlich, unter der Verpflichtung auf Zahlung der Summe für die Dauer der nächsten 5 Jahre, entrichtet würde. Es haben bei unserer Geschäftsführung bis zur Zeit 31 Werke ihren Beitritt erklärt, mit einer Gesammtsumme von 7851 •/6 10 ©; die Einziehung der Raten besorgt das Curatorium der Schule. Den beigetretenen Werksverwaltungen statte ich für ihre bereitwillige Betheiligung meinen wärmsten Dank ab, ich kann indessen nicht verhehlen, dafs der Vorstand mit Sicherheit auf eine stärkere Beiheiligung gerechnet batte. Um eine solche herbeizuführen, ist den noch rückständigen Werken bei Versendung der Placate ein zweiter Verpflichtungsschein beigelegt worden, und lege ich es Ihnen dringend ans Herz, zur Förderung des vielversprechenden Unternehmens beizutragen. Herr Bergrath Dr. Schultz erwähnte in seiner schon genannten Rede, dafs in den 25 Jahren, die er für die Industrie thätig sei, ein Appell an die Industriellen da, wo es sich um das geistige und leibliche Wold der Arbeiter handle, niemals wirkungslos verhallt sei, und sprach die sichere Erwartung aus, dafs auch in dem vorliegenden Falle das Resultat ein entsprechendes sein werde. M. H.! Ich schliefse mich der Ueberzeugung des genannten geehrten Redners aus vollem Herzen an und hoffe, binnen kurzem in der Lage zu sein, Ihnen ein weiteres günstiges Ergebnifs mittheilen zu können. Wir gelangen nun zum zweiten Punkt unserer Tagesordnung: Besprechung der gegenwärtigen Lage und der neueren Fortschritte der deutschen Roheisenerzeugung. Es haben zu diesem Gegenstände fünf Herren das Referat übernommen und jeder Einzelne derselben wird seinen Vortrag halten. Ich halte es aber für zweckmäfsig, dafs die Discussion erst nach Schlufs 3er sämmtlichen Referate stattfindet. (Pause.) Da kein Widerspruch erfolgt, so nehme ich Ihr Einverständnifs an und ertheile Herrn Director Schlink das Wort.