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direct von diesem aus nach unten geführt wird. Zum Auswechseln der Converterböden dient der in Fig. 13 und 14 dargestellte Wagen mit hydraulischem Cylinder, dessen Wasseranschlufs durch einen Gummischlauch hergestellt wird. Das Heizen der Giefspfanne von innen durch eine Gasflamme ist in einzelnen Flammofenstahl werken seit mehreren Jahren in Ausführung ge bracht worden und bat Herr Fritz dieses Ver fahren auch für den Bessemerbetrieb in gröfserem Mafsstabe angewandt, indem er dafür ein be sonderes Gebäude errichtet hat, in welchem sämmtliche Pfannen für den Roheisen-, Spiegel eisen- und Stahltransport gleichzeitig vermittelst Generatorgas erhitzt werden können. Dieselben werden zu dem Zwecke auf kleinen Wagen, wie in Fig. 15 und 16 dargestellt, auf dem Geleise T Fig. 1 in den Heizraum gefahren und dort mit der Gasleitung A in Verbindung gebracht, zu welchem Zwecke dieselbe mit etwa 20 Anschlufs- stücken B versehen ist. Soll nun eine Pfanne er hitzt werden, so läfst man den durch das Gegen gewicht C abbalancirten Deckel D auf dieselbe nieder, öffnet vermittelst des Hebels E das Ventil F, welches zum Abschliefsen des Gases dient, sowie das Ventil G vermittelst der Schraube II, so dafs ein Luftstrom mit der Pressung eines Hochofen gebläses durch das Rohr I bei G eintritt. Dieser wirkt zunächst ansaugend auf das, durch B ein tretende Gas und das entzündete Gemisch ge langt mit grofser Geschwindigkeit und unter Ent wicklung einer hohen Temperatur auf den Boden der Pfanne, diesen sowie beim Aufsteigen auch die Wandung energisch erhitzend. Die Vortheile dieses Systems gegenüber den bisher üblichen Verfahren, die umgekehrte Pfanne über einem mit Gebläse versehenen Koksfeuer oder durch ein in der aufrechtstehenden Pfanne angezündetes Kohlenfeuer zu heizen, sind einleuchtend und bestehen vornehmlich in Ersparnifs an Zeit, Ar beit und Brennmaterial unter Erzielung einer höheren Temperatur, als namentlich durch letz teres zu ermöglichen ist. In Amerika hat die Einrichtung mit einigen Verbesserungen raschen Eingang in den Bessemer werken gefunden und wird bei einigen Neuan lagen auch auf die Erhitzung der ganzen Birnen und deren Böden Anwendung finden. Die Birnen der Bethlehem Steel Works haben 2400 mm lichte Weite der eisernen Mäntel und werden mit einem feuerfesten Futter aus einem natürlichen Stein, genannt „Mica chist“, versehen, aus welchem zu dem Zwecke die zum Mauern geeigneten Stücke roh behauen und die ent stehenden Fugen durch einen Mörtel ausgefüllt werden, der aus den gemahlenen Abfällen her- gestellt wird. Dieses Futter hat eine sehr lange Dauer und sind in einer Birne der alten Anlage bis zu 54 000 t Stahl in einem solchen herge stellt worden, ohne dafs andere erhebliche Re paraturen als diejenigen des Bodens und der Mündung erforderlich waren. Jeder Boden bat 17 Düsen mit 12 Löchern von 10 mm lichter Weite; die Herstellung derselben geschieht in ähnlicher Weise wie die des Futters, jedoch unter Anwendung von Ziegeln und die Dauer derselben beträgt ca. 12 bis 14 Chargen. Die Cupolöfen haben nicht wie gewöhnlich einen geschlossenen Mantel aus Blech, sondern ein aus Flacheisen und Ringen gebildetes Gerippe, wodurch eine bessere Abkühlung des feuerfesten Futters und die Möglichkeit, von aufsen Repara turen vornehmen zu können, erzielt wird. Herr Fritz construirt in derselben Weise auch die Mäntel der Hochöfen. Die grofsen Cupolöfen haben eine liebte Weite von 2300 mm im Schachte und von 1820 mm zwischen den Düsen, deren 8 von 170 mm Weite in einer Höhe von 1240 über dem Abstich angebracht sind. Das Gebläse wird von 4 Biowern (System Baker Nr. 712) gebildet, die sämmtlich von einer Compound- Dampfmaschine mit directem Angriff betrieben werden, welche 90 Umdrehungen in der Minute macht. Die Luftspannung beträgt 0,1 kg pro qcm im Blower und 0,05 vor den Düsen. Zum Betriebe der neuen Bessemeranlage dienen 3 grofse Cupolöfen mit 3 Biowern. Die Chargirung eines kalten Ofens ist folgende: Koks . . . 400 kg, Koks . . . 350 kg, Antracit . . 4250 , I Roheisen. . 3750 „ Roheisen . . 3750 „ | Antracit . . 350 „ u. s. w., wobei allmählich die Brennmaterial- Chargen vermindert werden, wenn die Temperatur des Ofens während des Betriebes steigt; gewöhn lich wird derselbe nach 48 Stunden unterbrochen und eine Reinigung vorgenommen. Der Ver brauch an Brennmaterial beträgt durchschnittlich 1 kg pro 10 kg geschmolzenes Eisen. Die Spiegeleisenöfen haben 770 mm gröfste lichte Weite und 500 mm zwischen den Düsen, deren 4 von 100 mm Durchmesser vorhanden sind; in diesen wird nur Koks verwendet, mit gleicher Windspannung wie für die grofsen Oefen. Die Durchschnittsproduction beträgt in der neuen Besseraeranlage seit der Inbetriebsetzung, welche im März 1881 erfolgte, etwa 3000 t pro Woche von 12 Schichten, wodurch die beab sichtigte Maximalleistung noch nicht erreicht ist. Das Gewicht der einzelnen Chargen schwankt von 68/4 bis 71/2 t, und es werden Blöcke zu 4 bis 5 Schienen gegossen, die von 360 mm im Quadrat auf 160 mm vorgewalzt und zu einzelnen Schienenblöcken zerschnitten werden. Ein neues Vorwalzwerk, Trio von 1220 mm Walzendurchmesser, betrieben durch eine Dampf maschine von 1650 Cylinderdurchmesser und 2440 Hub, ist in der Montage begriffen und soll zum Verarbeiten von Blöcken gröfseren Quer schnittes dienen. R. M D.