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Februar 1882. STAHL UND EISEN.“ Nr. 2. tungen fortzufahren, will ich in folgendem die Beschreibung der neuen Bessemeranlage geben, von welcher auf Blatt I die wichtigsten Neuerun gen dargestellt sind. Der Grundrifs Fig. 1 zeigt dieselbe bei A mit den zugehörigen Kupolöfen, Krahnen und Eisenbahnen im Anschlusse an die ältere Bessemerhütte B und hat das Gebäude C D E F für beide zusammen 33 m Breite und 190 in Länge. An dieses stofsen zwei Seiten hallen G und JI an und enthält erstere die Ge bläse- und Pumpmaschinen, die letztere eine An lage von Pernotöfen für den Herdstahlprozefs, welche noch nicht in Betrieb befindlich ist. Die neue Bessemerhütte ist breiter als die alte, weil für jede Birne J eine besondere Grube mit je einem Giefskrahn K und 2 Blockkrahnen L vor handen ist; aufser der letzteren dienen die 3 Krahnen M zur Beförderung des Transportes der Blöcke, indem dieselben ein zweites zu diesem Zwecke dienendes Geleise bestreichen. Die Birnen, die zugehörigen hydraulischen Wendevorrichtungen, Kamine und Plattformen sind, wie aus Fig. 2 ersichtlich, auf einer Gruppe von Säulen montirt, um welche herum auf der Hüttensohle ein weiter freier Raum entsteht, der zum Transport von feuerfestem Material, Böden, Pfannen und Schlacken sehr geeignet ist und die Ventilation des Giefsraumes aufserordentlich begünstigt. Die Höhe der Achse der Birnen über der Hüttensohle beträgt 4 m und genügt, um ein Sinken der Giefs- pfanne unter derselben beim Entleeren der Birne un- nöthig zu machen, so dafs keine, die freie Bewegung der Coquillen, Block- und Pfannenwagen hindernde vertiefte Giefsgrube entsteht, wie solche in den meis ten bestehendenBessemerwerken noch vorhanden ist. Die Cupolöfen N stehen so hoch über der Hüttensohle, dafs das geschmolzene Eisen in eine fahrbare Pfanne abgestochen werden kann, welche vermittelst der zugehörigen Geleise auf die hydrau lische Vorrichtung 0 gelangt, durch diese ge hoben und dann in eine der Birnen entleert wird. Zu den 4 Birnen sind 8 grofse Cupolöfen N und 4 kleine Spiegeleisenschmelzöfen N vorhanden, deren sämmtliches Gichtmaterial durch 3 hydrau lische Hebevorrichtungen P gefördert wird. Zur Bewegung der ganzen Zu- und Abfuhr auf den auf der Hüttenflur liegenden Geleisen dienen 2 kleine Locomotiven; die Blöcke werden im heifsen Zustande über der Wage Q zu den Siemensschen Wärmeöfen II gebracht und vermittelst der hydraulischen Krahnen S chargirt. Interessant ist die Thatsache, dafs Herr John Fritz, Ingenieur und Betriebsleiter dieser An lage, infolge mehrfacher Vorzüge, welche er an der Einrichtung der Giefsvorrichtung für den Stahl in gestrecktem Graben beobachtet hatte, wie in mehreren Werken Deutschlands ausgeführt ist und vornehmlich in Bochum mit Erfolg be trieben wird, eine solche mit allen Erfordernissen ausführen liefs und während mehrerer Monate benutzte, ohne dafs es ihm gelang, das Aus bringen zweier Birnen vermittelst derselben zu ver- giefsen. Da also die Leistung dieser Giefsvorrichtung sich geringer erwies als die der gewöhnlichen mit hydraulischem Mittelkrahn, so wurde für die Neuanlage je ein solcher für jede Birne angelegt, um diese unabhängig voneinander zusammen betreiben zu können. In Fig. 3, 4 und 5 ist ein solcher dargestellt; der Plunger A hat 510 mm Durchmesser und trägt die Säule B, welche in einer Höhe von etwa 10 m bei C eine zweite Führung am Dachstuhl hat. An der Säule sind unten die kurzen Ausleger D befestigt, welche durch die Zugstangen E unter stützt die Rollen F tragen, auf welchen die eigentlichen Träger G ruhen, die nach oben gegen die Rollen II abgestützt sind und an den Enden die Lager für die Zapfen der Giefspfanne bilden. Zwischen denselben, an der Säule B befestigt, liegt der hydraulische CylinderI, dessen Kolben vermittelst der Stange K und der Traverse L mit den Trägern II verbunden ist und deren radiale Be wegung bewirkt, um auf diese Weise mehrere concentrische Reihen von Coquillen bedienen zu können. Die Zuleitung des Wassers geschieht durch eine besondere Leitung, welche mit Stopf büchse versehen ist, um sich den Bewegungen des Krahnens anpassen zu können. Diese von Herrn J. Fritz construirte Vorrichtung hat sich besser bewährt als diejenige der auf den Trägern des Krahns fahrbaren Pfanne und ist jetzt in den Bessemerwerken Amerikas allgemein eingeführt. Die Plunger M der Blockkrahnen (Fig. 6, 7, 8 und 9) haben 265 mm Durchmesser und tragen ebenfalls eine Säule N mit oberer Füh rung, an welcher die durch die Zugstangen 0 unterstützten Ausleger P befestigt sind, die den röhrenförmigen Querschnitt (Fig. 8) erhielten, um das Gewicht möglichst zu verringern und die Drehung zu erleichtern. Zur Bewegung der Laufkatze Q dient ein in einem schmiedeeisernen Cylinder 11 gehender hydraulischer Kolben S, und das Wasser hierzu wird aus dem Haupteylinder T entnommen, da die dadurch bedingte geringe Senkung des Plungers M hier keinen Nachtbeil herbeiführt. Durch die an fast allen amerikani schen Krahnen vorhandene doppelte Führung der Säule wird die Reibung auf ein Minimum be schränkt und eine leichte Bewegung in allen Richtungen erzielt. Die Zuführung des Windes zu den Birnen geschieht durch die Säule A Fig. 10, welche das Lager B des hohlen Zapfens trägt, so dafs die Verpackung C infolgedessen eine geschützte Lage erhält und durch die mit einem Deckel D versehene Oeffnung zugängig ist. Von dem Ringe E aus führen zwei Rohre F zum Wind kasten, welche seitlich von dem Lager angebracht sind, so dafs die Länge des hohlen Zapfens wesentlich geringer wird, als wenn ein Rohr