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Februar 1882. „STAHL UNI) EISEN.“ Nr. 2. ein, velche lautet: »Strebe danach., irgend etwas über alles und alles über irgend etwas zu wissen.« Es würde in der That schwierig sein, das letztere zu verwirklichen, aber es würde selbst schwierig sein, einen grofsen Theil über irgend etwas zu wissen, ohne zum wenigsten etwas über eine grofse Menge anderer Dinge zu wissen. Die Erziehungsfrage wird noch schwieriger, wenn sie an den Handwerker herantritt, wel cher seinen Knaben im zarten Alter von 12 Jahren in die Berg- oder Hüttenschule schicken mufs. Ich bin der Ansicht, dafs 14 Jahre das geringste Alter ist, mit welchem Knaben zur Fa brik zugelassen werden dürfen, damit sie wenig stens 4 Jahre lang einen verständigen Unterricht in der Elementarschule geniefsen können, auf welcher dann aufser den rein elementaren Unter richtsgegenständen wenigstens so viel allgemeine Geschichte, leichte Mathematik und Naturwissen schaft gelehrt werden soll, dafs in dem Schüler womöglich der Wunsch rege gemacht wird, im späteren Leben nach Vervollkommnung in diesen Gegenständen zu streben. Die Schulausbildung, mag sie nun nach dem einen oder dem andern System erfolgt sein, kann nicht mehr als den Grundstein legen und womöglich dem Geist des Schülers den Wunsch einpflanzen, in reiferen Jahren die gelernten Gegenstände weiter zu ver folgen, wo dann die Erfahrung des Lebens hinzu tritt und den Nachforschungen eine praktischere Richtung verleiht. Eine derartige technische Er ziehung ist in der That unumgänglich nothwen dig, wenn England die durch Männer von aufser- gewöhnlichem Talent, Unternehmungsgeist und Ausdauer gewonnene Ueberlegenheit weiterhin behaupten will, worauf indes ohne die Grund lage der Erziehung in der Concurrenz mit frem den Nationen, welche über billigere Arbeit und besser geschulte Kräfte verfügen, auf die Dauer nicht zu hoffen ist. Das System der praktischen Lehrzeit ist noch nöthig, aber anstatt das Opfer von sieben der wichtigsten Lebensjahre des jungen Mannes zu beanspruchen, sollte die halbe Zeit oder sagen wir 8 Jahre weitaus genügen, um dem Lehrling die für sein Handwerk erforderlichen Fundamental- Kenntnisse beizubringen. Der Lehrmeister würde dabei für die kürzere Dauer der unentgeltlichen Be schäftigungszeit reichlich durch eine entsprechende Verbesserung in der Qualität der Arbeit ent schädigt. Ebenso mufs von ihm erwartet werden, dafs er während der Lehrzeit den Lehrling an hält, die Samstags- und Abendschulen zu be suchen, in welchen aufser den allgemeinen Gegen ständen noch die Grundgesetze seiner täglichen Beschäftigung, gehöre er nun der Spinnerei-, Färberei-, Papier- oder Metallbranche an, durch fähige Personen gelehrt werden sollten. Die Wichtigkeit einer besseren Erziehung der arbei tenden Klassen mufs von allen denjenigen hin reichend gewürdigt werden, welche die rapiden Fortschritte verfolgt haben, wodurch eine Branche der Industrie nach der andern eine gänzliche Umwälzung erfährt, infolgedessen die am Tag vorher mühsam erreichte blofse Handgeschick lichkeit heute fruchtlos wird, weil ein neuer Ar beitsmodus, der eine andere Art der Handarbeit erheischt, an Stelle des früheren getreten ist. Ebenso existirt keine Beständigkeit bei irgend einer Arbeitsmethode, wie sie heute vorgenommen wird; morgen ist sie vielleicht durch eine voll- kommnere verdrängt.“ Dor basische Prozefs in Nordamerika. Gelegentlich der Discussion über die Vorträge der Herren Thomas, Gilchrist und Kuppel wies er vor dem Iron and Steel Institute am 11. October bemerkte Herr A. L. Holley, dafs er die Angaben dieser Redner über die Fort schritte des basischen Prozesses auf dem euro päischen Gontinente aus eigener Anschauung be stätigen müsse und bemüht sei, demselben in Amerika Eingang zu verschaffen, wo die Ver hältnisse dafür stellenweise günstig seien. Die vorhandenen Stahlwerke seien aber dort derart mit Aufträgen überhäuft, dafs deren Production nicht durch die Einführung eines neuen Prozesses vermindert werden dürfe. Es seien indes zwei neue Bessemerwerke im Bau begriffen, deren Einrichtungen nach seinen Plänen speciell den Anforderungen des basischen Prozesses ent sprächen, und er hoffe, bald über deren Betriebs resultate berichten zu können. Was im allgemeinen die grofse Production der amerikanischen Bessemerwerke anbetrifft, die viel gröfser ist als die der europäischen und die Herr Holley auch in dem basischen Betriebe zu erzielen gedenkt, so hat dieselbe ihre Ursache darin, dafs die Amerikaner gröfsere Aufmerksam keit darauf verwandt haben, die baulichen und maschinellen Einrichtungen so anzuordnen, dafs dieselben allen Anforderungen des Betriebes in weitgehendster Weise entsprechen, als solches in Europa bis jetzt meistens geschehen ist. Diese Mehrleistung sei durch eine Vermehrung der An lagekosten von etwa 20 % zu erzielen, durch