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Januar 1882. «STAHL UND EISEN.“ Nr. 1. 47 Eingeführt wurden: 187». 1880. Metrische Gentner ä 100 Kilo. Roheisen und Alteisen . . 3 884563 2 818 686 998022 647 881 Maschinen 344498 245 579 Die Deckung dieser Mindereinfuhren ist seit 1879 von der einheimischen Industrie übernommen worden, und diese Versorgung des vaterländischen Marktes gab derselben erst die nothwendige Sicherheit der Pro duction. Mit dem zurückkehrenden Vertrauen wandten sich der Eisenindustrie gröfsere Kapitalien zu, der Credit wurde besser und billiger. Ausreichendes Kapital zu niedrigerem Zinsfufs und erweiterter Betrieb er- mäfsigten die Generalkosten der Production: die Industrie konnte billiger liefern, und in den Stand gesetzt, zu ermäfsigten Preisen zu verkaufen, konnte sie auch auf ausländischen Märkten die fremde Concurrenz besser bestehen und ihren Export erweitern. In welchem Grade dies der Fall gewesen, beweist die folgende sum marische Zusammenstellung. * Ausgeführt wurden aus Deutschland: 1879. 1880. Metrische Gentner ä 100 Kilo. Eisenfabricate 5 501623 6698 480 Maschinen 579160 623 010 Von unseren freihändlerischen Gegnern ist während und nach den Berathungen über den neuen Zoll tarif mit besonderem Nachdruck behauptet worden, durch die eingeführten Zölle werde unser Export auf das empfindlichste benachtheiligt werden. Sie haben sich vollständig geirrt, der Export ist seitdem nicht blofs in Eisenartikeln und Maschinen, sondern in nahezu allen Industrieproducten ansehnlich gestiegen, und auch nach dieser Richtung hat sich die neue Handelspolitik mit ihrer Tendenz, Rohstoffe in der Regel zollfrei zu belassen, von den Halbfabricaten nur Zollsätze von durchschnittlich mäfsiger Höhe zu erheben, recht gut bewährt. Vor 1879: empfindlicher Mangel an Aufträgen und, falls solche erlangt wurden, Offerten zu verlust bringenden Preisen; geringer, durch die ausländische Concurrenz empfindlich eingeengter Absatz im Inland, deshalb forcirter, jedoch nicht lohnender Export; unvermeidliche Reduction der Arbeitskräfte, selbst bei ver minderter Arbeiterzahl Einschränkung der täglichen Arbeitszeit, fallende Lohnsätze; sehr geringe Rentabilität der Anlage- und Betriebskapitalien, die sich in vielen Hüttenwerken und Maschinenbau-Anstalten bis zu stetig wiederkehrenden Unterbilanzen herabminderte; nachtheilige Einwirkung auf die Transportaustalten; Schwächung der Steuerkraft für Staat und Gemeinde wie der allgemeinen Consumtionskraft, schwindendes Vertrauen für die Wiederkehr besserer regulärer Zustände — heute dagegen trotz infolge schlechter Ernten noch immer ge schwächter Kauffähigkeit doch: erfreuliche Zunahme in der Versorgung des einheimischen Marktes, steigender Export, vermehrte Production, Einstellung neuer Arbeitskräfte, bessere Löhne, mäfsig erhöhte Preise, nach Beseitigung der Unterbilanzen allmählich wachsende Rentabilität, erhöhte Steuerfähigkeit, Belebung des Ver kehrs, steigende Einnahmen der Transportgewerbe, Rückkehr des früher geschwundenen Vertrauens. Nach jahrelanger trüber Zeit sind dies wieder Lichtblicke, welche die trostlose dunkle Nacht mühevollsten und doch erfolglosen Ringens mit nicht zu beseitigenden Hemmnissen und Schwierigkeiten unterbrechen; es sind nur erst Lichtblicke, noch nicht der volle Glanz eines zu hoher Blüthe entwickelten Geschäftsganges, aber es ist doch hoffentlich das Morgenroth für den Eintritt eines langen Sommertags voll Licht und Wärme, der Beginn einer besseren Zukunft. Trotz alledem ist der Kampf zwischen Freihandel und Schutzzoll noch nicht zum Stillstand gelangt, vielmehr droht derselbe, nachdem im Reichstage die freihändlerische Partei um ca. 70 Stimmen verstärkt worden ist, wiederum heftiger zu entbrennen, und liegt die Besorgnifs nicht fern, dafs die deutsche Industrie früher oder später, vielleicht sogar schon in nächster Zeit für die Erhaltung der durch die neue Handels- poütik erlangten Position energisch wird wieder eintreten müssen. Die Hüttenwerke streben keineswegs, wie fälschlich behauptet worden ist, nach einer Erhöhung der Zollsätze für ihre Erzeugnisse von Roheisen, Walz eisen, Blech, Platten, Draht, Gufswaaren u. s. w.; sie halten vielmehr diese Positionen für zwar mäfsig, aber eben ausreichend bemessen. Die Eisenindustrie beantragt deshalb keine Revision des Zolltarifs in der an gegebenen Richtung, sie acceptirt vielmehr die von anderer Seite vorgeschlagene »ehrliche Probe«, obwohl nicht in allen Theilen ihren Anträgen entsprochen ist, insbesondere da die Zölle für feinere und hochwerthige Maschinen nicht in der richtigen Höhe abgestuft worden sind. Die Eisenbahntariffrage hat den Verein von Anfang an in der hervorragendsten Weise beschäftigt und haben hierbei die Einführung des von der Eisenbahntarif-Commission und dem Ausschufs der Verkehrs interessenten vorgeschlagenen neuen Tarifschemas und eine anderweite Normirung der Expeditions gebühren auch im letzten Jahre eine besondere Bolle gespielt. Das neue Tarifschema verspricht durch die Einführung einer ermäfsigten II. Stückgutklasse, sowie durch den Vorschlag, alle Güter der Special tarife künftighin auch in Quantitäten von 5000 Kilo (100 Ctr.) transportiren zu können, dem Maschinenbau, den Eisengiefsereien, den Werken für Kleineisen-Artikel u. a. m. namhafte Vortheile zu bieten, und war dies der Grund, weshalb auch die Hüttenwerke, welche von den gebotenen Erleichterungen wenig Gebrauch zu machen in der Lage sind, diese Bestrebungen auf das eifrigste mit unterstützt haben. Für das neue Tarifschema haben sich, zum Theil durch unsern Verein erst angeregt, nacheinander der Central verband Deutscher Industrieller, der Deutsche Landwirthschaftsrath und, wenn auch mit nur geringer Majo rität, der Deutsche Handelstag ausgesprochen, und wird zu erwarten sein, dafs die Generalconferenz der Deutschen Eisenbahnverwaltungen sich nächstens definitiv über die Einführung des neuen Tarifschemas er klären wird. In Bezug auf die Expeditionsgebühren, sowie auf weitere sachgemäfse Ermäfsigung der Frachtsätze für Eisen, Eisenwaaren, Maschinen u. s. w. sind in der Vorstandssitzung vom 25. Sep tember d. J. folgende Beschlüsse gefafst worden: * Die statistischen Angaben für 1878 sind für den vorliegenden Zweck unbrauchbar, weil in der Ausfuhr auch die Durchfuhr mit enthalten ist. Dasselbe gilt zu einem Theil auch für das erste Halbjahr 1879, doch fallt dann die Steigerung der Ausfuhr von 1880 und 1881 um so mehr ins Gewicht. 1881. (Nach den ersten 9 Monaten berechnet.) 2 292 952 395 592 260 752 1881. (Nach den ersten 9 Monaten berechnet.) 7 556 488 644628