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März 1882. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 3. 123 rungstische vorn und hinten sind selbstthätig und er fordern nur die Bedienung eines einzigen Arbeiters. Der Antrieb wird durch ein Paar 500 Reversir- maschinen bewirkt, deren Cylinderdurchmesser 36" bei einem Hub von 40“ ist. DieUmkehr-Vorrichtung hat ihre besondere Hülfsmaschine. Die Leistung der Strafse ist auf 200 t geschätzt, sie ist allerdings that- sächlich noch nicht erwiesen, doch ist festgestellt, dafs sie in der Zeit von 35 Minuten 15 t Ingots von 13" Quadrat auf 10 zu 3" auswalzte. Der ausgewalzte Stahl wird in die passende Längen durch eine gewal tige Scheere, die gröfste in Amerika in Gebrauch be findliche, geschnitten. Es liegt auf der Hand, wie wichtig die Anlage eines derartigen Universal-Walz werkes ist, da nur ein solches im Stande ist, die ver schiedensten Dimensionen, wie sie im Handel bean sprucht werden, prompt zu liefern. Die Kosten des selben betragen 100 000 Dollar. Eine andere, sehr interessante Anlage desselben Werkes ist die für die Herstellung der Drahtseile der bei der Brooklyner Brücke benöthigten Stahldrähte beson ders erbaute Walzenstrafse. Die Stahlknüppel werden in einem Zuge in Draht gewalzt, da die verschie denen Sätze so angeordnet sind, dafs das Walzen ohne Unterbrechung geschehen kann. Die Vor walzen liegen zu drei, die übrigen zu zwei über einander, die Gaiiber sind abwechselnd oval und vier kantig, bis zum letzten, das rund ist. Im ganzen sind 8 Sätze Walzen vorhanden, und während die ersten, 12zölligen Walzen 212 Umdrehungen machen, läuft die Fertigwalze mit einer Geschwindigkeit von 475 Fufs. Die Zwischenwalzen sind so beschleunigt, dafs sie die Schlingenbildung vermeiden, und es ist häufig der Fall eingetreten, dafs das letzte Ende des auszuwalzen den Knüppels noch nicht das erste Walzenpaar passirt hatte, als der fertige Draht schon aus dem letzten Paar hervorkam. In einer 81/2stündigen, unausge setzten Arbeitszeit lieferte die Walzenstrafse aus 1‘/s bei 1" starken Knüppeln 311/4 t Draht Nr. 5, ein Re sultat, das bisher noch nicht erreicht worden ist. (Eng. and Min. J.) Nutzeffect der Grammeschen Maschine. In der letzten in Paris abgehaltenen Versammlung von Elektrikern wurde von Chrtien über die Be nutzung der natürlichen Kraftquellen zur Erzeugung von Elektricität, von der Uebersetzung der Kraft mittelst Elektricität und von dem Nutzeffect der hierzu dienenden Grammeschen Maschinen gesprochen. Nach folgende von dem Redner angeführte Ziffern sind hierbei zu bemerken: Wenn zwei durch eine Draht länge von 1 km voneinander getrennte Lichtmaschinen mit stetiger Strömung verwandt wurden, so wurde ein Nutzeffect von 50 “,o, d. h. ein von 40—60°/0 variirender, constatirt. Auch günstigsten Falles dürfte ein Nutzeffect von 80° o sich kaum übersteigen lassen. Unter Nutzeffect ist in diesem Falle zu verstehen die Beziehungen, die zwischen zwei mit dem Dynamometer gemessenen Kraftanstrengungen existiren, die eine auf der Welle der Betriebsmaschine, die andere auf der der Grammeschen Maschine erhoben. Aus den angestellten Versuchen scheint hervorzugehen, dafs jede Grammesche Maschine 10°/o der übertragenen Arbeit absorbirt, beide zusammen also20°/o, so zwar, dafs das Verbleibende auf den Leitungsdraht entfällt. > (The Ironmonger.) Elektrometrische Einheiten. Der Pariser elektrische Congrefs hat durch An nahme von gewissen elektrischen Einheiten der Sache der Wissenschaft sowohl wie der des Gewerbfleifses einen wesentlichen Dienst und dem Fortschritte der Elektricität einen merklichen Vorschub geleistet. Die mit Bezug auf den elektrischen Strom in Betracht kommenden Factoren sind: 1. dessen elektrische Be wegungskraft, d. h. die Kraft, mittelst derer die elek trische Strömung stattfindet; 2. dessen Intensität, d. h. der Raumgehalt der in einer Zeiteinheit den Elektricitätsleiter durchlaufenden Strömung, und 3. dessen Widerstandsfähigkeit, oder in anderen Worten die Kraft, die derselbe zu entwickeln hat, um durch den Leiter zu gehen. Nachfolgendes ist eine Uebersicht der vom Con- gresse angenommenen Einheiten: 1. Als Einheit der elektrischen Bewegungskraft gilt das Volt, d. h. die von einem Daniellschen Elemente entwickelte Be wegungskraft, deren Werth genau = 1,079 Volts ist. 2. Die Intensität wird nach Webern gemessen, und als Einheit gilt der Milliweber, d. h. der tausendste Theil eines Webers. 3. Die Einheit der Widerstands fähigkeit ist das Ohm, entsprechend dem Widerstande eines Eisendrahts von 4 mm Dicke und 100 m Länge. Allen elektrometrischen Einheiten liegen das Gramm und die Sekunde zu Grunde, und als Bezeichnungen gelten G für den Centimeter, G für das Gramm und S für die Sekunde. Die ,Gaceta industviaT hält da für, dafs die Ergebnisse des elektrichen Gongresses einen weiteren Schritt auf der Bahn bilden, die zur Einführung des metrischen Systems in England, wo selbst man demselben bisher den hartnäckigsten Wider stand geleistet hat, hinführt. Ueber den gleichen Gegenstand hat jüngst Herr Marche in einer vor der Pariser Ingenieurgesellschaft verlesenen Abhandlung das Nachfolgende bemerkt: In dem vom elektrischen Weltcongrefs angenommenen Systeme von elektrischen Einheiten findet sich ein höchst einfaches Verhältnifs zur Abschätzung der von einem Strome erzeugten Arbeit in Kilogrammetern oder in Pferdekräften. Thatsächlich ist in dem Werthe der Arbeitsmenge W = - g die elektrische Bewegungskraft E in Volts, die Inten sität I in Amperes und die beschleunigte Schwere mit g=9,81, dagegen W selber in Kilogrammetern aus gedrückt. So läfst sich denn die Stärke der Grammeschen Maschine, Modell G, berechnen. Dieselbe machte 1200 Umdrehungen per Minute und erzeugte eine Strö mung, deren Intensität = 81 Amperes und deren Be wegungskraft = 69,9 Volts ist. Die betreffende Arbeit ist 81 x 69 9 Ao,’ = 577 Kilogrammeter = 7,7 Pferdekraft, 9,ol wobei eine Pferdekraft = 75 Kilogrammeter per Sekunde angenommen ist. Im Nachfolgenden geben wir den Wortlaut der Beschlüsse betreffs elektrischer Normen wieder: 1. Bei elektrischen Messungen werden als Grundeinheiten das Centimeter für die Länge,, das Gramm für die Mafse und die Sekunde für die Zeit angenommen. 2. Ohm und Volt, für praktische Messung von be ziehungsweise Widerstand und elektrische Bewegungs kraft oder Potenzial, behalten ihre gegenwärtigen Definitionen bei, d. h. 10 9 für das Ohm und 10 8 für das Volt. 3. Das Ohm wird dargestellt von einer Quecksilbersäule von 1 qmm Durchschnitt bei einer Temperatur von 0° C. 4. Ein Weltausschufs wird eingesetzt, um durch neue Versuche die Länge einer Quecksilbersäule von 1 qmm Durchschnitt, die 1 Ohm darstellt, für praktische Zwecke zu ermitteln. 5. Die von einem Volt durch ein Ohm erzeugte Strömung heifst ein Ampere. 6. Das von einem Ampere in einer Sekunde abgegebene Elektricitätsquantum wird ein Coulomb genannt. Bevor diese Einheiten für den allgemeinen Weltgebrauch angenommen werden, soll das Ohm von den bedeutendsten Physikern aller Länder neu und sorgfältiger bestimmt werden. Diese Neubestimmung soll eine Norm für allgemeinen Ge brauch mit sich bringen. (Nach The Ironmonger.)