Volltext Seite (XML)
Mangel an Gontraction in sehr ausgeprägter Weise namentlich jene localen Sprödigkeiten des Stahles zur Anschauung bringt, die, sei es durch Ab kühlung, mechanische Einwirkungen, durch un bewachtes Geraderichten in kaltem Zustande oder durch Unhomogenität des Materials überhaupt bedingt, in den ersten Betriebsperioden zu häu figen Brüchen Veranlassung geben. Im Verlaufe meiner Erörterungen verwies ich auf die Arbeitscapacität als den einzig be rechtigten Massstab zur Beurtheilung einer Mate rialqualität und glaube dargethan zu haben, dass unter Zugrundelegung des Arbeitsdiagramms die Qualität durch die Grösse des Products aus: „Zugfestigkeit in Dehnung beim Bruch“ ausgedrückt werde, indem im Ausdrucke des’ Arbeitsvermögens: A — r t .B.dl oder a = 7 . ß . 2 worin: a die specifische Arbeitscapacität, ß den Bruchmodul und 2 den Dehnungscoefficienten (vergl. S. 64 dieses Bandes) bedeutet, der Erfahrungscoefficient n für die gleiche Materialgattung als »constant« anzu sehen ist. Vergleichungen der Resultate meiner später ausgeführten Festigkeitsversuche bestätigen die »Constanz« der genannten Erfahrungscoefficienten, weisen aber auch darauf, dass im grossen Ganzen die Variation des Coefficien ten 7 selbst bei verschiedenen Sorten der glei chen Materialgattung praktisch ohne Be lang sei, dass sich folglich die unter schiedlichen, auf dem heutigen Eisen markte befindlichen Materialsorten vom Boden der Arbeitscapacität gruppenweise zusammenfassend einheitlich behandeln und, soweit unsere Einsicht reicht, auch ohne Widersprüche oder Unzulänglich keiten ordnen lassen. Bevor ich mein System der Classification von Eisen und Stahl näher beleuchte, sei gestattet, mit wenigen Worten auf die Mängel desjenigen einzutreten, welches auf ebenso zahlreichen wie sorgfältig durchgeführten Versuchen der deutschen Eisenbahnverwaltungen gründet, und Dank seiner Einfachheit und Uebersichtlichkeit eine Zeitlang bestimmt erschien, an Stelle bisheriger Willkür in Nomenclatur und Classification zu treten; dass indessen die gehegten Erwartungen unerfüllt blieben, ist lediglich auf Rechnung der Mängel, Starrheit und mancher innerer Widersprüche des ganzen Systems zu setzen. Bekanntlich empfahl die technische Commis sion des Vereins deutscher Bahnverwaltungen in einer Denkschrift über die Einführung einer staatlich anerkannten Classification von Eisen und Stahl folgende Bestimmungen zur Annahme : A. Bessemerstahl, Gussstahl, Martinstahl, als Constructionsmaterial für Eisenbahnschienen, Achsen, Radbandagen etc. I. Qualität mit drei Unterabtheilungen. a) hart, b) mittel, c) weich. Min. Zerreissungsfestigkeit in kg pro mm 2 ... 65 55 45 Min. Gontraction in °/o (als Mass der Zähigkeit) . 25% 35% 45% Um zu dieser Qualität gerechnet zu werden, muss das Material die beiden zusammengehörigen Zahlen mindestens erreichen oder überschreiten. Dabei muss die Bruchfläche gleichmässig sein, und in den zerrissenen Stäben dürfen sich weder Quer- noch Längsrisse zeigen. II. Qualität mit zwei Unterabtheilungen. a) härtere, b) weichere Sorte. Min. Zerreissungsfestigkeit 55 45 kg pro mm 2 Min. Gontraction ... 20 °o 30 °/o Für Bruchfläche und Risse gelten gleiche Vor schriften wie bei Qualität 1. B. Stabeisen. I. Qualität. Min. Zerreissungsfestigkeit 38 kg pro mm 2 Min. Gontraction ... 40 % II. Qualität. Min. Zerreissungsfestigkeit 35 kg pro mm 2 Min. Gontraction . . . 25°/0 C. Eisenblech. I. Qualität. Ar. ry _ • a) in der Walz- b) quer zur Walz- Min. Zerreissungs richtung. richtung. festigkeit 36 kg pro mm 2 32 kg pro mm 2 Min. Gontraction .25% 15% II. Qualität. Min. Zerreissungs ¬ festigkeit 33 kg pro mm 2 30 kg pro mm 2 Min. Gontraction .15% 9 °/o Das Stabeisen sowohl als das Eisenblech darf sich nach dem Zerreissen weder unganz noch an der Oberfläche brüchig zeigen. Abgesehen von den Folgen, die die Einführung eines Zufälligkeiten unterworfenen, also unzuver lässigen Bestimmungselementes in das System der Classification nach sich ziehen musste, lässt auch die Methode der Bildung und Art der Eingren zung bestimmter Qualitätsklassen von rein tech nischem Standpunkte in ziemlich hohem Grade unbefriedigt und insofern zu wünschen übrig, als eine Reihe geschätzter, für manche Verwen dungszwecke geradezu unentbehrlicher Marken in den Rahmen dieser Classification keinen Platz finden. Wir erinnern beispielsweise nur an schwe-