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November 1881. Nr. 170 „STAHL UND EISEN.“ Deutschland gaben in dieser Richtung Berechtigung zu den besten Aussichten, was auch von anderen Rednern, wie Snelus uud Holley, betont wurde. Wird hierdurch, sowie durch die, für das basische Verfahren speciell getroffenen Anordnungen und maschinellen Einrichtungen der Stahlwerke der commercielle Erfolg günstiger gestaltet, als selbst unter den kühnsten Erwartungen in der ersten Zeit angenommen wurde, so bewiesen anderer seits die Angaben über die in Witkowitz in regel mässigem Betriebe hergestellten verschiedenen Qualitäten aller gebräuchlichen Härtegrade, dass auch in dieser Richtung selbst die weitgehendsten Anforderungen befriedigt werden. Im Vergleiche zu der heftigen Opposition, welche der neue Process in der ersten Zeit seines Entstehens namentlich in England gefunden hat, konnte wohl das Schweigen der früheren Gegner als Anerkennung des Gesagten gellen, um so mehr, da auch seitens der Consumenten dem neuen Producte alles Vertrauen entgegengebracht wird. Herr Holley aus New-York berichtete zum Schluss eingehend über die Aussichten des Thomasirens in Nordamerika, sowie über zwei im Bau be griffene Neuanlagen, die nach seinen Plänen mit Specialeinrichtungen für das basische Ver fahren versehen werden; die Richtigkeit der den selben zu Grunde gelegten Constructionen wurde allgemein anerkannt. In den Vorträgen des folgenden Tages bildete die Geschütz-, Geschoss- und Gewehrfabrication in England den wesentlichsten Inhalt und war unter denselben die Abhandlung von Obrist Mait land von hervorragender Bedeutung. Es konnte nicht ausbleiben, dass durch diese eingehenden Mittheilungen über die verschiedenen Stadien der Geschützfabrication auch eine sehr lebhafte Dis- cussion hervorgerufen wurde, an welcher sich namentlich die Herren Dr. Siemens und H. Bessemer betheiligten, indem in der ersteren eine Kritik der ver schiedenen Methoden der Stahlfabrication, wenn auch nicht ausgesprochen und beabsichtigt war, doch erblickt werden konnte. Abgesehen von den sich dabei ergebenden interessanten historischen Ent hüllungen bildete die Betonung der Ueberlegenheit des Stahls über das Eisen auch für die Geschütz fabrication den Kernpunkt der Auslassungen fast aller Redner, eine Thatsache, die in Deutschland schon längst äusser allem Zweifel steht. Der Besuch in Woolwich am Nachmittage gab Gelegenheit zu näherer Besichtigung der dort beginnenden Einführung der Fabrication von Guss stahl, zu welchem Zwecke zunächst ein Flamm ofen mit Herdschmelzung errichtet worden ist, über dessen Resultate, sowie über die sonstigen wichtigsten Einrichtungen demnächst Näheres be richtet werden soll. Wir können diesen allgemeinen Bericht nicht schliessen, ohne die Aufmerksamkeit auch auf die rapiden Fortschritte in der Elektrotechnik ge lenkt zu haben, die in Augenschein zu nehmen den Besuchern des Meetings Gelegenheit geboten wurde. Zunächst zeigte Dr. G. W. Siemens bei dem Besuche des Institutes in den Werken in Charlton das Stahlschmelzen im Tiegel durch den elektrischen Funken, welches allerdings jetzt noch in Form eines Experimentes vorgeführt wurde, in Anbetracht des geringen Kraftverbrauches von nur ca. 6 Pferden auf 10 kg geschmolzenen Stahl pro Stunde und des Umstandes, dass die Wärme nicht durch die Tiegelwand geht, diese also fast keinem Verschleisse unterliegt, aber gewiss begrün dete Aussicht für die Anwendung im Grossen hat, zumal in Ländern wie z. B. Schweden, in welchen Wasserkräfte in ungemessener Ausdehnung zur Verfügung stehen. Herr Siemens zeigte ferner ein neues Pyrometer, welches auf die Einwirkung der strahlenden Wärme auf die Induction des elektrischen Stromes beruht und die Messung von Temperaturen bis zu 1600° gestaltet. Die Hoffnung aller Gegner des elektrischen Lichtes hat sich bis jetzt vornehmlich an der Schwierigkeit der Theilung desselben in kleine Flammen, an der Unzuverlässigkeit der Kohlen spitzen und an der Umständlichkeit der Erzeugung des elektrischen Stromes für kleinen Betrieb ge klammert, und scheint es, dass auch diese letzten Anker denselben jetzt entzogen werden sollen. Die Swansche Lampe, bestehend aus einem ge wundenen Kohlendrahte im Vacuumglasbehälter, gibt in Verbindung mit nur zwei Zellen der Faurschen Batterie im Gewichte von nur 5 kg während 6 Stunden ein Licht in der Stärke von 2 Kerzen, während die Dauer des Kohlendochtes mehrere Monate beträgt. In London ist diese Lampe bereits vielfach in Anwendung und wurde die Speisung derselben durch die Faurscbe Batterie zum Zwecke der Beleuchtung eines Eisenbahn wagens den Besuchern des Meetings vor der Ab fahrt von Brighton gezeigt.