Die Zeitschrift erscheint in monatlichen Heften. Abonnementspreis: 10 Mark jährlich für Nichtvereins mitglieder. des Vereins deutscher Eisenhüttenleute. Insertionspreis: 25 Pf. für die zwei gespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat 400’ Rabatt. X Herausgegeben vom Vereins-Vorstande unter Mitwirkung der literarischen Commission. Redigirt vom Geschäftsführer des Vereins: Ingenieur F. Osann in Düsseldorf. Commiseiona-Yerlag von A. Bagel in Düsseldorf. N 5. November 1881. wei Tagesfragen m Octoberheft unserer Zeitschrift wurde die Ursache des gegenwärtig herrschenden Wagenmangels bei den rheinisch - westfälischen Eisenbahnen in verkehrten Instradirungs-Massregeln gefunden. Einstweilen sind diese Anordnungen zurückgenommen, trotzdem aber die Uebelstände keineswegs verschwunden; von allen Seiten er tönen die bittersten Klagen und lassen Schlimmes befürchten für die bevorstehende Winterszeit, wo zu den jetzigen Mängeln noch die Witterungs einflüsse sich gesellen. Offen spricht man aus, dass in Folge übertriebener Sparsamkeit das Transportmaterial dem allmählich gesteigerten Verkehre nicht mehr entspreche, das Uebel zu nächst durch Missgriffe an den Tag getreten, nunmehr aber im Wachsen begriffen sei und die Industrie mit schwerer Schädigung bedrohe. In der »Kölnischen Zeitung« lenkte bereits vor mehr als Jahresfrist, in Nr. 202, II. Blatt vom 20. October 1880, einer unserer Mitarbeiter durch einen »Die Eisen-Industrie und die Verstaatlichung der Bahnen« überschriebenen Artikel die Auf merksamkeit auf die bösen Folgen der zurück gehaltenen Bestellungen von Eisenbahnmaterial und begründete seine Besorgnisse mit unwider leglichen Zahlen. Wir behalten uns eine ein gehende Besprechung des Gegenstandes vor und begnügen uns heute mit einigen allgemeinen Be merkungen über die Missstände bei den staatlich verwalteten Eisenbahnen. Die Spitzen der königlichen Eisenbahnbehör den, die höchsten nicht ausgenommen, wandern gern auf Stelzen, halten sich den Untergebenen und dem Publikum gegenüber für unfehlbar und gerathen in hellen Zorn, wenn die Zweckmässig keit ihrer Erlasse angezweifelt wird. Die Privat bahnen leiden weniger an diesem Fehler, fassen ihre Thätigkeit mehr von dem allein richtigen Standpunkte, dem mercantil-geschäftlichen, auf und betrachten sich eigentlich nur als grosse Fuhrunternehmer, wogegen die königlichen Ver waltungen das Selbstgefühl von Staatsbeamten herauskehren und ein paritätisches Verhältniss zwischen Frachtenführer und Befrachter kaum anerkennen wollen. Wir dürfen niemals diesen einseitigen Standpunkt dulden, sondern müssen mit allen Mitteln gegen eine solche eigenthüm- liehe und unberechtigte Verdrehung des Sach verhaltes ankämpfen; nur dann gelingt es, der uns durch einen heillosen Bureaukratismus drohenden Vergewaltigung vorzubeugen. Die stärkste Unterstützung erhält der letztere durch die übermässige Verwendung von Asses soren aus den Ministerien der Justiz und des Innern. Die königlichen Bergbeamten müssen in der Grube längere Zeit praktisch gearbeitet, Ma schinenmeister längere Zeit auf der Locomotive gefahren, Linien- und Landwehroffiziere die nied rigsten Soldatenarbeiten verrichtet haben, während in dem höchst verwickelten Eisenbahnbetriebe eine gründliche praktische Vorbildung für unnöthig erachtet wird. Warum soll der junge Assessor nicht einen längeren Cursus im Eisenbahndienste als Bremser, Rangirer, Weichensteller, Telegraphist, Stationsassistent u. s. w. durchmachen, uni einigermassen über die Grundlagen des Betriebes unterrichtet zu sein? Eine erfolgreiche Thätigkeit hinter dem grünen Tische des Berathungszimmers kann der Beamte nur dann üben, wenn ihm der Dienst auf den Bahnen nicht gänzlich unbe kannt ist. V. 1