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Die Zeitschrift erscheint in monatlichen Heften. Ahonnementspreis: 10 Mark jährlich für Nichtvereins- mitglieder. des Vereins deutscher Eisenhüttenleute. Insertionspreis: 25 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat 40o 0 Rabatt. x Herausgegeben vom Vereins-Vorstande unter Mitwirkung der literarischen Commission. Redigirt vom Gescltäftsführer des Vereins: Ingenieur F. Osann in Düsseldorf. Cemmiaeions -Verlag von A. Bags in Düsseldorf. N 6. December 1881. 1. Jahrgang. Kritische Betrachtungen über den Betrieb der rheinisch westfalischen Eisenbahnen. n einem beachtenswertliän Artikel der Kölnischen Zeitung über die Be- triebscalamitäten auf den verstaat lichten Bahnen des Kohlenreviers und seiner nächsten Verzweigungen wird die Frage aufgeworfen: Warum wird von Speldorf aus nicht auf der früheren Rheinischen Bahn durch Einlegung directer Züge von Speldorf nach Giessen der Verkehr über Troisdorf nach Giessen geleitet? Die Leitung des gesammten Verkehrs auf dem Bahnnetz unseres Revieres entsprechend den in dieser Frage enthaltenen Dispositionen erschien als die selbstverständliche Lösung aller Klagen und Be schwerden, die auf den früheren Privatverwaltungen lasteten. Die Privatbahnen suchten den Verkehr auf ihre Strecken zu lenken und so weit wie möglich auf denselben zu-rhalten, um möglichst hohe Erträge zu erzielen. Erst die Staatsverwal tung schien in der glücklichen Lage zu sein, den Verkehr über diejenigen Strecken zu leiten, welche ihn dauernd zu bewältigen vermochten; sie konnte entweder die kürzesten Routen auswählen, wenn die Verhältnisse es gestatteten, oder längere Routen bevorzugen, wenn sie schnellere Beförderung ermöglichten, sei es, weil sie verkehrsärmer, sei es, weil sie den Transport ohne vielfache zeit raubende Uebergänge von einem Bahnsystem zum andern gestatten. Wir haben in Nr. • 4 dieser Zeitschrift als die ersten darauf hingewiesen, dass die damaligen Klagen über mangelnde Wagenstellung und ver zögerte Lieferungen auf den vom grünen Tisch ausgearbeiteten Instradirungsvorschriften beruhten, die, wie sich als wahr herausgestellt zu haben scheint, unbekümmert um die Leistungsfähigkeit der Strecken, nach dem Princip der kürzesten I Linie die Güterbewegung leiten wollten und in unbegreiflicher Kurzsichtigkeit theils den Löwen antheil des in natürlichen Progressione anwach senden Verkehrs der ohnehin durch den Transit- I verkehr zwischen dem Westen und Osten stark belasteten alten Köln-Mindener Strecke zu wiesen, theils ohne Rücksichtnahme auf die zeit raubenden Uebergänge von einem Bahnsystem । zum andern die Wege vorschrieben. Wenn auch officiell noch keine Aenderungen eingetreten sind, da die auf jenen Instradirungsvor schriften aufgebauten Tarife bestehen bleiben müssen, so scheinen doch im Grossen und Gan zen die alten Verkehrswege wieder aufgesucht zu sein, resp. dürfen wir annehmen, dass die Noth (wir erinnern an die kürzlich entstandene „Ver- Stopfung“ Deutzerfelds) bald dazu treiben wird, der letzten Vortheile, die die Verstaatlichung zu gewähren schien, sich zu begeben. Dass man indessen angefangen habe, die bessernde Hand anzulegen, haben wir noch nicht gehört. Der Entschluss dürfte auch nicht so leicht gefasst werden. Um die Verstaatlichung populär zu machen, war so viel geredet von der Con- currenzmacherei, von dem Bau überflüssiger Bah nen, von dem mangelnden Entgegenkommen der Privatverwaltungen an die berechtigten Interessen der Producenten, dass schliesslich der Eingriff des Staates von den verschiedensten Seiten her beigesehnt wurde, als Erlösung von dem Alp, der auf Allen lastete, die aus den Reinerträgen VI. 1