Volltext Seite (XML)
694 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mittheilungen. 1. September 1896. Metall und der Tiegelwandung bleibt eine feste Schicht, welche das Metall vor der Berührung mit der Kohle des Tiegels schützt. Es wird so völlig frei von Kohlen stoff erhalten. Wird dagegen der Strom länger als 6 Minuten geschlossen gehalten, so schmilzt das Molyb dän und greift unter Aufnahme von Kohlenstoff den Tiegel an. Das reine Molybdän hat das specifische Gewicht 9,01. Es läfst sich wie Eisen hämmern, leicht feilen und poliren, und in der Wärme schmieden. Es ritzt weder Glas noch Quarz. Von der Luft sowie von Wasser, auch von kohlensäurehaltigem, wird es nicht angegriffen. Beim Erhitzen an der Luft läuft es wie Stahl an, bei etwa 600° beginnt es sich zu Molybdän säure zu oxydiren, die sich verflüchtigt; beim Er hitzen im Sauerstoffstrom fängt es bei 600° Feuer und verbrennt ohne weitere Wärmezuführung zu Molybdänsäure. In der Knallgasflamme erhitzt, ver brennt es ohne zu schmelzen zu einem weifsen Rauche von Molybdänsäure. Das reine Molybdän löst im ge schmolzenen Zustande begierig Kohle auf und geht dabei in Molybdäncarbid über. Das Carbid schmilzt viel leichter als das Metall. In geschmolzenem Zustande löst es noch Kohlenstoff auf, scheidet ihn aber beim Er starren wieder als Graphit aus. Wenn man ein Stück des reinen Metalls in Kohlenpulver eingebettet längere Zeit auf 1500° erhitzt, nimmt es auch schon eine kleine Menge Kohlenstoff auf und wird dadurch so hart, das es Glas ritzt. Erhitzt man es nun auf 300° und taucht es dann plötzlich in kaltes Wasser, so nimmt es eine solche Härte an, dafs es Bergkrystall ritzt. Umgekehrt verliert kohlenstoffhaltiges Molybdän beim Erhitzen in Berührung mit überflüssigem Molyb dändioxyd schon unterhalb seines Schmelzpunktes den Kohlenstoff und wird rein. Das compacte Molybdän kann besonders des halb als Desoxydationsmittel bei der Flufs- eisenerzeugung Verwendung finden, weil es ein flüchtiges Oxyd, die Molybdänsäure, liefert, welche sofort gasförmig entweicht und das Eisenbad dabei aufrührt. Selbst ein geringer Ueberschus wäre un schädlich , weil das Molybdän sich ebenso leicht wie Eisen hämmern und härten läfst. Pulver förmiges Molybdän läfst sich hierzu nicht benutzen, da es, sobald es das geschmolzene Eisen berührt, sogleich an der Luft verbrennt, ohne eine nützliche Wirkung auszuüben. („Zeitschrift für Elektrochemie“ II S. 265 und III S. 92.) Erweiterung des Staatseisenbahnnetzes und Betheiligung des Staates an Privateisenbahnen und Kleinbahnen. Die für die Erweiterung des Staatseisenbahnnetzes in Aussicht genommenen Beträge vertheilen sich auf die einzelnen Provinzen in folgender Weise: 1890 M 1891 1892 M 1893 1894 1895 JI 1896 Jt Ostpreufsen 3 070 000 — — 6 710 000 11 043 000 3 740 000 4 534 000 Westpreufsen — 12 347 000 4199 290 — 7 030 000 10 345 000 Pommern 4 600 000 — 9 740 000 1 520 704 — 550 000 7 412 000 Posen 6 960 000 6 240 000 — — — — — Schlesien 1 250 500 920 000 — 1 200 000 3 080 000 3 853 000 2 828 000 Brandenburg 4 150 000 2 940 000 — — 5 828 000 412 050 4 321 160 Sachsen 13 225 000 — — 4 350 000 1 604 000 530 500 — Hannover 9 603 000 2 400 000 6 569 000 1 935 600 — 8 802 000 4 051 000 Schleswig-Holstein .... 10 210 000 — — — 2 607 000 — 550 000 Westfalen 1 240 000 — 3 290 000 3 624 400 962 000 5 595 000 2 840 000 Rheinprovinz 13 420 000 — 1 192 000 1 455 000 3 475 000 4 030 000 5 064 000 Hessen-Nassau 5 620 000 5 920 000 — — — — 6 520 346 Nichtpreufsische Staaten . . 14 774 000 — 1 808 000 1 500 000 271 000 . 5 038 000 3 204 494 Im ganzen . . 98 122 500 30 767 000 22 599 000 26 495 000 28 870 000 39 580 000 1 51 670 000 Der für dieses Jahr in Aussicht genommene Be trag ist einschliefslich der zur Förderung des Baues von Kleinbahnen angenommenen Summe von 8 Millionen | Mark um rund 12 Millionen Mark höher als im Vor jahre, und beträgt mehr als das Doppelte von jedem der beiden Jahre 1892 und 1893, dagegen nur etwa 5/s des Betrages vom Jahre 1890 und der vorher gehenden Jahre. Erfreulicherweise sind auch dies mal mit Ausnahme der Provinz Posen, welche auf fallenderweise in den letzten 5 aufeinanderfolgenden Jahren unberücksichtigt geblieben ist, und der Provinz Sachsen, welche ebenfalls keine Berücksichtigung ge funden hat, alle übrigen Provinzen mit mehr oder minder grofsen Beträgen bedacht worden. In der Begründung zu dem Gesetzentwurf wird hervorgehoben, dafs durch die vorgesehenen Eisenbahnlinien eine Anregung zum ausgedehnteren Bau von Kleinbahnen in Gegenden gegeben werden soll, in denen die wünschens- werthe Herstellung solcher sich bisher wegen der Schwierigkeit, den nothwendigen Anschlufs an die vorhandenen Eisenbahnen zu finden, als unausführ bar erwiesen hat. Ferner wird anerkannt, dafs bei der hervorragenden Bedeutung, die eine rasche und kräftige Entwicklung des Kleinbahnwesens für die verschiedensten gewerblichen Interessen, insbesondere aber für die gesammte Landwirthschaft hat, der Staat seine Fürsorge diesem Theil des Verkehrswesens auch dadurch zuzuwenden haben wird, dafs er zunächst für die Herstellung derjenigen Eisenbahnlinien sorgt — sei es, dafs er selbst als Bauunternehmer auftritt, sei es, dafs er das Zustandekommen von Privateisen bahnen zuläfst und nöthigenfalls durch eine ange messene Betheiligung sichert — von denen zugleich eine wirksame Förderung des Kleinbahnbaues zu er warten ist. Wir bezweifeln nicht, dafs es bei diesen von der Staatsregierung ausgesprochenen Grundsätzen, die allgemeine Zustimmung finden werden, und bei weiterem zielbewufsten Vorgehen der Staatsregierung, derselben gelingen wird, die noch vorhandenen Schwierigkeiten zu beseitigen und den weiteren Aus bau der Neben- und Kleinbahnen in lebhafteren Flufs zu bringen. Wie jedoch die nachstehende Zusammen stellung der nach dem Inkrafttreten des Kleinbahn gesetzes genehmigten Kleinbahnen und zwar nach dem Stande vom 30. September v. J. unter Fortlassung der städtischen Strafsenbahnen zeigt: