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Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. STAHL UN EISEN ZEITSCHRIFT jährlich excl. Porto. Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 20 Mark Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher EisenhUttenleute, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bag el in Düsseldorf. N 13. 1. Juli 1896: 16. Jahrgang. Der Schiffbau in Deutschland.* Von C. Ferd. Laeisz in Hamburg. n den alten Zeiten der hölzernen Segel schiffe hatte der Schiffbau in Deutsch land sich in beträchtlichem Umfang zu ausgezeichneten Leistungen aufge schwungen, und manch schmuckes Klipperschiff ist vom deutschen Helling sowohl im Baltischen Meer wie in der Nordsee vom Stapel gelaufen. | Seitdem indessen das Holz durch das Eisen ver- I drängt wurde und von dem Weltverkehr ein ! ständig wachsender Theil den Dampfern anheim- fiel, haben die natürlichen Vortheile, welche Grofs- britannien in den enormen, unmittelbar an der Seeküste gelegenen Mineralreichthümern besitzt, in Verbindung mit grofser Kapitalkraft und kühnem Unternehmungsgeist diesem Lande in dieser, wie in manch anderen Industrien eine Ueberlegenheit gesichert, welcher zu folgen, anderen Ländern aufserordentlich schwer gefallen ist. In dieser Be ziehung sind wir erheblich zurückgeblieben, ‘und als die nach derselben Richtung gehenden An strengungen unserer Werften sich von einem ersten Erfolg gekrönt sahen, verfügte England bereits über einen enormen Tonnengehalt von eisernen Dampfern und Segelschiffen. Unsere Werften hatten stets und haben heute noch unter erheblichen Nachtheilen im Wettbewerb mit dem britischen Schiffbau zu arbeiten. Wenngleich die Löhne in Deutschland niedriger sind, so wird dieser Vortheil doch mehr als ausgeglichen einerseits durch die höheren Kosten für Material und Kohle, weil diese * Vorgetragen vor der Institution of Naval Archi- tects in Hamburg am 9. Juni 1896. XIIL.6 aus gröfseren Entfernungen von Gruben und Hütten herbeigefahren werden müssen, und andererseits durch die verhältnifsmäfsige Geringfügigkeit der Arbeitsaufträge, welche verhindert, dafs auch hier Golonnen geschickter Arbeiter von Werft zu Werft gehen, um ausgiebige Beschäftigung zu finden, und aus diesem Grunde viel leistungsfähiger sind. Auch steht die Einschränkung, welche unsere Gesetz gebung hinsichtlich der Beschäftigung jugendlicher Arbeiter auferlegt, uns im Wege, um gelernte Arbeiter heranzuziehen; ferner sind die Beiträge zur Unfall- und Altersversicherung eine schwere Last für unsere Arbeitgeber. Nachdem infolge Zunahme des Handels unsere Rheder ihre Tonnage haben vermehren können und insonderheit die Kaiserliche Marine einer Anzahl von Werften ständige Beschäftigung gegeben und hierdurch gleichzeitig den Erfindungsgeist unserer Schiffbau- und Marine-Ingenieure angespornt hat, auch Tausende von Leuten in gelernte Arbeiter umgewandelt worden sind, sind unsere Schiffbauer in die Lage versetzt worden, ihre Thätigkeit erstklassiger Arbeit zuzuwenden und in einen Wettkampf mit den besten ihres Fachs sich einzu lassen. Die Gröfse des von ihnen erbauten Tonnen gehalts ist im Vergleich mit den enorm hohen Zahlen der britischen Statistik klein, aber in Bezug auf Güte wird manches der Schiffe, welche die Marke „made in Germany“ tragen, Ihrer Beachtung werth sein. Ich will nicht bei den Arbeiten der Kaiserlichen Marine auf diesem Gebiete verweilen, da hierzu ein anderer, berufener Redner das Wort ergreifen wird, sondern mich auf einige Beispiele unserer 1