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1. September 1896. Ueber die Herstellungskosten der Verkokung im Ruhrgebiet. Stahl und Eisen. 669 Hierzu ist zu bemerken, dafs der niedrige Kohlenpreis der Solvay-Oefen durch die Gutschrift der Nebenproducte auf dieses Material entsteht; der von der Hochofenanlage verbrauchte Dampf wurde in beiden Fällen nicht berechnet, dagegen der an das Walzwerk abgegebene gutgeschrieben. Hiernach stellen sich die Herstellungskosten für das Jahr 1892/93 auf 87 bezw. 97 8; im Mittel der drei letzten Jahre auf 101 bezw. 1138. Im oberschlesischen Kohlenrevier stellen sich dagegen aus anderen technischen Ursachen (Ofensysteme) allein die Löhne f. d. Tonne Koks auf 181 8 (Statistik der oberschlesischen Berg- und Hüttenwerke für das Jahr 1894, pag. 79). Dieser hohe Antheil in den Herstellungskosten blofs für Löhne beweist, dafs man dort betreffs der Ofen systeme und Verlade-Einrichtungen eine andere, ganz eigenartige Praxis in der Aufmachung der Rechnung befolgt. Fafst man diese verschiedenen Zahlenangaben zusammen und vergleicht sie mit denjenigen Herstellungskosten, wie sie weiter oben für das Jahr 1886 angegeben sind, so ergiebt dies die nicht unerwartet kommende Thatsache, dafs die Löhne für die Koksarbeiterin Belgien aufser- ordentlich nie drig stehen; dieselben be tragen knapp 40 © gegen 60 bis 66 8 f. d. Tonne bei uns an der Ruhr. In Belgien mag dieser Umstand damit Zusammenhängen, dafs dort überhaupt schlechtere Löhne im Bergbau gezahlt werden als in Deutschland. Was die Materialien anbetrifft, so scheinen uns die Sätze von 25 Cts. ebenso weit über das normale Mafs hinauszuschiefsen, als wie die jenigen von 5 Cts. zu gering sind. Man wird wohl nicht fehl greifen, dafür 10 © anzusetzen. Für Reparaturen und Unterhaltung hat man in Belgien, wie es scheint, übereinstimmend 10 Cts. angenommen, wir glauben jedoch, dafs dieser Posten mit 5 8 genügend gedeckt wird. Die Frage der Generalkosten, einschliefslich Steuern, ist in den meisten hier vorliegenden Kostenberechnungen fast gar nicht berücksichtigt worden, wahrscheinlich weil man von dem Ge danken ausgeht, dafs die Verkokung bisher ledig lich einen Nebenbetrieb darstellt. Dahingegen wird es nicht zu umgehen sein, für Kranken- und Invalidengeld, Steuern u. s. w. 2,5 © in An satz zu bringen. Was die Amortisation der Oefen. betrifft, so mufs man da von einem Satze ausgehen, der es ermöglicht, eine neue Ofengruppe innerhalb 20 Jahren vollständig abzuschreiben. Angenommen also, der Ofen koste mit Grunderwerb und allem Zubehör 4000 so würden jedes Jahr 200 •6 zu amortisiren sein. In der weiteren Annahme, dafs die jährliche Kokserzeugung eines neueren Ofens zwischen 800 und 1200, also im Mittel 1000 t beträgt, so würde das auf die Tonne Koks eine Amortisationsquote von 20 8 ergeben. Es ist das genau dieselbe Summe, welche auch die Belgier für die Amortisation ihrer Oefen einsetzen. Aus diesen Erwägungen würde sich eine normale Herstellungskostenscala der Verkokung wie folgt ergeben: 8 Löhne und Meistergehalt 64 Materialien 10 Reparaturen (Unterhaltung) 5 Krankengeld, Unfallversicherung, Steuern 2,5 Generalkosten (Antheil) 0,5 Amortisation 20 Also insgesammt f. d. Tonne Koks . 102 Mit diesen Normalangaben decken sich zum grofsen Theil auch die mittleren Ziffern der grofsen Bergwerks- und Hüttengesellschaften des rheinisch westfälischen Kohlenreviers, wie wir vorher ge zeigt haben. Es wird da her die Auf gabe der be treffenden Koksanstalten, welche höhere Löhne zu ver zeichnen ha ben, darin be stehen, auf Grund dieser Normalziffern eine Ver besserung ihrer Verkokungseinrichtungen anzu streben. Es würde dabei sehr wünschenswerth sein, wenn sich bei Aufmachung ihrer Herstellungs kosten die einzelnen Kokswerke möglichst an die Rubriken des oben vorgelegten Tabellenschemas halten würden, um dadurch die Möglichkeit zu geben, Vergleiche zu ziehen. Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht ver fehlen darauf hinzuweisen, dafs es zeitgemäfs erscheint, die jetzt noch auf vielen Koksanstalten übliche Verladung mit Körben, Tragen und Karren durch maschinelle Ladeeinrichtungen zu ersetzen und so die höhere Rate der Löhne und damit die Selbstkosten der Verkokung zu ermäfsigen. Für diesen Zweck erscheinen uns breite Schwingtransport-Rinnen (System Kreifs, Vogel sang u. s. w.) für Koksverladung recht angebracht, und zwar um so mehr, als dieselben bei geringem Kraftverbrauch durch gröfste Leistungsfähigkeit, Einfachheit des Apparats und geringen Verschleifs die Gewähr eines verbilligten Betriebs leisten, wobei nicht minder der Koks in der Rinne möglichst geschont wird, und jedenfalls weniger leidet, als bei sonstiger Verladung (siehe die Abbild.). Die Herstellungskosten werden bei Anwendung dieses Apparats nicht unwesentlich geringer aus-